Einleitung
Kampfgetümmel am Rande des Dorfplatzes, Holzstöcke krachen laut aufeinander. Was sich nach ernstem Streit anhört, ist nur ein Spiel: "Jogo do Pau". Im Norden Portugals hat das Spiel mit dem Stock, "dem Pau", eine lange Tradition. Werkzeug und Waffe in einem, war der "Pau" jahrhundertelang selbstverständlicher Begleiter der Bauern und Hirten. Mit dem langen Stock jagte man Räuber in die Flucht und auch bei dörflichen Streitereien leistete der Pau nicht selten gute Dienste: "Als ich ein Junge war, da sind wir immer alle mit dem Weidenstock auf die Feste gegangen. Mit diesen Stöcken hier. Denn irgendwann, nach ein bisschen Reden und ein wenig Wein, gab's Prügeleien.", erinnert sich ein alter Spieler.
Aus dem rauhen Spiel mit dem Stock entwickelt sich ein moderner Kampfsport. Neben den traditionellen Kampfformen werden seit kurzem nationale Meisterschaften in Lissabon ausgetragen - in modernem Outfit.
Rasant und kraftvoll, verlangt Jogo do Pau von den Kämpfern große Geschicklichkeit und blitzschnelle Reaktionen. "Oft sind unsere Bewegungen so schnell, dass unsere Körper schon nach wenigen Sekunden müde sind.", sagt Manuel, ein erfahrener Kämpfer aus Nordportugal. Während man im Norden des Landes den traditionellen Kampfstil beibehalten hat, ist Jogo do Pau im Süden weicher und tänzerischer.
Lange Jahre war Jogo do Pau fast vergessen, die Schulen wurden geschlossen und die Meister fanden keinen Nachwuchs. Erst seit den 70er Jahren gibt es wieder ein Bewusstsein für diesen traditionellen portugisischen Nationalsport und heute findet Jogo do Pau zunehmend Anhänger unter den jungen Portugiesen. Schon die Kleinsten lernen, wie man den Stock in den Händen rotieren lässt.
Und bei den nationalen Meisterschaften in Lissabon treten sie alle an, die Kämpfer aus dem Norden und dem Süden. Hier zu gewinnen ist die höchste Ehre die es gibt beim Spiel mit dem Stock.
Ein Film von Rolf Stephan