Big Cities

Madrid: Neue Farbe für die Stadt | Unterricht

Stand
Autor/in
Jennifer Madelmond


Themen
• Straßenkunst
• Graffiti
• Farben
• Stadtentwicklung
• Sozialprojekt

Fächer
• Erdkunde
• Gemeinschaftskunde
• Bildende Kunst
• Ethik
• Philosophie
• Medienbildung

Klassenstufen
• ab Klasse 9, alle Schularten

Mitglieder der Gruppe Boa Mistura um einen Arbeitstisch mit Laptops.
Die Gruppe Boa Mistura in ihren Arbeitsräumen in Madrid Bild in Detailansicht öffnen
Mädchen vor blauer Wand, hat blaue Farbe an den Händen.
Boa Mistura – gute Mischung – bringt Farbe ins Leben Bild in Detailansicht öffnen
Häuser an einem Berghang sind bunt bemalt.
Santiago de Queretaro in Mexiko: Leuchtende Farben machen den Stadtteil fröhlich Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zu den Bildungsplänen

So bunt und vielfältig die (sozialen) Kunstprojekte der spanischen Gruppe „Boa Mistura“ sind, so verschieden sind auch die Menschen, die daran teilhaben. Jeder Mensch ist anders, einzigartig und soll und darf sich auf unterschiedlichste Art und Weise ausdrücken. Die Straßenkunst-Projekte, die die kreative und innovative Gruppe gemeinsam mit den Einwohner*innen der betroffenen Viertel umsetzt, bewegen die Menschen dazu, ihre Umgebung anders zu begreifen. Sie erhalten einen neuen Bezug zu ihrer Heimat, möglicherweise auch zu ihren Nachbar*innen, und sie helfen ihnen dabei, ihren Ort (wieder) in Besitz zu nehmen. Dabei werden düstere Ecken und Viertel in helle, optimistische und stimmungsvolle Orte verwandelt. Die Straßenkunst-Projekte verbinden außerdem Menschen verschiedener Herkunft miteinander und bieten langfristig eine visuelle, aber auch geistige Veränderung.

Die Themen „Diversität“ und „Farben“ können in den Fachbereichen Ethik, Gemeinschaftskunde oder Philosophie, in Medienbildung oder im Kunstunterricht auf verschiedene Art und Weise aufgegriffen werden. Gerade durch die zunehmende „[…] Individualisierung und Pluralisierung werden die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Vielfalt, der Umgang mit Minderheiten und die Förderung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs immer bedeutsamer. Die Achtung der Menschenwürde, die Ausbildung von Toleranz und der Abbau von Vorurteilen haben im Fach Gemeinschaftskunde deshalb eine besondere Bedeutung.“ (Bildungsplan BW 2016, Gemeinschaftskunde, Seite 4)
Auch die Philosophie befähigt die Schüler*innen im Zusammenspiel mit den hier angebotenen Materialien dazu, „[…] vermeintliche Gewissheiten, allgemeine Vor-Meinungen des Alltagsverstandes und vorgefundene Deutungen der Wirklichkeit zu hinterfragen […]“ und über Begriffe, wie „Zugehörigkeit“, „Zuhause“ und „Eigentum“ nachzudenken (Bildungsplan BW 2016, Philosophie, Seite 3).

Im Rahmen dieses Unterrichtsmoduls werden fünf Schwerpunkte gesetzt:

Vorher - nachher. Der  angemalte Stortorget-Platz in Hamar, Norwegen.
Hamar in Norwegen: Farben werten den ehemals tristen Stortorget-Platz auf Bild in Detailansicht öffnen
Wandbild in Herzform von Boa Mistura in Madrid.
„Liebe, was du tust“ – Wandbild in Madrid Bild in Detailansicht öffnen
Farbige Dächer der Madrider Markthallen.
Auf den Dächern von Madrid: Boa Mistura gestaltete die Markthallen Bild in Detailansicht öffnen

Erarbeitungsphase 1 setzt sich mit allgemeinen Fragen rund um die Kunstprojekte von „Boa Mistura“ auseinander, stellt die einzelnen Wirkungsorte in den Mittelpunkt und will eine erste grundlegende Reflexion der Filminhalte gewährleisten. Dabei soll neues Wissen geschaffen und das Gesehene in einem ganzheitlichen Kontext eingeordnet werden.

In Erarbeitungsphase 2 wird der Schwerpunkt auf „Farben“ gelegt. Gerade deren Vielfalt, Funktionen und Wirkungen stehen im Zentrum des Interesses. Die dabei erworbenen Grundlagen sollen die Schüler*innen später in einem eigenen Kunstprojekt (siehe Erarbeitungsphase 5) nutzen, um „[…] Farbmaterialien und Maltechniken [zu] erproben und für die eigene Bildidee an[zu]wenden“, wie es der Bildungsplan der Bildenden Kunst vorsieht (Bildungsplan BW 2016, Bildende Kunst, Seite 24). Gleichzeitig wird in dieser Phase bereits eine grundlegende Basis für das Thema „Diversität“ entwickelt, das in Erarbeitungsphase 3 gezielt in den Fokus rückt und mit verschiedenen Methoden und Arbeitsaufträgen hinterfragt wird.

Erarbeitungsphase 4 ermöglicht einen kurzen Exkurs rund um „Heimat“. Dabei sollen die Schüler*innen ein Verständnis für die Voraussetzungen eines gerechten und harmonischen Zusammenlebens entwickeln, ebenso wie ein persönliches Verständnis für ihre eigene Heimat (vgl. Bildungsplan BW 2016, Ethik, Seite 46).

Erarbeitungsphase 5 steht unter dem Motto des explorativen Lernens und der Entwicklung eigener Aktionsformen: Dabei sollen die Schüler*innen auf ihre Art und Weise Lern- und künstlerische Wege für sich entdecken, stets in Anlehnung an die Straßenkünstler*innen aus dem Film. Zentraler Begleiter: die Auseinandersetzung mit und der praktische Einsatz von neuen Medien. In welchem Maße diese Gebrauch finden und zu welchem Moment, bleibt den Schüler*innen dabei selbst überlassen. Ziel ist vor allem die Förderung von Eigeninitiative und Autonomie, das Schaffen individueller Lernwege, die reflektierte Entwicklung intermedialer Aktionsformen, die explorative und reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Heimat, dem Begriff von Diversität und darauf aufbauend der persönliche künstliche Ausdruck (gerne auch in gemeinschaftlicher Umsetzung zur Förderung der Kooperationsfähigkeiten). (vgl. Bildungsplan BW 2016, Beifach Medienbildung, Seite 7; vgl. ebenfalls Bildungsplan BW 2016, Bildende Kunst, Seite 26).

Kinder malen mit Pinseln und Farbrollen einen Weg türkis an.
São Paulo: Auch die Kinder helfen mit, die Favela bunt zu gestalten Bild in Detailansicht öffnen
Männer und Frauen malen Hauswände blau an.
São Paulo: Bewohner der Favela beteiligen sich am Farbprojekt Bild in Detailansicht öffnen
Enge Gasse der Favela haben
Projekt von Boa Mistura in São Paulo: Die ehemals grauen Gassen der Favela haben leuchtende Farben Bild in Detailansicht öffnen

Unterrichtsverlauf

Als Einstieg verteilt die Lehrkraft den Schüler*innen unkommentiert je ein doppeltes Farbkärtchen, das vorbereitend auf Arbeitsblatt 1 ausgeschnitten (und im Falle einer Wiederverwendung laminiert) werden muss. Anschließend schaut sich die Klasse gemeinsam den Film „Big Cities. Madrid: Neue Farbe für die Stadt“ an. Aufkommende Fragen werden im Plenum besprochen.
Übergeordnete Fragestellungen könnten sein:

►Welche Themenbereiche behandelt der Film?
►Welche Informationen erhalten wir im Laufe der Dokumentation?
►Warum setzt sich „Boa Mistura“ vor allem in sozial benachteiligten Vierteln ein?
►Warum sieht sich „Boa Mistura“ als „Zündfunke“ bzw. „Auslöser“? Was ist damit gemeint?
►Kennt ihr Projekte oder Gruppen, die sich mit sozialer Kunst auseinandersetzen?

Ziel ist es, sich einen ersten allgemeinen Überblick über die Inhalte des Films, die Thematik, ebenso wie die Philosophie der Gruppe „Boa Mistura“ zu verschaffen und gemeinsam das Gesehene zu reflektieren. Bevor Erarbeitungsphase 1 beginnt, stellt die Lehrkraft den Schüler*innen die Frage, in welcher Beziehung die eingangs ausgeteilten Farbkärtchen mit dem Film stehen könnten. Die Schüler*innen stellen Thesen auf; eine erklärende Antwort auf die Frage wird an dieser Stelle aber noch nicht gegeben.

Erarbeitungsphase 1 setzt sich mit dem Wirken der Gruppe „Boa Mistura“, ebenso wie mit den damit verbundenen Wirkungsorten auseinander. In Partnerarbeit beantworten die Schüler*innen die Fragen des Steckbriefs auf Arbeitsblatt 2. Im Plenum werden die Ergebnisse schließlich besprochen und bei Bedarf noch einmal ausgewählte Szenen aus dem Film angesehen, um das neu erworbene Wissen zu vertiefen oder Unklarheiten aufzuklären. Alternativ können die Schüler*innen auch auf das Filmskript zurückgreifen (pdf online: planet-schule.de/x/bigcities-madrid-wp).

Einfacher vierstöckiger Wohnblock.
Panama Stadt: Ein Wohnblock im sozialen Brennpunkt soll verschönert werden.

Der zweite Teil der Erarbeitungsphase 1 beschäftigt sich wiederum mit der geografischen Einordnung der Wirkstätten der spanischen Künstlergruppe. Im Film wird immer wieder davon berichtet, dass sie weltweit tätig ist und dort unterschiedlichste Projekte in die Tat umsetzt. Doch wo genau liegen eigentlich die Orte, die im Laufe der Dokumentation gezeigt werden? In einem geografischen Einschätzungsspiel (Arbeitsblatt 3) können die Schüler*innen ihr Geografiewissen testen und gegebenenfalls neue Erfahrungen sammeln. Ebenfalls können sie anschließend die einzelnen gezeigten Kunstprojekte des Films besser den jeweiligen Gebieten zuordnen.

Farbig verzierter Wohnblock mit Schriftzug „Somos Luz“.
„Somos Luz – Wir sind Licht“ : der Wohnblock in neuen Farben.

Erarbeitungsphase 2: Zu Beginn werden die Farbkarten aus dem Einstieg wieder aufgegriffen. Wie sich einige Schüler*innen vielleicht schon denken konnten, bilden sie die Basis für ein vereinfachtes Farben-Domino. Ein*e Schüler*in stellt sich dabei in die Mitte der Klasse und hält ihr Farbkärtchen hoch. Die anderen Schüler*innen stehen mit Abstand um die Person herum. Nach und nach reihen sich die Schüler*innen mit den passenden Farben (Gelb auf Gelb, Blau auf Blau, und so weiter) rechts und links der Schülerin/des Schülers ein, bis keine Person mehr übrig ist.
Haben alle ihre Position im Farben-Domino gefunden, wird die Übung beendet und über den Sinn der Methode und der Farbkärtchen gesprochen. In welcher Beziehung stehen die Kärtchen mit dem Film? Eine mögliche Antwort ist, dass die Farben für „Vielfalt“ stehen. Es gibt eigentlich nur drei Grundfarben, aber sie scheinen in ihren Farbmöglichkeiten und Mischungen unendlich. Es gibt unterschiedliche Nuancen, wie kräftig, schwach, leuchtend, pastell, hell, dunkel, oder sanft. Am Ende aber sind (es) doch alle „Farben“.
Bei den Menschen ist das ähnlich, denn jeder Mensch ist in seiner Art, seinem Aussehen, seinem Charakter und seiner Lebensweise individuell und einmalig. Jeder Mensch ist entsprechend anders „bunt“, denn jeder bringt unterschiedliche Werte, eine unterschiedliche Religion, Kultur, Hautfarbe, ein unterschiedliches Alter, einen anderen Wohnort etc. mit sich. Alle gemeinsam aber sind (wie auch am Ende des Domino-Spiels) ein Ganzes und ergänzen sich damit gegenseitig.

Das kurze Spiel gibt einen ersten visuellen Zugang zur Thematik rund um „Farben“ und „Vielfalt“ und verbildlicht gleichzeitig das Anliegen von „Boa Mistura“: Denn so wie die Lehrkraft mit dem Austeilen der Farbkarten ein gemeinschaftsstiftendes Spiel initiiert hat, will auch die spanische Künstler-Gruppe dem Ziel der Gemeinschaftsbildung und der persönlichen Identitätsfindung näherkommen.

Frauen malen eine Wand an.
Bei ihren Farbaktionen beziehen die Macher von Boa Mistura die Bewohner der Stadtteile mit ein

In einem weiteren Schritt soll es verstärkt um die Farben und deren Bedeutungen gehen, denn jede Farbe drückt eine andere Stimmung, ein anderes Gefühl aus. Immer wieder wird im Film davon gesprochen, dass düstere Ecken durch die Projekte in helle, optimistische Orte verwandelt werden sollen. Doch welche Farben eignen sich in besonderem Maße für die Darstellung von „Hoffnung“ und „Optimismus“? Um diesen Fragen nachzugehen, setzt die Klasse gemeinsam die Farb-Barometer Methode um. Dazu legt die Lehrkraft die vorgefertigten Farbtafeln von Arbeitsblatt 4 mit Abstand auf dem Boden aus und liest nach und nach einen der auf dem Arbeitsblatt vorgeschlagenen Fragen vor. Die Schüler*innen ordnen sich schließlich der Farbtafel zu, von der sie glauben, dass sie mit dem gefragten Zustand übereinstimmt. Nach jeder Aufstellung wird kurz diskutiert.

Frau mit schwarzem Kopftuch beim Sprühen eines Graffito.
Es darf gesprayt werden: Boa Mistura-Aktion in Algier

Alternativ oder in Erweiterung zu den Aufgaben rund um Farben kann in Einzel- oder Partnerarbeit ein Farben-Gedächtnisspiel ausgearbeitet werden. Dazu wählen die Schüler*innen jeweils 15 Farben aus, deren Farbbedeutung sie im Internet recherchieren. Anschließend werden am Computer (zum Beispiel mit einem Textverarbeitungsprogramm – in Tabellenform) 30 quadratische Kärtchen vorbereitet und gestaltet: 15 Kärtchen enthalten jeweils eine Farbe, die anderen 15 Kärtchen enthalten jeweils die passende Farbbedeutung (zum Beispiel in der gleichen Farbe geschrieben wie die Farbe selbst). Zusätzlich können auch passende Schriftarten für jede Farbe ausgesucht werden, denn auch Schriften lösen unterschiedliche Stimmungen aus.
Sind die Karten fertig gestaltet und ausgedruckt, kann gespielt werden. Immer zwei Karten werden aufgedeckt. Gehören Farbe und Farbbedeutung zusammen, dürfen die Karten behalten werden. Falls nicht, ist die nächste Person an der Reihe. Wer am Ende die meisten Pärchen hat, hat gewonnen.

Zum Abschluss von Erarbeitungsphase 2 kann die Lehrkraft den Schüler*innen einen Rechercheauftrag geben, denn Farben haben an unterschiedlichen Orten verschiedene Bedeutungen. So ist zum Beispiel die Farbe „Weiß“ und auch die Farbe „Rot“ in Asien mit anderen Werten belegt als in Europa. Welche Beispiele können die Schüler*innen bei ihren Recherchen noch finden?

Erarbeitungsphase 3 setzt sich mit dem Thema „Diversität“ auseinander, das im Rahmen der zweiten Phase bereits aufgegriffen wurde. In einem ersten Schritt sollen die Schüler*innen selbstständig über den Begriff und seine Bedeutung nachdenken und ihre Definition auf Arbeitsblatt 5 festhalten. Die gefundenen Definitionen werden anschließend ohne Namensnennung in der Klasse vorgelesen und kurz diskutiert. Um das Wissen rund um den Begriff zu erweitern, wird nun eine Internetrecherche vorgenommen. Die folgenden übergeordneten Fragen können dabei helfen:

►Welche Bereiche umfasst Diversität?
►Bezieht sich Diversität allein auf soziologische Aspekte?
►Welche Relevanz spielt Diversität, gerade in Bezug auf aktuelle Geschehnisse weltweit?

Wurden die gefundenen Ergebnisse in der Klasse besprochen, wird erneut Bezug auf das bereits gespielte Farben-Domino (aus Erarbeitungsphase 2) genommen. Diesmal werden die Farben durch Körper- und Charaktereigenschaften ersetzt. Eine Person stellt sich entsprechend in die Mitte eines großen Stehkreises und nennt zwei Eigenschaften, beispielsweise: „Links habe ich blaue Augen, rechts bin ich kreativ.“ Fühlt sich im Stehkreis eine Person der linken oder rechten Eigenschaft zugehörig, stellt sie sich neben den/die Schüler*in in der Kreismitte und gibt ihm/ihr die Hand. Nun ist es an ihm/ihr, eine weitere Eigenschaft für den noch freien Arm zu finden. Nach und nach entsteht auf diese Weise eine Menschenkette, die trotz unterschiedlichster Eigenschaften eine Einheit bildet.

Alternativ zu Charakter- und Körpereigenschaften können auch Statements beziehungsweise Gedanken genannt werden. Diejenigen, die sich mit dem Statement identifizieren beziehungsweise die gleiche Meinung haben, stellen sich an die entsprechende Stelle der Person (rechts oder links).

Die Übung sollte relativ zügig gespielt werden, um Langeweile zu verhindern und die Bewegung im Raum zu wahren. Abschließend wird das Erlebnis kurz besprochen (zum Beispiel: Wie hast du dich gefühlt, als mehrere Eigenschaften genannt wurden, die (nicht) auf dich zutrafen? Hast du etwas über deine Mitschüler*innen erfahren können? etc.).

In einer zusätzlichen Übung soll der Begriff „Diversität“ noch weiter ausdifferenziert werden. Dazu werden die Bilder aus Arbeitsblatt 6 ausgeschnitten und den Schüler*innen (ohne, dass sie ihr Bild sehen) mit Klebeband auf den Rücken geklebt. Ausgestattet mit Stift und Zettel laufen die Schüler*innen nun durch den Raum. Immer wenn sie einer Person begegnen, schauen sie sich deren Bild an und sagen in wenigen Sätzen, welche allgemeine Meinung die Gesellschaft zu der Person vertritt. Ob positiv, negativ oder sogar beleidigend – bei dieser Übung ist alles erlaubt. Wichtig: Bei der Übung geht es nicht um die persönliche Meinung, sondern sie soll Stereotype, Vorurteile und das allgemeine Schubladendenken unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen. Die Person, an die die Worte gerichtet werden, macht sich Notizen dazu. Auch sie darf die Worte nicht persönlich aufnehmen, sondern muss eine Distanz zwischen der eigenen Person und dem auf dem Rücken befindlichen Foto einnehmen. Nach einigen Minuten wird die Übung beendet und die Schüler*innen bilden einen Sitzkreis. Die Bilder bleiben weiterhin auf dem Rücken kleben. Eine doppelte Version der Bilder liegt derweil in der Mitte des Kreises und lädt die Schüler*innen dazu ein, mithilfe ihrer Notizen zu erraten, welche Person sie jeweils auf dem Rücken kleben haben. Anschließend wird das Gesagte als Basis genommen, um über die gesellschaftlichen Zustände und gegebenenfalls auch eigenes Schubladendenken zu sprechen.

Fragen zu der Übung könnten sein:

►Wie hast du dich gefühlt, solche Worte zu hören, auch wenn sie gar nicht deiner Person, sondern dem Foto galten?
►Findest du, dass es faire Reaktionen waren, die dein Foto erhalten hat?
►Gab es überraschende Aussagen zu einzelnen Bildern?
►Wieso werden Menschen in bestimmte Schubladen gesteckt?
►Woher kommen eigentlich Vorurteile und Schubladendenken?
►Wie stellen die Medien oftmals Menschen anderer Herkunft dar?
►Was kann man für mehr Diversität und weniger Vorurteile tun?
►In welcher Form wird, wenn man alle Bilder zusammennimmt, Diversität sichtbar?

Um nun den Kreis zu schließen und einen konkreten Rückbezug zum Film zu finden, sollten folgende Fragen diskutiert werden:

►Was haben die Kunstprojekte von „Boa Mistura“ mit Diversität zu tun?
►Wie wird im Laufe eines solchen Projektes gemeinsam gearbeitet? Wie gehen die Menschen miteinander um?
►Was ist damit gemeint, wenn aus Straßenkunst soziale Kunst und schließlich „Kunst für alle“ wird?
►Wie wollen die Gruppenmitglieder von „Boa Mistura“ eine Veränderung in Gang setzen?

Zuletzt können alle gefundenen Aspekte rund um Diversität in einer Mindmap auf einem großen Plakat festgehalten und im Schulflur ausgehängt werden, um auch andere Schüler*innen auf den Begriff der Vielfalt aufmerksam zu machen.

Erarbeitungsphase 4 setzt einen kurzen Schwerpunkt auf den Bereich „Heimat“. Wie bereits in Erarbeitungsphase 3 bietet Arbeitsblatt 5 die Möglichkeit, den Begriff in einem persönlichen Satz zu resümieren, denn für jeden Menschen ist Heimat etwas anderes. Heimat muss nicht einmal an einen bestimmten Ort gebunden sein. Auch hier werden die Definitionen anonym vorgelesen und unkommentiert stehen gelassen.

Im Film geht es unter anderem darum, verschiedenen sozial benachteiligten Vierteln ihre Farbe wiederzugeben, eine neue Verbindung zwischen den Einwohner*innen und ihrer Heimat herzustellen. Wie geht „Boa Mistura“ vor?

Fragen zur Besprechung von „Heimat“ und dem gesehenen Film könnten sein:

►Welchen Sinn haben die Kunstprojekte? Was bewirken sie?
►Welche Grundlagen und Voraussetzungen braucht es eigentlich für ein harmonisches und gerechtes Zusammenleben?
►Wieso werden die Orte, an denen gemalt wird, auf einmal zu einer Art „Eigentum“ für die beteiligten Personen?
►Welche Bedeutung bekommt der Begriff „Zuhause“ im Rahmen einer solchen farblichen (und gedanklichen) Metamorphose wie sie der Film zeigt?

Zum Abschluss der Einheit sollen die Schüler*innen eines der Gebäude auf Arbeitsblatt 7 bunter und damit „lebenswerter“ gestalten. Sie wählen das Hochhaus, den Wohnwagen oder das Tiny-House und „werten“ diesen Ort „auf“, machen ihn – mit Farbe, Graffiti oder als Collage – zu einem persönlichen Wohn-, Arbeits- oder Freizeitort. Jede/r überlegt, was sie/ihn persönlich anspricht, welche Farben oder Formen ihr/ihm in den Sinn kommen und setzt einen (schnellen) Entwurf um. Diese Aufgabe sollte nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen, damit die Schüler*innen intuitiv vorgehen. Die Ergebnisse werden anschließend in der Klasse vorgestellt und besprochen.

In der letzten Einheit, Erarbeitungsphase 5, sollen die Erkenntnisse der vorangegangenen Unterrichtseinheit in einem eigenen Kunstprojekt umgesetzt werden. Das kann in Einzel- oder in Gruppenarbeit geschehen. Der genaue Ablauf kann dem Projektplan entnommen werden.

In einer finalen Feedbackrunde werden die fertigen Kunstprojekte vorgestellt und besprochen, und das Unterrichtsmodul wird, beispielsweise durch die Klärung noch offener Fragen, beendet.

Tabellarischer Unterrichtsverlauf
ZeitAktionenSozialformMedien
Einstieg- Lehrkraft verteilt Schüler*innen unkommentiert ein Farbkärtchen
- zeigt anschließend den Film „Madrid: Neue Farbe für die Stadt“
- aufkommende Fragen klären
- zusätzliche Frage: „In welcher Beziehung könnten die ausgeteilten Farbkärtchen zum Film stehen“?
– Die finale Antwort wird offen gelassen
PlenumArbeitsblatt 1 „Farbkärtchen“
Film „Big Cities. Madrid: Neue Farbe für die Stadt“, Abspielgerät
Erarbeitungsphase 1

„BOA MISTURA“
- Partnerarbeit zur Gruppe „Boa Mistura“ (Arbeitsblatt 2)
- Kurze Besprechung des Arbeitsblatts, gegebenenfalls noch einmal Ansehen von ausgewählten Filmausschnitten
- Geografisches Einschätzungsspiel rund um die Wirkungsorte von „Boa Mistura“
PartnerarbeitArbeitsblatt 2, ggf. Film, Abspielgerät, Weltkartenvorlage (Arbeitsblatt 3), Whiteboard/Computer mit Beamer, gegebenenfalls Internetzugang für Erweiterung
Erarbeitungsphase 2

FARBEN UND VIELFALT
- Farbkarten-Domino
- Sinnhaftigkeit der Farbkarten besprechen
- Farben-Barometer
- Alternative/Erweiterung: Bedeutung von Farben kreativ mit Gedächtnisspiel herausarbeiten
- Rechercheauftrag „Farbbedeutung auf der Welt“
Plenum, Einzel-/PartnerarbeitAusgeteilte Farbkärtchen von Arbeitsblatt 1, Arbeitsblatt 4, Computer mit Internetanschluss, Microsoft Word oder ein Grafikprogramm, Drucker
Erarbeitungsphase 3

DIVERSITÄT
- Methode: Diversität für mich ist…
- Recherche „Was umfasst der Begriff Diversität?“
- Methode: Diversitäts-Domino
- Kurze Besprechung
- Methode: Wer bin ich?
- Diskussion
- Mögliche Erweiterung: Abschließende Mindmap zu Diversität auf Plakat
Plenum, Einzelarbeit, PartnerarbeitArbeitsblatt 5, Computer mit Internetanschluss, Arbeitsblatt 6, ggf. Plakat, dicke Filzstifte
Erarbeitungsphase 4

WOHNPROJEKT
- Methode: Heimat ist für mich …
- Besprechung: Bezug zwischen „Heimat“ und den Filminhalten
- Gebäude „lebenswerter“ gestalten
Plenum, EinzelarbeitArbeitsblatt 5, Arbeitsblatt 7
Erarbeitungsphase 5

KUNSTPROJEKT
- Eigenständiges Kunstprojekt: Neue Farbe für die StadtGruppenarbeitProjektplan
AbschlussbesprechungVorstellung und Diskussion der Kunstprojekte, Fazit der UnterrichtseinheitPlenumFertige Kunstprojekte aus Erarbeitungsphase 5

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Jennifer Madelmond
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