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Neben den Delfinen sind die Fledermäuse die einzige größere Wirbeltiergruppe, die ein Ultraschallsystem zur Echoortung einsetzt. Über 600 Arten verwenden je nach Jagdverhalten verschiedene Ortungsmethoden.
Anders als bei anderen nachtjagenden Wirbeltieren wie z. B. den Eulen werden aktiv Schallsignale ausgesandt, deren zurückgeworfene Echos den Fledermäusen Aufschluss über Richtung, Entfernung und Art des Beutetiers geben.
Erzeugt werden die Laute im Kehlkopf wie bei anderen Säugetieren auch. Die Schallabstrahlung erfolgt entweder durch das Maul oder durch die Nase, die bei einigen Fledermausarten zum Zweck der verbesserten Abstrahlung eine veränderte Form aufweist und diesen Arten ein charakteristisches Aussehen verleiht, z.B. den Hufeisennasen.
Aufnahme einer Großen Hufeisennase
Große bewegliche Ohrmuscheln sind ebenso vorhanden, um die Schallwellen in Richtung der Ohröffnung bündeln zu können.
Die Frequenzen der Rufe liegen in der Regel im Ultraschallbereich (bis zu etwa 150.000 Hz), nur einige Klicklaute sind auch vom Menschen wahrnehmbar und deuten auf jagende Fledermäuse hin. Die hohen Frequenzen sind für die Genauigkeit der Ortung vorteilhaft, sie haben aber nur eine geringe Reichweite von einigen zehn Metern. Dies reicht den wendigen und schnellen Fledermäusen jedoch zu einer erfolgreichen Jagd meist aus.
Je nach Art verwenden die Fledermäuse unterschiedliche Frequenzen und Laute. In der Luft jagende Fledermäuse lassen sich anhand ihrer Rufe also sicher bestimmen. Es werden Töne mit gleich bleibender Frequenz ausgestoßen sowie Töne, deren Frequenzen sich mit der Rufdauer ändern. Das Echo dieser verschiedenen Töne gibt Auskunft über die Gestalt der Beute, z. B. werfen schwirrende Insektenflügel ein charakteristisches Echo zurück. Die Genauigkeit der Echoortung ist so fein, dass selbst sehr kleine Insekten wie Mücken erfasst werden können.
Bei jeder Schallerzeugung im normalen Gelände entstehen Echos, die die Wahrnehmung von Schallsignalen stören. Bei Tieren, die sich akustisch verständigen, sind daher Echos unerwünscht. Die Wahrnehmung der Echos wird vom Gehirn unterdrückt, so auch beim Menschen. Bei Fledermäusen fehlt nicht nur diese Unterdrückung, ihr Gehirn verstärkt im Gegenteil die Wahrnehmung der Echos und verbessert damit Echoortung.
Die Fledermausrufe sind nicht nur typisch für eine Art, sondern auch von Tier zu Tier verschieden. Das ermöglicht einer einzelnen Fledermaus, die Echos ihres Rufes von denen anderer Artgenossen zu unterscheiden.
Die meisten Vögel sind Augentiere, denn ein leistungsfähiger optischer Sinn ist für fliegende Wirbeltiere sehr hilfreich. Trotzdem hören die meisten Vögel vergleichsweise gut, vor allem die Singvögel, die ihre Fähigkeit zur Lauterzeugung zur Partnerfindung und Revierabgrenzung einsetzen. Einige Vögel benutzen das Gehör für die Ortung ihrer Beute.
Ein äußeres Ohr fehlt den Vögeln. Eine Ohrmuschel würde die glatte Kontur des Vogels stören und damit das Flugvermögen beeinträchtigen. Bei den äußerlich sichtbaren "Ohren" mancher Eulen handelt es sich in Wirklichkeit um abgestellte Federn, die keine direkte Verbindung zum echten Ohr besitzen.
Die Vögel besitzen aber ein luftgefülltes Mittelohr mit nur einem Gehörknöchelchen zwischen Trommelfell und Innenohr. Das Innenohr ist prinzipiell dem der Säuger im Aufbau ähnlich, nur ist ihr Gehörorgan (die Basilarpapille) nicht ganz so lang.
Die Grafik zeigt die Gehörsinnesorgane bei Fisch, Frosch, Vogel und Säugern
Der Hörbereich der Vögel ist ebenfalls dem der Säuger ähnlich. Durch die kürzere Basilarpapille ist allerdings vor allem das Hören höherer Frequenzen eingeschränkt. Die meisten Vögel hören nur bis zu einer Frequenz von etwa 6.000 Hz und bleiben damit weit hinter den Leistungen vieler Säugetiere (auch des Menschen) zurück. Eine Ausnahme bilden die in der Nacht jagenden Eulen, die bis zu einer Frequenz von ca. 10.000 Hz hören können.
Von einigen wenigen Vogelarten ist die Fähigkeit zur Infraschallwahrnehmung bekannt. Tauben z. B. nutzen Geräusche sehr niedriger Frequenz zur Orientierung beim Langstreckenflug. Solche Geräusche im Infraschallbereich entstehen beispielsweise durch Brandung an der Küste oder Wind im gebirgigen Gelände. Die Schallwellen dieser Geräusche können sich wegen ihrer tiefen Frequenz über Hunderte von Kilometern ausbreiten. Tauben können sich mit ihrem guten Gedächtnis diese spezifischen Geräuschmuster als Landmarken einprägen.
Die Wahrnehmung von Schallsignalen wird im Tierreich vielfältig eingesetzt. So können Feinde selbst bei Dunkelheit an ihren Geräuschen bereits aus größerer Distanz erkannt werden. Ebenso macht sich potentielle Beute häufig durch Geräusche bemerkbar. Eine der wichtigsten Funktionen bei der Mehrzahl der Tiere ist aber sicher die Möglichkeit, mittels Schall zu kommunizieren. Weil sich Schallsignale so vielfältig variieren lassen, sei es durch Änderung der Frequenz, der Lautstärke oder in der Abfolge unterschiedlicher Laute, werden sie von vielen Tieren z. B. als Warnung, zur Revierabgrenzung oder zur Partnerfindung eingesetzt.
Damit Männchen und Weibchen einer Tierart zueinander finden können, müssen die Signale untereinander eindeutig erkennbar sein. Dies gilt auch für die akustischen Signale. Bei Singvögeln erzeugen die Männchen daher bestimmte Abfolgen von Klangmustern und Melodien, die spezifisch für ihre Art sind. Diese Melodien können sehr einfach sein, wie bei einem Zilpzalp (dessen eintöniger Gesang ihm seinen Namen gab), oder sehr variationsreich mit vielen Abstufungen wie bei einer Nachtigall.
© Text: Dr. Peter Bernstein