Die Provence - größte Region in Frankreich
Die Provence, in deren Südwesten die Camargue liegt, gehört mit rund 4,3 Millionen Einwohnern zu den größten Regionen Frankreichs. Die korrekte Bezeichnung der Provence lautet "Région Provence-Alpes-Côte d'Azur" (PACA). Die Region erstreckt sich über eine Fläche von 35.000 Quadratkilometern und ist in sechs Départements unterteilt: Bouches-du-Rhone, Var, Vaucluse, Alpes Maritimes, Alpes de Haute-Provence und Hautes-Alpes. Die größte Stadt im Osten der Region ist Nizza, im Westen ist es Nîmes. Mit über 1,1 Millionen Einwohnern ist Marseille ist die größte Stadt der Provence und zugleich bedeutendes Wirtschaftszentrum durch den Hafen, Petrochemie, Stahlverarbeitung, High-Tech-Industrien und die Medizin-Forschung.
Wirtschaft: Tourismus und weltbekannter Weinbau
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus: Mit rund 900 Kilometer Stränden und einem sehr milden Klima ist die Küstenregion ein bedeutendes Gebiet für Urlauber. Etwa drei Viertel der berufstätigen Bevölkerung in der Provence sind im Dienstleistungssektor beschäftigt, 22 Prozent in der Industrie und nur vier Prozent in der Landwirtschaft.
Gerade für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse ist die Provence jedoch weltbekannt: In der ältesten Weinbauregion Europas gibt es rund 40.000 Weinbaubetriebe; auch Produkte wie Olivenöl, Honig und Lavendel werden in alle Welt verkauft.
Provence - Anziehungspunkt für Künstler
Im Lauf der Jahrhunderte hat sich die Provence auch zu einem Anziehungspunkt für Künstler entwickelt: Viele Maler kamen vor allem wegen des besonderen Lichts in die Region, zahlreiche Schriftsteller ließen sich in der Gegend nieder. Heute haben Provence und Côte d'Azur zahlreiche Veranstaltungen zu bieten, die weltweit beachtet werden: Das Theaterfestival von Avignon, das Filmfestival in Cannes, die Musikfestspiele in Orange, um nur einige zu nennen.
Bis heute hat sich in der Provence neben dem Französischen die eigene Sprache erhalten, welche im Mittelalter aus verschiedenen Mundarten entstand. Ursprünglich war es die Sprache, in der die Trobadore dichteten, und so verbreitete sich "Provensal" über Südfrankreich. Später hieß die Sprache dann "Oc" - benannt nach dem provenzalischen Ausdruck für "ja" (langue d'oc). 1903 erhielt der Schriftsteller Frédéric Mistral für sein Versepos "Mireille", dass er in provenzalischer Sprache geschrieben hatte, den Literaturnobelpreis.
Die Geschichte der Provence:
Die Provence gilt als eines der ältesten Siedlungsgebiete der Menschheit. Zahlreiche archäologische Funde zeugen von den jahrtausendealten Spuren der Menschen in der Mittelmeerregion.
Griechen, Römer und Kelten siedelten in der Region
Vor etwa 6500 Jahren gab es bereits die ersten Bauern in der Provence. Die wahre Blüte der Region begann im 6. Jahrhundert v. Chr. mit der Kolonisation durch die Griechen. Sie gründeten die heutige Stadt Marseille (Massilia), später kamen Monaco (Monoecus), Arles (Theline), Nizza (Nicaea) und viele weitere hinzu, zahlreiche Handelsniederlassungen wurden gegründet.
Zur gleichen Zeit rückten die Kelten vom Norden in die Provence vor. Im 2. Jahrhundert v. Chr. begann nach dem Sieg der Römer über die Kelten dann die Romanisierung. 121 v. Chr. wurden Teile Südfrankreichs zur römischen Provinz erklärt, wodurch die heutige Provence ihren Namen erhielt. Wichtigste Städtegründungen der Römer waren Aix-en-Provence (Aquae Sextiae Saluviorum) und Narbonne (Narbo Martius).
Etwa 600 Jahre nach der Besiedlung durch die Römer begann für die Provence eine wechselvolle Geschichte, in der verschiedene Völker die Region beherrschten. 470 eroberten die Westgoten die Vormachtstellung, danach die Burgunder, dann die Ostgoten. 536 schafften es die Franken erstmals sich einen eigenen Zugang zum Mittelmeer zu verschaffen. Im 7. Jahrhundert n. Chr. geriet die Provence kurze Zeit unter arabischen Einfluss, danach aber wieder unter die Oberhoheit der Franken. 879 begründet Boso von Vienne das Königreich Niederburgund. Ab dem 10. Jahrhundert waren die Grafen von Arles die Herren der Provence, dann die Grafen von Barcelona und schließlich das Haus Anjou (1246). Erst um 1481 fiel die Provence an die französische Krone.
1860 kam die Grafschaft Nizza per Volksabstimmung an Frankreich; 1887 erhielt die Côte d'Azur durch ein Werk des Schriftstellers Stephen Liégeard ihren heutigen Namen. Die Provence ist heute eine der größten Einwanderungsregionen Frankreichs, und jahrelange Landfluchten aus dem Inneren der Region haben dafür gesorgt, dass sich in der Provence (fast) alles auf die Küste konzentriert.
Geografie, Wirtschaft und Politik in Frankreich:
Frankreich ist mit über 550.000 Quadratkilometern der flächenmäßig größte Staat Westeuropas und hatte im Jahr 2000 insgesamt 60,4 Millionen Einwohner. Das Staatsgebiet macht fast 1/5 der Fläche der Europäischen Union aus. Frankreich wird in drei Klimazonen unterteilt: Das Seeklima (im Westen), Mittelmeerklima (im Süden) und Kontinentalklima (in Zentralfrankreich und im Osten). Das Land verfügt über eine Küstenlänge von 5.500 Kilometern mit Zugängen zu Nordsee, Mittelmeer und Atlantik.
Die Hauptstadt ist Paris mit etwa 10,6 Millionen Einwohnern, die Landessprache ist Französisch. Wirtschaftlich ist Frankreich, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und ebenso der viertgrößte Exporteur von Gütern. Besonders wichtig ist der Export von Dienstleistungen und wirtschaftlichen Erzeugnissen wie Getreide und Nahrungsmitteln. Die Währung ist derzeit noch der Französische Franc, der durch den Euro abgelöst werden wird. Frankreich ist ein laizistischer Staat, in dem die Mehrheit der Bevölkerung katholisch ist (81,4 Prozent).
Frankreich ist eine Parlamentarische Republik, Premierminister ist seit 1997 Lionel Jospin. Das Parlament besteht aus dem Senat und der Nationalversammlung. Die Verwaltung ist zentralistisch: Frankreich ist dazu in 96 Départements und 22 Regionen untergliedert, dazu kommen vier Übersee-Départements (Guadeloupe, Martinique, Guayana, Réunion) und vier Übersee-Territorien (Französisch-Polynesien, Neukaledonien, Wallis und Futuna).
Geschichte Frankreichs
Mit der Eroberung durch Rom (58 v. Chr. bis 481) begann im keltischen Gallien die gallisch-römische Kultur. Es folgten die Dynastien der Merowinger und der Karolinger, bis 987 der neugewählte König Hugues Capet die Dynastie der Kapetinger gründete, die Frankreich über mehrere Jahrhunderte beherrschte.
Im 11. bis 13. Jahrhundert entstanden die Städte, Landwirtschaft und Handel entwickelten sich. Im 12. Jahrhundert gab es zahlreiche englische Lehen in Frankreich, die durch das Königshaus aberkannt wurden. Ludwig XIII. fasste im 13. Jahrhundert Fuß in Südfrankreich, 1246 erwarben die Kapetinger durch Karl von Anjou die Provence. Mit dem Aussterben der Hauptlinie der Kapetinger begann der große Konflikt mit England, da der englische König aufgrund seiner französischen Abstammung Anspruch auf den französischen Thron erhob. Es begann der sogenannte Hundertjährige Krieg.
Erst nach dessen Ende Mitte des 15. Jahrhunderts und der Wiederherstellung des Königreichs setzte sich für Frankreich der Aufschwung in Landwirtschaft und Handel fort und die Bevölkerung wuchs. Gestärkt wurde durch die Auseinandersetzungen mit England auch das Nationalgefühl der Franzosen. Während der Reformation im 16. Jahrhundert kam es zu Religionskriegen zwischen Katholiken und Protestanten. Die Kriege wurden 1598 mit dem Edikt von Nantes beendet, welches Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährt.
Französische Revolution und Ende der Monarchie
Mit der Regierungszeit Ludwig XIII. und des Sonnenkönigs Ludwig XIV. war in Frankreich der Höhepunkt der königlichen Macht und der Kultur erreicht. Weit reichende Folgen für ganz Europa hatten 1789 die französische Revolution und die Erklärung der Menschenrechte; in Frankreich begann die erste Republik. Während der Regierung Napoleons (bis 1815) wurden in Frankreich moderne Verwaltungsinstitutionen eingeführt.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Kolonialniederlassungen, die ersten Eisenbahnstrecken wurden gebaut und es begann eine starke Industrialisierung. Nach der Revolution von 1848 wurden während der zweiten Republik die ersten Gesetze über die Arbeit, die Presse und das Unterrichtswesen erlassen. Auf den Staatsstreich Napoleons III. folgte nach dessen Regierungszeit 1875 die dritte Republik. Die gewerkschaftliche Freiheit wurde anerkannt und 1905 die Trennung von Kirche und Staat festgelegt. Nach dem ersten Weltkrieg erhielt Frankreich das Gebiet Elsass-Lothringen zurück, das es während des französisch-preußischen Krieges (1870 - 75) verloren hatte. Gleichzeitig erreichte die Ausdehnung des französischen Kolonialreichs ihren Höhepunkt.
Frankreich im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Ab 1933 wurde Südfrankreich zum begehrten Fluchtort für deutsche Intellektuelle, bis Frankreich im Zweiten Weltkrieg von Deutschland besetzt wurde.
In den 50er Jahren musste Frankreich viele seiner Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen, 1962 verlor es nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges auch Algerien. Über eine Million Algerierfranzosen kehrten nach Frankreich zurück, meist über die Häfen im Süden Frankreichs. Auf europäischer Ebene gehört Frankreich zu den Gründungsmitgliedern des Europarats, der EWG und EURATOM.