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Lebensräume · Im Meer

Lebensraum Nordsee | Unterricht

STAND
Autor/in
Bernhard Maier

Einsatz im Unterricht

Wer die Sendung ein erstes Mal in Ruhe anschaut, wird schnell von der hier dokumentierten Ursprünglichkeit der Natur, ihrer Vielfalt und den Bildern gebannt sein. Die Sendung erzeugt Fernweh oder Ferienstimmung, mancher Kollege oder Schüler wird sich dabei an Ferienerlebnisse erinnern. Zugleich erfährt man aber viel über die biologischen Grundlagen dieses Lebensraums. Angefangen von den Gezeiten über Nahrungsbeziehungen oder Zugvögel bis zur evolutionsbiologischen Sicht der Selektionskraft eines veränderten Lebensraumes – vom ursprünglichen Bewohner Hummer zum Neubesetzer Taschenkrebs. Unauffällig, aber geschickt in die Sendung integriert sind die Eingriffe der Menschen in dieses Ökosystem. Dass wir dabei nicht immer nachvollziehbar und „sinnvoll“ handeln, wird mehrfach deutlich: Die Nachhaltigkeit (= ein Erziehungsziel der Schulen) ist z.B. beim Thema Nordseekrabbenfang nicht erkennbar. Ebenso verwundert die Tatsache, dass diese „Nordseekrabben“ erst nach Marokko zum Pulen für den deutschen Markt verschifft werden. Die teuren Bemühungen auf Sylt, die Insel davor zu schützen, ins Meer gespült zu werden, erscheinen ebenfalls hoffnungs- und damit sinnlos. Im Gegensatz zu diesen Beispielen eher unglücklicher menschlicher Eingriffe werden aber auch erfolgreiche Aktionen beschrieben: Der Lahnungsbau, der das Watt festigt und „Land dem Meer abringt“. Diese Methode unserer Vorväter kostet trotz moderner Geräte immer noch Zeit, Pflege und Mühe. Sie schafft aber neuen, wichtigen Lebensraum, zum Beispiel für Zugvögel die Salzwiesen. Ebenso sind die Beobachtung von und das Errichten der Naturreservate für Vögel oder Meeressäuger Beweis unserer Verantwortung für die Natur. Diese Zusammenstellung gibt hier eine Auswahl an möglichen Anknüpfungspunkten für den Biologieunterricht. Beim Material wurde die Sendung für die verschiedenen Sekundarstufen unter jeweils eigene Sichtweisen gestellt:

Lehrplanbezüge

Die für Baden-Württemberg angegebenen Kompetenzen/Inhalte gelten entsprechend für Rheinland-Pfalz und das Saarland. Aus den Leitgedanken zum Kompetenzerwerb für Biologie (Bildungsplan Gymnasium Baden- Württemberg 2004, S.202 ff):
„.. Der Biologieunterricht ermöglicht den Schülern... die unmittelbare Begegnung mit Lebewesen und der Natur. Sie verstehen die wechselseitige Abhängigkeit von Mensch und Umwelt und werden für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur sensibilisiert.“
Hierzu ergänzend aus den stufenspezifischen Hinweisen für Klasse 6: „... soll der Formenreichtum, die Vielgestaltigkeit und die ökologische Bedeutung verschiedener Wirbeltiere, ausgewählter Wirbelloser bewusst gemacht werden... ... entwickeln sie eine Wertschätzung für die Natur, denn man schätzt nur, was man kennt. ...“

Nordseekrabben auf dem Fließband mit sortierender Hand. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Nordseekrabben – die begehrte Delikatesse wird zum Pulen nach Marokko verfrachtet Bild in Detailansicht öffnen
Er ist selten geworden: der Helgoländer Hummer Bild in Detailansicht öffnen

Das setzt einen möglichen Fokus für die Unterstufe:
- auf Artenvielfalt und Lebensraum Nordsee
- lerne kennen um zu bewahren. (Watt und seine Bewohner/Zugvögel)
„ Am Ende der Klasse 10 sollen die Schüler... kognitive und persönliche Fähigkeiten erworben haben, um auf der Grundlage ihres biologischen Basiswissens und in Abwägung von Wissen und Werten zur eigenen Meinungsbildung und zu verantwortlichem Handeln fähig sein. ... einbezogen werden sollen auch Fragestellungen des Umweltschutzes.“(www.bildungsstandards-bw.de)
Damit sollte die Sendung für die Mittelstufe:
- den Blick auf Ökologie und Nachhaltigkeit lenken: Was haben Nordseegarnelen in Marokko zu tun? (Nahrungsnetz/Überfischung/ Lahnungsbau/Salzwiesen/Klimaveränderung und Auswirkungen ...)
„Ein wesentliches Ziel ist es, Zusammenhänge zwischen ... der Entstehung, Veränderung und Erhaltung lebender Systeme und deren Wechselbeziehungen mit der Biosphäre zu erklären. .... wird das Denken in vernetzten Systemen gefördert. ... Die Schüler ... erkennen, dass die Biologie als interdisziplinäre Wissenschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt.“(www.bildungsstandards-bw.de)
Für Unterricht in der Kursstufe eine Möglichkeit, um den Lebensraum Nordsee als Kaleidoskop vieler Teildisziplinen näher zu beleuchten, zum Beispiel als Naturreservat, regenerative Energien (Windradanlagen), Klimawandel und Golfstrom, Meeresbiologie, das Watt, und vieles mehr. Bei entsprechender Motivation der Kursteilnehmer könnte hier dann auch eine ansprechende „Studienfahrt mit Ziel: Nordsee“ entstehen.

Aus beigem Sand schaut der Kopf eines rötlichen Wattwurms hervor. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Er lässt sich nur selten blicken: der Wattwurm Bild in Detailansicht öffnen
Nur unter dem Mikroskop so bunt: Kieselalgen, sonst eher bekannt als Matsch des Watts Bild in Detailansicht öffnen
Ein Austernfischer sucht nach Würmern Bild in Detailansicht öffnen

Einsatz in Klasse 5/6

Lebewesen sind bezüglich Bau und Lebensweise an ihre Umwelt angepasst: Da die Sendung mit dem Seehund, dem Wappentier der Nordsee, beginnt und die ersten Bilder viele der jüngeren Schüler an die Fernsehserie Robbie erinnern werden, ist die Motivation zum entdeckenden Arbeiten an diesem Film von Anfang an sehr hoch:
- Wodurch ist der Lebensraum Nordsee gekennzeichnet?
- Welche Angepasstheiten zeigen Meeressäuger?
- Welche Angepasstheiten zeigen andere Tiere des Wassers/Meeres?
- Was genau ist das Watt?

Solche und ähnliche Fragen führen in die Tierwelt und das Wattenmeer ein. Die Variabilität in der Abwandlung der Grundbaupläne (Kennzeichen der Vielfalt, aber auch derVerwandtschaft) findet ihre Anwendung unter anderem in der Beschreibung der Lebensweise und der typischen Baumerkmale, beispielsweise der Vögel.Zehn bis zwölf Millionen Zugvögel, die zweimal jährlich Rast im Watt machen, werden zum Teil namentlich vorgestellt (Alpenstrandläufer, Knut, ...) und ihre Herkunftsorte oder Reiseziele benannt. Beachtliche Bilder vom Gleitflug, Rüttelflug, von Start und Landung, vom Segeln in der Thermik ... ermöglichen auch die verschiedenen Flugformen einzuführen oder zu wiederholen.
Eine der wichtigen Kompetenzen für Schüler soll die Fähigkeit sein, Wissensinhalte von einer bekannten Tier- oder Pflanzenart auf eine unbekannte Art vergleichend zu übertragen: Gemeinsamkeiten erkennen, Unterschiede entdecken, den Zusammenhang zum Lebensraum beschreibend erklären (=Angepasstheit). Der Reduktion der Lehrinhalte durch die Neustrukturierung der Bildungsstandards trifft durch die Fokussierung auf Insekten und nur noch eine weitere Klasse Wirbelloser oft den Stamm der Ringelwürmer (Annelida) mit Lumbricus terrestris, dem Regenwurm. Er ist Vertreter der Ordnung Oligochaeta, den Wenigborstern. Wenn man sich für diese Sendung in Stufe 5/6 entscheidet, so findet man hier mit dem Wattwurm, auch Pier, Sandwurm oder Arenicola, das Pendant, allerdings als Polychaet, also Vielborster. Hier verlockt es doch, den bekanntesten Bewohner des Watts mit einem bei uns lebenden Verwandten zu vergleichen. (siehe Arbeitsblätter 4 und 5: Watt is denn da los im Watt?)Lebewesen, die in einem Lebensraum zusammenleben, beeinflussen sich gegenseitig, sie sind von einander abhängig. Dieses Prinzip greift die Sendung zu Anfang „positiv“ auf, indem sie die Kieselalgen als erste Organismen der Nahrungskette vorstellt. Letztlich führt der Filmtext erst zu den „Zugvögeln, die am meisten vom Nahrungsreichtum im Wattenmeer profitieren“ als Endkonsument, um kurz danach auch den Menschen beim „Abfischen der Krabben mit Sortiermaschine an Bord“ als Endkonsument zu zeigen. In der Regel sind Fünft- oder Sechstklässler bei solchen Themen sehr umweltbewusst und entdecken entsprechend schnell die menschlichen Störeinflüsse auf diesen Lebensraum. Sie werden ohne Probleme die Gefährdung einheimischer Tier- oder Pflanzenarten (hier am Beispiel des Helgoländer Hummers) beschreiben und erläutern können. Das gemeinsame Erarbeiten sinnvoller Schutzmaßnahmen rundet den Einsatz in dieser Klassenstufe ab. Ausgehend von diesen Ansätzen ist die Sendung für die Unterstufe sowohl als Einstieg in die benannten Themen als auch unter dem Aspekt, bereits erworbenes Wissen auf andere Tiere oder Lebensräume vergleichend zu übertragen/anzuwenden, empfehlenswert.

Im türkisblauen Wasser schwimmt eine Rippenqualle, das einen gurkenförmigen Körper hat. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Fragile Schönheit: Rippenqualle in der Nordsee

Einsatz in Klasse 10

Ein wesentlicher Teil der Standards Biologie in Klasse 10 umfasst Inhalte zu Ökosystemen. Natürlich sollen die Schüler schulnahe Ökosysteme erkunden und dort lernen, wichtige Daten zu erfassen. Diese praktischen Anwendungen finden ihr Pendant zum Beispiel in der Vogelwarte auf Norderoog. Ausgehend von den Fragestellungen zum schuleigenen Biotop (Schulteich, Gemeindewald in der Nähe,...) kann man auch mittels Internetrecherche den Fragen und Methoden für Meeresbiologie nachspüren. Die Wechselwirkungen zwischen den Lebewesen, die Nahrungsketten oder -netze sowie der dazugehörende Energiefluss sind in der Sendung deutlich präsent. Auch die Fotosynthese als der erste Stoffwechselweg dieses Beziehungsgeflechtes (Kieselalgen als Produzenten) wird in ihrer Abhängigkeit vom Licht benannt: „Bei Ebbe finden sich die Kieselalgen in der obersten Schicht, nahe dem Licht. Hier kennt man sie als Schlick.“ Im Bildungsplan Stufe 10 wird unter anderem auch explizit auf die Agenda 21 hingewiesen (S.209): „ Die Schüler haben auf der Grundlage ihres ökologischen Wissens und der in anderen Fächern erworbenen Kenntnisse ein Bewusstsein entwickelt, dass nachhaltiger Umweltschutz eine wesentliche globale Aufgabe ist.“
Hierzu gibt es verschiedene Ansätze in der Sendung selbst mit den schon mehrfach erwähnten Beispielen: Hummer, die Gefahr von im Meer treibenden Netzen, das Abfischen der Garnelenbestände, die Zunahme an Stürmen durch Klimaveränderung, aber weiterhin Zehntausende Touristen auf Helgoland wegen zollfreier Ware, .... Oder auch das Internet, Fernsehen oder Tageszeitungen bieten eine Fülle von Informationen, die fächerübergreifend mit Chemie, Physik, Geographie oder Politik/Gemeinschaftskunde das Arbeiten an Projekten ermöglichen. Mögliche Themenstellungen für solche Projekte: Klimaveränderung und Nordsee
- welche Folgen werden erwartet?
- was tun wir heute?
- was können/müssten wir tun?
- Bestandsaufnahmen über Biozönose (früher? – heute – Prognose)
- Eingriffe des Menschen und deren Auswirkungen (Schiffe, Öl,...)
- Schutzmaßnahmen, Politik (Reservate, WWF, Kyoto,...)

Auf einem hellen Sandstrand liegen viele Leute und sonnen sich. Manche haben Strandmuscheln aufgebaut. Im Hintergrund ist ein sehr hohes Gebäude zu sehen. (Foto: SWR - Print aus der Sendung)
Badeurlauber am Nordseestrand
Auf einem braun-orangen Netz sitzt ein heller Vogel, der mit dem Schnabel im Netz stochert. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Fischernetze können für Vögel zur tödlichen Gefahr werden Bild in Detailansicht öffnen
Sportlich, aber schlecht fürs Ökosystem: Surfen Bild in Detailansicht öffnen

Einsatz in der Kursstufe

Die Einbindung der Sendung auch in den Unterricht der Kursstufe scheint auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnlich. Die Ökologie als eigenes Thema ist hier nämlich nicht mehr verankert. Dennoch gibt es eine Strategie, die in ihrer Gesamtsumme durchaus überzeugen kann.
1. Gedanke
Im Bereich der Kompetenzen und Inhalte heißt es im 4-stündigen Kurs in der 3. Themeneinheit „Evolution und Ökosysteme“: Die Schüler ... können ein Ökosystem während einer Exkursion erkunden und die in einem Lebensraum konkret erlebte Vielfalt systematisch ordnen; an ausgewählten Gruppen des Tier und Pflanzenreiches systematische Ordnungskriterien ableiten... die biologische Evolution, die Entstehung der Vielfalt und Variabilität auf der Erde auf der Molekül-, Organismen- und Populationsebene erklären. Natürlich zielt dieser Inhalt auf die synthetische Theorie der Evolution, ausgehend von der Beobachtung der Biodiversität. Und auch das lässt sich an dieser Sendung zeigen. Die Organismenvielfalt, die ökologischen Nischen, das Verändern der Umweltbedingungen, der entstehende Selektionsdruck, die Neubesetzung der Nischen, ...
2. Gedanke
Eine vorgeschriebene Kompetenzmethode ist für die Kursstufe auch die Dilemmadiskussion. Üblicherweise wird hier die angewandte Biologie eingesetzt mit Themen wie Stammzellen, Genmanipulation, Klonen, Reproduktionsbiologie und so weiter. Diese Themenfelder erzeugen oft persönliche Betroffenheit und sind dadurch in der Regel stark polarisierend. Die Schüler haben zum Thema eher eine klare Grundeinstellung, ein eigentliches Dilemma entsteht oft erst dann, wenn man für die Diskussion der Gruppe zugeteilt ist, deren Meinung man gar nicht teilt. Umweltschutz – ökologisches Bewusstsein – Freizeitverhalten – fossile, atomare oder regenerative Energie – Trinkwasser – Globalisierung… ein weites Feld für Themen zur Dilemmadiskussion.Im Unterschied zur Genetik eine echte Dilemmasituation, weil Freizeit- und Konsumverhalten oft in Diskrepanz zum erlernten Wissen über ökologische Zusammenhänge stehen und weil man sich selbst verhält und nicht Ethikrat oder Politik letztlich entscheiden. Genau hierauf kann man die Schüler mit der Sendung einstellen: Bilder der „heilen Welt“: Robbie, brütende Vögel, Urlauber beim Surfen, Wattwandern,... im Wechsel mit bedrohlichen Veränderungen oder menschlicher Leichtsinn: Sylt und Blanker Hans, Nylonnetze als tödliche Nisthilfen, abgefischte Garnelenbestände, Hummer und Taschenkrebs und so weiter.
Im ersten Augenblick scheint das Dilemma nicht wirklich groß oder dramatisch, hier obliegt es aber der „Kunst“ des Fachlehrers nachzulegen. In das Bewusstsein der Schüler sollte die Information vordringen: Was Al Gore populistisch für die ganze Welt demonstriert, ist im Kleinen schon bei uns Wirklichkeit.
3. Gedanke
Als letzten Blick auf die Sendung hier der Vorschlag zur Zusammenführung der beiden obigen Gedanken vorschlagen: Die bekannten Studienfahrten der Kursstufen, aber auch Abschlussfahrten anderer Schularten, haben ja längst den Charakter der schulorganisierten Event-Erlebnisreisen angenommen – wider den oft in Gesamtlehrerkonferenzen beschlossenen Zielvorgaben (Preis/Inhalt/Entfernung/...). Dass die Nordsee mit dem Wattenmeer, Besuchen, zum Beispiel der biologischen Forschungsanstalt auf Helgoland, einer Vogelwarte, einem Windpark, einer Seehundaufzuchtstation und anderem dem Anspruch „Studien“-Fahrt gerecht werden kann, steht außer Frage. Unter diesem Blickwinkel wird es vielleicht doch ein Dilemma geben – Südfrankreich, Spanien oder „nur die Nordsee“?

Alle Themen zum Schwerpunkt Lebensräume · Im Meer

Lebensraum Nordsee

Die Nordsee ist ein Meer mit vielen Gesichtern. Ihre Küsten sind uns vertraut und doch birgt die Nordsee noch viele Geheimnisse – über und unter Wasser. Austernfischer und Seehunde treffen sich auf den Sandbänken. Surfer teilen sich die Brandung zuweilen mit Schweinswalen. Bei Ebbe gewährt das Wattenmeer einen Einblick in seine Lebensfülle: Kieselalgen werden von Würmern gefressen, die wiederum Tausenden von Zugvögeln als Nahrung dienen. Eine beschauliche Wattwanderung ist nur eine Facette der Nordsee. Bei Sturm zeigt sie sich von einer anderen Seite. Wind und Wellen setzen den Inseln zu, tragen den Boden ab. Mit Baggern und Lahnungen kämpfen die Inselbewohner gegen die Erosion. Von den Salzwiesen auf den Halligen bis zu den Felsklippen von Helgoland – die Nordsee ernährt zahllose Seevögel, die hier brüten. Während die Zahl der Hummer immer weiter zurückgeht, kehren die seltenen Kegelrobben wieder in deutsche Gewässer zurück. Die Nordsee – nicht nur Urlaubsparadies, sondern ein dynamischer und faszinierender Lebensraum für eine Vielzahl von Arten.

Natur nah: Lebensraum Nordsee SWR Fernsehen

Vogelinsel Texel

Auf der holländischen Nordseeinsel Texel spielt sich in jedem Frühjahr ein faszinierendes Naturschauspiel ab. Während Ringelgänse, die hier überwintert haben, in ihre sibirische Brutheimat aufbrechen, kehren Fluss-Seeschwalben aus der Antarktis, ihrem 15 000 Kilometer entfernten Überwinterungsgebiet, zurück. Beeindruckend ist auch, wie viele Vogelarten in der Zeit der Balz ihr Aussehen ändern und sich in festgelegten Ritualen näher kommen.

Natur nah: Texel - Insel der Vögel SWR Fernsehen

Lebensraum Ostsee

Im Norden Europas hat die letzte Eiszeit ein Binnenmeer hinterlassen – die Ostsee. Der Wasseraustausch mit dem Atlantik ist begrenzt, dadurch entstehen hier ganz einzigartige Lebensbedingungen. Die westliche Ostsee ist schon weniger salzhaltig als die Nordsee; im Nordosten „verwässern“ die skandinavischen Flüsse das Meer noch stärker. Dadurch finden viele verschiedene Wasserbewohner wie Schwämme, Krebse oder Seesterne, eine geeignete Nische. Auch die Küsten sind vielgestaltig und abwechslungsreich: Kreidefelsen auf Rügen, riesige Wanderdünen in Pommern, Strände aus Versteinerungen auf Gotland. Die Boddenlandschaft ist Lebensraum für Kormorane und Seeschwalben. Weiter im Norden trifft man auf Eiderenten und Kegelrobben. Durch die Nähe zum Polarkreis und den hohen Süßwassergehalt friert die nördliche Ostsee im Winter meist komplett zu. Die Vögel ziehen in wärmere Gefilde. Nur wenige Arten harren hier über die kalte Jahreszeit aus. Aber Schneehuhn und Rentier kann der Frost nichts anhaben.

Natur nah: Lebensraum Ostsee SWR Fernsehen

Naturparadies Äußere Hebriden

Eine raue Welt am Rande Europas: die Äußeren Hebriden. Den Stürmen des Nordatlantiks schutzlos ausgeliefert, liegt diese Inselkette in einem 150 Kilometer langen Bogen vor der Westküste Schottlands. Nur wenige Menschen leben hier. Deshalb blieben diese wilden Inseln bis heute ein Naturparadies aus Fels, Sand, Moor und windgepeitschtem Grasland – Lebensraum für Papageientaucher, Trottellummen, Wollgras und Taumelkäfer. Menschen haben es hier schwer, sie leben von Fischerei und Lachszucht, stechen im Moor von Hand Torf, ein wichtiger Brennstoff auf den baumarmen Inseln. Auf steilen Vulkanfelsen versammeln sich im Sommer 300.000 Seevögel, um ihre Jungen großzuziehen, vor allem Papageientaucher. Das „Arktische Brüderchen“ ist der Hauptdarsteller des Films, ein Vogel mit großem rotem Schnabel und dem Gesicht eines Clowns.

Natur nah: Naturparadies Äußere Hebriden SWR Fernsehen

Die Inseln der Papageientaucher

Ein taubengroßer, schwarz-weißer Vogel mit dem Gesicht eines Clowns, knallroten Entenfüßen und einem überdimensional bunten Schnabel: der Papageientaucher. „Fratercula arctica“, „Arktisches Brüderchen“, haben ihn Wissenschaftler getauft; sie mochten den kleinen Kerl, den sie hoch im Norden entdeckt hatten. Papageientaucher sind nicht nur äußerlich außergewöhnlich, sondern auch im Verhalten. Acht Monate verbringen sie alleine auf hoher See, aber jedes Jahr im April kommen sie an Land und leben dann in enger Gemeinschaft; sie balzen, bauen Nester, brüten und ziehen ihre Jungen groß – allein auf den Shiant-Inseln versammeln sich 250.000 „Arktische Brüderchen“.

Tiere und Pflanzen SWR Fernsehen

Delfine

Sie gelten als Sinnbilder für Intelligenz und Freundlichkeit, doch wie sieht der wahre Alltag eines Delfins auf hoher See aus? Wir begleiten Forscher der Massey University in Neuseeland bei ihrer Arbeit und beobachten, wie Delfine gemeinsam mit Basstölpeln auf Makrelenjagd gehen, oder wie man einzelne Delfine an ihrer Rückenflosse wiedererkennt. Packende Aufnahmen über und unter Wasser zeigen die komplexen Jagdstrategien und die engen sozialen Bindungen der faszinierenden Meeressäuger. Immer mehr Menschen möchten Delfine in freier Wildbahn erleben, doch Tourismus und Bootsverkehr haben ihre Schattenseiten. Die größte Bedrohung für Delfine bleibt der Fischfang – Mensch und Delfin konkurrieren um die gleiche Beute.

Tiere und Pflanzen SWR Fernsehen

Fortpflanzung im Meer

Die Ozeane gelten gemeinhin als die „Wiege des Lebens“. In dieser Wiege erblickt der Nachwuchs unzähliger Tierarten jedes Jahr das Licht der Welt – und ihre Eltern bedienen sich unterschiedlichster, teilweise sehr kurioser Strategien, um die nächste Generation hervorzubringen.
Eindrucksvolle Unterwasseraufnahmen zeigen Papageifische beim Paarungstanz oder die „Orgie“ der Korallen – durch Mondphasen koordiniert entlassen sämtliche männlichen und weiblichen Polypen gleichzeitig Samen und Eier in die Strömung. Bei den Seepferdchen wird das Männchen „schwanger“. Wale legen tausende von Kilometern zurück, um ihre Jungen in wärmeren Gewässern zu gebären. Meeresschildkröten verlassen das feuchte Element, um ihre Eier in den warmen Sand zu legen. Eier, Larven und Jungtiere sind immer großen Gefahren ausgesetzt, aber letztlich überleben genügend von ihnen, um den Fortbestand der Art zu sichern – die unterschiedlichsten Strategien führen zum gleichen Ziel.

Tiere und Pflanzen SWR Fernsehen

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Autor/in
Bernhard Maier