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Tagebücher des Ersten Weltkriegs

Das Ende des Krieges | Hintergrund

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Die Protagonisten

Ernst Jünger (1895-1998)

Schwarz-weiß Bild eines Soldaten (Foto: Deutsches Literaturarchiv Marbach)
Soldat Ernst Jünger Deutsches Literaturarchiv Marbach

Der Gymnasiast Ernst Jünger meldet sich 1914 freiwillig zu den Waffen. Ausgestattet mit einem Notabitur marschiert er an die Westfront und nimmt an zahlreichen Schlachten in Frankreich und Belgien teil.

• geboren am 29. März 1895 in Heidelberg
• wächst unter anderem in Hannover und im niedersächsischen Rehburg auf
• tritt 1913 in die französische Fremdenlegion ein
• wird vom Vater, einem Chemiker und Apotheker, nach Deutschland zurückgeholt
• kommt als Kriegsfreiwilliger im Dezember 1914 an die Champagne-Front
• wird im November 1915 zum Leutnant und Zugführer ernannt
• wird insgesamt sieben Mal verletzt, zum Teil schwer
• erhält 1918 den höchsten preußischen Tapferkeitsordenden "Pour le Mérite"
• erlangt nach dem Krieg als Schriftsteller Berühmtheit, vor allem durch den autobiografischen Bericht "In Stahlgewittern"
• ist im Zweiten Weltkrieg als Hauptmann vorwiegend in Frankreich stationiert
• erhält zahlreiche Ehrungen für sein literarisches Werk, unter anderem das Bundesverdienstkreuz
• stirbt am 17. Februar 1998 im Alter von 102 Jahren im baden-württembergischen Riedlingen/Donau

Charles E. Montague (1867-1928)

Schwarz-weiß Aufnahme von Charles Edward Montague. (Foto: Public Domain)
Charles Edward Montague Public Domain

Vor dem Krieg tritt Charles Edward Montague als Leitartikelschreiber des "Manchester Guardian" immer als entschiedener Pazifist auf. Doch nach Kriegsbeginn meldet sich der siebenfache Vater freiwillig zur Armee – obwohl er mit 47 Jahren die Altersgrenze weit überschritten hat.

• wird 1867 in London geboren, Familie stammt aus Irland
• Vater ist ehemaliger katholischer Priester, der die Kirche verlassen hat, um zu heiraten
• studiert ab 1885 am Balliol College der Universität Oxford
• geht 1890 zum "Manchester Guardian" (dem heutigen "Guardian"), wird dort als Leitartikelschreiber einer der angesehensten Journalisten Großbritanniens
• heiratet 1898 Madeline Scott, Tochter des Herausgebers des "Manchester Guardian" und liberalen Abgeordneten C.P. Scott.
• wird Vater von sieben Kindern
• tritt während der diplomatischen Krise im Sommer 1914 als entschiedener Pazifist auf und ist gegen einen Kriegseintritt des britischen Empire
• meldet sich Ende 1914 dennoch freiwillig zu den Waffen, um dem Vaterland beizustehen – und muss dabei sein tatsächliches Alter nach unten korrigieren
• kommt 1915 mit einem niedrigen Dienstrang nach Frankreich an die Westfront und kämpft im Schützengraben
• wird Offizier des militärischen Geheimdienstes, zuletzt im Rang eines Hauptmanns; ist zuständig für die Betreuung von Prominenten, die die Front besuchen
• wird Chefzensor der britischen Frontberichterstatter
• kehrt nach dem Krieg zum "Guardian" zurück
• verfasst 1922 mit "Disenchantment" ("Entzauberung") einen frühen Klassiker der Antikriegsliteratur
• stirbt am 28. Mai 1928 im Alter von 61 Jahren in der Nähe von Manchester

Marina Yurlova (1900-1984)

Schwarz-weiß Fotografie einer jungen Frau, die in die Kamera lächelt (Foto: Public Domain)
Marina Yurlova Public Domain

Nach Kriegsausbruch sucht die 1900 geborene Marina Yurlova ihren Vater, einen Oberst der Kuban-Kosaken, vergeblich an der Front. Sie findet Anschluss an eine Kosakeneinheit, kämpft während des gesamten Kriegs als Kindersoldatin und wird dabei mehrmals schwer verwundet.

• geboren 1900 in Ekaterinodar (heute Krasnodar) in Südrussland
• ist Tochter eines Obersts der Kuban-Kosaken, der sofort mit Kriegsbeginn an die Front zieht
• folgt ihrem Vater an die Kaukasus-Front, ohne ihn zu finden
• kämpft als Kindersoldatin bei einer Kosakeneinheit, wird mehrmals verwundet und (nach eigenen Angaben) mit dem Georgskreuz ausgezeichnet
• erleidet eine Kriegsneurose und wird lange in Nervenheilanstalten behandelt
• wird nach der Oktoberrevolution 1917 als Kosakin von den Bolschewiki als Feind angesehen und ist von Hinrichtung bedroht
• kämpft im russischen Bürgerkrieg an der Seite von General Kappel in der weißgardistischen Armee
• flieht 1919 nach Wladiwostok, einer der letzten Bastionen der Weißen
• gelangt über Japan ins Exil in den USA, wird Tänzerin und heiratet
• Memoiren über ihre Erlebnisse im Krieg erscheinen 1931 unter dem Titel "Cossack Girl" und erregen großes Aufsehen
• schreibt ab den 1930er-Jahren Bücher und ein Theaterstück und meldet mehrere Patente an
• stirbt 1984 in New York

Elfriede Kuhr (1902-1989)

Eine schwarz-weiß Fotografie einer lächelnden jungen Frau (Foto: Edition Memoria, Thomas B. Schumann)
Elfriede Kuhr Edition Memoria, Thomas B. Schumann

Bei Kriegsausbruch lebt die 12-Jährige Elfriede Kuhr gemeinsam mit ihrer Großmutter in Schneidemühl in der preußischen Provinz Posen. Die Stadt, die etwa 100 Kilometer vor der deutsch-russischen Grenze liegt, wird im Krieg zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt des deutschen Heeres.

• geboren am 25. April 1902 in Schneidemühl, Provinz Posen
• verbringt ihre Kindheit und Jugend gemeinsam mit dem älterem Bruder Willi bei der Großmutter in Schneidemühl
• Mutter betreibt eine Musikschule in Berlin
• Vater lebt getrennt von der Familie in Danzig
• hilft während des Krieges ihrer Großmutter, die eine Rotkreuzstation für durchfahrende Soldaten und Verwundete leitet
• genießt nach Kriegsende eine klassische Ballettausbildung
• erlangt Bekanntheit durch Soloprogramme als Ausdruckstänzerin; die Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg ist entscheidend für ihre Arbeit
• nimmt den Künstlernamen Jo Mihaly an
• heiratet 1927 den jüdischen Regisseur und Schauspieler Leonhard Steckel
• engagiert sich politisch und sozial in verschiedenen kommunistischen Organisationen
• emigriert 1933 mit ihrem Mann in die Schweiz
• wirkt als Tänzerin in Zürich, später als Schriftstellerin in Ascona
• stirbt am 29. März 1989 in Seeshaupt, Bayern

Glossar zum gesamten Schwerpunkt

Tagebücher des Ersten Weltkriegs | Glossar

Am 28. Juni 1914 kam es zum sogenannten Attentat von Sarajevo. Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie wurden bei einem Besuch in Sarajevo, der Hauptstadt der Provinzen Bosnien und Herzegowina, erschossen. Kurz vorher war ein Bombenanschlag auf das Auto von Franz Ferdinand gescheitert. Das Attentat von Sarajevo löste die sogenannte Julikrise aus: Österreich-Ungarn vermutete, die serbische Regierung habe den Anschlag unterstützt, und erklärte dem Land den Krieg.

Alle Themen zum Schwerpunkt Tagebücher des Ersten Weltkriegs

Der Ausbruch des Krieges

Als im Juni 1914 in Sarajewo der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau ermordet werden, ist Europa ein von Spannungen gezeichneter Kontinent. Der Erste Weltkrieg bricht aus. Die Menschen empfinden es als ihre Pflicht, für das Vaterland in den Krieg zu ziehen. Die junge Kosakin Marina Yurlova will für den russischen Zaren kämpfen. Der 18-jährige Peter Kollwitz zieht für Deutschland an die Westfront; der Landwirt Karl Kasser soll das Großreich Österreich-Ungarn an der Ostfront verteidigen. Im ostdeutschen Schneidemühl, nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt, fürchtet die zwölfjährige Elfriede Kuhr den Einmarsch der Russen. Im französischen Sedan erlebt der zehnjährige Yves Congar, wie seine Heimatstadt von den Deutschen angegriffen wird.

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Das Sterben an der Front

Aus dem europäischen Konflikt ist ein Weltkrieg geworden. In den Schützengräben an der 700 Kilometer langen Westfront, der 1600 Kilometer langen Ostfront und an der italienisch-österreichischen Front kämpfen mehr als 60 Millionen Soldaten: unter ihnen der Franzose Louis Barthas, der Deutsche Ernst Jünger, der Österreicher Karl Kasser und die russische Kosakin Marina Yurlova. Viele ihrer Kameraden sind bereits gefallen. In diesem Krieg werden erstmals Giftgas, Maschinengewehre und Panzer eingesetzt – mit verheerender Wirkung. Wie viele Frauen will auch die englische Krankenschwester Sarah Macnaughton den Opfern des Krieges helfen und bricht zu den Armeniern im türkisch-russischen Kampfgebiet auf.

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Der Krieg in der Heimat

Zerstörung und Tod, Verzweiflung, Hunger und Einsamkeit prägen jetzt nicht nur das Leben an der Front, sondern auch in der Heimat. Der Krieg hat das romantische Bild der intakten Heimat zerstört. Heimat und Front sind eins geworden – der Krieg ist überall. Millionen von Soldaten sind gefallen. Hunderttausende kommen in Kriegsgefangenschaft, wie der Niederösterreicher Karl Kasser, der an der Ostfront gekämpft hat. Auch Frauen und Kinder leisten ihren Beitrag für das Vaterland: So meldet sich die Engländerin Gabrielle West freiwillig zum Dienst in einer Munitionsfabrik. Aber die Mobilität der Soldaten bringt auch neue Freiheiten: Angesichts des drohenden Todes werden althergebrachte Moralvorstellungen hinfällig. Männer und Frauen schließen leichter Bekanntschaft. So verliebt sich die Schülerin Elfriede Kuhr in einen jungen Fliegerleutnant. Doch der Krieg überschattet die romantischen Gefühle. Niemand glaubt mehr an ein gutes Ende.

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Das Ende des Krieges

Im Frühjahr 1918 will die deutsche Heeresleitung durch eine letzte große Offensive an der Westfront die Entscheidung herbeiführen. Der Stoßtruppführer Ernst Jünger dringt dabei mit seiner Einheit in britisch kontrolliertes Gebiet vor, in dem Charles Edward Montague für den britischen Geheimdienst arbeitet. Doch nach anfänglichen Erfolgen der Deutschen scheitert der Angriff; von den Amerikanern unterstützt starten Briten und Franzosen eine Gegenoffensive. Der Krieg ist für Deutschland verloren. In der Heimat muss die 16-jährige Elfriede Kuhr erleben, wie Säuglinge an Mangelernährung sterben. In Russland droht der Kosakin Marina Yurlova nach der Machtübernahme der Bolschewiken der Tod durch die Rote Armee. Nachdem sich deutsche Matrosen weigern, die britische Flotte anzugreifen, bricht auch in Deutschland die Revolution aus. Im November 1918 ist der Krieg zu Ende; das Deutsche Kaiserreich wird von einer bürgerlichen Republik abgelöst.

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Kleine Schritte im großen Krieg (Multimediaspiel)

„Kleine Schritte im großen Krieg“ macht das Thema Erster Weltkrieg interaktiv erfahrbar.

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Planet Schule