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Tagebücher des Ersten Weltkriegs | Glossar

Stand
Autor/in
Nadine Albach

Attentat von Sarajevo

Historisches schwarz-weiß Foto: Franz Ferdinand und seine Frau Sophie (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie

Am 28. Juni 1914 kam es zum sogenannten Attentat von Sarajevo. Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie wurden bei einem Besuch in Sarajevo, der Hauptstadt der Provinzen Bosnien und Herzegowina, erschossen. Kurz vorher war ein Bombenanschlag auf das Auto von Franz Ferdinand gescheitert. Das Attentat von Sarajevo löste die sogenannte Julikrise aus: Österreich-Ungarn vermutete, die serbische Regierung habe den Anschlag unterstützt, und erklärte dem Land den Krieg.

Zu dem Attentat gab es eine Vorgeschichte: Österreich-Ungarn hatte 1908 die Eingliederung von Bosnien und Herzegowina erzwungen. Rund 40 Prozent der Bewohner von Bosnien waren Serben, die meisten davon sehr arme Bauern. Viele machten Österreich-Ungarn für Armut und Not in ihrem Land verantwortlich. Propagandaorganisationen (Propaganda nennt man eine einseitige Darstellung, mit der jemand ein politisches Ziel erreichen will) aus Serbien bestärkte die serbischen Bauern in dem Glauben, Österreich-Ungarn sei schuld an ihrer Armut.

Auch der Attentäter, ein junger bosnischer Serbe namens Gavrilo Princip, stammte aus einer armen Bauernfamilie. Er gehörte dem serbischen Geheimbund „Schwarze Hand“ an, der die Vereinigung aller Serben mit gewaltsamen Mitteln anstrebte. Die „Schwarze Hand“ unter Führung von Oberst Dragutin Dimitrijevic-Apis forderte einen groß-serbischen Nationalstaat, der von Österreich-Ungarn unabhängig sein sollte. Um seine Ziele umzusetzen, verübte der Geheimbund eine Reihe von Anschlägen und Morden.

Augusterlebnis

Ausrüstung wird an die Soldaten verteilt (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Zu Beginn des Krieges treten viele Soldaten begeistert in den Heeresdienst ein

Als Deutschland am 1. August 1914 Russland den Krieg erklärte, zogen in den Großstädten viele Deutsche auf die Straße und bejubelten die Mobilmachung. Diese Begeisterung für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nennt man „Augusterlebnis“. Die Leitung des Deutschen Reichs hatte viele Menschen davon überzeugt, dass es um einen gerechten Verteidigungskrieg ging, der unausweichlich war. Bei Teilen der Bevölkerung setzte so etwas wie eine „heilige Begeisterung“ ein: Sie wurden von einem starken Gemeinschaftsgefühl ergriffen und feierten die Einheit der Nation, unterstützt vom Burgfrieden der Parteien. Zahlreiche Freiwillige meldeten sich, um in den Krieg zu ziehen – und glaubten daran, dass er schnell vorbei sein würde. Lange gingen Historiker davon aus, dass alle Deutschen den Krieg begrüßten. Heute weiß man, dass dies ein Bild der Propaganda ist. Denn es gab auch ganz andere Gefühle als Begeisterung. Besonders auf dem Land war man skeptisch: Bei der Ernte wurde jeder gebraucht.

Ausbruch des Krieges

Um das Jahr 1914 herum sah die Landkarte Europas völlig anders aus als heute. Mittel- und Osteuropa bestand vor allem aus dem Deutschen Reich, Russland und Österreich-Ungarn. Zusätzlich gab es auf dem Balkan einige unabhängige Länder wie etwa das Königreich Serbien. Zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich kam es immer wieder zu Spannungen. Aus Angst vor den Machtbestrebungen des Deutschen Reiches bildeten sich die Entente als Bündnis zwischen Frankreich, Großbritannien und Russland. Deutschlands Verbündeter war Österreich-Ungarn.

Österreich-Ungarn bestand in dieser Zeit selbst aus vielen verschiedenen Völkern, die keineswegs friedlich miteinander lebten. Im Gegenteil: Auch hier gab es immer wieder Spannungen. Nach dem Attentat von Sarajevo und der sogenannten Julikrise erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Deutschland hatte Österreich-Ungarn bei einem Vorgehen gegen Serbien die volle und bedingungslose Unterstützung des Reiches zugesichert und stellte sich nun an die Seite des Bündnispartners.

An der Seite Serbiens stand Russland. Da Russland wiederum mit Frankreich verbündet war, musste das Deutsche Reich einen Zweifrontenkrieg führen: eine Front im Westen gegen Frankreich und eine Front im Osten gegen Russland. Um rasch nach Frankreich einzurücken, marschierten deutsche Truppen durch das eigentlich neutrale Belgien. Das brachte Großbritannien auf den Plan: Es hatte versprochen, Belgien zu schützen und fühlte sich verpflichtet, einzugreifen.

Burgfrieden

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs beschlossen die eigentlich zerstrittenen Parteien in Deutschland, ihre innenpolitischen Auseinandersetzungen für die Dauer des Krieges zurückzustellen: Mit diesem Burgfrieden wollten sie zeigen, dass sie gemeinsam hinter der deutschen Kriegspolitik standen. So sollte auch die Einigkeit in der Bevölkerung gestärkt werden. In Frankreich gab es mit der „Union sacrée“ ähnliche Bemühungen. Die Geschlossenheit der deutschen Nation rief Kaiser Wilhelm II. am 4. August 1914 im Reichstag mit den Worten aus: „Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur noch Deutsche.“ Alle Parteien, auch die Sozialdemokraten, stimmten an diesem Tag für die Kredite, mit denen der Krieg bezahlt werden sollte. Als der Krieg aber immer länger dauerte und die Not in der Bevölkerung immer größer wurde, begann der Burgfrieden zunehmend zu bröckeln. Vor allem in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) kam es zu schon bald zu heftigen Konflikten. So stimmte Karl Liebknecht als erster Abgeordneter der SPD schon am 2. Dezember 1914 gegen neue Kredite für den Krieg.

Dolchstoßlegende

von Hindenburg u. Ludendorff über Karte gebeugt (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Chefs des Generalstabs, Feldmarschall von Hindenburg und General Ludendorff.

Der Begriff der „Dolchstoßlegende“ bezeichnet den Versuch der deutschen Obersten Heeresleitung, die Verantwortung für die Niederlage im Ersten Weltkrieg von sich zu weisen. Der ehemalige Feldmarschall Paul von Hindenburg behauptete nach Kriegsende, Deutschland habe nicht aus militärischen oder wirtschaftlichen Gründen verloren. Vielmehr sei die Armee sozusagen von hinten erdolcht und in der Heimat verraten worden: Die Politik sei den angeblich unbesiegten Truppen durch einen voreiligen Friedensschluss in den Rücken gefallen. Vor allem die nationalbewusste Bevölkerung stimmte diesen Vorwürfen zu. Sie fühlte sich durch die Niederlage des Krieges und die Auflagen des Versailler Vertrags gedemütigt. Parteien des rechten Spektrums nutzten die Dolchstoßlegende zur Hetze gegen Sozialdemokraten, Linksparteien und Juden. Sie trug so zum Zerfall der Weimarer Republik bei und bereitete dem Nationalsozialismus den Weg.

Entente

Kriegsplakat: War declared on Germany (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Am 4. August 1914 erklärt Frankreichs Verbündeter Großbritannien Deutschland den Krieg

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Europa standen sich zwei Machtblöcke gegenüber: Einer von ihnen war die Triple Entente oder kurz Entente (französisch für Allianz, Bündnis) mit Frankreich, Großbritannien und Russland, die sich vertraglich zusammengeschlossen hatten. Manchmal werden diese Verbündeten auch als Alliierte bezeichnet. Die andere Seite bildeten die Mittelmächte. Im Verlauf des Ersten Weltkriegs trat Italien der Entente bei. Zahlreiche weitere Staaten schlossen sich der Entente als Verbündete an.

Feindbilder

Drachen mit Pickelhaube (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Auch die Franzosen schürten Feindbilder - hier: das deutsche Scheusal

Die nationale Stimmung in Deutschland, die in dem Augusterlebnis zum Ausdruck kam, sollte während des Ersten Weltkriegs unbedingt aufrechterhalten werden: Schließlich schienen anfangs alle Probleme der Vorkriegszeit von einem Gefühl der Gemeinschaft wie weggeblasen zu sein. Das „deutsche Wesen“ wurde verherrlicht und der Krieg entwickelte sich auch zu einem Kampf zwischen der deutschen und der westlichen Kultur zum Beispiel Englands oder Frankreichs. Deutsche Intellektuelle prägten die sogenannten „Ideen von 1914“: Den Zielen der Französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – setzten sie das Bild der großen Volksgemeinschaft entgegen, die sich für das große Ganze einem autoritären Staat unterordnet. Der Erste Weltkrieg wurde zu einem Krieg der Köpfe, eine Auseinandersetzung um Überzeugungen: Die westlichen Vorstellungen von einer Gesellschaft wurden zum Feindbild – wie zum Beispiel die Freiheit und Gleichheit des Einzelnen. Ideen wie diese galten als zerstörerisch und revolutionär. Man musste die preußischen Tugenden wie Strenge und Ordnung verteidigen. Dieses Gefühl der Überlegenheit deutscher Kultur wirkte bis in den Alltag hinein – vor allem in den Bereich der Sprache: Ausländisch klingende Begriffe oder Namen wurden als anti-national, als Worte des Feindes verachtet. Schüler mussten plötzlich von ihren Lehrern erfahren, dass sie so etwas wie „Adieu“ oder „Mama“ nicht mehr sagen durften – Begriffe aus den Feindländern seien nun verboten. Systematisch wurden Worte, die vorher ganz alltäglich waren, eingedeutscht. Das ging so weit, dass sogar Hersteller von Zigaretten ihre Marken umbenannten: Plötzlich wurde zum Beispiel aus „Duke of Edinbourgh“ die „Flaggengala“ und aus „Dandy“ das Wort „Dalli“.

Feldpost

Es sind Soldaten in Uniform beim Schreiben von Briefen zu sehen. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Feldpost ist oft das einzige Band in die Heimat

Die Feldpost hatte für die Menschen im Ersten Weltkrieg eine enorm hohe Bedeutung: Die Briefe und Karten waren meist die einzige Verbindung zwischen den Soldaten an der Front und ihren Angehörigen und Freunden in der Heimat. Nur so war es möglich zu erfahren, ob es den geliebten Menschen gut ging – und ob sie noch lebten. Wie wichtig dieser Kontakt war, zeigt eine Zahl: Die Feldpost beförderte circa 28,7 Milliarden Sendungen während des Ersten Weltkriegs. Die Soldaten konnten Briefe und Karten portofrei verschicken. Die Schilderungen von der Front standen oft im krassen Gegensatz zur offiziellen Propaganda: Die Soldaten schrieben ihren Liebsten von den Ungerechtigkeiten, die sie erlebten, von der schlechten Versorgung, den Missständen – und vor allem von ihrem Wunsch, dass der Krieg schnell enden sollte. Die Feldpost wurde jedoch überwacht: Vorgesetzte oder Poststellen sollten prüfen, ob an die Heimat das offiziell propagierte und geschönte Bild des Krieges übermittelt wurde. Wenn die Soldaten erwischt wurden, konnten sie mit Arrest und Schreibverbot bestraft werden. Wie streng diese Zensur ausgeübt wurde, war sehr unterschiedlich: Manche Vorgesetzten strichen nur militärische Geheimnisse. Andere mischten sich sogar in die Privatangelegenheiten ein. Da die Zahl der Briefe und Karten aber so enorm groß war, konnten nur einige von ihnen wirklich überprüft werden. Die Soldaten selbst warteten sehnsüchtig auf Nachrichten aus ihrer Heimat: Aufmunternde Worte von den Eltern, ein Paket mit warmen Socken oder ein paar Zeilen, die zeigten, dass die Freundin ihnen treu blieb, waren sehr wichtig, damit die Männer an der Front durchhielten. Als sie gegen Ende des Krieges immer öfter lasen, dass die Menschen in der Heimat hungerten und froren, war das schrecklich für die weit entfernten Soldaten. Deswegen wurden die Frauen in Deutschland sogar aufgefordert, keine „Jammerbriefe“ zu schreiben und die Zensur wurde verstärkt.

Frieden von Brest-Litowsk

Gruppe von Generälen. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Deutsche und österreichische Generäle treffen zu Verhandlungen mit Leo Trotzki in Brest-Litowsk ein

Am 3. März 1918 unterzeichneten Russland und die Mittelmächte den Friedensvertrag von Brest-Litowsk. Während der Oktoberrevolution in Russland waren die Bolschewisten unter Führung von Lenin an die Macht gekommen. Sie fürchteten, ein längerer Krieg könne die innere Stabilität in Sowjetrussland gefährden. Deshalb brachen die Revolutionäre mit den bisherigen Verbündeten und nahmen Friedensverhandlungen mit Deutschland auf. Die Deutschen stellten hohe Forderungen wie die Abtretung riesiger Gebiete in Mittel- und Osteuropa. Sie setzten die Russen durch ihren militärischen Vormarsch so unter Druck, dass diese dem Gewaltfrieden schließlich zustimmten. Die harte Haltung Deutschlands beeinflusste die Gestaltung des Versailler Vertrags, der den Frieden von Brest-Litowsk hinfällig machte.

Giftgas

Frau in Fabrik stellt Gasmaske her (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Herstellung von Gasmasken

Mit dem Einsatz von Giftgas erreichte der Erste Weltkrieg eine neue Dimension in der Geschichte der Kriegsführung: Tausende Menschen auf einen Schlag zu ermorden, war von einer Brutalität, wie sie bis dahin unbekannt war. Die Franzosen experimentierten bereits im August 1914 mit Tränengas. Es waren aber die Deutschen, die als Erste Giftgas als Massenvernichtungswaffe verwendeten. Am 22. April 1915 setzten sie erstmals Chlorgas gegen die französischen Stellungen ein. Das Gas drang aus über 5000 Stahlflaschen, die die Soldaten vorher vergraben hatten. 180 Tonnen schwebten in einer Wolke zu den Schützengräben des Gegners. Hunderte Soldaten der Entente wurden getötet, Tausende schwer verletzt. Denn das Gas verätzt die Lunge und die Luftröhre. Dass sich Chlor als Waffe eignet, hatte der deutsche Chemiker Fritz Haber entdeckt, der sein ganzes Wissen in den Dienst des Krieges stellte. Außerdem war das Gift billig, weil es als Abfall bei der Produktion in der chemischen Industrie entstand. Allerdings galt der Einsatz von Giftgas schon damals als Kriegsverbrechen. Trotzdem setzte nun auf beiden Seiten ein Wettkampf um das giftigste Gas ein – auch die Staaten der Entente experimentierten mit der neuen Waffe. Da Giftwolken stark von der Windrichtung abhängig sind und so auch die eigenen Soldaten gefährden können, suchten die Kriegsführenden nach anderen Lösungen: Sie nutzten zum Beispiel Gasminen oder Gasgranaten. Die Deutschen entwickelten eine besonders grausame Technik: Sie schossen im Juli 1917 erstmals mit „Blaukreuz“-Kampfgasen. Diese wurden auch „Maskenbrecher“ genannt, weil die Reizstoffe die Soldaten dazu zwangen, ihre Gasmasken abzureißen. Direkt danach kam ein tödliches Gas zum Einsatz. Diese Kombination von verschiedenen Kampfstoffen wurde auch als „Buntschießen“ bezeichnet. Man schätzt, dass über 90 000 Soldaten im Ersten Weltkrieg durch Giftgas getötet wurden.

Mann mit Gasmaske experimentiert im Labor (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Deutsche, Briten, Franzosen und andere kriegführende Nationen entwickeln Giftgas Bild in Detailansicht öffnen
Giftgasangriff (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Soldaten mit Gasmasken im Nebel Bild in Detailansicht öffnen

Heimatfront

Metallwaren werden auf LKW geladen (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Rüstungsindustrie braucht Nachschub an Metall Bild in Detailansicht öffnen
Leute geben Kerzenleuchter u. andere Metallwaren ab (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Bevölkerung ist aufgerufen, Metallwaren zu spenden, damit neue Granaten und Kanonen produziert werden können Bild in Detailansicht öffnen

Von der „Heimatfront“ sprach die deutsche Propaganda schon kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs: Mit diesem Begriff sollte betont werden, wie eng die Heimat und die Kriegsfront miteinander verbunden sind: Gemeinsam sollten die Menschen zu Hause sich für die Soldaten und für ihr Land einsetzen. Tatsächlich war die Heimat stark von den Auswirkungen des Krieges betroffen: Wegen der großen Verluste an der Front wurden stetig neue Männer zum Kampf einberufen. Immer mehr Arbeitskräfte fehlten, Jugendliche und Kriegsgefangene wurden eingesetzt. Vor allem waren es aber die Frauen, die nun in Bereichen schufteten, die bislang nur Männern vorbehalten gewesen waren – insbesondere in der Rüstungsproduktion. Für sie wurde der Alltag zur Schwerstarbeit: Sie arbeiteten elf bis zwölf Stunden pro Tag und hatten keinen besonderen Schutz gegen die gefährlichen Stoffe bei der Produktion von Waffen und Munition, so dass es zu schweren und sogar tödlichen Unfällen kam. Außerdem mussten sie sich um ihre Familien kümmern und hatten im Laufe des Krieges immer größere Probleme, die Kinder überhaupt zu ernähren. Auch in der Landwirtschaft fehlten die Arbeitskräfte, daher wurden Jugendliche und Kriegsgefangene auch zur Arbeit auf den Feldern eingesetzt. Die Versorgungslage aber wurde immer schlechter und mündete in der Hungersnot des Steckrübenwinters. Auch die wirtschaftliche Situation Deutschlands verschlimmerte sich zunehmend: Durch die Seeblockade von England fehlten Rohstoffe: Haushaltsgegenstände aus für den Krieg wichtigen Materialien – wie Glocken, Türgriffe, Metallzäune oder Kupferdächer – wurden eingeschmolzen. Geschickte Propaganda sorgte dafür, dass die Menschen Gold und Edelmetalle abgaben. Außerdem war der Krieg sehr teuer: Die Bevölkerung wurde deshalb aufgefordert, ihn durch Wertpapiere, sogenannte Kriegsanleihen, mitzufinanzieren.

Luftkrieg

Zu Anfang des Ersten Weltkrieges war das Flugzeug vor allem ein Aufklärungsmittel. Für Angriffe wurde es zunächst nur wenig eingesetzt. Zur Bombardierung nutzte man bis Mitte des Krieges vor allem Zeppeline. Sie wurden auch Luftschiff genannt. Zeppeline hatten einfache Zielgeräte, die zunehmend verbessert wurden. Allerdings waren sie dennoch ziemlich ungenau. Vor allem die Deutschen setzten Luftschiffe über Großbritannien ein. Der Luftkrieg wurde eine Bedrohung für viele Menschen, auch fern der Front.

Die Geschichte des Jagdflugzeuges begann mit der technischen Möglichkeit Maschinengewehre mit dem Propeller zu koppeln. Das Feuern wurde unterbrochen, wenn ein Rotorblatt in die Schusslinie kam. Das sorgte für ein freies Schussfeld und die Flieger konnten in Flugrichtung schießen. Vor allem Zeppeline boten für die Jagdflugzeuge ein leichtes Ziel. Sie waren nur langsam zu manövrieren und ihre Gasfüllung konnte schon am Boden leicht in Brand geraten. Die Jagdflugzeuge schossen aber auch Ballons, Aufklärungs- und Bombenflugzeuge und andere Jagdflugzeuge ab.

Ab 1916 gingen die Kriegsgegner zum Luftkampf in bestimmten Formationen über. Es entstanden feste Fliegerstaffeln. Erfolgreiche Jagdflieger wurden schnell zu gefeierten Kriegshelden. Dazu gehörte zum Beispiel auch Manfred Freiherr von Richthofen, der als „Roter Baron“ bekannt wurde.

Die deutschen Jagdflieger waren zu Beginn ihren Gegnern technisch und taktisch überlegen. Doch das änderte sich im Sommer 1917. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit erreichten die Flugzeuge der deutschen Gegner die Luftherrschaft. In dieser Zeit waren sowohl englische als auch deutsche Flieger in der Lage, mit Langstreckenflugzeugen den strategischen Bombenkrieg zu beginnen. Das erhöhte die Bedrohung für die Bevölkerung. Weil sich die britische Abwehr mit Jagdflugzeugen im letzten Kriegsjahr stark verbesserte, wurde das Deutsche Reich gezwungen, den Zeppelinkrieg einzustellen.

Materialschlacht

Panzer im Gefechtsnebel (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Panzerwaffe war neu im Ersten Weltkrieg

Die Kämpfe im Ersten Weltkrieg, insbesondere an der Westfront, werden auch als Materialschlachten bezeichnet: Nie zuvor war so massiv viel Kriegsmaterial eingesetzt worden – also schwere Waffen, industrielle Kampfmittel, Panzer, Flugzeuge und U-Boote. Nie zuvor waren es aber auch so viele Soldaten. Dahinter steckte die Überzeugung, dass die bloße Masse zum Sieg verhelfen würde. Das führte zu einem regelrechten Massentöten, das alles bisher Dagewesene übertraf. Maschinengewehre, Handgranaten, Flammenwerfer, Minen, Bomben und Giftgas richteten verheerende Schäden bei Mensch und Umwelt an. Vor allem im Stellungskrieg an der Westfront wollte man die Feinde mit schweren Geschützen, der sogenannten Artillerie, in stundenlangem Dauerfeuer sturmreif schießen („Trommelfeuer“). Dann versuchte man, die Schützengräben des Gegners gewaltsam zu stürmen. Jeder Versuch kostete viele Soldaten das Leben, weil sie beim Vorrücken von den gegnerischen Maschinengewehren regelrecht niedergemäht wurden. Die Männer waren so gewissermaßen Menschenmaterial. Zum Symbol dieser grausamen Materialschlachten und des damit verbundenen Massensterbens im Ersten Weltkrieg ist der Kampf um Verdun 1916 in Frankreich geworden: Allein diese Schlacht forderte rund 700.000 Menschenleben.

Mittelmächte

Der deutsche Kaiser Wilhelm II und der österreichisch-ungarische Kaiser Franz Joseph (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Der deutsche Kaiser Wilhelm II und der österreichisch-ungarische Kaiser Franz Joseph

Die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn bildeten gemeinsam einen der beiden miteinander verfeindeten Blöcke im Ersten Weltkrieg – ihnen gegenüber stand die Entente. Im Laufe des Krieges schlossen sich das osmanische Reich und Bulgarien den Mittelmächten an. Da sie der Entente in Bezug auf Einwohner und Soldaten zahlenmäßig deutlich unterlegen waren, hatte es für die Mittelmächte große Bedeutung, an den Fronten schnelle Entscheidungen herbeizuführen.

Mobilmachung

Wenn ein Staat seine Streitkräfte auf einen nahen Krieg vorbereitet, spricht man von einer Mobilmachung. Mobilmachungen auf allen Seiten führten nach dem Attentat von Sarajevo dazu, dass die Krise außer Kontrolle geriet und in den Ersten Weltkrieg mündete: Durch ein kompliziertes Bündnissystem folgte auf die Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien auch die Mobilmachung von Russland, Deutschland, Großbritannien und Frankreich.

Oberste Heeresleitung

von Hindenburg u. Ludendorff über Karte gebeugt (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Chefs des Generalstabs, Feldmarschall von Hindenburg und General Ludendorff.

Als Oberste Heeresleitung (OHL) wird die höchste militärische Führungsebene im Ersten Weltkrieg bezeichnet. Der Chef des Generalstabs leitete die militärischen Operationen: Zu Kriegsbeginn war das Helmuth von Moltke, ihm folgten 1914 Erich von Falkenhayn und schließlich 1916 General Paul von Hindenburg mit Stabschef General Erich Ludendorff. Kaiser Wilhelm II. war der Oberste Kriegsherr und somit der Einzige, der das Militär kontrollieren konnte. Tatsächlich gewann die OHL aber auch zunehmend politische Macht und entwickelte unter von Hindenburg und Ludendorff diktatorische Tendenzen.

Propaganda

französischer Lehrer vor Schulklasse zeigt auf Frankreichkarte (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
In französischen wie in deutschen Schulen wird Propaganda gegen den Erzfeind betrieben

Propaganda ist die systematische Verbreitung von politischen Überzeugungen, Weltanschauungen oder manipulierten Erkenntnissen mit dem Ziel, andere Menschen zu beeinflussen. Sie wurde im Ersten Weltkrieg erstmals im großen Stil zur Kriegsführung genutzt. Die Bevölkerung sollte dazu gebracht werden, den Krieg zu unterstützen. Schließlich ging es darum, dass sich Männer als Soldaten meldeten und die Menschen bereit waren, Geld zu geben: Gerade am Anfang finanzierte das deutsche Kaiserreich den Krieg mit Wertpapieren, die das Volk kaufen sollte – den Kriegsanleihen.

Als Mittel für die Propaganda wurden Flugblätter, Plakate, Postkarten und Fotografien eingesetzt – aber auch der Film, der erst 1895 erfunden worden war. Sowohl das Deutsche Reich als auch die Entente richteten im Laufe des Krieges Stellen ein, die die Propaganda kontrollieren sollten, zum Beispiel das Bild- und Filmamt (BUFA) in Deutschland, das Fotografen und Kameramänner an die Front schickte. Die Bilder wurden aber stark zensiert: Die schrecklichen Zustände, das Leid der Soldaten und die vielen Leichen durften nicht gezeigt werden. Der Krieg sollte geordnet und die Männer gut versorgt wirken.

Die Mächte der Entente konzentrierten sich in ihrer Propaganda darauf, die Deutschen als Feinde dazustellen: Sie wurden als Barbaren gezeigt, die gnadenlos zerstörten, plünderten, vergewaltigten und mordeten. Auch in Deutschland gab es Gräuelpropaganda aber vor allem wurde die Überlegenheit und Gemeinschaft des deutschen Volkes, die Stärke der Soldaten und die Sicherheit eines Sieges betont. Propaganda durchzog den Alltag – es gab beispielsweise Soldaten-Puppen und Kinderbücher mit Kriegsthemen.

Doch je länger der Krieg dauerte, desto weniger passte das Bild der Propaganda zu den Erfahrungen der Menschen in Deutschland: Sie kämpften darum, nicht zu verhungern oder zu erfrieren und hatten große Angst um ihre Angehörigen an der Front. Gegen Ende des Krieges wurde es deshalb zu einer wichtigen Aufgabe der Propaganda, die Menschen zum Durchhalten zu überreden.

Schlieffenplan

Deutschland fürchtete den Krieg an zwei Fronten, mit Frankreich und Russland. Dieses Problem sollte mit dem Schlieffenplan gelöst werden, den Generalstabschef Alfred von Schlieffen schon 1905 entworfen hatte. Der Plan sah vor, zuerst Frankreich zangenförmig einzukesseln - mit einem Angriff über das neutrale Belgien und Nordfrankreich gegen Paris - und so Frankreich an der Westfront zur schnellen Aufgabe zu zwingen. Danach sollte der Kampf an der Ostfront gegen Russland folgen. Der Plan scheiterte in der Praxis in der Schlacht an der Marne und unter anderem durch die schnelle Mobilmachung Russlands.

Karte FrankreichBelgien, auf der die Bewegung der deutschen Truppen eingezeichnet ist (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Deutschland will zunächst durch Nordfrankreich und das neutrale Belgien gegen Paris marschieren Bild in Detailansicht öffnen
Marschierende Soldaten (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Deutsche Truppen marschieren gegen Frankreich Bild in Detailansicht öffnen

Schützengrabentrauma

Soldat mit verängstigtem Blick (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Die Belastungen des Ersten Weltkriegs führten bei vielen Soldaten dazu, dass sie nervlich zusammenbrachen und ein schweres Trauma mitnahmen. In der Kriegs-Propaganda wurde immer der starke, harte Mann dargestellt, der stolz sein Vaterland verteidigte. Die Realität in den Schützengräben sah anders aus – und die Soldaten waren seelisch nicht darauf vorbereitet: Im Stellungskrieg waren sie Granatenfeuern, Flammenwerfern und Maschinengewehrsalven ausgeliefert, der Lärm war ohrenbetäubend. In den engen Schützengräben konnten sie nur ausharren und hoffen, dass sie überleben würden. Ständig sahen sie, wie Kameraden verletzt oder getötet wurden. Die nackte Angst um die eigene Existenz bestimmte das Dasein. Aber auch der banale Alltag war furchtbar. Im Sommer war es stickig, bei Regen lief der Graben voll mit Wasser. Und wenn sich die Ausscheidungen der Soldaten darunter mischten, war es kaum auszuhalten. Tote waren schwer zu bergen. Unter diesen Eindrücken brachen viele Männer psychisch zusammen. Sie wurden von Weinkrämpfen geschüttelt, erbrachen sich, hatten Panikattacken und zitterten unkontrolliert – deswegen wurden sie damals auch als „Kriegszitterer“ bezeichnet. Schon dieser Begriff zeigt, dass die traumatisierten Soldaten auf wenig Verständnis in der Bevölkerung stießen: Oft beschimpfte man sie als Drückeberger und Feiglinge. Einige von ihnen wurden unmenschlichen Behandlungen mit Elektroschocks und Isolation ausgesetzt, um sie schnellstmöglich wieder an die Front schicken zu können. Bis Kriegsende wurden bei über 600.000 Männern verschiedenste Nervenleiden festgestellt. Heute spricht man bei Soldaten, die mit ähnlichen Symptomen aus dem Krieg zurückkehren, von einer „posttraumatischen Belastungsstörung“.

Septemberprogramm

In dem sogenannten Septemberprogramm vom 9. September 1914 hielt Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg Richtlinien für die deutschen Kriegsziele im Ersten Weltkrieg fest. Er sah unter anderem vor, Gebiete Westeuropas zwangsweise einzugliedern und ein Kolonialreich in Mittelafrika zu bilden. Auch die Gründung einer mitteleuropäischen Wirtschaftsunion unter deutscher Führung war darin angedacht. Bis heute ist die tatsächliche Bedeutung des Septemberprogramms unter Historikern heftig umstritten.

Steckrübenwinter

Der Steckrübenwinter oder auch Kohlrübenwinter ist eine schwere Hungersnot, unter der die deutsche Bevölkerung im Winter 1916/1917 während des Ersten Weltkriegs litt. Keines der beteiligten Länder war auf einen langen Krieg vorbereitet. Deswegen gab es keine Lebensmittelvorräte. Die Versorgung wurde aus mehreren Gründen immer schlechter: Einer war die britische Seeblockade, durch die Deutschland von Einfuhren jeder Art abgeschnitten war. Aber es gab auch Probleme im Land selbst: Zu viele verschiedene Stellen des Deutschen Reichs entschieden mit, was mit den Lebensmitteln geschehen sollte – und das sorgte für Chaos. Weil außerdem die Produktion für den Krieg Vorrang vor allem anderen hatte, war bald nicht mehr gesichert, dass die Menschen im Land genug zu essen hatten. Viele Bauern mussten selbst in den Krieg ziehen, was zu großen Ausfällen bei den Ernten führte. Grundnahrungsmittel wie Brot und Kartoffeln wurden immer knapper. Ab 1915 wurde jedem Bürger genau zugeteilt, was er an Lebensmitteln bekommen sollte – und das war nur sehr wenig. Der Höhepunkt der Not war der Steckrübenwinter 1916/1917: Die Kartoffel- und Weizenernte war extrem schlecht. Damit es überhaupt noch etwas zu essen gab, wurden Steckrüben ausgegeben, die sonst die Schweine aßen. Die Schlangen vor den Läden waren lang, die Preise stiegen immer weiter und wer Geld hatte, kaufte die Lebensmittel illegal. Es kam zu heftigen Protesten. Die Menschen nahmen gerade einmal 1000 Kalorien am Tag zu sich – weniger als die Hälfte von dem, was sie brauchten. Insgesamt starben über 700.000 Menschen im Ersten Weltkrieg an Unterernährung.

Mann stochert mit Stock in Abfallhaufen (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Überall wird nach Essbarem gesucht Bild in Detailansicht öffnen
Kinder in einem Kinderheim (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Vor allem Kinder sind von Hunger und Mangelernährung betroffen Bild in Detailansicht öffnen

Stellungskrieg

Ende 1914 hatten die deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg zwei große Niederlagen erlebt: Sie hatten die Marne-Schlacht verloren. Und sie waren daran gescheitert, wichtige Kanalhäfen zu besetzen und so den britischen Nachschub zu stoppen (der sogenannte „Wettlauf zum Meer“). Nun erstarrte der Bewegungskrieg – und wurde zum Stellungskrieg: Die Heere der Entente und der Deutschen standen sich an einer rund 700 Kilometer langen Frontlinie gegenüber. Sie reichte von der belgischen Küste bis zur Schweizer Grenze. Die Soldaten auf beiden Seiten hoben tiefe Erdlöcher aus, um sich gegen den Beschuss der Feinde zu schützen. Nach und nach entstand aus diesen Schützengräben ein immer weiter verzweigtes System. Über lange Gräben waren die Truppen an der vordersten Front mit den Versorgungstellen und Lazaretten verbunden. In einem Unterstand, der mit Brettern notdürftig befestigt war, konnten sich die Soldaten aufhalten. Der Krieg war in einer Art Stillstand: Die Aufgabe der Soldaten war es, die einmal gewonnen Posten zu halten. Wenn der Gegner die Gräben stürmen wollte, musste er hohe Verluste hinnehmen - Stacheldraht und das unentwegte Abwehrfeuer der Maschinengewehre kostete viele Menschenleben. Das Ringen um wenige Meter schlammigen Lands wurde auf beiden Seiten zum Überlebenskampf. Der Alltag in den Schützengräben war grauenvoll und gekennzeichnet von Verletzungen, Nervenzusammenbrüchen und Tod. Durch die nervliche Belastung erlitten viele Soldaten ein Schützengrabentrauma.

Durch Schießscharte im Schützengraben gerichteter Gewehrlauf (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Immer schussbereit - nervenaufreibender Stellungskrieg Bild in Detailansicht öffnen
Soldaten im Schützengraben (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Tagelang verharren die Soldaten im Schützengraben Bild in Detailansicht öffnen

U-Boot-Krieg

Die deutsche Kriegsflotte war der ganze Stolz von Kaiser Wilhelm II. und dem deutschen Volk. Sie war vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs die zweitgrößte Schlachtflotte nach der Großbritanniens. Im Krieg aber lagen die riesigen Schiffe unnütz in den Häfen, weil die Deutschen den Seekampf mit den überlegenen Briten scheuten. Allerdings hatte Großbritannien eine Blockade in der Nordsee aufgebaut, um Deutschland von Lebensmittel- und Rohstofflieferungen abzuschneiden. Daraufhin erklärte die deutsche Seekriegsleitung das Gewässer um die Britischen Inseln zum Kriegsgebiet und wollte mit U-Booten eine Gegenblockade errichten. Wenn die U-Boote auftauchten, waren sie allerdings den Angriffen von Handelsschiffen schutzlos ausgeliefert. Deswegen beschloss die deutsche Seekriegsleitung am 22. Februar 1915, dass Kriegs- und Handelsschiffe des Feindes ohne Vorwarnung torpediert werden sollten: Der unbeschränkte U-Boot-Krieg begann. Die neutralen Staaten protestierten heftig gegen dieses Vorgehen. Am 7. Mai 1915 versenkte ein deutsches U-Boot den britischen Passagierdampfer "Lusitania": Rund 1200 Menschen starben, darunter waren mindestens 120 amerikanische Bürger. Um die Beziehungen mit den USA nicht noch weiter zu belasten, zog das Deutsche Reich seine U-Boote zunächst zurück. Die Versorgungslage in Deutschland wurde aber immer schlechter. Die Oberste Heeresleitung nahm den U-Boot-Krieg deshalb am 1. Februar 1917 wieder auf. So erklärten auch die USA am 6. April 1917 Deutschland den Krieg: Das Kräfteverhältnis im Ersten Weltkrieg verlagerte sich nun entscheidend zugunsten der Entente.

Kriegsschiffe (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die deutsche Kriegsflotte - der Stolz von Wilhelm II. Bild in Detailansicht öffnen
Matrosen an Land (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Deutsche Matrosen weigern sich, die weit überlegene englische Flotte anzugreifen Bild in Detailansicht öffnen

Union Sacrée

Schriftzug Union Sacrée; Männer mit Waffen (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Union Sacrée

Die verschiedenen politischen Kräfte in Frankreich legten für die Dauer des Ersten Weltkriegs ihre innenpolitischen Streitigkeiten nieder, um sich als Union Sacrée, also in „heiliger Einheit“, auf die Verteidigung des Landes und die Abwehr der deutschen Truppen zu konzentrieren. Der Begriff geht auf einen Aufruf des Staatspräsidenten Raymond Poincaré von 1914 zurück. In der Not stand Frankreich geschlossen gegen den Feind zusammen – ähnlich wie Deutschland im sogenannten Burgfrieden.

Versailler Vertrag

Menschenmenge - Ausrufung der bürgerlichen Republik (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Den sogenannten Versailler „Schandfrieden“ nutzen die Nationalsozialisten zur Hetze gegen die wenige Monate zuvor ausgerufene Weimarer Republik

Der Versailler Vertrag ist ein am 28. Juni 1919 unterzeichneter Friedensvertrag. Nach dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 wurde der Erste Weltkrieg damit auch völkerrechtlich besiegelt. Die Siegermächte der Entente und ihre Verbündeten hatten die Bedingungen auf der Pariser Friedenskonferenz beschlossen. Das besiegte Deutsche Reich musste sie annehmen, um zu verhindern, dass die Alliierten den Krieg weiterführen. Dem Deutschen Reich wurde die Alleinschuld für den Kriegsausbruch zugeschrieben. Die Forderungen waren hoch: So verlor Deutschland alle Kolonien und ein Siebtel seines Gebiets mit einem Zehntel seiner Bevölkerung und wurde zu enormen Reparationszahlungen verpflichtet. Insbesondere durch den Kriegsschuld-Artikel wurde der Versailler Vertrag quer durch alle deutschen Parteien als „Schandfrieden“ bezeichnet. Vor allem die Nationalsozialisten nutzten ihn, um starke politische Spannungen in der Weimarer Republik zu schüren.

Waffenstillstand

Mit dem Waffenstillstandsvertrag von Compiègne ging der Erste Weltkrieg am 11. November 1918 nach rund vier Jahren zu Ende. Auslöser war vor allem der Kriegseintritt der USA. Die USA hatten dem Deutschen Reich im April 1917 den Krieg erklärt. Die Deutschen hatten 1915 unter anderem den britischen Passagierdampfer „Lusitania“ versenkt. Dabei kamen Hunderte Menschen ums Leben – darunter waren auch mindestens 120 US-Amerikaner. Nach Protesten der USA wurde der U-Boot-Krieg zunächst eingeschränkt. Als die Deutschen zum 1. Februar 1917 den unbeschränkten U-Boot-Krieg ausriefen, war klar, dass auch die USA in den Krieg eintreten würden. Dies brachte eine entscheidende Wende: Den durch die USA verstärkten Streitkräften der Entente hatte das Deutsche Reich wenig entgegenzusetzen. Die deutschen Soldaten waren völlig erschöpft, ihre Versorgung mit Rüstung und auch mit Nahrung wurde immer schlechter. Die deutschen Verbündeten Bulgarien, Türkei und Österreich-Ungarn brachen nach und nach zusammen. Am 9. November 1918 war es schließlich so weit: Der Reichskanzler gab die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und den Thronverzicht des Kronprinzen bekannt. Zwei Tage später wurde das Abkommen zum Waffenstillstand unterzeichnet.

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Stand
Autor/in
Nadine Albach