Bannerbild (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Kleine Helden

Rebekka aus der Schweiz | Unterricht

Stand
Autor/in
Ursula Becky


Themen
• Behinderung
• Blindheit
• Inklusion
• Sehen
• Sehbehinderung
• Schule, Schulweg

Fächer
• Religion
• Ethik
• Gemeinschaftskunde
• Politik
• Deutsch

Klassenstufen
• ab Klasse 5, alle Schularten

Rebekka und Florian laufen händehaltend mit Blindenstöcken die Straße entlang. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Rebekka und ihr Freund Florian sind sehbehindert Bild in Detailansicht öffnen
Das Leben mit ihrer Familie auf einem Schweizer Bauernhof gibt Rebekka Halt Bild in Detailansicht öffnen

Einstieg

Rebekka erzählt in den ersten Minuten des Films von ihrem Leben auf dem Bauernhof und nimmt die Zuschauer*innen dann auf ihren Schulweg mit. Das hört sich erst einmal unspektakulär an: eine Wohlfühl-Kindheit auf einem Schweizer Hof? Rebekka versorgt die Tiere, sitzt mit ihrer Familie am Esstisch, wo gewöhnlicher Alltag besprochen wird. Dann verlässt Rebekka das Haus. Hier kommt zum ersten Mal ihr noch zusammengeklappter Blindenstock ins Bild, der ihr ab jetzt durch die Welt der Sehenden helfen wird.

Rebekkas Kindheit ist also doch nicht so normal. Spektakulär wird es ab jetzt insofern, als sie mit traumwandlerischer Sicherheit durch Straßen geht, in die richtigen Züge steigt, um letztendlich da anzukommen, wo die Gesellschaft sagt, dass sie hinsoll: in eine Blindenschule. Die Lehrer ihres Dorfes betrachteten es als Zumutung, mit einem fast blinden Mädchen zu arbeiten, erzählt sie.

Um den Film im Unterricht einzusetzen, bedarf es einer gewissen Moderationswilligkeit und -fähigkeit der Lehrkraft in Bezug auf gesellschaftlich kontrovers diskutierte Themen. Der Film zeigt an der Biografie von Rebekka ein Schulmodell, das keine Inklusion vorsieht. Dennoch sehen wir, dass sie glücklich ist, was vor allem an ihrer eigenen Persönlichkeit, ihren persönlichen Beziehungen und ihrem häuslichen Umfeld liegt. Mit Wehmut erklärt sie uns dennoch auch, dass sie aufgrund ihrer schulischen Situation im restlichen Dorf nahezu komplett allein ist.
An dieser Stelle regt der Film zur pädagogischen Arbeit an: Kann es uns reichen, dass wir ein fröhliches Mädchen sehen, das zwar super mit ihrer Sehbehinderung in ihrem persönlichen Umfeld zurechtkommt, das aber – und das könnte das eigentliche Thema des Films sein – von der Gesellschaft großteils ausgeschlossen wird?
Ein Film – auch – über „Behinderung“ durch die Gesellschaft.

Rebekka liest mit Sonnenbrille eine Zeitschrift. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Lesen kann die Zwölfjährige nur mit dunkler Brille und sehr langsam Bild in Detailansicht öffnen
Rebekka bewältigt trotz ihrer Sehbehinderung den Schulweg alleine Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zum Bildungsplan

Unabhängig vom Fächerbezug steuert „Bildung“ schulübergreifend einen verantwortungsvollen Umgang miteinander an. Die Leitgedanken zum Kompetenzerwerb der Fächer Ethik und Religion sprechen von „…einer zentralen Aufgabe schulischer Bildung, Schülerinnen und Schüler zur Gestaltung eines selbstbestimmten Lebens zu befähigen.(…)“ (Bildungsplan BW, 2016).
In sämtlichen Kompetenzbeschreibungen der Bildungspläne werden – insbesondere in den Fächern mit gesellschaftlichem Bezug – soziale Kompetenzen als Lernziele aufgeführt. Sie werden auch als Vorbereitung für das soziale Miteinander nach dem Schulleben gefördert. Explizit werden dabei das Wahrnehmen und sich Hineinversetzen, die Achtung der Menschenwürde und die Solidarität mit Schwächeren genannt.
Ebenfalls schulübergreifend werden Methoden nahegelegt, die ein Erleben und Spürbarmachen von Grenzsituationen voranbringen und – im Sinne einer Sensibilisierung – zur Reflexion anregen. Die „Leitperspektiven zu Kultur und Vielfalt“ (Baden-Württemberg) fordern zu Offenheit und wertschätzendem Umgang mit Andersartigkeit auf. Hierfür wird den Schüler*innen ein bestimmtes Maß an „Fremdheitsmanagement“ abverlangt. Vielfalt wird hier auch in Bezug auf körperliche Einschränkungen verstanden.

Einsatz der Sendung

Der Film eignet sich für sämtliche Fächer mit gesellschaftlichem Bezug. (Ethik, Religion, Gemeinschaftskunde, Politik, Deutsch). Vor allem lässt er sich im Rahmen von Projektarbeit einsetzen. Zielgruppenspezifischer Hinweis: In fast allen Gruppen (und das bezieht sich demnach auch auf Schulklassen) ist irgendeine Form von Behinderung Einzelner anzutreffen. Der Film und die dazu entwickelten Arbeitsmaterialien sollen vor allem diejenigen Schüler*innen ansprechen, die für das Thema „Benachteiligung durch eine Behinderung“ sensibilisiert werden sollen. Im Unterricht werden eventuell Kinder mit Behinderung am Thema mitarbeiten. Dies sollte von der Lehrkraft berücksichtigt werden, der Umgang damit sollte behutsam sein.

Porträtbild Rebekka. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Rebekka ist ein fröhliches Mädchen, das gerne Freundschaften im Dorf hätte Bild in Detailansicht öffnen
Rebekka muss eine Blindenschule besuchen, da die Dorfschule sie ablehnte Bild in Detailansicht öffnen

Unterrichtsvorschlag

Die Arbeitsblätter befassen sich in unterschiedlicher Vertiefung mit den Themen: Sichtbarkeit und Sichtbarmachen von „Behinderung“,
- Behinderung durch die Gesellschaft,
- Umgang mit „Anderssein“,
- Behinderung und Eigenständigkeit,
- Schule und Behinderung,
- Inklusion,
- Teilhabe.

Die Arbeitsblätter wollen kein Wissen über das Leben der „anderen“ vermitteln, sondern durch Sensibilisierung und Simulationen Einsichten vermitteln. Richtig- und Falsch- Kategorien werden nicht angestrebt. Die Arbeitsblätter 7 und 9, die auch mit Nähe und Distanz arbeiten, lassen sich unter Corona-Bedingungen anpassen, indem man die entsprechenden Fragen/Aufträge weglässt.
Die Arbeitsblätter lassen sich ab der 5. Klasse einsetzen. Die Moderation der Gruppenergebnisse durch die Lehrkraft ist altersentsprechend durchzuführen. Die Arbeitsblätter bauen nicht aufeinander auf.

Bei Einsatz dieses Arbeitsblatts sollte der Film nach zwei Minuten unterbrochen werden. Ebenso wie der Film thematisiert das Arbeitsblatt nicht das Thema Sehbehinderung – im Gegenteil: Die Protagonistin wird den Schüler*innen zunächst wie jedes andere Kind ohne Behinderung vorgestellt. (Frageformat, in Einzel- oder Partnerarbeit)

Das Arbeitsblatt greift drei Zitate Rebekkas aus dem Film auf und fordert die Schüler*innen zu ersten Assoziationen zum Thema Freundschaft auf. (Einzel- oder Partnerarbeit)

Diskussionsmethode „Expertenrunde“ über Ausschluss von Menschen mit Behinderung an Regelschulen. (Gruppensetting, Methode ist auf dem Arbeitsblatt für Lehrkräfte erklärt)

Schüler*innen sollen in einer Zeichnung/Grafik ihren Schulweg beschreiben und markieren, wo dieser aus Perspektive einer Sehbehinderung kritisch sein könnte. (Einzelarbeit und Ergebnisdiskussion im Plenum)

Fragebogen zu Qualität von Freundschaft/Partnerschaft mit Menschen mit Behinderung (Einzel- oder Partnerarbeit)

Bilder in der Sehqualität von Rebekka als Diskussionsanlass in Partnerarbeit. (Wie müsste sich Schule ändern, damit Menschen mit Sehbehinderung daran teilnehmen könnten?)

Kopiervorlage für eine Simulationsübung. Unter Wegnahme des Sehsinns sollen Schüler*innen Erfahrungen sammeln. (Hervortreten anderer Sinne: Hören, Richtungshören, Haptik, Materialien, Berührung, Sensomotorik, Gleichgewicht, Riechen, Visualisierung, veränderte Wahrnehmung: Wortbezüge im Raum, Machtempfinden,…) . Anschließende Auswertung im Plenum.

Grafiken zu unterschiedlichen Formen des Umgangs mit Vielfalt (Ausschluss, Aussonderung, Eingliederung und Einschließen) und Zitaten zum Zuordnen. Die Aufgabe dient als Diskussionsanlass zum Thema Inklusion. (Plenum).

Kopiervorlage und Abfragekatalog für eine Gruppensimulation. Die Schüler*innen bekommen eine Rolle, in der sie die unterschiedlich starke Teilhabe am gesellschaftlichen Leben spüren sollen. Anschließende Auswertung im Plenum.

Projektverlauf
PhaseInhaltSozialformMedien
Einstieg- Vorentlastung: Abspielen des Films bis: 2:10

- Austeilen des Arbeitsblatts 1, das die Frage des Filmthemas fokussiert.
Moderation einer zum Thema führenden Gesprächsrunde

- Abspielen des Gesamtfilms
Plenum

Einzelarbeit

Plenum


Plenum
PC / Beamer / Film
Arbeitsblatt 1
ErarbeitungReflexionsaufgaben (Arbeitsblätter wahlweise zu einzelnen Themenschwerpunkten oder aufeinander folgend)

- Einstiegsaktivität zu Umgang mit Behinderung: Assoziationsübung

- „Expertenrunde“ (Kleingruppenarbeit mit Teilnehmer*innenwechsel) zum Thema: Behinderung und Regelschulen

- Sensibilisierung: Schulweg aus Perspektive eines Kinds mit Behinderung (Zeichenauftrag) / Ergebnisbesprechung im Plenum

- Reflexionsübung zum Thema Freundschaft


- Arbeit mit Bildern zu Perspektivwechsel und als Diskussionsgrundlage (Sehqualität)

- Simulationsübung: Schüler*innen mit und ohne Sehsinn. Großgruppenübung zur Erfahrbarmachung von Behinderung, Hilfe, Machtasymmetrien

- Zuordnungsübung zum Thema Integration und Inklusion mit anschließender Diskussion im Plenum (eignet sich auch alternativ zu Arbeitsblatt 9 als Themenabschluss)




Einzel- oder Partnerarbeit

Großgruppenübung



Einzelarbeit
Plenum


Einzel- oder Partnerarbeit

Plenum


Großgruppenübung



Plenum




Arbeitsblatt 2


Arbeitsblatt 3



Arbeitsblatt 4



Arbeitsblatt 5, Flipchart, Filzstifte
Arbeitsblatt 6


Arbeitsblatt 7, Augenbinden


Arbeitsblatt 8
AbschlussSimulationsübung (soziometrische Aufstellung mit Rollenzuweisung) zum Thema: Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Auswertung und Abschlussdiskussion im Plenum
Großgruppenübung


Plenum
Arbeitsblatt 9

Material

Film, Abspielgerät (oder Internet), Beamer, Boxen, Leinwand, Flipchart, Filzstifte, großer Raum mit Freifläche

Lösungen

Arbeitsblatt 1: Wangenried; 12 Jahre; Eltern und Schwester; auf dem Bauernhof mit vielen Tieren; mit ihren Tieren zusammen sein; sehr gut; Sonnenbrille um den Hals, zusammengeklappter Blindenstock in der linken Hand

Alle Themen zum Schwerpunkt Kleine Helden

Alphonsine aus der Elfenbeinküste

Alphonsine ist zwölf Jahre alt. Sie ist Waise und lebt in einem Dorf in der Republik Elfenbeinküste. Seit ihre Mutter gestorben ist, lebt sie bei entfernten Verwandten. Bei ihnen muss  Alphonsine viel und hart arbeiten. Sie darf auch nicht mehr in den Unterricht. Morgens hat sie Haushaltspflichten, dann muss sie ihrer Tante helfen, die Essen an der Schule verkauft, und nachmittags schuftet sie auf einer Kakaoplantage. Sie weiß, dass aus dem Kakao Schokolade gemacht wird, hat diese Leckerei aber noch nie probiert. Sie träumt von einem besseren Leben.

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Rania aus Jordanien

Rania lebt in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Sie ist zwölf Jahre alt und musste zusammen mit ihrer Familie vor dem Krieg in Syrien fliehen. Im Lager sind alle Menschen sehr arm. Die Umgebung ist steinig und trocken. Rania hat das Glück, dass sie im Camp eine Schule besuchen kann. Viele Kinder können das nicht, auch weil der Schulweg durch das große Lager gefährlich ist. Rania vermisst ihr Zuhause in Syrien sehr, aber sie schmiedet Zukunftspläne: Sie möchte gerne Bauingenieurin werden.

Kleine Helden SWR Fernsehen

Luniko aus Südafrika

Luniko lebt in einem armen Wohnviertel in Südafrika. Er ist zwölf Jahre alt und HIV-positiv. Er muss täglich Medikamente nehmen. Sein Vater ist früh gestorben, seine Mutter hat wenig Geld. Luniko würde seine Mutter gerne unterstützen, er träumt davon, ihr ein schönes Haus zu kaufen. Darum will er in der Schule gute Noten bekommen. Lunikos Schulweg ist lang und führt durch gefährliche Straßen. Er hat Angst überfallen zu werden.

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Samson aus Kenia

Samson ist zwölf Jahre alt. Sein Schulweg ist mühsam, die Straßen sind schlecht und oft schlammig. Samson lebt in einer armen Gegend Kenias, aber er fühlt sich hier zu Hause. Angst machen ihm Kriminalität und die Gefahr terroristischer Anschläge. Er erinnert sich an einen Anschlag auf ein Einkaufszentrum in der Hauptstadt Nairobi. Er weiß: „Es hätte auch mich und meine Familie treffen können.“ Nichts wünscht sich Samson mehr als Sicherheit und Frieden auf der Welt.

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Rebekka aus der Schweiz

Die Schweizerin Rebekka ist zwölf Jahre alt und seit ihrer Geburt sehbehindert. Sie sieht ihre Umgebung nur verschwommen. Wenn sie in vertrauter Umgebung ist – auf dem Bauernhof ihrer Familie oder in der Blindenschule - bewegt sie sich sehr sicher. In der Stadt ist es schon schwieriger. Aber sie hat eine Brille und einen Blindenstock. Mittlerweile kann sie ihren langen Schulweg alleine bewältigen, obwohl sie mehrfach umsteigen muss.

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Lucila aus Argentinien

Die zwölfjährige Lucila lebt im Tigre-Delta, anderthalb Stunden entfernt von Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. Ohne Boot oder Schiff kommt man in ihrer Gegend nirgendwo hin. Je nach Wasserstand des Flusses kommt das Schulschiff zu früh, zu spät oder gar nicht. Lucila will Künstlerin werden und spielt Theater. Sie liebt das Fluss-Delta und die Natur ihrer Heimat, beobachtet aber, dass immer mehr der kleinen Inseln bebaut und zubetoniert werden.

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To aus Laos

To ist zwölf Jahre alt und lebt in Laos. Seine Familie ist sehr groß, und alle leben zusammen: Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Großeltern. Tos Schule liegt zwei Stunden entfernt, er fährt dorthin mit dem Bus. Dabei muss er oft umsteigen. Unter der Woche bleibt er in der Schule, dann hat er Heimweh. Auf dem Schulweg sieht er durch Brandrodung zerstörte Wälder. Die Gefahr, dass die Brände sich ausbreiten könnten, macht ihm Angst. Später möchte To als Polizist die Drogenkriminalität bekämpfen.

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Jafer aus dem Irak

Jafer ist zwölf Jahre alt. Sein Schulweg führt anderthalb Stunden durch die Wüste, meist zu Fuß, manchmal mit einem Minibus. Gelegentlich trampt er auch. Der Weg ist gefährlich, aber Jafer liebt die Wüste. Dennoch stört ihn die schlechte Infrastruktur. Er hofft, dass sein Dorf bald mit Strom versorgt wird, das Wichtigste aber sind für ihn Frieden und Sicherheit. Sehr gerne auch würde er einmal ein Fußballspiel zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid miterleben.

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Ursula Becky