Bannerbild (Quelle: SWR – Screenshot aus der Sendung) (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Germanen im Südwesten

Wie siedelten sie? | Unterricht

STAND
Autor/in
Thomas Schmid


Themen
• Alamannen
• Sueben
• Selbstversorger
• bäuerliche Gesellschaft
• Thingversammlung

Fach
• Geschichte

Klassenstufen
• ab Klasse 6, alle Schularten

Kleine Siedlung aus Holz-Lehm-Häusern auf einem Berg. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Germanische Siedlung auf einem Berg SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
In der Thingversammlung wurden Beschlüsse gefasst und Recht gesprochen SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zu den Bildungsplänen

In den Bildungsplänen des Faches Geschichte (Baden-Württemberg) heißt es allgemein zu den inhaltsbezogenen Kompetenzen: „Die Regionalgeschichte ermöglicht den Schülerinnen und Schülern einen anschaulichen, eng auf ihre Lebenswelt bezogenen Zugang zur Geschichte. Ihr didaktisches Potenzial liegt insbesondere im exemplarischen Prinzip.“ Damit eng verbunden findet sich die Formulierung „Geschichte hilft ihnen auf diese Weise, die Welt der Gegenwart besser zu verstehen und Orientierung für die Gestaltung ihrer Zukunft zu gewinnen, denn ‚Zukunft braucht Herkunft‘ (Odo Marquard).“

Dementsprechend wird auf Unterrichtsinhalte für die Klassenstufen 5/6/7 hingewiesen, die die Begegnung der antiken römischen Lebenswelt mit der germanischen im süddeutschen Raum betreffen. Auch die historischen Entwicklungen im Übergang zum Frühmittelalter sollen thematisiert werden.
Bezüglich des Aspektes der Medienbildung als einer der Leitperspektiven sollen die Schülerinnen und Schüler „für die zentrale Bedeutung von Medien bei der Konstruktion von Wirklichkeit sensibilisiert und zu einer reflektierten Mediennutzung befähigt“ werden.

Unter diesen genannten Gesichtspunkten ist der Einsatz der SWR-Produktionen zu den Germanen einzuordnen.

Germanische Siedlung von oben. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Häuser waren einfach, die Siedlungen klein SWR – Screenshot aus der Sendung

Unterrichtsverlauf/Hinweise für Lehrer

Der Unterricht beginnt damit, dass die Lehrkraft sieben Aussagen vorliest und diese visuell unterstützend einblendet (Materialblatt: Einstiegsaussagen). Die Schülerinnen und Schüler raten, ob die entsprechende Aussage jeweils eher zu den Römern, zu den Germanen oder zu beiden Völkern passt. Das mehrheitliche Abstimmungsergebnis wird dabei notiert.
Anschließend wird zum Film übergeleitet, mit dessen Hilfe die Schülerannahmen überprüft werden können. Dazu wird das Erarbeitungsblatt in drei Niveaustufen angeboten beziehungsweise verteilt (Arbeitsblatt 1 in drei Versionen: G = grundlegendes Niveau; M = mittleres Niveau; E = erweitertes Niveau).

Frauen fertigen ein Weidengeflecht. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die Germanen waren sehr naturverbunden und lebten als Selbstversorger SWR – Screenshot aus der Sendung

Während des Anschauens können die Schülerinnen und Schüler bereits mit dem Ausfüllen des Arbeitsblattes beginnen. Im Anschluss daran sollte ihnen Zeit gegeben werden, ihre Lösungen den Niveaustufen entsprechend untereinander zu vergleichen. Um die darauf folgende Korrekturphase möglichst eigenverantwortlich zu gestalten, werden Lösungsblätter ausgehängt, die die Schülerinnen und Schüler zum Ergänzen und Berichtigen nutzen. Besonders schnell arbeitenden Kindern kann das vertiefende Arbeitsblatt (Arbeitsblatt 2) angeboten werden.

Anschließend werden die Anfangsaussagen erneut eingeblendet und auf ihre richtige Einschätzung hin überprüft. Im sich daraus entwickelnden Klassengespräch kann die Lehrkraft unter anderem Folgendes fragen:
- Was habt ihr heute neu dazu gelernt?
- Was hat euch besonders überrascht?
- Warum habe ich euch wohl am Anfang über eure Vermutungen abstimmen lassen?
(= Bezug zur ‚germanischen‘ Entscheidungsfindung)

Ganz zum Schluss wird der letzte Satz des Films besonders betont: „Vielleicht waren die Alamannen (Germanen) einfach nur stur?“ Im Plenum soll die Klasse ihre Einschätzung abgeben und diese dann als Hausaufgabe verschriftlichen (Arbeitsblatt 3).

Unterrichtsverlauf tabellarisch (45-Minuten-Unterricht)
ZeitAktionenSozialformMedien
5‘Lehrkraft: Vorlesen der sieben Aussagen zur Lebensweise von Römern und Germanen, Schülerinnen und Schüler ordnen jeweils zuPlenumEinstiegsblatt
5‘Überleitung zum Film, Austeilen der Aufgabenblätter, eventuell kurze Erläuterungen dazuPlenumArbeitsblatt 1 (drei Versionen)
15‘Anschauen des Films, individuelles Bearbeiten der AufgabenEinzelarbeitArbeitsblatt 1 (drei Versionen)
10‘Vervollständigen der Lösungen, Korrekturen, Ergänzungen, gegebenenfalls vertiefende AufgabePartnerarbeit, EinzelarbeitLösungsblätter als Aushang, ggf. Arbeitsblatt 2
10‘Überprüfung der Anfangsvermutungen, Abschlussgespräch gemäß der Leitfragen (siehe oben) und Erteilung der HausaufgabePlenumEinstiegsblatt, Arbeitsblatt 3

Methodische Erläuterungen

Mithilfe der Einstiegsaussagen soll den Schülerinnen und Schülern einerseits die Aktivierung ihres Vorwissens ermöglicht werden, was vor allem mittels der eher einfachen Aussagen geschieht (zum Beispiel bei der Siedlungsform Stadt am Fluss). Andererseits soll die Klasse zum Nachdenken gebracht werden, indem schwieriger zuzuordnende Sätze, die schlussendlich zum neuen Erkenntnisgewinn beitragen, eingeschoben werden (zum Beispiel zum Demokratieverständnis).

Der Film wird danach als Mittel der Informationsbeschaffung beziehungsweise -überprüfung genutzt und fügt sich somit plausibel in den Stundenverlauf ein. Die Erarbeitung erfolgt dann entlang der drei ausgewiesenen Niveaustufen (Falschtext zum Wegstreichen: Grundlegendes Niveau G, Lückentext zum Ausfüllen: Mittleres Niveau M, Stichwörter zum Formulieren: Erweitertes Niveau E).

Der sich daran anschließende Schritt der Selbstüberprüfung gibt den Schülerinnen und Schülern Zeit, sich eigenverantwortlich mit dem neu erworbenen Wissen zu befassen. Außerdem kann in dieser Unterrichtsphase eine weitere Differenzierung in Form des zusätzlichen, vertiefenden Arbeitsblattes inszeniert werden.

Von besonderer didaktischer Bedeutung ist das Abschlussgespräch. Es dient nicht nur der Verifizierung beziehungsweise Falsifizierung der anfänglichen Einschätzungen. Zusätzlich bietet es der Klasse die Möglichkeit, die gerade erlernten Informationen anzuwenden und in eine Bewertung einfließen zu lassen. Denn schließlich sollen sie sich mit der provokanten These der germanischen Sturheit begründend auseinandersetzen.

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Woher kamen sie?

Als Erste kamen die Krieger: Schwer bewaffnete Reiter, die im dritten Jahrhundert nach Christus den römischen Limes überrannten. Ihnen folgten die Siedler. Und während das römische Imperium immer schwächer wurde, siedelten sich im Südwesten Deutschlands neue Völker an: die Sueben und Alamannen, die einst zwischen Oder und Elbe lebten.
Der Film erkundet die Gründe für den Limessturm und die anschließende Einwanderung der Germanen. In einem Experiment klären wir, wie die germanischen Krieger schwer bewaffnet, aber ohne Steigbügel reiten konnten.

Germanen im Südwesten SWR Fernsehen

Wie siedelten sie?

Die Germanen waren Landmenschen, sie waren Selbstversorger, lebten recht einfach – im kompletten Gegensatz zu den Römern, deren ehemalige Gebiete sie besiedelt hatten. Die Natur war ihnen sehr wichtig, manche Orte verehrten sie als heilig. An den Thingstätten wurde über Krieg und Frieden beraten, über Streitfälle entschieden und auch die Anführer gewählt.
Warum die Germanen im Südwesten so einfach lebten und viele Errungenschaften der Römer ablehnten, darüber rätseln die Forscher bis heute. Vielleicht waren die Sueben und Alamannen ja einfach nur stur.
Der Film zeigt die sehr entgegengesetzte Lebensweise der Germanen zur Zivilisation der Römer: die einfache Bauweise ihrer Häuser, die kleinen Dörfer mit ihrer Selbstversorgung und die Selbstbestimmung der kleinen Herrschaftseinheiten.

Germanen im Südwesten SWR Fernsehen

Wie kämpften und wie jagten sie?

Archäologische Ausgrabungen in Lauchheim auf der Schwäbischen Alb bringen es zutage: Wohl waren die Germanen gefürchtete Krieger, doch Pfeil und Bogen dienten noch einem anderen Zweck: der Jagd. Wie ein germanischer Bogen gefertigt wird – aus einem einzigen Stück Eibenholz – zeigt das Experiment.
Der Film zeigt auch, dass in Lauchheim vorwiegend eine bäuerliche Gesellschaft lebte, die ihre wenigen Fleischtage mit etwas Jagd aufbesserte. Und der eine oder andere glückliche Krieger brachte einen Hauch von Luxus ins Dorf, wenn er erfolgreich von einem Beutezug zurückkehrte. Aus den Ausgrabungen schließen die Forscher: Angenehm unspektakulär lebten unsere Vorfahren im Südwesten vor 1500 Jahren.

Germanen im Südwesten SWR Fernsehen

Wie stylten sie sich?

Langes Haar war bei den Germanen das Vorrecht des freien Mannes. Sklaven wurden die Haare geschoren. Wenn die freie Germanenfrau einen Eid schwor, dann stolz auf ihren meist blonden Zopf. Und sie ging selten ungeschminkt aus dem Haus: Lippenrot, Lidschatten und Rouge waren weit verbreitet, das haben die Archäologen nachgewiesen.
Dass die Germanen im Südwesten reinlich waren, beweist unser Experiment. Aus feingesiebter Buchenholzasche und Ziegentalg stellen wir Seife her, „Seipfa“ wie sie selbst es nannten. Auch die Kleidung webten und färbten die Germanen im Südwesten selbst. Sie benutzten hauptsächlich Wolle und Leinen, liebten kräftige Farben und webten gern „vierbindige Gleichgradköper“. Wir alle tragen diese Stoffart heute noch: mit unserer Jeans!

Germanen im Südwesten SWR Fernsehen

Wie ernährten sie sich?

Rind, Schwein, Schaf und Ziege standen auf dem Speisezettel der Germanen, aber auch Gerste und Linsen als Proteinersatz. Das haben Auswertungen von Funden in Siedlungen und Gräbern ergeben. Eigentlich eine ausgewogene Ernährung, so das Fazit einer Ernährungsberaterin. Dennoch litten die Alamannen an Mangelernährung. Der Film zeigt, was sie aßen und auch, was sie gerne tranken: Bier zum Beispiel, dessen Bestandteile heute genau bekannt sind und das experimentell nachgebraut wird: Das Alamannen-Bier ist das erste gehopfte Bier, so wie wir es heute kennen.

Germanen im Südwesten SWR Fernsehen

Woran glaubten sie?

Der Glaube eines Volkes, das uns selbst kaum Schriftquellen hinterlassen hat, ist natürlich schwer zu rekonstruieren. Auch gibt es keine Tempel oder Kirchen, denn so viel weiß man: Die Germanen im Südwesten hatten eine ausgeprägte Naturreligion, verehrten Bäume, Flüsse, Quellen und auch Tiere. Die Bezeichnung der Wochentage geht vermutlich auf die germanische Götterwelt zurück.
Der Film beleuchtet anhand des „Sängergrabs von Trossingen“ die germanischen Bestattungsriten. In Experimenten werden Grabbeigaben nachgebaut: eine Leier und verschiedene Holzobjekte.

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Thomas Schmid