Planspiel Atomkrieg

Adenauers Kampf um die Bombe | Film

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Am 8. September 1955 fliegt Konrad Adenauer nach Moskau. Der Kanzler will die letzten deutschen Kriegsgefangenen heimholen und mit der Sowjetunion über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen sprechen. Aber es geht um mehr: In Adenauers Maschine ist eine Luftbildkamera der US Air Force versteckt, die kurz vor Moskau Aufklärungsfotos von Stellungen für neuartige Flugabwehrraketen machen soll. Das jedenfalls behauptet Dino Brugioni, der damals bei der Luftbildauswertung des US-Geheimdienstes CIA tätig war. Konrad Adenauer im Dienst der CIA? Kaum zu glauben und doch spricht vieles dafür. Denn sollten die sowjetischen Lenkwaffen tatsächlich funktionieren, dann hätte sich damals eine eklatante Sicherheitslücke im US-Konzept der Abschreckung aufgetan. Die Luftbilder waren also durchaus eine Frage der nationalen Sicherheit der USA.

Adenauer war wegen der prekären sicherheitspolitischen Lage der Bundesrepublik mit militärischen Planspielen gut vertraut. Und er plante mit, ausgehend von seinem eigenen Sicherheitskonzept. Der Kanzler hielt die Sowjetunion für übermächtig und aggressiv. Von einem Angriff auf die Bundesrepublik ließe sie sich, so Adenauer, nur durch die Drohung abhalten, dass das westliche Bündnis in einem solchen Fall Atomwaffen einsetzen würde. Damit verbunden war allerdings ein sehr hohes Risiko: Sollte es wider Erwarten doch zum Ernstfall kommen, würde Deutschland zum atomaren Schlachtfeld werden.

Der Film zeigt, wie Adenauer als militärischer Habenichts zunächst den Schulterschluss mit den USA sucht und die Stationierung amerikanischer Atomwaffen in der Bundesrepublik begrüßt. Und wie der Kanzler dann, als die Bundeswehr entsteht und die Nato nuklear aufrüstet, für die Ausrüstung auch der eigenen Truppen mit Atomwaffen kämpft – ohne am Ende sein Ziel zu erreichen. Gleichzeitig bemühen sich die Akteure, durch den Bau von atombombensicheren Bunkern auch nach dem ersten atomaren „Schlagabtausch“ weiter handlungsfähig zu bleiben. Ohne dass sie offen die Frage stellen, wer oder was nach einem Atomkrieg überhaupt noch regiert oder verwaltet werden kann. Eine groteske Verdrängung der Tatsache, dass die Logik der Abschreckung die Gefahr der Selbstvernichtung mit einschließt.

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Adenauers Kampf um die Bombe

Die erste Folge erzählt, wie Bundeskanzler Adenauer am Anfang des Kalten Krieges den Schulterschluss mit den Amerikanern übt und die Bundeswehr gegen die Sowjets in Stellung bringt. Adenauer zieht damals alle Register, um zu erreichen, dass auch die in die Nato integrierte Bundeswehr mit Atomwaffen ausgerüstet wird – letztlich ohne Erfolg. Aber seit damals ist die Bundeswehr fest eingebunden in die Abschreckungsstrategie des Westens – mit allen Vor- und Nachteilen: Schutz vor einem befürchteten Angriff der Sowjets, aber auch Furcht vor einem Versagen der Abschreckung und einem tatsächlichen Atomkrieg.

Raketenpoker um die Nachrüstung

Die zweite Folge des Zweiteilers geht der Frage nach, wie es Anfang der 80er Jahre zu einer neuen Eiszeit zwischen den beiden Supermächten kommt. Eine der Ursachen ist die Stationierung neuer SS-20-Mittelstreckenraketen im europäischen Teil der Sowjetunion. Bundeskanzler Schmidt sieht darin eine Bedrohung der Bundesrepublik und fordert eine Nachrüstung des Westens, falls die Sowjetunion die SS-20 nicht zurückzieht. Aber der von Schmidt angeregte Nato-Doppelbeschluss verselbständigt sich und wird unter Präsident Reagan Teil eines neuen US-Konzepts der Stärke – mit brisanten Folgen...

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Planet Schule