Bannerbild (Quelle: SWR – Screenshot aus der Sendung) (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Lebensräume · Im Teich

Frösche und Kröten | Hintergrund

STAND
Autor/in
Silke Harrer

Froschlurche

Amphibien allgemein

Amphibien sind wechselwarme Wirbeltiere mit feuchter, drüsenreicher Haut (ohne Hornschuppen!). Sie haben 4 Finger an den beiden vorderen Beinen und 5 Zehen an den hinteren. Innerhalb der Klasse der Amphibien unterscheidet man drei verschiedene Ordnungen: Froschlurche (Anura), Schwanzlurche (Urodela) und die tropischen Blindwühlen (Apoda).

Amphibium bedeutet „auf beiden Seiten lebend“ und bezieht sich auf die Metamorphose der Amphibien. Charakteristisch für Amphibien ist, dass sie als Larven Wasserbewohner sind mit den typischen Anpassungen. Im Laufe der Metamorphose verändern sie sich so, dass sie „an ihr zweites Leben“ als Landbewohner angepasst sind. Aber nicht alle Amphibien führen dieses „Doppelleben“. In allen drei Amphibien-Ordnungen (Froschlurche, Schwanzlurche, Blindwühlen) gibt es streng wasserlebende und ausschließlich landlebende Arten.

Weltweit kennt man etwa 4000 verschiedene Arten innerhalb dieser Klasse. Die artenreichste Gruppe sind die Froschlurche mit etwa 3500 Arten; bei den Schwanzlurchen sind rezent etwa 400 Arten bekannt und bei den Blindwühlen etwa 150 Arten.

Arten in Deutschland

In Deutschland leben 14 verschiedene Froschlurch-Arten: Rotbauchunke, Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Erdkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte, Knoblauchkröte, Laubfrosch, Grasfrosch, Moorfrosch, Springfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch und Seefrosch. Dazu kommen sechs verschiedene Schwanzlurch-Arten: Teichmolch, Bergmolch, Fadenmolch, Kammmolch, Feuersalamander und Alpensalamander.

Lediglich die im Film vorkommenden Froschlurche sollen hier näher charakterisiert werden.

Erdkröte

Erdkrötenweibchen (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
SWR - Screenshot aus der Sendung

Erdkröte (Bufo bufo):
Aussehen:
Männchen 5-10 cm groß; Weibchen 6-11 cm;
Pupille waagrecht mit goldener Iris
Oberseite gelb-, rot-, oliv- oder dunkelbraun mit unregelmäßig verteilten Warzen, die z. T. dunkler oder heller sind als die Grundfarbe. Unterseite hell, oft mit dunkler Fleckung.
Verbreitung: flächendeckend in Deutschland
Nahrung der Adulten: Insekten, Asseln, Nacktschnecken, Würmer (frisst viele Schadinsekten und -schnecken).
Sonstiges:
Laichen: Sucht zum Laichen Geburtsgewässer auf, besiedelt aber auch neu angelegte Gewässer; Laichschnüre beinhalten bis zu 7000 Eier in Zweier- oder Viererreihen.
Balz: März - April
Ruf: kurze, helle Abwehrlaute der Männchen

Kreuzkröte

Kreuzkröte (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
SWR - Screenshot aus der Sendung

Kreuzkröte (Bufo calamita)
Aussehen:
Männchen 4-7 cm, lila Kehle; Weibchen 5-8 cm, weiße Kehle
Pupille waagrecht elliptisch, grünliche Iris
Schmale, meist durchgehende gelbe Rückenlinie
Verbreitung: In Nord-, Ost- und Westdeutschland, bevorzugt auf lockeren, sandigen Böden. In Süddeutschland seltener, fehlt in den Alpen.
Nahrung: Insekten, Asseln, Nacktschnecken, Würmer (frisst viele Schadinsekten und -schnecken).
Sonstiges:
Läuft mäuseartig flink; einziger Froschlurch, der nur ganz ausnahmsweise hüpft.
Balz: kann mehrmals von April bis Juli/August stattfinden.
Ruf: laut und sehr weit zu hören, klingt wie metallisches „ärr...ärr...ärr“.
Laichen: Bevorzugt flache, vegetationsarme, auch leicht salzhaltige, möglichst neu entstandene Laichgewässer, die deshalb frei von Fischen und arm an anderen Feinden sind, z.B. in Flußauen und Kiesgruben; auch Pfützen, Spurrinnen und andere Temporärgewässer (kleine Gewässer, die im Sommer austrocknen).
Gilt auf der roten Liste Deutschlands als gefährdete Art!

Grasfrosch

Grasfrosch (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Der Grasfrosch SWR - Screenshot aus der Sendung

Grasfrosch (Rana temporaria)
Aussehen:
Männchen und Weibchen 4,5-10 cm
Pupille waagrecht elliptisch
Oberseite von gelb-oliv bis dunkelbraun, mit dunklen bis schwarzen Flecken, Farbvarianten bis zu hellgelbem Fleckenmuster auf braunem Grund.
Verbreitung: flächendeckend in Deutschland
Nahrung der Adulten: Insekten, Asseln, Nacktschnecken, Würmer (frisst viele Schadinsekten und -schnecken).
Sonstiges:
Balz oft schon Anfang März oder früher
Ruf: Nur leichtes Knurren beim Laichgeschehen.
Hat Laichklumpen, die 3000-4000 Eier beinhalten.
Gilt auf der roten Liste Deutschlands als Art der Vorwarnliste!

Laubfrosch

Laubfrosch (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Froschlurche SWR - Screenshot aus der Sendung

Laubfrosch (Hyla arborea)
Aussehen:
Männchen und Weibchen 3-4,5 cm
Pupille waagrecht oval
Oberseite glatt und glänzend, einfarbig hellgrün. Bei den frisch umgewandelten Jungfröschen kommen manchmal olivgrüne und häufig, je nach Wetterlage, goldenen Tiere vor.
Verbreitung: Ursprünglich im Tief- und Hügelland weit verbreitet, im Bergland bis 800m über NN. Heute meist nur noch inselartige Vorkommen. Verbreitungsschwerpunkte liegen u.a. im Nordosten Deutschlands und in Ostthüringen
Nahrung: Insekten, Fluginsekten, Nacktschnecken, Würmer.
Sonstiges:
Balz: Von Anfang/Ende April bis Juni.
Ruf: rhythmisches „äpp...äpp..äpp“ sehr laut und weit zu hören. Die Rufaktivität beginnt an warmen Tagen gegen Abend und endet meistens nach Mitternacht.
Im Sommer und Herbst tagsüber hoch über dem Boden auf Blättern oder Ästen sitzend. Von dort ertönt manchmal der heiser krächzende Sommerruf, vor allem an schwülen, warmen Tagen.
Gilt auf der roten Liste Deutschlands als stark gefährdete Art!

Grünfrösche

Ein Grünfrosch im Wasser. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
SWR - Screenshot aus der Sendung

Grünfrösche
Grünfrosch ist keine Artbezeichnung sondern meint die drei grünen, sehr ähnlichen Froscharten Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae), Seefrosch (R. ridibunda) und die Hybride aus beiden, den Teichfrosch (R. kl. esculenta).
Die Unterscheidung der Grünfroscharten ist sehr schwierig, aber wegen der starken Ähnlichkeit auch nur für Wissenschaftler von Belang. Von anderen Arten sind sie durch die kräftig grüne Farbe und die großen Schwimmhäute gut unterscheidbar. Alle drei Arten sind optimal an das Wasserleben angepasst. Sie verbringen das ganze Jahr am Wasser. Von Mai bis Juni - in ihrer Balzzeit - verursachen die Grünfrösche das typische Froschkonzert mit lautem Quaken.
Verbreitet sind alle drei Arten nahezu in allen Regionen Deutschlands an großen Gewässern und entlang der Flussläufe.
Sie ernähren sich von Nacktschnecken, Würmern, kleinen Wirbeltieren und anderen Amphibien.

Der Seefrosch wird auf der roten Liste Deutschlands als gefährdet geführt, und der kleine Wasserfrosch gilt als vermutlich gefährdet. Nur der Teichfrosch ist nicht auf der roten Liste.

Schutz der Amphibien

Wandernde Amphibien sind stark gefährdet, denn sie müssen vielerorts Straßen überqueren, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen. Der Neubau von Straßen, insbesondere von Ortsumgehungsstraßen, führt oftmals durch bislang unzerschnittene Amphibienlebensräume. Aber auch die Verkehrszunahme auf ehemals gering befahrenen Straßen hat meist eine große Zahl überfahrener Amphibien zur Folge.

Arten die bei ihren Wanderungen zwischen Landlebensraum und Laichgewässer große Entfernungen zurücklegen, sind vom Straßenverkehr besonders betroffen. Das gilt insbesondere für den Grasfrosch, Springfrosch und die Erdkröte. Bundesweit werden jährlich durch Naturschutzorganisationen etwa 2.000 bis 3.000 Amphibienschutzzäune aufgebaut um die Frühjahrswanderung der Amphibien von ihren Landlebensräumen zu den Laichgewässern zu sichern. Informationen über die Verteilung der Schutzzäune in den Bundesländern erhält man z. B. auf den Internetseiten des NABU Deutschland.

Nicht nur das Errichten von Krötenzäunen trägt zum Schutz der Tiere bei. An manchen Orten werden während der Wanderung Straßenabschnitte in den Abend- und Nachtstunden gesperrt. An manchen Straßen werden dauerhafte Schutzanlagen fest eingebaut. Es handelt sich um Tunneldurchlässe. Bei Straßenneubauten gehören Amphibienuntersuchungen inzwischen zu den Planungen im Vorfeld, Amphibienschutzmaßnahmen leiten sich gegebenenfalls aus den Untersuchungsergebnissen ab. Der Vorteil von dauerhaften Schutzanlagen besteht in der ganzjährigen Funktionsweise und dem geringen Betreuungsaufwand.

Hintergrundmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Lebensräume · Im Teich | Ergänzender Hintergrund

Amphibien, Wasserinsekten und Wasserpflanzen haben sich mit ihren ganz individuellen Strategien perfekt an den Lebensraum „Kleingewässer“ angepasst. Die Ansprüche an ihre jeweiligen ökologischen Nischen können dabei extrem variieren. Was für die einen die perfekte Umgebung ist, kann für die anderen schädlich oder sogar tödlich sein. Vor allem Wasserpflanzen können deshalb bei der Qualitätseinstufung eines Gewässers als Bioindikatoren nützlich sein. Mit den unterschiedlichen Umgebungsverhältnissen im Weiher oder Teich müssen auch die tierischen Bewohner klar kommen. Sie haben beeindruckende Strategien entwickelt, um unter Wasser an den lebensnotwendigen Sauerstoff zu kommen. Kiemen sind dafür eine perfekte Lösung aber bei Weitem nicht die einzige. Zum Thema „Schwanzlurche“ wird der Lebenszyklus des Teichmolchs näher beschrieben – von der Balz zur Eiablage und von der wasserlebenden Larve zum erwachsenen Landbewohner.

Alle Themen zum Schwerpunkt Lebensräume · Im Teich

Lebensraum für Lurche

Am 12. April 1983 werden bei Mössingen, am Rande der Schwäbischen Alb, 50 Hektar Wald bei einem Erdrutsch zerstört. Scheinbar bleibt eine leblose Steinwüste und zerstörter Lebensraum zurück. Doch durch den Erdrutsch sind neue ökologische Nischen entstanden, neuer Lebensraum für eine Vielzahl von pionierfreudigen Pflanzen und Tieren – auch für Lurche. Seltene Froschlurche wie Kreuzkröte und Gelbbauchunke finden hier gute Verstecke. Neu entstandene Weiher laden Erdkröten und Grasfrösche zum Laichen ein. Auch verschiedene Schwanzlurche sorgen hier für Nachwuchs. Die Männchen von Teichmolch, Bergmolch und Kammmolch erscheinen im prächtigen Balzkleid und versuchen die Weibchen zu beeindrucken. Den Interessentinnen fächeln die Männchen mit ihrem Schwanz Duftstoffe zu, die ihre Paarungsbereitschaft erhöhen soll. Es folgt eine Art Paartanz, bei dem das Männchen einen Samenbehälter auf dem Teichboden absetzt. Das Weibchen nimmt den Samen in ihre Kloake auf. Nach der Befruchtung werden die Eier einzeln in zusammengefaltete Blätter von Wasserpflanzen abgelegt. Nach dem Schlüpfen verwandeln sich die Larven im Laufe der nächsten Monate in erwachsene Molche. Ihnen wachsen Beine und auch die inneren Organe werden umgebaut – äußere Kiemen werden durch die Lunge ersetzt. Im Herbst ist die Metamorphose abgeschlossen und der junge Molch wird das Gewässer verlassen, um sich an Land ein frostsicheres Versteck zum Überwintern zu suchen.

Frösche und Kröten

Erdkröten und Grasfrösche marschieren jedes Frühjahr an ein Gewässer, um dort abzulaichen. Wenn sie diese gefährliche Wanderung heil überstanden haben, suchen sie nach einem Partner. Bei männlichen Erdkröten ist der Fortpflanzungstrieb so stark, dass sie alles umklammern, was ihnen in die Quere kommt, vom Erdklumpen bis zum Karpfen. Dies hat Otto Hahn in unglaublichen Bildern festgehalten. Darüber hinaus zeigt er als Ergebnis der über einjährigen Dreharbeiten die Entwicklung und Lebensweise der heimischen Froschlurche, von denen nur wenige den Schritt ans Land schaffen; zu viele Feinde lauern im Wasser.

Natur nah: Überleben in zwei Welten SWR Fernsehen

Wasserinsekten

Rückenschwimmer, Ruderwanze, Wasserskorpion und Stabwanze - das sind nur einige der skurrilen Formen, die sich unter Wasser herumtreiben und mit- bzw. voneinander leben. Doch wie kommen Libellen-, Eintagsfliegen- und Köcherfliegenlarven oder die Larve des Gelbrandkäfers von einem Weiher in den anderen? Sie machen eine erstaunliche Verwandlung durch, verlassen das Medium Wasser und stoßen in eine andere Welt vor - sie dringen in den Luftraum ein.

Natur nah: Überleben in zwei Welten SWR Fernsehen

Ein Bergrutsch schafft Lebensraum

Nach einer Naturkatastrophe erobern Flora und Fauna ganz allmählich verloren gegangenes Terrain zurück. Pionierpflanzen sprießen, das Regenwasser bleibt in Pfützen stehen, in denen sich Molche entwickeln. An anderen Extremstandorten überleben Gelbbauchunken, Kreuzkröten, Uferschwalben und die Larve der Ameisenjungfer, der Ameisenlöwe. Und in der steilen Felswand ziehen Wanderfalken ihre Jungen groß.

Natur-Nah SWR Fernsehen

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Autor/in
Silke Harrer