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Ich und die Anderen

Lesbisch. Schwul. Jung | Unterricht

STAND
Autor/in
Lucia Hefti


Themen
• Homosexualität
• Homophobie
• Outing

Fächer
• Gemeinschaftskunde, Sozialkunde
• Religion, Ethik
• Biologie
• NWA
• MNT

Klassenstufen
• ab Klasse 8, alle Schularten

Ingelis. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Lesbisch? „Da muss man sich erstmal dran gewöhnen“, meint Ingelis SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Julius: „Auf der Bühne zu stehen, gibt mir immer wieder neue Energie“ SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Florian: „Liebe ist Liebe – egal, welches Geschlecht dabei ist“ SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Fächeranbindung und Kompetenzen

Während die Erziehung zu Toleranz und Vielfalt als Beitrag zur Friedenserziehung vor Langem Einzug in den Bildungsplan fand, sind konkrete Forderungen zur Implementierung der Themen „Akzeptanz unterschiedlicher Lebensentwürfe und sexueller Orientierung“ hingegen neu. Homosexualität ist kein öffentliches Tabuthema mehr und findet nunmehr seinen Weg an unsere Schulen, um auch hier zu zeigen, dass Homosexualität gesellschaftliche Realität ist. Schüler sollen sich demnach bewusst mit anderen Identitäten und Lebensentwürfen befassen, das Bewusstsein für die eigene Identität schärfen und gleichzeitig Respekt gegenüber von der eigenen Orientierung abweichenden Lebensentwürfen sowie Weltoffenheit erlangen.

Lehrplanbezüge

Der Film „Lesbisch. Schwul. Jung“ ist fächerübergreifend einsetzbar, sei es in Religion und Ethik, unter den Aspekten Nächstenliebe, christliches Menschenbild, Toleranz und Menschenwürde, oder aber auch in den Fächern Politik, Gesellschafts- beziehungsweise Gemeinschaftskunde mit den Schwerpunkten Menschenwürde und Leben in demokratischen Gemeinschaften mit besonderem Schutz der eigenen Person sowie Ehe und Familie. Gleichermaßen finden sich Zugänge in naturwissenschaftliche Bereiche, wo die Themen Geschlechtserziehung, menschliches Sexualverhalten sowie seelische Entwicklung des Menschen zur Persönlichkeitsentwicklung gefordert werden.

Die im Folgenden genannten Bezüge zu den Bildungsplänen sind Beispiele, die entsprechend für alle anderen Bundesländer und weitere Fächer gelten.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Ethik
In allen Schularten wird gefordert:
- das Einüben von Toleranz (Klasse 8/9)
- Reaktionsformen/weit verbreitete Vorurteile zu erkennen (Klasse 10)
- verschiedene Formen des Zusammenlebens zu beschreiben (Klasse 10)

Religion
Kompetenzbereich „Leben in Beziehungen – Liebe, Freundschaft, Sexualität“ Kompetenzbereich „Mensch sein – Mensch werden“ (Gymnasium, Klasse 10): Die Schülerinnen und Schüler
- wissen, dass Partnerschaft Entwicklungsschritte zur eigenen Identität und zur Liebesfähigkeit voraussetzt;
- können den Stellenwert, den Sexualität in unserer Gesellschaft hat, reflektieren und kennen
Kriterien eines verantwortlichen Umgangs mit Sexualität

Biologie/MNT/NWA
- Liebe und Sexualität – Verstehen des eigenen Verhaltens (Gymnasium, Klasse 8)
- Verantwortung im Umgang mit der Geschlechtlichkeit (Hauptschule, Klasse 9)
- Den eigenen Körper verstehen (Realschule, Klasse 7)

Gemeinschaftskunde/WAG/WZG
- im Kompetenzbereich „Kinder und Jugendliche in Familie und Gesellschaft“: Schülerinnen und Schüler sollen „Lebensformen in unserer Gesellschaft beschreiben und vergleichen“ sowie „das Spannungsfeld zwischen Selbstverwirklichung und sozialen Erwartungen beschreiben“. (Gymnasium, Klasse 8)

Die Schülerinnen und Schüler
- kennen unterschiedliche Lebensformen und deren individuelle, berufliche und gesellschaftliche Wechselbeziehungen; (Hauptschule, Klasse 9)
- können verschiedene Lebensformen als Folge sich verändernder Umwelt- und Lebensbedingungen einordnen (Hauptschule, Klasse 9)

RHEINLAND-PFALZ

Ethik
Der Lehrplan Ethik für die Sekundarstufe I sieht in den Klassen 7/8 die Sexual- und Partnerschaftserziehung vor.
Schwerpunkte sind unter anderem
- Veränderung tradierter Lebensformen
- Freizügigkeit/Intoleranz
- Geschlechterpolarität, Homosexualität, Bisexualität

Religion, evangelisch
In Klasse 7/8 im Erfahrungsfeld „Leben in der Gemeinschaft“:
Sensibilität und Toleranz für andere Verhaltensweisen, Werte und Normen entwickeln

Religion, katholisch
Themenfeld „Beziehungen gestalten: Freundschaft – Liebe – Partnerschaft“ (Klasse 9)

Biologie
Themenfeld 6: Erwachsen werden

SAARLAND

Fächerübergreifender Unterricht in allen Schularten in Biologie/Naturwissenschaften, Religion/Ethik, Deutsch und Fremdsprachen, Sozialkunde/Politik, Geschichte, Bildende Kunst und Sport.
Die Vielfalt sexueller Identitäten ist in den Themenbereichen Sexualität, Emotionen, Beziehungen und Lebensstile sowie Sexualität und Recht im Unterricht vorgesehen.

Ingelis mit türkisfarbenen Haaren. (Foto: Jan Theuwsen)
Über Homosexualität wurde in Ingelis‘ Schule wenig gesprochen Jan Theuwsen Bild in Detailansicht öffnen
Das Coming-out gegenüber der Familie hat Julius noch aufgeschoben Jan Theuwsen Bild in Detailansicht öffnen
Schwul und Fußballer? In seinem Verein ist Florian akzeptiert Jan Theuwsen Bild in Detailansicht öffnen
Schwul? Lesbisch? Der Wohngemeinschaft ist das egal SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Methodisch-didaktische Hinweise

Grundidee dieses Unterrichts ist, persönliche Einstellungen und Empfindungen zum Thema Homosexualität zu hinterfragen, indem die Schüler emotionale Eingebundenheit erfahren. Zu diesem Zweck beschäftigt sich die Klasse zuerst allgemein mit dem Thema „Unverständnis“, wobei hier noch nicht nur von homosexueller Position ausgegangen wird. Dies ermöglicht den Schülern, sich ohne Vorurteile oder innere Widerstände in die Lage eines Jugendlichen zu versetzen, der sich traurig und unverstanden fühlt. Erst in einem nächsten Schritt wird klar, dass besagter Jugendlicher eine gleichgeschlechtliche Neigung hat. Diese paradoxe Intervention ermöglicht es den Schülern, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und kritisch zu hinterfragen.

Der in Gedichtform gehaltene Text bietet Abwechslung und öffnet einen vorurteilsfreien sowie emotionalen Zugang zum Thema. Der Film „Lesbisch. Schwul. Jung“ soll diese Gefühle verstärken, indem verschiedene Lebensentwürfe sowie Problemfelder dreier Jugendlicher unter die Lupe genommen und verglichen werden.

Dem folgt eine Gruppenarbeit mit anschließender Präsentationsphase, die Raum für die eigene Meinung und das eigene Empfinden bietet und den Schülern darüber hinaus die Möglichkeit gibt, sich über Gesehenes auszutauschen. Gleichzeitig werden kreative Kompetenzen gefördert, wenn es um die Gestaltung eines Steckbriefes zu Protagonisten des Filmes geht. Ebenfalls sollen die eigenen Gedanken produktiv und lösungsorientiert niedergeschrieben werden, was unter anderem die Schreibkompetenz fordert und fördert.

Unterrichtsverlauf

Die folgende Stunde soll Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe für das Thema Homosexualität sensibilisieren, sie emotional involvieren und Unwissenheit, Ängste sowie Vorurteile vertreiben, um Respekt, Wertschätzung und Achtung vor Vielfalt und Verschiedenheit zu schaffen. Gleichzeitig soll es Schülern helfen, die eigene geschlechtliche Identität zu finden, ohne Angst vor öffentlicher Diskriminierung. Das Thema schafft hierbei Anreize zum dialogorientierten und friedlichen Umgang mit unterschiedlichen Positionen.

Aufgrund der Filmlänge empfiehlt sich eine Doppelstunde beziehungsweise die Stunde kann auch auf zwei einzelne Stunden verteilt werden.

Der Lehrer beginnt den Unterricht mit dem Vortragen des Liedtextes von Ludwig Hirsch. Eine authentische Mimik und Gestik verstärken hierbei den Effekt der Einfühlung.
http://www.ludwighirsch.at/Texte/herbert.htm
Wichtig: Sowohl der Titel des Liedtextes „Herbert“ als auch die letzte Zeile „Also dann, Servus Herbert, und hör' auf zum Weinen!“ werden nicht vorgelesen.

Im nächsten Schritt soll gemeinsam an der Tafel eine Mindmap entstehen, die die Gefühle der nicht zu Wort gekommenen Person thematisiert. In der Mitte der Mindmap kann die Aufschrift „Wie fühlt sich die Person, die nicht zu Wort gekommen ist?“ stehen. Wichtig ist hierbei, dass nicht auf das Geschlecht der genannten Person eingegangen wird. Zu diesem Zeitpunkt ist erwünscht, dass die Schüler glauben, ein Mädchen beziehungsweise eine Tochter spricht mit einem Mann/ihrem Vater.

Um sich nun dem Kernthema „Homosexualität“ zu nähern, räumt der Lehrer ein, dass er beim Vorlesen des Textes etwas verschwiegen hat und trägt den Text erneut, diesmal aber mit dazugekommenem Titel und Schlusssatz, vor.

Erneut wird an der erstellten Mindmap angeknüpft, indem die Schüler nun ergänzen können, was auf der Mindmap fehlt beziehungsweise was vielleicht für neue Gefühle dazugekommen sind. Für eine differenzierte Betrachtungsweise der Tafelbegriffe ist es hier sinnvoll, nun dazugekommene Gefühle mit einer anderen Farbe an die Tafel zu schreiben.

Hier folgt nun eine Überleitung zum Film. Dies kann damit geschehen, dass man Herberts Schicksal, die Figur aus dem Eingangstext, vielerorts findet. Begleitend zum Film bekommen die Schüler den Auftrag, das Arbeitsblatt „Unterschiede und Gemeinsamkeiten“ auszufüllen, nachdem dieses zuvor eingeführt und besprochen wurde. Wichtig wäre an dieser Stelle eine kurze Begriffsdefinition wichtiger Wörter, um Unverständnis vorzubeugen.

Julius und seine Schwester schauen auf ein Smartphone. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Seiner Schwester hat sich Julius anvertraut SWR – Screenshot aus der Sendung

Durch das Arbeitsblatt gelingt es den Schülern, relevante Informationen über die Protagonisten zu bekommen, die im nächsten Schritt näher betrachtet werden. Die Schüler werden nun in drei Gruppen eingeteilt, wobei sich jede Gruppe mithilfe eines Arbeitsauftrages nochmals explizit und im Detail mit einer der drei Personen aus dem Film auseinandersetzt. Hierbei entstehen in jeder Gruppe Steckbriefe über die Personen, die später der Klasse präsentiert werden.

Bei großen Klassen sollte jeder Arbeitsauftrag zwei Mal vorhanden sein. Am Ende der Bearbeitungszeit werden die Gruppen der gleichen Personen zusammengeführt, um ihre Ergebnisse zu vergleichen und zu reflektieren.

Fußballtraining. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Vor dem Coming-out im Verein war Florian extrem nervös SWR – Screenshot aus der Sendung

Die Präsentation dient der Vertiefung und Reflexion. Hierbei ist es wichtig, dass den Schülern an dieser Stelle Raum geboten wird, um Fragen über die Personen zu stellen. Ebenfalls bewähren sich hier Fragen vom Lehrer an die Schüler über ihre eigene Meinung und Sichtweise zu der Filmperson.

Im nächsten Schritt schauen sich die Schüler nochmals die Mindmap vom Beginn der Stunde an. Diese soll nun zum dritten Mal um weitere Gefühle erweitert werden. Auch hier bietet sich das Anschreiben mit einer neuen Farbe an, um nochmals deutlich zu machen, welcher Aufschrieb welcher Phase des Unterrichts entsprang. Die Mindmap ist selbst ein wichtiger Beitrag zur Reflexionsanregung der Schüler und wird darüber hinaus als Gelenkstelle zur nächsten und letzten Arbeitsphase genutzt.

Hier wird nun der Bogen zurück zu „Herbert“ aus dem Anfangstext gespannt. Die Schüler bekommen nun die Aufgabe, Herberts Vater einen Brief zu schreiben und ihre Meinung kundzutun.

Um in einen abschließenden Dialog mit den Schülern zu treten, bietet es sich an, zwei bis drei Briefe vorlesen zu lassen. Als Hausaufgabe soll ein Transfer auf die Lebenswelt der Schüler stattfinden, indem berühmte homosexuelle Persönlichkeiten sowie Literatur, Filme und Lieder über Homosexualität recherchiert werden.

Für die Folgestunden beziehungsweise für differenzierten Unterricht kann noch weiteres Material verwendet werden:

Tabellarischer Unterrichtsverlauf

PhaseInhaltSozialformMedien
EinstiegLehrkraft liest den Liedtext vor.
WICHTIG: OHNE Überschrift und OHNE letzte Zeile
PlenumAusdruck Liedtext „Herbert“
www.ludwighirsch.at/ Texte/herbert.htm
Hinführung IMindmap: Wie fühlt sich die Person, die nicht zu Wort gekommen ist?PlenumTafel
Hinführung II- Lehrkraft liest den Text erneut vor, diesmal MIT Überschrift und MIT letzter Zeile
- Mindmap s.o. wird erweitert (mit anderer Farbe)
PlenumAusdruck Liedtext „Herbert“ Tafel
Erarbeitung I- Begriffsklärung, Austeilen Arbeitsblatt 1
- Film „Lesbisch. Schwul. Jung“
- Bearbeitung des Arbeitsblatts 1 während des Films
Einzelarbeit- Materialblatt: Begriffsdefinition
- Arbeitsblatt 1: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Transfer *- Bezug zum Anfang der Stunde: Mindmap s.o. wird nochmals erweitert
- * Austeilen und Bearbeitung Arbeitsblatt 3
Einzelarbeit- Arbeitsblatt 3: Brief an Herberts Vater
* Anstatt der Bearbeitung des Arbeitsblatts 3: „Brief an Herberts Vater“ kann man für differenzierten Unterricht die Arbeitsblätter 5, 6 und 7 gezielt nach Niveaustufen einsetzen.
Grundniveau: Arbeitsblatt 5 „Differenzierung – Schülerberatung“; mittleres Niveau: Arbeitsblatt 7 „Antwort an Julius“; erweitertes Niveau: Arbeitsblatt 6 „Differenzierung – Gedicht: Bist du schwul?“
Hausaufgabe- Recherche über homosexuelle Persönlichkeiten sowie Lieder, Bücher, Gedichte- Arbeitsblatt 4: Hausaufgabe

Medienreflexion

Der Film erscheint auf den ersten Blick in einem ungewöhnlichen Format in Hinblick auf Beteiligte, fehlenden Sprecherkommentar und Länge.

Die drei Beteiligten sind zwei männliche und eine weibliche Darsteller/in. Das empfinde ich als gute Auswahl, weil die beiden jungen Männer in ihrer Erscheinung, ihrem Auftreten und ihren Ansichten sehr verschieden sind. Diese unterschiedlichen Ausprägungen gestalten den Film kurzweilig und interessant. Durch den Auftritt der jungen Dame wird eine weitere Sichtweise gewonnen, diesmal die einer Frau mit ähnlicher und doch ganz anderer Lebenssituation. Der Einblick in die drei Lebensentwürfe und der mehrfache Wechsel zwischen den Personen vermittelt dem Zuschauer eine Bandbreite von Emotionen und Meinungen und schafft Anlass, die eigenen Ansichten zu vergleichen, zu hinterfragen und zu überdenken. Meines Erachtens gelingt durch die Auswahl der Protagonisten ein abwechslungsreicher und vielschichtiger Film, der Menschen jeden Alters berührt und emotional involviert.

Der fehlende Sprecherkommentar verstärkt dabei den Prozess der Involviertheit, weil jeder Darsteller seine Identität selbstständig hervorbringen muss. Dies lässt die Positionen der Einzelnen sehr frei und selbstbewusst erscheinen und bewegt den Zuschauer dazu, sich in jede Person neu einzufühlen.

Die Länge des Filmes hat durchaus seine Berechtigung. Eine Kürzung würde auf Kosten wertvoller Einblicke in eine den Schülern teilweise unbekannte Lebenswelt gehen. Gleichzeitig erreicht gerade die Vielzahl an Situationen individuelle Anknüpfungspunkte zum Um- und Weiterdenken.

Zusammenfassend gelingt mit diesem Film eine Darstellung individueller Lebensentwürfe, der Schüler unterschiedlichen Denkens erreichen kann. Die Szenarien wirken aufgrund ihres Wechsels von alltäglichen Lebensausschnitten zu persönlichen Ansichten in monologischer Interviewsituation sehr real und echt. Der Film wird in vielen Schulen einen Beitrag dazu leisten, dass das Thema Homosexualität noch stärker in den Fokus schulischen Lebens und Lernens gerückt wird.

Zusätzliche Arbeitsblätter und Anregungen

Praxisbericht: Lesbisch. Schwul. Jung


Themen
• Homosexualität
• Homophobie
• Outing

Fächer
• Gemeinschaftskunde, Sozialkunde
• Religion, Ethik
• Biologie
• NWA
• MNT

Klassenstufen
• ab Klasse 8, alle Schularten

Material
Der Praxisbericht bezieht sich auf den Unterrichtsentwurf, den Sie online bei Planet Schule finden: Lesbisch. Schwul. Jung: Methodisch-didaktische Hinweise, Unterrichtsverlauf, Arbeitsblätter

Steckbriefe der Protagonisten, angefertigt von den Schülern. (Foto: Lucia Hefti)
Arbeitsergebnis der Stunde – das Interesse der Schüler ist groß Lucia Hefti

Unterricht zum Thema Homosexualität

Homosexualität hat längst gesellschaftliche Realität erlangt. Aufgrund dessen sollten der Umgang damit sowie die Toleranzförderung Einzug in die Schule finden. Der Film „Lesbisch. Schwul. Jung“ aus der Reihe „Ich und die anderen“ kann wertvolle Denkanstöße geben, um sich intensiv mit den Themen Vielfalt und unterschiedlichen Lebensentwürfen auseinanderzusetzen.

Der Unterricht begann mit dem Vortrag des Textes von Ludwig Hirsch. Dabei wurde dieser sehr emotionsvoll vorgelesen. Die Reaktion vieler Schüler war ein kopfschüttelndes Mitfühlen.
Nach dem Vortrag nannten die Schüler bei der Frage „Wie fühlt sich die Person, die nicht zu Wort kam“ folgende Begriffe:

genervt, unsicher, hat schlechte Gefühle, traurig, sprachlos, unverstanden, wütend

Immer wieder bezeichneten die Schüler die Person, die nicht zu Wort kam, als Mädchen, was vorerst im Raum stehen blieb. Der monologische Sprecher wurde als Vater des Mädchens gedeutet.

Beim zweiten Vorlesen, diesmal mit dem Titel „Herbert“, gerieten die Schüler ins Stutzen, schauten sich gegenseitig an und lachten. Ein Schüler fragte frei heraus, ob dies denn kein Mädchen sei. Die Verwunderung über die Tatsache, dass ein Sohn seinem Vater gegenüber sitzt, war sehr groß. Plötzlich hatte der Text für die Schüler eine andere Bedeutung. Über diesen eigenen emotionalen Sinneswandel waren viele Zuhörer sehr überrascht. Die Mindmap erweiterte sich nach dem Vortrag um die Worte:

nicht akzeptiert, diskriminiert, nicht ernst genommen

Nun folgte die Überleitung zum Film mit den Worten, dass es viele Menschen wie Herbert gäbe und dass viele auch ähnliche Gefühle in sich trügen. Dazu folgte die Begriffsdefinition, die in dieser Klasse kurz ausfiel, weil fast alle Begriffe bekannt waren, und das Arbeitsblatt 1 „Gemeinsamkeiten und Unterschiede“, welches während des Filmes ausgefüllt wurde.

Die Schüler schauten völlig ruhig, aber scheinbar mitgerissen den Film an. Nach dem Film bestand viel Redebedarf seitens der Schüler, doch empfand ich es als wichtig, dass die Gespräche erst einmal gebündelt über eine Person stattfanden, und zwar innerhalb der Kleingruppen, um mit mehr Informationen zu einem späteren Zeitpunkt in eine Diskussion einzutreten. Während der Gruppenarbeiten fanden viele Gespräche zu den Personen statt, doch alle Gruppen schafften ihren Steckbrief im vorgegebenen Zeitrahmen.

Die Präsentationen gewannen vor allem wegen der eigenen Meinung der Schüler an Interesse. Alle drei Protagonisten wurden als sehr sympathisch wahrgenommen und keiner der Schüler empfand die Personen als unangenehm.

Als Lehrperson fand ich es sehr interessant und erfreulich, wie sensibel die Schüler auf das Gesagte der Darsteller reagierten, indem sie Szenen mündlich wiedergaben oder klar äußerten, was sie als ungerecht empfanden und wie sie mitfühlen konnten. Bei Person 1 („Auf der Bühne zu Hause“) kam eine lebhafte Diskussion in Gang, wie den Eltern nicht auffallen könne, dass ihr Sohn einen „weiblichen Touch“ habe. Zu diesem Thema und als Schlusssatz der Stunde zitierte ein Schüler Person 2, indem er äußerte, dass man immer die selbe Person bleibt, die man ist, nur dass man eben ein anderes Geschlecht liebt.

Alle Themen zum Schwerpunkt Ich und die Anderen

Lesbisch. Schwul. Jung

„Ich bin lesbisch! Ich hab mich wirklich vor den Spiegel gestellt und das zwanzigmal gesagt.“ Ingelis musste sich eine Weile an den Gedanken gewöhnen, dass sie auf Frauen steht. Mittlerweile findet sie ihre Homosexualität gut, aber noch immer sind Fragen offen. Wie reagieren andere darauf, was verändert sich dadurch in ihrem Leben und wo gibt es Informationen, wie lesbisch sein eigentlich funktioniert?
Julius ist schwul. Die Freunde und Mitschüler wissen das, aber das entscheidende Gespräch mit seinem Vater schiebt er immer wieder auf. Er fühlt sich zerrissen, will sich nicht rechtfertigen müssen, leidet aber auch unter dem Schweigen. Seine Schwester will ihm helfen.
Florian ist überzeugt: Wenn du nicht darüber sprichst, machen das andere für dich. Er ist Fußballer, arbeitet als Schiedsrichter und er ist schwul. Er hatte große Angst vor dem Outing, denn im Fußball ist Homophobie weit verbreitet. Heute ist er froh über sein Outing. Die Erlebnisse, die er dabei gemacht hat, haben ihn geprägt.
Der Film begleitet drei junge Leute bei ihrem alltäglichen Umgang mit ihrer Homosexualität.

Ich und die anderen SWR Fernsehen

Sophie und das Down-Syndrom

Die 20-jährige Sophie ist selbstbewusst, hat große Träume und das Down-Syndrom. In ihrem Leben verändert sich gerade sehr viel. Wie andere junge Leute möchte auch Sophie zu Hause ausziehen und ein selbstbestimmtes Leben führen. Ihre Familie unterstützt sie dabei. In der berufsvorbereitenden Klasse trainiert sie Fertigkeiten, die sie für eine berufliche Zukunft brauchen wird. Sophie hat sehr konkrete Vorstellungen von ihrer Zukunft. Die junge Frau will Erzieherin werden. Sie mag Kinder und hat ihren ganz eigenen Zugang zu ihnen. Das Praktikum im Kindergarten läuft dennoch nicht problemlos, ist aber bereichernd für alle Beteiligten.
Ihre Freunde trifft Sophie im Jugendhaus. Ihr großer Traum ist Theaterspielen. Auf der Bühne arbeitet sie zusammen mit anderen Jugendlichen, mit und ohne Handicaps. Auch Technik interessiert sie. Für diesen Film hat sie mit einer kleinen HD-Kamera selbst Videos gedreht, die in die Dokumentation eingingen. Und sie hat über Inhalte und Tempo der Dreharbeiten mitentschieden.
Der Film begleitet die junge Frau auf ihrem Weg in ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben.

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Der Feind auf meinem Teller · Magersucht

„Ich mag es nicht, was ich im Spiegel sehe, ich hasse das!“ Michelle ist 18 Jahre alt und steht vor dem Abitur. Die größte Herausforderung für sie: essen. Michelle ist seit vielen Jahren magersüchtig, jetzt aber ist sie fest entschlossen, wieder gesund zu werden. Dazu gehört auch, dass sie lernt ihren Körper zu mögen – ein schwieriger Weg für die junge Frau.Essprobleme bis hin zur Magersucht sind ein häufiges Problem von Jugendlichen. Typisch ist ein starker Gewichtsverlust, den die Betroffenen bewusst herbeiführen. Sie empfinden sich auch dann noch als zu dick, wenn sie schon unter starkem Untergewicht leiden. Auch Aileen und Nina kämpfen mit den Folgen ihrer Magersucht. Die Krankheit hat ihr ganzes Leben verändert. Ihre Familien und Freunde fühlen sich oft überfordert. Die drei jungen Frauen leiden nicht nur unter Essstörungen, sondern ebenso unter einem übersteigerten Ehrgeiz und einem Hang zum Perfektionismus. Was alle drei lernen müssen: loslassen und das Leben genießen. Der Film begleitet sie bei ihrer Suche nach Normalität.

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Was glaubst du denn?

„Es ist ein Teil meiner Identität – Zweifel gehören dazu.“ Laila, Boris und Patric sind gläubig. Die drei jungen Leute leben ihre Religion auf ganz unterschiedliche Weise, aber vieles verbindet sie. Laila ist Muslimin, Boris Jude und Patric Katholik. Jeder von ihnen kennt die Auseinandersetzung mit Vorurteilen, das Befremden, aber auch die Neugier von Freunden und Familien. In ihren religiösen Gemeinschaften fühlen sie sich zu Hause, das Gebet und die Einhaltung der religiösen Vorschriften und Riten sind wichtige Teile ihres Lebens. Sie sind der Welt zugewandt und versuchen auf verschiedenen Wegen Spiritualität und Alltag zu verbinden. Zukunftsvisionen, Liebe, Glück, Gottesverständnis und Toleranz sind für sie wichtige Themen.
Die Sendung begleitet die drei jungen Gläubigen bei der Auseinandersetzung mit ihrer Religion.

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Plötzlich ist man wer: Neonazi!

Felix ist jung, klug, kommt aus gesicherten Verhältnissen und – er war jahrelang aktiver Neonazi. Heute will er verhindern, dass andere den gleichen Weg einschlagen und leistet politische Aufklärungsarbeit. Auch Heidi, Benedikt, Gunnar und Klaus waren als Jugendliche in der Neonaziszene. Musik, Propaganda und Gewalt spielten bei ihrem Einstieg eine wichtige Rolle. Wer nicht in das Weltbild passte, wurde diskriminiert und bedroht. Die Gruppe gab den Mitgliedern das Gefühl dazuzugehören, wichtig zu sein. Nach strikten Vorgaben wurde zwischen Freund und Feind unterschieden; für Zweifel war wenig Raum.
Der Film begleitet ehemalige Neonazis, die es geschafft haben, aus der Szene auszusteigen. Dafür mussten sie ihr bisheriges Leben ganz aufgeben, manche von ihnen leben heute in Schutzprogrammen. Ihre Gesichter wurden daher im Film anonymisiert. In Form von Graphic Novels und über Interviews erzählt der Film ihre Geschichten.

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Spiel oder Leben

„Ich habe mich morgens zum Spielen an den Computer gesetzt und erst gegen Mitternacht wieder aufgehört.“ Für Céline, Gabriel und Mohammed ist das eine vertraute Erfahrung. Die drei jungen Leute sind Gamer, sie wissen, wie es ist, sich tage- und nächtelang vor dem Rechner oder der Konsole zu verlieren. Ihre Erfahrungen ähneln sich, aber sie gehen auf unterschiedliche Weise mit der Faszination Computerspiel um.
Die Sendung „Spiel oder Leben“ porträtiert junge Gamer und hinterfragt ihre Motive und ihre Lebensperspektiven.

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Sie, er oder wer? Transgender

„Und plötzlich habe ich gemerkt, es gibt auch andere, die so sind wie ich.“ Fenris, Nick und Anna-Lena sind transgender. Sie identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde. Es war für sie befreiend zu erfahren, dass sie mit diesem Lebensgefühl nicht allein sind. Das hat ihnen Kraft gegeben für bedeutende Entscheidungen.
Der Film begleitet drei transsexuelle Jugendliche, die sich in einem Prozess der Veränderung befinden und, wie alle Heranwachsenden, nach ihrer Identität suchen.

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Der Kampf mit den Buchstaben · Analphabetismus

„Jahrelang habe ich mich verkrochen und es verheimlicht“, sagt Torsten. Er ist Analphabet, genau wie Marcel und Luc. Ihr Alltag ist ungeheuer mühsam, Analphabetismus macht Privatleben, Schule und Beruf zur ständigen Herausforderung.
In der Dokumentation erzählen drei junge Analphabeten von ihrem täglichen Kampf mit den Buchstaben und von ihrer Entscheidung, sich dem Problem zu stellen. Wie fühlt es sich an, als junger Erwachsener Grundschulwissen nachzuholen? Ein Film über Menschen, für die der Umgang mit Buchstaben ein existenzielles Problem darstellt.

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Jung. Politisch. Aktiv

„Fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist jugendlich. Uns nicht anzuhören, geht nicht.“
Nikolas ist Jugenddelegierter bei den Vereinten Nationen. Auch die Klimaaktivistin Ronja und die Jugendbetreuerin Sarah wollen, dass junge Menschen mehr Gehör finden.
Die Ziele von Ronja, Sarah und Nikolas sind unterschiedlich, gemeinsam aber ist ihnen ihr politisches Interesse und ihr Enthusiasmus.
Für Freunde, Schule und Ausbildung bleibt ihnen wenig Zeit. Aber die drei lernen über ihr Engagement viel Neues, knüpfen Kontakte und entwickeln Selbstbewusstsein.
Nikolas, 20 Jahre alt, reist quer durch Deutschland und fragt Jugendliche, was sie von der Politik erwarten. Ihre Forderungen trägt er in New York vor, in einer Rede vor den Vereinten Nationen. Ronja ist 16 Jahre alt und engagiert sich in der Klimabewegung. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören für sie zusammen. Für beides kämpft sie mit großem Einsatz. „Ich denke, die Zeit drängt“, sagt Ronja. Sarah ist 19 Jahre alt und auf dem Dorf aufgewachsen. Die junge Frau will ihre Heimatregion nicht den Rechtsradikalen überlassen, die dort sehr aktiv sind. „Wir brauchen Angebote für die Jugendlichen auf dem Land“, fordert sie. Sie engagiert sich für ein selbstverwaltetes Jugenddorf und wehrt sich gegen Rassismus und rechte Parolen.
Ein Film über junge Menschen und ihre Leidenschaft für Politik.

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Hochbegabung

„Ich beobachte sehr genau, viele Dinge fallen mir leicht.“, sagt Negin. Die 16-Jährige ist hochbegabt, findet aber daran gar nichts Ungewöhnliches. Die junge Frau nimmt teil bei „Jugend forscht“, engagiert sich bei UNICEF und denkt, dass die meisten Menschen besondere Begabungen haben.
Die gleichaltrige Carina ist ebenfalls hochbegabt. Sie ist Schlagzeugerin und hat schon viele Wettbewerbe haushoch gewonnen. Früher hatte sie Schwierigkeiten in der Schule, wurde gemobbt. Doch seit ihr Ausnahmetalent entdeckt ist und gefördert wird, kann sie selbstbewusst ihre Musikleidenschaft ausleben. Auch der hochbegabte Florian blickt zurück auf eine schwierige Schulzeit. Mittlerweile studiert der 21-Jährige und hat gleichgesinnte Freunde gefunden, aber früher war er sehr allein. Er brannte für viele Themen, doch Gleichaltrige konnten damit nichts anfangen. Auch seine Lehrer waren überfordert und fanden, er stelle zu viele Fragen. Florian zog sich zurück.
Besondere Talente brauchen Anerkennung und Förderung, damit sie sich entfalten können. Unser Film begleitet drei junge hochbegabte Menschen, die ihren eigenen Weg finden.

Planet Schule: Ich und die anderen: Hochbegabung - mehr als Intelligenz WDR Fernsehen

Rassismus

„Es ist nicht so, dass ich rausgehe und denke, ich bin anders. Andere geben mir das Gefühl: Du bist anders.“ Celestino ist 23 Jahre alt, Finanzberater, Torwart und Schwarz. Seit der Grundschule wird er rassistisch beleidigt. Er hat schon früh beschlossen, sich das nicht mehr gefallen zu lassen. In seinem Fußballverein bringt der selbstbewusste junge Mann Kindern bei, gegen Diskriminierung zu kämpfen.Auch die gleichaltrige Perla, Jurastudentin und Black-Lives-Matter-Aktivistin, ist Schwarz. Sie organisiert Demonstrationen gegen Rassismus und fordert die Solidarität der Gesellschaft. „Ich brauche niemanden, der mich in Schutz nimmt, ich bin kein Opfer, ich brauche jemanden, der Gerechtigkeit fordert.“ Perla macht klar, dass Rassismus ein Thema ist, das alle betrifft.Amina ist 17 Jahre alt und Muslima. Ihre Eltern stammen aus Bosnien. Sie beobachtet, dass der Alltagsrassismus stärker wird. Seit dem Terroranschlag in Hanau hat sie Angst vor rechtsextremen Gewalttätern. Dort ermordete ein Rassist am 19. Februar 2020 neun Menschen. Einer der Getöteten stammte aus dem Heimatdorf von Aminas Familie. Ihre Welt hat sich dadurch verändert, die Sorge, Opfer rassistischer Gewalt zu werden, ist konkreter geworden. Sie engagiert sich in einer Anti-Rassismus-AG und versucht, über die Gefahr von Vorurteilen aufzuklären. „Man muss nicht die ganze Welt verändern, schon kleine Dinge können etwas bewirken“, sagt sie.
Der Film begleitet die drei jungen Menschen bei ihrem Kampf gegen Rassismus und ihrem Engagement für eine solidarische Gesellschaft.

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STAND
Autor/in
Lucia Hefti