Collage Bannerbild (Quelle: SWR – Screenshot aus der Sendung) (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Autoren erzählen

Günter Grass | Unterricht

STAND
Autor/in
Teresa Zabori


Themen
• Schriftsteller
• Nationalsozialismus
• Nachkriegsliteratur

Fächer
• Deutsch

Klassenstufen
• ab Klasse 10

Günter Grass beim Interview in einem Biergarten. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Günter Grass 1962: Er empfindet seine Bücher als „sanft“ SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Günter Grass (links) bei der Verfilmung seines Romans „Die Blechtrommel“ SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zu den Bildungsplänen

Gemäß den Bildungsplänen für die Sekundarstufe II sollen die Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht ihre Leseerfahrung an Werken des 20. Jahrhunderts erweitern. Darüber hinaus sollen sie dazu befähigt werden, bei der Begegnung mit Texten historische sowie biographische Aspekte zur Deutung zu nutzen.
Günter Grass prägte als deutscher Schriftsteller und Intellektueller die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hinein in die Gegenwart.

Durch den Film erhalten die Schülerinnen und Schüler einen anschaulichen Einblick in das Leben des Autors. In einzelnen Interview-Ausschnitten aus verschiedenen Jahrzehnten berichtet Günter Grass über sein Aufwachsen in der Zeit des Nationalsozialismus, sein Selbstverständnis als Schriftsteller, ebenso wie über sein politisches Engagement. Darüber hinaus stellt er viele gesellschaftliche Entwicklungen kritisch in Frage.

Durch den Film und die Arbeitsblätter werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeregt, sich mit der Persönlichkeit des Autors und den gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch auseinanderzusetzen.

Einsatz im Unterricht

Der Film sollte in eine Unterrichtsreihe in der Sekundarstufe II eingebunden werden, in der eines der Werke von Günter Grass gelesen und analysiert wird. Dafür bieten sich besonders an:

Die Blechtrommel (Themenfelder: Nachkriegsliteratur, NS-Zeit, Außenseiter, satirisch-groteske Darstellung), gegebenenfalls in Verbindung mit dem Film „Die Blechtrommel“ (1979) von Volker Schlöndorff
Katz und Maus (Themenfelder: Nachkriegsliteratur, Scheitern eines Jugendlichen), gegebenenfalls in Verbindung mit dem Film „Katz und Maus“ (1967) von Hans-Jürgen Pohland
Die Plebejer proben den Aufstand (Themenfelder: DDR, Arbeiteraufstand, Intertextualität)
Ein weites Feld (Themenfelder: Deutsche Geschichte, Wiedervereinigung, Intertextualität) für Deutsch-Leistungskurs

Es bietet sich an, den Film „Günter Grass“ als Einstieg in die Unterrichtsreihe zu zeigen, da das im Film vermittelte Hintergrundwissen über den Autor die Analyse seiner Texte erleichtert.

Günter Grass (links) und Schwedens König Carl Gustav. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
1999 erhält Günter Grass den Nobelpreis für Literatur SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
2006 im Interview mit Ulrich Wickert zu seiner Jugend im Nationalsozialismus Quelle: SWR – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Einstiegsphase

Als Einführung kündigt die Lehrkraft an, dass im Mittelpunkt der aktuellen Unterrichtseinheit einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts steht: Günter Grass.

Zum Einstieg wird die erste Filmsequenz (00:00 bis 01:15) gezeigt, in der wichtige biografische Stationen des Autors kurz vorgestellt werden. Dazu händigt die Lehrkraft Arbeitsblatt 1 aus, in das die Schülerinnen und Schüler ihre Notizen eintragen. Nach dem kurzen biografischen Überblick wird der Film gestoppt. Die Ergebnisse werden miteinander verglichen; dabei können die zentralen Lebensstationen des Autors gegebenenfalls an der Tafel/am Whiteboard festgehalten werden.

Bereits in dieser kurzen Einstiegssequenz wird deutlich, dass Günter Grass nicht „nur“ als Schriftsteller tätig war. Neben seinem Schaffen als weltbekannter Autor hat er auch als Grafiker und Bildhauer gearbeitet und sich politisch engagiert. Dabei hat er zu sämtlichen politischen Ereignissen Stellung bezogen. Während seines gesamten Lebens wurde er stets von seiner Vergangenheit stark geprägt, insbesondere seiner Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus.

Erarbeitungsphase

Vor dem Abspielen des gesamten Films stellt die Lehrkraft den Beobachtungsauftrag vor: Jede Schülerin/jeder Schüler soll sich jeweils für einen der folgenden Aspekte entscheiden, unter dem sie/er den Film näher betrachten möchte:
■ Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus
■ Der Schriftsteller Günter Grass
■ Das politische Engagement von Günter Grass

Dabei sollte die Lehrkraft darauf achten, dass sich für jedes Themenfeld ungefähr die gleiche Anzahl von Schülerinnen beziehungsweise Schülern entscheidet. Anschließend erhalten alle das zu ihrem Schwerpunkt passende Arbeitsblatt:

■ Arbeitsblatt 2: Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus

Das Arbeitsblatt befasst sich damit, wie der Nationalsozialismus die Kindheit und Jugend von Günter Grass geprägt hat und wie dieser sich später kritisch mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt hat.

■ Arbeitsblatt 3: Der Schriftsteller Günter Grass

Auf diesem Arbeitsblatt setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem schriftstellerischen Schaffensprozess von Günter Grass auseinander.

■ Arbeitsblatt 4: Das politische Engagement von Günter Grass

Dieses Arbeitsblatt skizziert das politische Engagement des Autors. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten heraus, welche politische Überzeugung Günter Grass vertrat und wie er sich aktiv am politischen Geschehen beteiligte.

Günter Grass und Dennis Scheck auf Stühlen im Wald. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Günter Grass 2013 im Interview mit Dennis Scheck: Kritik an Lobbyismus und Waffenlieferungen SWR – Screenshot aus der Sendung

Ehe der Film gestartet wird, erhalten die Schülerinnen und Schüler den Auftrag, sich alle Aufgabenstellungen genau durchzulesen. Aufgabe 1 und Aufgabe 2 auf jedem Arbeitsblatt sollten während des Anschauens des Films ausgefüllt werden. Zu den übrigen Aufgaben beziehungsweise Fragestellungen sollen sich die Schülerinnen und Schüler zunächst nur Notizen machen.

Nach Abspielen des Films bearbeitet jede Schülerin/jeder Schüler zunächst die restlichen Aufgaben auf dem Arbeitsblatt in Einzelarbeit. Anschließend werden je nach gewähltem Schwerpunkt Kleingruppen gebildet, in denen die Ergebnisse miteinander verglichen und gegebenenfalls ergänzt werden. Mithilfe der wichtigsten „Kernaussagen“ gestalten die Kleingruppen Plakate zu dem von ihnen gewählten Schwerpunktthema.

Schlussphase

Die Plakate werden abschließend im Plenum vorgestellt. Auf diese Weise erhält die ganze Klasse ein umfassendes Bild von den unterschiedlichen Einflüssen, die den Menschen Günter Grass geprägt haben und die in viele seiner Texte mit eingeflossen sind.

Erweiterung

Zur Vertiefung (zum Beispiel als Hausaufgabe) kann den Schülerinnen und Schülern Arbeitsblatt 5 ausgehändigt werden. Auf diesem befinden sich zwei gesellschaftskritische Zitate von Günter Grass aus den 1980er Jahren. Auch nach über 30 Jahren sind diese noch hochaktuell und lassen sich auf gegenwärtige gesellschaftliche, politische und technische Entwicklungen beziehen. Die Schülerinnen und Schüler wählen ein aktuelles Beispiel mit Gegenwartsbezug aus, auf das sich eines dieser beiden Zitate anwenden lässt, und setzen sich kritisch mit der damit verbundenen Entwicklung auseinander.

Tabellarischer Unterrichtsverlauf
PhaseInhaltSozialformMedien
EinstiegAnkündigung des Themas: Günter Grass als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. JahrhundertsPlenum
Abspielen der ersten Filmsequenz (00:00 bis 01:15). Diese gibt einen kurzen biografischen Überblick über zentrale Lebensstationen des Autors. Parallel dazu fertigen die Schülerinnen und Schüler stichpunktartige Notizen auf Arbeitsblatt 1 an.PC/Beamer/Film Arbeitsblatt 1
Gegebenenfalls Sicherung der Ergebnissegegebenenfalls Tafel/Whiteboard
ErarbeitungVergabe der zu bearbeitenden Schwerpunktthemen, Aushändigen der entsprechenden ArbeitsblätterPlenumArbeitsblätter 2, 3, 4
Gemeinsames Anschauen des gesamten Films; parallel dazu werden die Aufgaben 1 und 2 auf den Arbeitsblättern mit kurzen, stichwortartigen Notizen ausgefülltPlenum, EinzelarbeitPC/Beamer/Film
Bearbeitung der restlichen Aufgaben auf den ArbeitsblätternEinzelarbeit
Bildung von schwerpunktspezifischen Kleingruppen, Vergleich und Ergänzung der Ergebnisse, Erstellen von Plakaten, Vorbereiten der PräsentationGruppenarbeitPlakate, Stifte
AbschlussPräsentation der Plakate/ Ergebnisse in PlakatformPlenumPlakate
Erweiterung (beispielsweise als Hausaufgabe)Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Äußerungen des Autors und Bezug zu gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen ProblemenEinzelarbeitArbeitsblatt 5

Unterrichtsmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Autoren erzählen | Unterricht

Die Bildungspläne des Faches Deutsch fordern, dass die Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen (ab Klasse 9/10) an ausgewählten Beispielen Zusammenhänge zwischen Text, Entstehungszeit und Leben einer Autorin/eines Autors aufzeigen können. Dabei sollen historische, regionale und biographische Bezüge berücksichtigt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Leseerfahrung exemplarisch an Werken der Gegenwartsliteratur erweitern.

Alle Themen zum Schwerpunkt Autoren erzählen

Siegfried Lenz

In Ausschnitten aus Fernsehsendungen von 1970 bis 2006 schildert Siegfried Lenz, Jahrgang 1926, wie prägend er den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust und die Zerstörungen im Nachkriegseuropa erlebt hat. Er erzählt, welche Rolle persönliche Erlebnisse in seinen Werken spielen, was er mit seinen Texten beabsichtigt und wie er zu seinen Lesern steht. Lenz berichtet auch, wie der Gedichtband „So zärtlich war Suleyken“ zustande kam und er spricht über seinen Roman „Deutschstunde“ – über die Wahl des Titels und über seine Faszination, sich in die gegensätzlichen Protagonisten hineinzuversetzen, jeden von ihnen zu „verstehen“. Nur, wenn man beim Schreiben von sich selbst absehe, so Siegfried Lenz, könne man glaubwürdige Figuren schaffen.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Günter Grass

In Ausschnitten aus Fernseh-Sendungen von 1962 bis 2013 erzählt Günter Grass, wie er als Kind in Danzig zu lesen begann und wie er die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat. Im Zusammenhang mit seinen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg reflektiert er seinen Entschluss, Schriftsteller zu werden. Er schildert, wie es zu der Figur des Oskar in der „Blechtrommel“ kam und erläutert, welchen Einfluss seine Arbeit als Bildhauer auf den Schreibprozess hat. Auch seine politischen Anliegen werden deutlich.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Peter Stamm

Peter Stamm erzählt, warum er Schriftsteller geworden ist, und beantwortet Fragen zu seinem Roman „Agnes“. Er spricht über die beiden Hauptfiguren und deren Beziehung und denkt über das Problem nach, das entstehen kann, wenn Menschen sich ein starres Bild von anderen machen. Er lässt sehr offen und direkt an der Entstehung seines Werkes teilhaben und geht auch auf das ungewöhnliche Ende des Romans ein.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Max Frisch

1961 entstand eine Filmdokumentation über Max Frisch, als dieser gerade seinen Lebensmittelpunkt nach Rom verlegt hatte. Bei einer Autofahrt durch die Stadt schildert er, was ihm an Rom so gefällt. Er erzählt, auf welchen Umwegen er Schriftsteller wurde, warum er schreibt und wie er arbeitet, und er äußert sich darüber, welches Verhältnis er zu Friedrich Dürrenmatt hat und wie er zu seinem Heimatland Schweiz steht.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Friedrich Dürrenmatt

In Auszügen aus einer Filmdokumentation von 1984 illustriert Friedrich Dürrenmatt mit einer Anekdote, was für ihn Humor ist. Er erzählt, warum das „Irrenhaus“ in seinen Werken eine Rolle spielt, und er erklärt, wie er schreibt und was er mit seinen Texten bewirken will. Auch zum Thema Religion gibt er eine persönliche Stellungnahme ab.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Anna Seghers

In Fernseh-Interviews aus dem Jahr 1965 erklärt Anna Seghers, warum sie sich nach langen Jahren der Emigration dann nach dem Zweiten Weltkrieg entschied, in die DDR zu gehen, und welche Aufgabe sie für sich dort sah. Sie äußert sich zur Berliner Mauer und zum Verhältnis zwischen Künstlern und Staat. Am liebsten spricht sie jedoch über ihre gerade entstehenden Werke und über das Anliegen, das sie mit ihren Erzählungen verfolgt.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Christa Wolf

In Ausschnitten aus einem Gespräch mit Schülern im Jahre 1990 erzählt Christa Wolf, wie sie den Fall der Berliner Mauer erlebt hat, warum sie nach der „Wende“ die DDR-Bürger aufgefordert hat, nicht aus ihrer Heimat wegzugehen, und warum sie vom Sozialismus so überzeugt war. Sie spricht über ihr widersprüchliches Verhältnis zum Leben in der DDR, in der sie Parteimitglied war und doch vieles so kritisch sah.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Heiner Müller

In drei Fernseh-Porträts aus den Jahren 1985 bis 1990 erzählt Heiner Müller, warum es in seinen Stücken oft so blutrünstig zugeht, und welche Themen ihn interessieren. Er äußert sich zum Kapitalismus und zum Sozialismus und dazu, was er für typisch deutsch hält. Und er beantwortet die Frage, warum er sich wiederholt dafür entschied, in der DDR zu bleiben, obwohl seine Stücke dort immer wieder verboten wurden.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Uwe Johnson

In Ausschnitten aus Fernseh-Sendungen aus den Jahren 1968 und 1971 skizziert Uwe Johnson seinen Lebenslauf und erklärt, warum er nicht gern als „Dichter der beiden Deutschland“ bezeichnet wird. Er denkt darüber nach, warum manche Menschen Schwierigkeiten beim Lesen seiner Geschichten haben, erzählt, warum er lieber Geschichten schreibt, als über sich selbst zu sprechen, und spricht über die Vor- und Nachteile seines Berufs.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Hermann Hesse

Wie kaum ein anderer Autor von Weltrang hat Hermann Hesse sein literarisches Werk aus den Erfahrungen seines eigenen Lebens geschöpft - von den Krisen seiner Jugendjahre bis zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Kalten Krieg. Die Stationen seines Lebens zwischen seinem Geburtsort Calw im Schwarzwald und Montagnola im Tessin, wo er die letzten 40 Jahre seines Lebens verbrachte, sind zugleich eine Art Wegweiser zur inneren Entwicklung und zum Werk des Dichters.

Rafik Schami · Der Erzähler

Vor fast einem halben Jahrhundert floh Rafik Schami aus der Diktatur Syriens nach Deutschland. Selten sieht man so deutlich, wie eng Literatur und politische Wirklichkeit zusammenhängen. Rafik Schami gelingt es eine Lesetournee zu veranstalten, bei der vier Monate lang jeden Abend Hunderte von Zuhörern kommen. Wenn er erzählt, dann hört Arabien auf fremd zu sein. Das Porträt zeigt den Schriftsteller bei Lesungen, Diskussionen, Preisverleihungen und mit seiner Frau, der Schriftstellerin Root Leb.

Rafik Schami - Der Erzähler SWR Fernsehen

STAND
Autor/in
Teresa Zabori