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Der Schwarzwald

Die Schwarzwaldbauern | Hintergrund

STAND
Autor/in
Imogen Nabel

Landwirtschaft

Die mächtigen Schwarzwaldhöfe mit ihren tiefgezogenen Dächern sind ein Sinnbild für den Schwarzwald. Sie symbolisieren Naturverbundenheit, Ursprünglichkeit und Geborgenheit und sind aus den romantischen Schwarzwaldbildern nicht wegzudenken. Doch so heimelig die Höfe auch wirken: Das Bauernleben im Schwarzwald war alles andere als romantisch.

Landwirtschaft

Bauernhof (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Bauernhof SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Die Stube SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Zu den ersten Siedlern gehören die Mönche, die das Land um die Klöster - zunächst für den Eigenbedarf - urbar machen. Um neue Siedler in den unwirtlichen Schwarzwald zu holen, müssen die Klöster Anreize schaffen. Sie verpachten große Landflächen zur Bewirtschaftung. Systematisch werden die Täler quer zum Hang aufgeteilt. Die Größe der Hofstellen ist so ausgelegt, dass eine Bauernfamilie sich selbst versorgen und Abgaben an den Grundherren leisten kann.

Im Südschwarzwald werden die Hofstellen ungeteilt vererbt, damit die Hofgröße erhalten bleibt und das Auskommen der Bauern gesichert ist. Es erbt immer der jüngste Sohn oder – auch das eine Besonderheit – die älteste Tochter den ganzen Hof. Die Geschwister bleiben als Knechte und Mägde auf dem Hof oder müssen sich eine andere Arbeitsstelle suchen, wenn sie nicht einheiraten können.

Siedler aus dem Alpenrheingebiet bringen ihre Architektur mit, als sie in den Schwarzwald kommen. Sie ist erprobt und erweist sich für das Leben im unwirtlichen Wald mit seinen langen Wintern, dem vielen Regen, den Stürmen und kühlen Temperaturen als optimal. Aus bis zu 400 Balken ist ein typisches Bauernhaus gebaut.

Karte (Foto: Tilmann Büttner)
Tilmann Büttner

Die Bewirtschaftung der Höfe

Bäuerin bei Gartenarbeit (Foto: Sabine Stroh)
Mittelalter: Die Bäuerin bestellt den Garten (Szenische Rekonstruktion) Sabine Stroh Bild in Detailansicht öffnen
Der Speiseplan war einfach: Auf den Tisch kam, was man selbst erzeugte. Sabine Stroh Bild in Detailansicht öffnen

Zur Hofstelle gehören der Bach im Tal und mindestens eine Quelle am Hang. Hier stehen die Mühle oder auch die Säge, die mit Wasserkraft angetrieben werden. In der Nähe des Baches liegen die fetten, feuchten Wiesen, die das Heu für die Versorgung der Tiere im Winter sichern.

Je nach Qualität der Böden schließen sich daran die Felder an. Bis in die 1970er Jahre wird im Schwarzwald auch bis in die Höhen Ackerbau betrieben. Überwiegend werden die Flächen im Fruchtwechsel bebaut: ein oder zwei Jahre Getreide wie Roggen, Gerste, Weizen oder Hafer, ein oder zwei Jahre Kartoffeln; für ein weiteres Jahr werden die Ackerflächen brach liegen gelassen - meist als Viehweide genutzt, so dass sie natürlich gedüngt werden.

An die Felder schließen sich weiter oben an den Hängen die Weiden für das Vieh an. Und oberhalb der Weiden liegt das wichtigste Gut, der Wald, der zu jeder Hofstelle gehört. Auch im Wald weidet das Vieh: Die Schweine fressen Eicheln, die es im damaligen Mischwald gibt; Ziegen und Kühe halten das Unterholz niedrig.

In der Nähe des Hauses liegt der Bauerngarten, in dem Gemüse für den Eigenbedarf angebaut wird. Das Korn lagert man in Kornspeichern in der Nähe des Hauses ein, so dass es bei einem Hofbrand geschützt ist. Manchmal befinden sich diese auch in der Hofkapelle.

Zum Brotbacken ist oft eine eigene Backküche eingerichtet, die ebenfalls in der Nähe des Hauses steht. Altbauern oder Altbäuerinnen ziehen in ein Nebengebäude, das sogenannte „Libding“ oder „Leibgeding“, wenn die Bewirtschaftung des Hofes an die nächste Generation abgegeben wird.

Für extensive Landwirtschaft ist der Schwarzwald wenig geeignet; überwiegend wird Landwirtschaft für den Eigenbedarf betrieben. Auf jedem Hof gibt es - je nach wirtschaftlichen Möglichkeiten - eine Vielzahl von Tieren: Neben Kühen für den Milch- und Fleischbedarf, Ochsen und Pferden als Arbeitstieren für die Feldarbeit, werden Hühner, Ziegen, Schweine, Gänse, Schafe und Hasen gehalten.

Landwirtschaft heute

Der Ebenemooshof (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Der Ebenemooshof der Familie Tritschler auf 1050 Metern Höhe SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Die Familie Tritschler betreibt Holzwirtschaft und hält auch Vieh. SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Der Schwarzwald ist in weiten Teilen auch heute noch landwirtschaftlich geprägt. Allerdings können die wenigsten Bauern allein von den Erträgen ihrer Höfe leben. Nur selten und in guten Lagen werden Getreide und Kartoffeln angebaut. Die Bauern unterliegen strengen Vorschriften der EU: Ackerbau – auch der Kartoffelacker für den Eigenbedarf – muss aufwändig beantragt werden und lohnt sich wegen der geringen Erträge in der Hanglage nicht. Heute überwiegen die Haltung von Vieh für die Milchproduktion oder die Mutterkuhhaltung zur Fleischgewinnung. Daneben ist nach wie vor die Waldwirtschaft ein Erwerbszweig.

Die meisten Vollerwerbslandwirte haben mehrere Standbeine: den Wald als „Sparkasse“, die Viehhaltung, Fremdenzimmer und gelegentlich auch Energiegewinnung mit Windkrafträdern oder kleinen Wasserkraftwerken. Doch für die meisten ist es schwer, allein mit dem Hof zu überleben. Immer mehr Landwirte geben Flächen auf. An einigen Orten werden ehemalige Weideflächen aufgeforstet, an anderen einfach sich selbst überlassen. Dies führt in manchen Gemeinden zu einer starken Überwaldung, so dass sich allmählich Betriebe oder auch Gemeindegenossenschaften zur Viehhaltung entschließen, um die Landschaft offen zu halten.

Immer mehr Landwirte besinnen sich auf die Qualität der regionalen Produkte. Sie schließen sich zusammen und gründen Wirtschaftsgemeinschaften: Maschinen und Weideflächen werden gemeinsam genutzt; die Milch aus dem einen Betrieb wird in der Käserei eines anderen zu Milchprodukten verarbeitet, die dann in Hofläden, auf den Märkten oder in den Supermärkten vor Ort vertrieben werden. Viele Bauern sehen ihre Chance und auch die Chance für die Erhaltung der Landschaft in der Vermarktung regionaler Produkte von hoher Qualität.

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Pflanzen und Tiere im Schwarzwald

Der Schwarzwald – ein sagenumwobenes Mittelgebirge im Südwesten Deutschlands und Heimat für eine Vielzahl bemerkenswerter Bewohner: Der Luchs war im Schwarzwald komplett ausgerottet. Seit ein paar Jahren werden die Raubkatzen hin und wieder gesichtet. In Hochmoorregionen kämpfen Auerhähne um die Gunst der Weibchen. Das Landschaftsbild des Schwarzwalds wurde vom Menschen nachhaltig geprägt. Schon seit dem 15. Jahrhundert ist das Holz des Schwarzwalds ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Heute dominieren Fichten die Wälder, da sie in der Holzproduktion als besonders profitabel gelten. Tannen sind inzwischen weitaus seltener. Sechzig Jahre dauert es, bis aus einem winzigen Samen ein stattlicher Baum geworden ist. Und da die Samen bei Mäusen, Eichhörnchen und anderen Tieren als Nahrung sehr begehrt sind, wird längst nicht jeder Samen zum Baum.

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Die Waldarbeiter und Flößer

Vor 1100 Jahren war der Schwarzwald ein undurchdringlicher, fast menschenleerer Urwald. Die ersten Siedler waren christliche Missionare, die das Land im Auftrag adliger Grundherren urbar machten. Sie ließen zunächst den Wald roden, der ihnen den wichtigsten Rohstoff lieferte: Holz. Holz wurde für den Hausbau gebraucht, in den Bergwerken und auch als Brennmaterial in Form von Holzkohle. Die Waldarbeit zog viele Menschen in den Schwarzwald. Neue Berufszweige entstanden, wie der der „Flößer“: Sie banden die Baumstämme zum Transport zusammen und „verflößten“ sie auf den Flüssen bis nach Holland. Noch heute ist Holz eine der wichtigsten Einnahmequellen im Schwarzwald. Doch das Leben der Waldarbeiter hat sich grundlegend verändert.

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Die Köhler

Mit der Besiedlung des Schwarzwalds und dem Abbau der Bodenschätze wie Eisen, Silber und Kupfer kamen auch die Köhler in den Wald. Denn für die Verarbeitung von Eisenerz und die Verhüttung von Edelmetallen wurden Temperaturen benötigt, die mit der Verbrennung von Holz allein nicht zu erreichen waren: Das Holz musste zunächst verkohlt werden, um als Brennmaterial die nötige Hitze entwickeln zu können. Diese Arbeit erledigten die Köhler; sie führten ein ärmliches und einsames Leben tief in den Wäldern. Heute ist der Beruf des Köhlers fast ausgestorben.

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Die Bergleute und Glasbläser

Schon im Mittelalter entdeckten Menschen neben dem Holz auch die Schätze des Schwarzwaldes, die unter der Erde schlummerten: Eisenerz und Silber. Die Hoffnung auf Siedlungsraum und Arbeit zog mehr und mehr Menschen in den Schwarzwald. Auf der Suche nach dem silberhaltigen Bleiglanz arbeiteten viele von ihnen unter Tage, in den engen Stollen der Bergwerke. Silber war als Zahlungsmittel sehr begehrt und machte Klöster, Vögte und Kaufleute reich. Doch der Schwarzwald bot einen weiteren wichtigen Rohstoff: Quarzsand. Er wurde aus den Bächen gewonnen und zu „Waldglas“ verarbeitet. Viele Glasbläser verdienten sich im Schwarzwald ihren Lebensunterhalt; sogenannte „Glasträger“ trugen das berühmte Waldglas in die Welt.

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Die Schwarzwaldbauern

Im Mittelalter gründeten christliche Missionare die ersten Klöster im Schwarzwald und begannen, Land urbar zu machen; nach und nach siedelten sich auch Bauern an. In harter Arbeit verdienten sie ihren Lebensunterhalt mit Holz- und Landwirtschaft. Sie entwickelten den typischen Schwarzwaldhof, der ideal an Hanglage und Wetter angepasst ist. Ein solcher Hof ist auch der Ebenemooshof der Familie Tritschler. Die Familie lebt in der Hauptsache von der Forstwirtschaft.
Der Film zeigt die Arbeit auf einem Schwarzwaldhof früher und heute und veranschaulicht den Aufbau eines typischen Schwarzwaldhauses in einer 3D-Animation.

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Die Uhrmacher

Sie ist ein typisches Mitbringsel und auf der ganzen Welt bekannt: die Schwarzwälder Kuckucksuhr. Doch Uhren aus dem Schwarzwald gab es schon fast hundert Jahre bevor die Kuckucksuhr erfunden wurde. An langen Winterabenden stellten Bauern und deren Söhne und Knechte hölzerne Uhren her – ein Nebenverdienst, der für einige zum Beruf wurde und im Schwarzwald schließlich einen neuen Industriezweig begründete: die Uhrenproduktion. Sie erlebte Ende des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit mit der Einführung der Akkord- und Fließbandarbeit. Unangefochtener Exportschlager war und ist die Kuckucksuhr.

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Die Touristen

Seit mehr als 150 Jahren ist der Schwarzwald ein beliebtes Reiseziel. Ob beim Baden am Titisee, beim Wandern in den Wäldern oder beim Wintersport auf dem Feldberg - Touristen aus aller Welt suchen dort Erholung und Vergnügen. Einer der ersten, die sich das zu Nutzen machten, war der Naturliebhaber Franz-Otto Eigler aus Freiburg. Er eröffnete Mitte des 19. Jahrhunderts den ersten Gasthof am Titisee. Doch noch war die Reise in den Schwarzwald beschwerlich. Mit der Eröffnung der Höllentalbahn von Freiburg nach Neustadt 1882 erlebte der Tourismus einen großen Schub. Und die Erfindung der Skier als Freizeit- und Sportgerät und der Bau des ersten Skilifts brachte auch im Winter immer mehr Gäste. Heute ist der Wintersport nicht mehr aus dem Schwarzwald wegzudenken. Aber die Entwicklung steht nicht still: Ein neuer Trend ist der Fahrradtourismus mit dem E-Bike.

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Hintergrundmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Der Schwarzwald | Hintergrund

Es ist rund 1000 Jahre her, dass die ersten Siedler in den Schwarzwald kamen. Es gab zwar schon davor Spuren von menschlichen Siedlungen, die bis in die Steinzeit reichten, aber eine dauerhafte Besiedlung des kargen, feuchten und kalten Urwalds gab es bis dahin nicht. Nun machten sich die Menschen aus den überbevölkerten Ebenen und aus den alpinen Regionen auf. Zwar blieben nicht alle, aber Höfe, die seit über 500 Jahren an einem Ort stehen oder Familien, die ihren Stammbaum bis ins 12. Jahrhundert nachverfolgen können, sind Nachweis dafür, dass es möglich war, mit den harten Bedingungen zu leben und zu überleben. Dabei entstand eine in der ganzen Welt berühmte Kulturlandschaft.

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Imogen Nabel