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Der Schwarzwald | Hintergrund

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Der Schwarzwald: Lebens- und Wirtschaftsraum

Es ist rund 1000 Jahre her, dass die ersten Siedler in den Schwarzwald kamen. Es gab zwar schon davor Spuren von menschlichen Siedlungen, die bis in die Steinzeit reichten, aber eine dauerhafte Besiedlung des kargen, feuchten und kalten Urwalds gab es bis dahin nicht. Nun machten sich die Menschen aus den überbevölkerten Ebenen und aus den alpinen Regionen auf. Zwar blieben nicht alle, aber Höfe, die seit über 500 Jahren an einem Ort stehen oder Familien, die ihren Stammbaum bis ins 12. Jahrhundert nachverfolgen können, sind Nachweis dafür, dass es möglich war, mit den harten Bedingungen zu leben und zu überleben. Dabei entstand eine in der ganzen Welt berühmte Kulturlandschaft.

Bewaldete Schwarzwaldhänge (Foto: Tilmann Büttner)
Schwarzwaldlandschaft Bild in Detailansicht öffnen
Schwarzwaldhof im Glottertal Bild in Detailansicht öffnen
Der Wald ist immer noch die Haupteinnahmequelle der Schwarzwälder Bauern. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Glasträger und sein Lehrling transportieren Waren durch den Schwarzwald. (szenische Rekonstruktion) Bild in Detailansicht öffnen

Es sind wirtschaftliche Interessen, die den ersten Antrieb für die Besiedlung des Schwarzwalds geben. Bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. haben die Menschen den Schwarzwald zwar durchstreift und an seinen Rändern nach Bodenschätzen gegraben, aber sie lassen ihn überwiegend unberührt. Doch nun gehört das Land adeligen Grundbesitzern; sie haben es von den Frankenkönigen als Lehen erhalten und wollen ihren Nutzen daraus ziehen.

Zunächst geht es vor allem um die Bodenschätze Silber, Eisenerz, Kupfer, die aus den Bergen geholt werden. Gleichzeitig schafft der für den Bergbau und die Verhüttung notwendige Holzverbrauch Siedlungsraum. Die Menschen müssen versorgt werden, bzw. sich selber versorgen. Das wärmere Klima und verbesserte landwirtschaftliche Techniken lassen Ackerbau und Viehzucht auch in höheren Regionen zu; die Siedler, oft aus alpinen Regionen angeworben, kommen mit dem ungünstigen Klima zurecht.

Not macht erfinderisch – das trifft auf die Schwarzwälder besonders zu. Der Wald bietet neben der Holzwirtschaft Harzern, Rußern, Pottaschesiedern und Köhlern Einnahmequellen. Aus Holz stellen Knechte und Tagelöhner, die auf den Höfen leben, an den langen Winterabenden alles her, was sie brauchen und vieles, was verkauft werden kann – landwirtschaftliche Geräte, Haushaltsgegenstände, Schindeln. Die Glasträger tragen neben dem Glas auch diese Sachen von Haus zu Haus und zu den Märkten und so können sich Knechte und Tagelöhner einen Zusatzverdienst verschaffen. Die handwerklichen Fähigkeiten, die sie dabei erwerben, sind ihnen auch in anderer Hinsicht nützlich, denn die Glasträger bringen auch Waren aus aller Welt in den Schwarzwald. Hinterglasbilder, Musikinstrumente, Löffel, Strohhüte – alles wird nachgemacht und mit Erfolg weiterverkauft. So entsteht auch der Schwarzwälder Exportschlager: die Schwarzwälder Uhr. Die Uhrenindustrie löst die Glasbläserei ab, als die Schwarzwälder Hütten denen der Konkurrenz in den Ebenen nicht mehr standhalten können.

Fast gleichzeitig beginnt der Schwarzwald für Reisende interessant zu werden. Mit zunehmender Industrialisierung entdecken die Städter den Wald und die unberührte Natur als Erholungsort. Als die Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts auch den Schwarzwald erreicht, sind findige Wirte und Kaufleute schnell dabei, den Tourismus anzukurbeln: Sie gründen den Schwarzwaldverein. Die wohlhabenden Uhrenfabrikanten holen sich mit kulturellen Zirkeln auch kulturelles Flair in ihre Heimatdörfer, bauen Kurparks oder Kurhäuser und laden ihre Geschäftsfreunde in den Schwarzwald ein. Die Erfindung des Skisports als Freizeitvergnügen macht den Schwarzwald zum Ganzjahres-Erholungsgebiet und der Tourismus wird zum wichtigsten Wirtschaftszweig – bis heute.

Historisch: Schwarzwaldhof am Fluss (Foto: Imogen Nabel)
Schwarzwaldromantik: Im 19. Jahrhundert wurde der Schwarzwald als Erholungsgebiet entdeckt. Bild in Detailansicht öffnen
Schwarzwaldhof heute Bild in Detailansicht öffnen

Hintergrundmaterial zu einzelnen Themen

Die Waldarbeiter und Flößer | Hintergrund

Vor etwas mehr als tausend Jahren war der Schwarzwald ein scheinbar undurchdringlicher Urwald - ein Mischwald: Buchen, Ahorn und Eichen standen gemeinsam mit Tannen, Kiefern und zunehmend Fichten von den Tälern bis zu den höchsten Erhebungen. Um den Schwarzwald als Siedlungsraum zu erschließen, gab es zunächst nur eine Devise: Der Wald muss weg.

Die Köhler | Hintergrund

Im Mittelalter ist Holz der wichtigste Energielieferant – vergleichbar mit Erdöl heute. Der Schwarzwald hatte davon reichlich zu bieten. Doch nicht immer konnte das Holz direkt als Brennstoff verwendet werden.

Die Bergleute und Glasbläser | Hintergrund

Hintergrund zu Die Bergleute und Glasbläser · Der Schwarzwald

Die Schwarzwaldbauern | Hintergrund

Die mächtigen Schwarzwaldhöfe mit ihren tiefgezogenen Dächern sind ein Sinnbild für den Schwarzwald. Sie symbolisieren Naturverbundenheit, Ursprünglichkeit und Geborgenheit und sind aus den romantischen Schwarzwaldbildern nicht wegzudenken. Doch so heimelig die Höfe auch wirken: Das Bauernleben im Schwarzwald war alles andere als romantisch.

Die Uhrmacher | Hintergrund

„Not macht erfinderisch“ könnte das Motto lauten, unter dem die wirtschaftliche Entwicklung des Schwarzwaldes stand. Die Schwarzwälder Bauern, Arbeiter und Handwerker nutzten die Rohstoffe, die Wald und Boden zu bieten hatten, für die Herstellung regionaler Produkte. Und sie ließen sich von mitgebrachten Waren inspirieren und machten diese – auf ihre Weise - nach.

Die Touristen | Hintergrund

Seit gut 2000 Jahren ist der Schwarzwald ein Ziel für Erholungsuchende. Allerdings waren bis ins 19. Jahrhundert vor allem die Badeorte in den Randlagen des Schwarzwalds ein Anziehungspunkt. Die Thermen von Badenweiler und Baden-Baden waren schon bei den Römern beliebt. Wildbad, Teinach und andere Thermalbadeorte folgten im späten Mittelalter. Die Romantik weckte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Sehnsucht nach Natur, nach Ursprünglichkeit und nach dem deutschen Wald – und damit nach „Urlaub“ im Schwarzwald.

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Planet Schule