Collage Bannerbild (Quelle: SWR – Screenshot aus der Sendung) (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Der Schwarzwald

Die Köhler | Hintergrund

STAND
Autor/in
Imogen Nabel

Kohle

Im Mittelalter ist Holz der wichtigste Energielieferant – vergleichbar mit Erdöl heute. Der Schwarzwald hatte davon reichlich zu bieten. Doch nicht immer konnte das Holz direkt als Brennstoff verwendet werden.

Holzkohle

Kohlemeiler, aus dem Flammen und Rauch entweichen. (Foto: Tilmann Büttner)
Im Film: Rekonstruktion eines Kohlemeilers Tilmann Büttner Bild in Detailansicht öffnen
Die heiße Glut im „Quandel“, dem Kaminschacht, sorgt dafür, dass das Holz im Meiler langsam verkohlt. SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Mit der Besiedlung des Schwarzwalds und dem Abbau der Bodenschätze wie Eisen, Silber und Kupfer kommen auch die Köhler in den Wald. Denn für die Verarbeitung von Eisenerz und die Verhüttung von Edelmetallen werden sehr hohe Temperaturen benötigt. Mit der Verbrennung von Holz allein sind diese Temperaturen nicht zu erreichen: Mehr Energie liefert das Holz, wenn es zuerst „verkohlt“ wird.

Die Köhler bauen dazu Kohlemeiler, die meist die Form eines Kegels haben. Sie errichten zunächst einen Schacht aus Stangen, die sie ein Stück weit senkrecht in den Boden lassen. Dieser Schacht wird der Kamin des Meilers sein. Rund um den Kamin bauen die Köhler eine stabile Bodenplatte, die das Gewicht des Meilers und des zu verkohlenden Holzes tragen kann. Um den Kamin werden zahlreiche Lagen langer Holzstücke schräg aufgeschichtet, sodass die Form eines Kegels entsteht. Darüber kommt eine Schicht aus grünem Reisig, feuchtem Laub oder Stroh. Zum Abschluss wird der Meiler mit Erde, Grassoden oder Moos luftdicht verschlossen. Nur die Kaminöffnung bleibt frei. In den Kaminschacht, den „Quandel“, wird dann heiße Glut gefüllt und der Meiler so „angezündet“. Richtig brennen darf er aber nicht: Die Glut soll sich langsam in den Holzstapel fressen, das Holz langsam „verschwelen“.

Die Aufgabe des Köhlers ist es, den Meiler während der folgenden Tage oder Wochen „auf Temperatur“ zu halten: Dieser darf weder erlöschen noch durch zu viel Luftzufuhr abbrennen. Der Köhler kann die Luftzufuhr im Meiler steuern, indem er Löcher in die Wand bohrt und - je nach Bedarf - wieder schließt. Immer wieder legt er Holz in den Kaminschacht nach, um die Glut in der Mitte des Meilers in Gang zu halten. Nach und nach verkohlt so das gesamte Holz des Meilers; der Meiler fällt immer mehr ein. Erst nach der vollständigen Verschwelung des Holzes wird der Meiler geöffnet: Etwa ein Zehntel der ursprünglichen Holzmenge bleibt als Holzkohle übrig.

Zunächst rauchen die Meiler der Köhler in der Nähe der Bergwerke, doch bald ziehen die Köhler immer tiefer in den Wald - dorthin, wo das Holz für andere Zwecke wegen des weiten und schwierigen Transports nicht genutzt werden kann.

Köhler – ein „schmutziger“ Beruf

Köhler steht auf dem Meiler und klopft die Erde  fest. (Foto: Tilmann Büttner)
Förster Philipp Schell hat das alte Köhlerhandwerk im Schwarzwald wieder belebt. Tilmann Büttner

Die Köhler führen ein einsames Leben. Sie wohnen mit ihren Familien in einfachen Hütten aus Holz; Frauen und Kinder müssen mitarbeiten. Die Familien versorgen sich selbst, was mitten im Wald besonders schwer ist. Ist der Wald um die Meiler „verbraucht“, ziehen sie weiter. Und obwohl Holzkohle dringend gebraucht wird, gilt der Beruf des Köhlers als unehrenhaft. Die Köhler sind während des Mittelalters und weit darüber hinaus überall geächtet; ihre anstrengende Arbeit wird schlecht bezahlt.


Hierüber klagt auch Kohlenmunk-Peter am Anfang des Märchens „Das kalte Herz“:

Aber ein Köhler hat viel Zeit zum Nachdenken über sich und andere, und wenn Peter Munk an seinem Meiler saß, stimmten die dunklen Bäume umher und die tiefe Waldesstille sein Herz zu Tränen und unbewußter Sehnsucht. Es betrübte ihn etwas, es ärgerte ihn etwas, er wußte nicht recht was. Endlich merkte er sich ab, was ihn ärgerte, und das war - sein Stand. »Ein schwarzer, einsamer Kohlenbrenner!« sagte er sich. »Es ist ein elend Leben. Wie angesehen sind die Glasmänner, die Uhrmacher, selbst die Musikanten am Sonntag abends!« Und wenn Peter Munk, rein gewaschen und geputzt, in des Vaters Ehrenwams mit silbernen Knöpfen und mit nagelneuen roten Strümpfen erscheint, und wenn dann einer hinter mir hergeht und denkt, wer ist wohl der schlanke Bursche und lobt bei sich die Strümpfe und meinen stattlichen Gang - sieh, wenn er vorübergeht und schaut sich um, sagt er gewiß: »Ach, es ist nur der Kohlenmunk-Peter.«

Meiler, aus dem Rauch entweicht. (Foto: Tilmann Büttner)
Ganz langsam muss das Holz im Meiler „verschwelen“. Tilmann Büttner Bild in Detailansicht öffnen
Köhler im Mittelalter: Alle mussten beim Bau eines Meilers mithelfen (szenische Rekonstruktion) Tilmann Büttner Bild in Detailansicht öffnen
Köhlerjunge trägt Holz (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Die Kinder mussten Holz heranschaffen SWR - Screenshot aus der Sendung

Wilhelm Hauff hat den Schwarzwaldköhlern mit seiner Erzählung sicherlich ein Denkmal erschaffen...

Die Köhlerei im Schwarzwald geht mit der verstärkten Nutzung der Steinkohle im 18. Jahrhundert zurück. Sogenannte „Kohlplätze“ sind heute noch in den Wäldern zu entdecken. Der Wissenschaftler Thomas Ludemann hat sich auf die Suche nach ihnen begeben. Oft sind es runde, flache Stellen oder Mulden mit einem Durchmesser von 8 bis 10 Metern. Mit etwas Glück findet man an solchen Stellen direkt unter der ersten Erdschicht noch Holzkohle – denn die Kohle verwittert nicht.

Hintergrundmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Der Schwarzwald | Hintergrund

Es ist rund 1000 Jahre her, dass die ersten Siedler in den Schwarzwald kamen. Es gab zwar schon davor Spuren von menschlichen Siedlungen, die bis in die Steinzeit reichten, aber eine dauerhafte Besiedlung des kargen, feuchten und kalten Urwalds gab es bis dahin nicht. Nun machten sich die Menschen aus den überbevölkerten Ebenen und aus den alpinen Regionen auf. Zwar blieben nicht alle, aber Höfe, die seit über 500 Jahren an einem Ort stehen oder Familien, die ihren Stammbaum bis ins 12. Jahrhundert nachverfolgen können, sind Nachweis dafür, dass es möglich war, mit den harten Bedingungen zu leben und zu überleben. Dabei entstand eine in der ganzen Welt berühmte Kulturlandschaft.

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Pflanzen und Tiere im Schwarzwald

Der Schwarzwald – ein sagenumwobenes Mittelgebirge im Südwesten Deutschlands und Heimat für eine Vielzahl bemerkenswerter Bewohner: Der Luchs war im Schwarzwald komplett ausgerottet. Seit ein paar Jahren werden die Raubkatzen hin und wieder gesichtet. In Hochmoorregionen kämpfen Auerhähne um die Gunst der Weibchen. Das Landschaftsbild des Schwarzwalds wurde vom Menschen nachhaltig geprägt. Schon seit dem 15. Jahrhundert ist das Holz des Schwarzwalds ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Heute dominieren Fichten die Wälder, da sie in der Holzproduktion als besonders profitabel gelten. Tannen sind inzwischen weitaus seltener. Sechzig Jahre dauert es, bis aus einem winzigen Samen ein stattlicher Baum geworden ist. Und da die Samen bei Mäusen, Eichhörnchen und anderen Tieren als Nahrung sehr begehrt sind, wird längst nicht jeder Samen zum Baum.

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Die Waldarbeiter und Flößer

Vor 1100 Jahren war der Schwarzwald ein undurchdringlicher, fast menschenleerer Urwald. Die ersten Siedler waren christliche Missionare, die das Land im Auftrag adliger Grundherren urbar machten. Sie ließen zunächst den Wald roden, der ihnen den wichtigsten Rohstoff lieferte: Holz. Holz wurde für den Hausbau gebraucht, in den Bergwerken und auch als Brennmaterial in Form von Holzkohle. Die Waldarbeit zog viele Menschen in den Schwarzwald. Neue Berufszweige entstanden, wie der der „Flößer“: Sie banden die Baumstämme zum Transport zusammen und „verflößten“ sie auf den Flüssen bis nach Holland. Noch heute ist Holz eine der wichtigsten Einnahmequellen im Schwarzwald. Doch das Leben der Waldarbeiter hat sich grundlegend verändert.

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Die Köhler

Mit der Besiedlung des Schwarzwalds und dem Abbau der Bodenschätze wie Eisen, Silber und Kupfer kamen auch die Köhler in den Wald. Denn für die Verarbeitung von Eisenerz und die Verhüttung von Edelmetallen wurden Temperaturen benötigt, die mit der Verbrennung von Holz allein nicht zu erreichen waren: Das Holz musste zunächst verkohlt werden, um als Brennmaterial die nötige Hitze entwickeln zu können. Diese Arbeit erledigten die Köhler; sie führten ein ärmliches und einsames Leben tief in den Wäldern. Heute ist der Beruf des Köhlers fast ausgestorben.

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Die Bergleute und Glasbläser

Schon im Mittelalter entdeckten Menschen neben dem Holz auch die Schätze des Schwarzwaldes, die unter der Erde schlummerten: Eisenerz und Silber. Die Hoffnung auf Siedlungsraum und Arbeit zog mehr und mehr Menschen in den Schwarzwald. Auf der Suche nach dem silberhaltigen Bleiglanz arbeiteten viele von ihnen unter Tage, in den engen Stollen der Bergwerke. Silber war als Zahlungsmittel sehr begehrt und machte Klöster, Vögte und Kaufleute reich. Doch der Schwarzwald bot einen weiteren wichtigen Rohstoff: Quarzsand. Er wurde aus den Bächen gewonnen und zu „Waldglas“ verarbeitet. Viele Glasbläser verdienten sich im Schwarzwald ihren Lebensunterhalt; sogenannte „Glasträger“ trugen das berühmte Waldglas in die Welt.

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Die Schwarzwaldbauern

Im Mittelalter gründeten christliche Missionare die ersten Klöster im Schwarzwald und begannen, Land urbar zu machen; nach und nach siedelten sich auch Bauern an. In harter Arbeit verdienten sie ihren Lebensunterhalt mit Holz- und Landwirtschaft. Sie entwickelten den typischen Schwarzwaldhof, der ideal an Hanglage und Wetter angepasst ist. Ein solcher Hof ist auch der Ebenemooshof der Familie Tritschler. Die Familie lebt in der Hauptsache von der Forstwirtschaft.
Der Film zeigt die Arbeit auf einem Schwarzwaldhof früher und heute und veranschaulicht den Aufbau eines typischen Schwarzwaldhauses in einer 3D-Animation.

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Die Uhrmacher

Sie ist ein typisches Mitbringsel und auf der ganzen Welt bekannt: die Schwarzwälder Kuckucksuhr. Doch Uhren aus dem Schwarzwald gab es schon fast hundert Jahre bevor die Kuckucksuhr erfunden wurde. An langen Winterabenden stellten Bauern und deren Söhne und Knechte hölzerne Uhren her – ein Nebenverdienst, der für einige zum Beruf wurde und im Schwarzwald schließlich einen neuen Industriezweig begründete: die Uhrenproduktion. Sie erlebte Ende des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit mit der Einführung der Akkord- und Fließbandarbeit. Unangefochtener Exportschlager war und ist die Kuckucksuhr.

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Die Touristen

Seit mehr als 150 Jahren ist der Schwarzwald ein beliebtes Reiseziel. Ob beim Baden am Titisee, beim Wandern in den Wäldern oder beim Wintersport auf dem Feldberg - Touristen aus aller Welt suchen dort Erholung und Vergnügen. Einer der ersten, die sich das zu Nutzen machten, war der Naturliebhaber Franz-Otto Eigler aus Freiburg. Er eröffnete Mitte des 19. Jahrhunderts den ersten Gasthof am Titisee. Doch noch war die Reise in den Schwarzwald beschwerlich. Mit der Eröffnung der Höllentalbahn von Freiburg nach Neustadt 1882 erlebte der Tourismus einen großen Schub. Und die Erfindung der Skier als Freizeit- und Sportgerät und der Bau des ersten Skilifts brachte auch im Winter immer mehr Gäste. Heute ist der Wintersport nicht mehr aus dem Schwarzwald wegzudenken. Aber die Entwicklung steht nicht still: Ein neuer Trend ist der Fahrradtourismus mit dem E-Bike.

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