2 Marienkäfer (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Faszination Insekten | Hintergrund

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Autor/in
Sarah Weiss

Ohne die Insekten bricht alles zusammen: Ihre Rolle im Ökosystem ist so wichtig, dass es ohne sie nicht nur still wird. Es fängt auch an zu stinken - und Essen wird teurer.

totes Insekt (Foto: Imago)
Das Insektensterben hat großen Einfluss auf unsere Umwelt

1. Aas und Kot überall

Insekten sind die Gesundheitspolizei für tote Biomasse. Auch wenn uns der Anblick von Fliegen - und später Maden - auf Leichen ekelt: Insekten tragen so dazu bei, die Welt von Kadavern zu befreien, indem sie schlichtweg aufessen. Somit verwerten Insekten die in Aas enthaltenen Nährstoffe und Energieträger effektiv. Ein Beispiel ist der Totengräber - und der Käfer macht seinem Namen alle Ehre: Ein einzelnes Männchen kann innerhalb von Stunden eine tote Maus komplett unter die Erde ziehen. So kann der Kadaver den Larven des Totengräbers dienen - ein guter Futtervorrat also.

Darüber hinaus helfen uns sogenannte Koprophagen, die Welt schneller von einem Stoff zu befreien, der uns ja sprichwörtlich gesehen manchmal bis zum Halse steht: Sch... Viele Fliegenarten sind zum Beispiel Verwerter von Kuhdung und anderen Exkrementen, oder auch der Mistkäfer. Der frisst jeden Tag etwa so viel Dung, wie er selbst wiegt! Auch der Pillendreher ernährt sich überwiegend von Kot. Sein Name ist Programm: Der Käfer dreht mit seinen Vorderbeinen die Nahrung in "mundgerechte" Kugeln und rollt sie dann mit seinen langen Hinterbeinen bis zu neun Meter weit über Stock und Stein. Der Pillendreher kann dabei mehr als das Zehnfache seine Körpergewichts transportieren.

Fazit: Ohne Insekten würde die Welt ziemlich stinken!

Pillendreher (Foto: Imago)
Der Pillendreher spielt eine wichtige Rolle bei der Entsorgen von Dung oder Kot.

2. Keine Insekten? Keine Vögel!

Insektensterben heißt auch immer: Vogelsterben. Denn sie sind für einen Großteil unserer heimischer Vögel ein wichtiger Bestandteil des Speiseplans. Und das sogar auch für die sogenannten Körnerfresser, die aber ihre Jungen ebenfalls mit Insekten füttern. 60 Prozent aller Vogelarten sind auf Insekten angewiesen. Andreas Segerer, Insektenexperte der Zoologischen Staatssammlung in München berichtet, dass allein in Bayern ungefähr 50 Prozent der Feldvögel verloren gegangen sind und sieht einen direkten Zusammenhang zum Insektensterben. Wenn die Insekten fehlen, bleibt also nicht nur das Brummen und Summen von Wildbienen, Käfern und Grillen aus, sondern auch das Gezwitscher der Vögel.

Fazit: Ohne Insekten wäre die Welt ziemlich leise.

Star (Foto: Imago)
Stare und viele andere Vogelarten ernähren sich vor allem von Insekten.

3. Insekten sind wichtige Bestäuber

Die meisten Pflanzen vermehren sich sexuell, es findet also eine Befruchtung von Ei- und Samenzelle statt. Die Pollenkörner sind bei diesem Prozess die männlichen Gameten, also quasi die Spermien der Pflanzen! Nur bei Windbestäubung bewegen sich die Pollen von allein zum Ziel - zur Blüte einer artverwandten Pflanze, um sie zu befruchten und so fruchtbare Samen zu bilden.

Doch etwa etwa 78 Prozent der Blütenpflanzenarten der gemäßigten Breiten und sogar etwa 90 Prozent weltweit sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen, also: Die Insekten tragen die Pollen von Blüte zur Blüte und verteilen sie so auf den weiblichen Teil der Blüten - und es kommt zur Befruchtung. Zwar tragen auch einige Fledermäuse und Vögel die Pollen von Blüte zu Blüte, aber die weitaus größte Bestäubungsleistung liegt bei Insekten wie Wildbienen und Honigbienen, Schmetterlingen, Fliegen, Wespen Käfern etc.

gehörnte Mauerbiene (Foto: picture-alliance / dpa)
Eine gehörnte Mauerbiene sitzt auf einem Balkon auf Vergissmeinnicht-Blüten und sammelt Nektar.

In der Landwirtschaft sind zwei Drittel aller Nutzpflanzen abhängig davon, von Insekten angeflogen zu werden. Zu diesen Arten gehören beispielsweise Apfel, Erdbeere, Mandel oder Melonenpflanzen. Das SWR Wissenschaftsmagazin odysso hat 2018 ein Bestäubungsexperiment gemacht und getestet, wie die Apfelernte ohne Insekten ausfällt. Das Ergebnis: 30 Prozent weniger Äpfel. Zwar hat der Wind auch etwas gebracht, doch die Insekten sind effektiver, und die Früchte waren auch von besserer Qualität. In China greift man a sogar schon zum Mittel der Handbestäubung durch billige Arbeitskräfte, weil der erhebliche Einsatz von Pestiziden fast alles Insekten tötete.

In Ländern wie Deutschland mit den dabei entstehenden Lohnkosten wäre das ein finanzielles Desaster. Eine Studie beziffert den ökonomischen Nutzen durch Bestäuber im Jahr 2005 auf über 150 Milliarden Euro. Die Schäden durch das Fehlen von Insekten lägen zwischen 190 und 310 Milliarden Euro pro Jahr.

Fazit: Ohne Insekten würden Obst und Gemüse deutlich teurer - und vermutlich von schlechterer Qualität!

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Sarah Weiss