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Das Römer-Experiment

Wie bauen die Römer? | Hintergrund

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Heute sieht die Landschaft in der Eifel fast ordentlich aus, flurbereinigt. Trotzdem bekommt man nur aus der Luft einen guten Überblick über Berge, Täler, Flüsse, Wälder und Wiesen. Die Möglichkeit dieser Perspektive hatten die Römer nicht. Sie mussten sich vom Boden aus orientieren, konnten mal einen Berg erklimmen. Umso erstaunlicher ihre bautechnischen Meisterleistungen – z.B. die Wasserleitung von der Eifel nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dem heutigen Köln. Über 95 km weit lieferte sie mineralreiches Quellwasser aus der nördlichen Eifel, ca 20.000 m³ am Tag. Der Film begleitet das Team um Alexander Zimmermann bei ihren Versuchen, mit rekonstruierten Vermessungsgeräten der römischen Vermessungs- und Baukunst auf die Spur zu kommen. Dabei wird nicht nur der Bau einer Wasserleitung in den Blick genommen: man erfährt, wie man die normierten Grundrisse für römische Siedlungen, die sogenannten Insulae, vermaß oder wie das typische Wohnhaus der einfachen Römer, das Streifenhaus, gebaut wurde.

Prozess der Rekonstruktion eines Streifenhauses (Foto: SWR)
Im Archäologiepark Xanten wird ein Streifenhaus rekonstruiert, das Haus der Händler und Handwerker SWR

Zeitreise in die Vergangenheit: unterwegs mit einem römischem Vermessungsingenieur und seinen Assistenten in der Eifel. Eine Wasserleitung soll gebaut werden. Wie schafft man sich einen Überblick, welchen Weg die Leitung nehmen soll? Wie vermisst man die Landschaft mit einfachen Hilfsmitteln und hält ein Gefälle von nicht mehr als einem Meter auf 1000 Meter Strecke ein? Alexander Zimmermann ist passionierter Römer-Experte und hat die wichtigsten Vermessungsgeräte der Römer, Groma und Chorobates nachgebaut. Zusammen mit seinem Team, wollen sie sie in einem Tal der Eifel, in dem noch Reste des römischen Aquäduktes stehen, mit dem Chorobates ausprobieren, wie die Römer damit das Gelände vermessen und den optimalen Verlauf der Wasserleitung ermittelt haben. Ein moderner Vermessungstrupp mit GPS kontrolliert die Messungen. Die Ergebnisse verblüffen: mit dem einfachen Gerät sind exakte Messungen möglich, sie wichen nur um 1-2cm von der modernen GPS-Vermessung ab.

Ein Mann steht auf einem Holzkonstrukt neben einem Haus und hält eine senkrechte Stange (Foto: SWR)
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Neben oberirdisch sichtbaren Resten von Aquäduktbrücken sind auch Reste der unterirdischen Leitung nach Köln ausgegraben und dokumentieren den Verlauf der Leitung. Dr. Klaus Grewe vom RWTH Aachen erklärt im Film Funktionsweise und Verlauf der Wasserleitung. Im Gebiet der um den sogenannten „Grünen Pütz“ wurde Oberflächenwasser gesammelt und Quellen angezapft. Aus verschiedenen Richtungen kommend wurde das Wasser in einer „Brunnenstube“ gesammelt und in die Leitung nach Köln geschickt.

Ein Mann bei der Höhenvermessung mit einem römischen Messaparat. (Foto: SWR)
Höhenvermessung „römisch“, mit dem Chorobates.... SWR Bild in Detailansicht öffnen
....und modern, mit dem Nivelliergerät SWR Bild in Detailansicht öffnen

Der tägliche Wasserverbrauch in der Stadt soll bei ca. 350 – 400 l pro Tag und Person gelegen haben (Nachweis Rom). Diese Mengen an Wasser wurden über gemauerte Kanäle zu öffentlichen Brunnen geführt, oder durch Holzkanäle und Bleirohre in die Gebäude verteilt. Nur wenige Privathäuser hatten einen eigenen Wasseranschluss.

Im römischen Bauwesen regierte die Standarisierung. Der Blick auf eine römische Stadt lässt eine gleichmäßige Einteilung in Quadrate und Rechtecke erkennen, wenn das Gelände es zuließ. Diese Einteilung in sogenannte „Insulae“ (Ergänzen: Maße!) liegt eigentlich jeder römischen Stadt- oder Siedlungsplanung zugrunde.

Ein Mann vermisst Gelände mit einer römischen Groma. (Foto: SWR)
Landvermessung mit der Groma: hiermit wurden im Gelände die genormten Parzellen, die sogenannten „Insulae“, vermessen, die jeder römischen Stadt ihr typisches Aussehen gaben. SWR

War ein Gebiet erobert worden, kamen bald die Landvermesser, die immer nach dem Maß der Insulae das Land mit einem Raster versahen. Wie das genau vor sich ging, auch das versucht Alexander Zimmermann mit seinem Team mit einem rekonstruierten Groma herauszufinden.

Die Planquadrate (bzw. Rechtecke) konnten unterschiedlich bebaut werden: z.B. mit mehreren Handwerker- oder Streifenhäusern oder mehrgeschossigen Stadthäusern – oder großzügiger mit Stadtvillen und Gärten. Meist über mehrere Insulae erstreckten sich große Bauten und Anlagen wie der Tempelbezirk, das Forum, oder die Thermen. In der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana nahe Xanten rekonstruiert man auf einer dieser „Insulae“ eine Reihe von Streifenhäusern. An Hand der Ausgrabungen der Fundamente und Hunderten von Belegen aus anderen römischen Städten hat das Team um Dr. Kienzle Pläne entwickelt, wie diese Häuser (Blockrandbebauung) ausgesehen haben könnten. Die Römer passten ihre Bauweise, was das Material betraf, den Ressourcen an. Das Rheinland um Xanten ist eine Gegend ohne Steine. Also wurden die Streifenhäuser in Lehmbauweise erstellt.

Bei dem Versuch der Rekonstruktion stoßen die heutigen Baumeister jedoch oft auf Fragen, für die sie keine archäologischen Befunde oder schriftlichen Belege finden konnten: Wie hoch bauten die Römer die Räume, wie groß waren die Fenster, lag der Dachfirst parallel zur Straße oder quer? Von den Lehmhäusern stehen heute meist nur noch die Fundamente. Daher ist hier neben Sachverstand und Quellenstudium manchmal auch die Phantasie gefragt...

Die Streifenhäuser wurden meist von Handwerkern oder Händlern bewohnt und gleichzeitig als Arbeitsstätte benutzt: In vorderen Teil zur Straße hin war der Laden, große Türen können geöffnet werden und luden die Passanten ein, die unter einem vorgelagerten Arkadendach trockenen Fußes schlendern konnten. Im hinteren Teil des Hauses lagen die Küche und die Werkstätten, eventuell Zimmer für Angestellte oder Sklaven. Die Privaträume befinden sich im Obergeschoss.

3D-Rekonstruktion eines römischen Streifenhauses (Foto: SWR)
3D-Rekonstruktion eines Streifenhauses SWR

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Planet Schule