Täglich mehrmals Sex, Computerspiele ohne Pausen, langanhaltende Trauer oder Sammelwut: Diese Verhaltensweisen gelten jetzt als psychische Krankheiten, aber nur wenn die Betroffenen darunter leiden. Fachleute diskutieren regelmäßig, was warum "psychisch krank" ist. Sie legen Kriterien fest.
Wer kaum stillbare Lust auf Sex verspürt oder fast ununterbrochen Computerspiele spielt, wer besonders lange trauert oder unnütze Dinge hortet, gilt seit 1. Januar 2022 als psychisch krank – gemäß der elften Fassung der internationalen Klassifikation der Krankheiten: ICD-11. Ein Vorteil ist, dass die Krankenkassen die Behandlungskosten übernehmen. Doch fühlen sich viele Betroffene gar nicht krank. Menschliche Vorlieben würden durch das ICD-11 unnötig zu „Störungen“ gemacht, warnen Fachleute. Trotzdem macht ein international gültiges Diagnose-Handbuch Sinn.