Schleimpilze auf einem Stück Holz. (Foto: Imago/blickwinkel)

Lebensräume · Kleine Waldbewohner

Schleimpilze: Als wären sie nicht von dieser Welt | Hintergrund

Stand
Autor/in
Noreen Krespach-Schindler

Schleimpilze

Allgemeines über Schleimpilze

Fruchtkörper (Foto: WDR - Screenshot aus der Sendung)
Fruchtkörper

In Deutschland landen sie auf der Sondermülldeponie, in Amerika werden sie für außerirdische Eindringlinge gehalten. In Mexiko werden sie gegrillt und als "caca de luna" gegessen. Viele Schleimpilzarten (Myxomyceten) sind auffällig pigmentiert (gelb und orange) und regen durch ihre Erscheinungsform die Phantasie der Menschen an, wie auch die Namen Blutmilchpilz, gelbe Lohblüte oder Drachendreck zeigen.

Man findet sie an den unterschiedlichsten Orten: Im Laub-, Reisig-, Komposthaufen, an Totholz, Rindenmulch, Gras, abgestorbenen Pflanzenteilen und Moos. Verschiedene Arten kommen ausschließlich während der Schneeschmelze im Frühjahr im Gebirge vor.

Für die Artbestimmung, die anhand der Fruchtkörper erfolgt, sowie zu Züchtungszwecken gibt man die Rinde mit Schleimpilzen in ein geschlossenes Gefäß aus Zellstoff. Nach einigen Tagen bis Wochen erscheinen die Fruchtkörper. Hält man die Umgebung feucht, kann man evtl. das Hervorquellen des Schleimpilzes (Plasmodium) beobachten.

Solange Schleimpilze über den Boden kriechen sind sie oft zum verwechseln ähnlich. Erst der Bau der Fruchtkörper verrät, um welche der über tausend Schleimpilzarten es sich handelt

Kennzeichen der Schleimpilze

Die Hauptkennzeichen der echten Schleimpilze (Myxomycota) sind

● eine zellwandlose, vielkernige, amöboid bewegliche Plasmamasse (Plasmodium = hier: eine einzige Zelle mit vielen Zellkernen; das Plasmodium kann beim Schleimpilz Physarum bis zu 80 cm groß werden)
● Vermehrung durch Sporen (Bildung in besonderen Fruchtkörpern; Bestimmung von Schleimpilzen erfolgt über die ausgebildeten Fruchtkörper. Dabei sind die Gesamtform, Farbe, Größe und Beschaffenheit wichtige Bestimmungskriterien)

Durch die Bildung von röhrenartigen Scheingliedern (Pseudopodien) ist der Organismus imstande sich fortzubewegen. Das Plasmodium nimmt oft netzartige Gestalt an, wenn es auf seiner Nahrungssuche über Hindernisse kriecht. Damit wird die Oberfläche vergrößert und der Schleimpilz kann sich beachtlich ausbreiten. Unter dem Mikroskop kann man beobachten, wie das Zytoplasma innerhalb der feinen Kanäle pulsierend hin und her strömt. Man nimmt an, dass diese Strömung bei der Verteilung der Nahrung und des Sauerstoffs behilflich ist. Bei Trockenheit oder Kälte kann sich das Plasmodium zum hornartigen Sklerotium verhärten. In diesem Ruhestadium wartet es dann günstigere Bedingungen ab.

Die Einordnung der Schleimpilze ist sehr schwierig, da sie

● kein Chlorophyll enthalten, mit dem sie wie eine typische Pflanze Energie aus Licht gewinnen, ihre Ernährung ist durchweg heterotroph (= Unterschied zu den typischen Pflanzen)
● sich wie riesige Amöben (= Unterschied zu den Pilzen) bewegen
● sich durch Phagocytose ernähren und
● (einige Schleimpilze) sogar begeiselte Geschlechtszellen bilden
● feste pilzartige Fruchtkörper und Sporen ausbilden, (= Unterschied zu den tierischen Organismen)

Aus heutiger Sicht werden sie als eigenständige, von den Protozoen abstammende, Gruppe betrachtet.

Intelligenztest für Schleimpilze: Die Einzeller finden den kürzesten Weg von A nach B.

Entwicklungszyklus

● Verbreitung der Sporen durch Wind, Wasser oder Tiere
● Bei feuchten Bedingungen platzt die Myxospore auf und entlässt Zellen, die entweder amöboid (Myxoamöben) oder begeiselt (Myxoflagellaten) sind, wobei sich die Formen ineinander umwandeln können (hier nur Flagellat dargestellt).
● Zellen vereinigen sich zu Paaren und bilden
● Diploide Zygoten
● Das Plasmodium (=Fusionsplasmodium) bildet sich durch wiederholte Mitosen des Kerns der Zygote ohne Zytoplasmateilung, sowie durch Fusion mit weiteren Zygoten. Zur Fruchtkörperbildung kriecht ein reifes Plasmodium an trockene und helle Stellen. Es wölben sich Fruchtkörper (Sporangien) auf, die häufig mit einem Fuß und Stiel versehen sind (arttypisch).
● Innerhalb des Sporangiums entstehen durch Meiose zahlreiche haploide Sporen (Myxosporen), die zunächst ein Dauerstadium ausbilden

Entwicklungszyklus des echten Schleimpilzes

Der Entwicklungszyklus des echten Schleimpilzes. (Foto: SWR)
(blau = Haploide Stadien)

Hintergrundmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Lebensräume · Kleine Waldbewohner | Ergänzender Hintergrund

Obwohl so winzig, sind Zecken gefürchtet. FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose sind die bekanntesten Infektionskrankheiten, die durch einen Zeckenbiss ausgelöst werden können. Im schlimmsten Fall mit fatalen Spätfolgen. Die Krankheitsverläufe werden auf den folgenden Seiten ausführlich beschrieben. Weiterhin gibt es Tipps, wie man sich am besten vor Zecken schützen kann. Äußerst gewöhnungsbedürftig ist das Erscheinungsbild der Schleimpilze, das der Fantasie eines Grusel-Science-Fiction Hollywoodautors entsprungen zu sein scheint. Doch hat man sich erst einmal an das „Glibber-Image“ gewöhnt, präsentieren sich Schleimpilze als faszinierende Wesen. Was aussieht, wie ein ordinärer Schleimbatzen besteht sogar Intelligenztests! Auf den folgenden Seiten erfährt man mehr über die besonderen Merkmale und den Entwicklungszyklus dieser fast schon außerirdisch anmutenden Lebensform. Weiterhin im Angebot: Ausführliche Informationen über die einzelnen „Stockwerke“ des Waldes, Energiekreisläufe, Fotosynthese und Zellatmung.

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Zecken

Sie lauern versteckt in Wäldern, Parks und Gärten und warten oft monatelang auf ein Opfer, dem sie Blut abzapfen können: Zecken, kleine Monster, bewehrt mit Bohr-, Schneid- und Saugwerkzeugen, mit denen sie Tiere und Menschen zur Ader lassen. Die Spinnentiere werden drei bis fünf Jahre alt und sind wahre Hungerkünstler. In ihrem Leben kommen sie mit drei Blutmahlzeiten aus. Zecken haben einen denkbar schlechten Ruf, weil sie beim Saugen auch Viren und Bakterien übertragen, die gefährliche Krankheiten verursachen können. Die Sendung stellt die erstaunliche Lebensweise der Winzlinge vor und zeigt, wie man sich vor Zecken schützen kann. Ein Film von Hans Jürgen von der Burchard.

Natur nah: Zecken SWR Fernsehen

Im Reich der Mäuse

Viele Menschen sehen Mäuse am liebsten im Maul der Katze oder in der Falle. Denn auf dem Acker fressen sie das Korn, und wenn die Ernte eingebracht ist, ist kein Lager, kein Speicher vor ihnen sicher. Ob im Dachboden oder in der Speisekammer: Überall nisten sich Mäuse oder Ratten ein. Aber diese unbeliebten Untermieter bilden nur eine Minderheit. Die meisten heimischen Nager leben in der freien Wildbahn, in Alpentälern, an Flussufern, auf Wiesen und in Wäldern. Mäuse sind die anpassungsfähigsten Säugetiere unserer Heimat. Es gibt Taucher, Gräber, Kletterer und Springer. Sie sind nicht nur harmlose Körnersammler, sondern mitunter auch geschickte Fischer und listige Diebe. Obwohl von vielen größeren Tieren gejagt, gelingt es den Mäusen, erfolgreich zu bestehen: mit Vorsicht und Pfiffigkeit und mit ihrer sprichwörtlichen Vermehrungsfreude.

Natur nah: Im Reich der Mäuse SWR Fernsehen

Schleimpilze: Als wären sie nicht von dieser Welt

Schleimpilze sind Außenseiter der Evolution: Als hätten sie eine Zauberformel parat, pendeln sie zwischen den großen Reichen des Lebens - dem Reich der Tiere und dem Reich der Pflanzen. "Lebenswandel" scheinen sie wörtlich zu nehmen. Seit über 20 Jahren stellt Karlheinz Baumann diesen Wunderwesen nach. In den Nebelwäldern Kanadas, in den Kaiserlichen Gärten Tokios oder im Wald vor seiner Haustür. Baumanns Kamera führt in eine ebenso fremde wie abenteuerliche Welt, die unseren Sinnen weitgehend verborgen ist: Da schrumpfen Tage auf Sekunden zusammen und Winzlinge aus dem Mikrokosmos wachsen zu bedrohlichen Riesen.

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Noreen Krespach-Schindler