Die Tiere und Pflanzen der Bergregionen müssen mit Kälte und Wind fertig werden
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Der Lebensraum Ödland trägt seinen Namen nicht umsonst. Felsige Gebirgsregionen, geprägt von Wasserarmut und extremen Temperaturschwankungen sowie schwierigem Gelände, sind ein typisches Beispiel für ein natürlich entstandenes Ödland. Nur gut angepasste Tiere und Pflanzen können hier überleben. Steinböcke können sich z. B. auch in höheren Gebirgslagen (bis 3500 m) fortbewegen und finden dort, wenigstens im Sommer, genügend Nahrung, denn sie können auch mit den wenigen, speziell angepassten Kräutern oder kurzen Gräsern im Gebirge vorlieb nehmen. Bei Pflanzen findet man umso mehr kleinwüchsige Arten, je höher man ins Gebirge steigt. Durch ihre geringe Größe bieten sie dem Wind und dem Schneedruck nur eine kleine Angriffsfläche. Ihre Blüten sind aber oft auffällig und groß, denn in großen Höhen ist es nicht leicht, Insekten anzulocken. Mit ihrem verzweigten Wurzelsystem klammern sie sich auch in kleinste Felsklüfte, in denen sich ein wenig Bodenmaterial angesammelt hat. Die Wuchsperiode ist nur kurz.
Vulkanische Gebiete sind unberechenbare Lebensräume
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Andere natürlich entstandene Ödgebiete sind Regionen mit vulkanischer Aktivität. Sie spielen in Deutschland keine Rolle, aber an anderen europäischen Orten wie am Ätna auf Sizilien kann man solche Landschaften und ihre typischen Bewohner finden. Nach einem Vulkanausbruch muss das Leben die von Lava überflossene Landschaft ganz neu erobern. Es beginnt üblicherweise mit Flechten und Moosen, auch Algen können als Pioniere tätig sein, wenn in kleinen Lavaspalten genügend Feuchtigkeit für ihr Wachstum vorhanden ist. Die später folgenden Blütenpflanzen müssen mit extremen Bedingungen fertig werden. Sie benötigen ein ausgedehntes Wurzelsystem, um die anfängliche Nährstoffarmut zu bewältigen.
Die Salzmiere gehört zu den Pionierpflanzen auf Vulkaninseln
Dr. Eckart Pott/OKAPIA
Auf vulkanischen Inseln müssen die Pflanzen zudem auch eine gewisse Salztoleranz aufweisen. So hat es bspw. die Salzmiere, eine niedrig wachsende, salztolerante Pflanze aus der Familie der Nelkengewächse, geschafft, auf der Vulkaninsel Surtsey bei Island Fuß zu fassen. Sie bildet heute die häufigste Pflanzenart auf der Insel. Mit ihrer kissenartigen Wuchsform bindet sie Flugsand und trägt zur Bodenbildung bei. Sind einmal Pflanzen etabliert, folgen kleine Tiere, vor allem Gliederfüßer wie Insekten und Spinnen, recht bald nach.
Ein Sonnentau wartet auf Insekten
E. Oppermann
Auch Moore gehören zum natürlich entstandenen Ödland. Hier sind vor allem der große und permanente Wasserüberschuss der begrenzende Faktor für das Gedeihen von Tieren und Pflanzen. Durch die Staunässe entsteht Sauerstoffmangel und dadurch ein unvollständiger Abbau der toten Pflanzenmasse. Dadurch wächst ein Moor allmählich in die Höhe, es bilden sich Torfschichten aus nicht zersetztem Pflanzenmaterial. Dadurch wird dem Boden auch nur ein Teil der Nährstoffe zurückgeführt. Bäume findet man in Moorgebieten nur vereinzelt.
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Typen von Mooren. In Hochmooren herrscht Nährstoffarmut und Versauerung des Bodens vor. Hier dominieren Torfmoose die Vegetation, die viele organische Säuren bilden. In dem sauren, nährstoffarmen Milieu können nur wenige andere Pflanzen überleben. Viele sind stark spezialisiert. Hier findet man den fleischfressenden Sonnentau, eine säuretolerante Pflanze, die mit ihren klebrigen Blättern Insekten fängt, sie verdaut und so an Nährstoffe kommt, die im kargen Boden nicht vorhanden sind. Niedermoore sind häufig im Zuge der Verlandung eiszeitlicher Seen entstanden. Sie sind nährstoffreicher als die Hochmoore, bieten aber aufgrund von Staunässe ebenfalls ein sauerstoffarmes Milieu. Trotzdem bieten sie mehr Arten einen geeigneten Lebensraum als die Hochmoore, so z. B. Erlen und vielen Vögeln.
Heuschrecken kommen gut mit Trockenheit zurecht
E. Oppermann
Viele Erosionsgebiete auf der Erde gehören ebenfalls zum Ödland. Unter Erosion versteht man die Verwitterung der Erdoberfläche, also z. B. das Abtragen von Gebirgen durch die langsame, aber stetige Arbeit von Wasser, Frost und Wind. Die eingangs erwähnten "Badlands" sind typische Vertreter solcher Erosionsgebiete. Wenn es dazu noch sehr trocken ist, können nur sehr wenige Tiere und Pflanzen dort leben. Meist sind diese stark spezialisiert. Sie müssen mit wenig Wasser, extremen Temperaturverhältnissen und lockeren Sedimentschichten, die Pflanzen nur wenig Halt bieten, zurechtkommen. Da vor allem Gebirge und andere aufragende Regionen der Erosion unterliegen, findet man die meisten Erosionsgebiete in Europa im Bereich der Gebirge und Mittelgebirge.
Allerdings kann Erosion in höherem Ausmaß auch dort stattfinden, wo eine durchgehende Pflanzendecke fehlt. Durch Menschen verursachte Bodenerosion kann durch Überweidung, Rodung oder zu intensive Bodenbearbeitung ebenfalls Ödland schaffen. Ansonsten spielen Niederschlagsmenge und -art, sowie Wind und Hanglage der Böden die größte Rolle für das Ausmaß der Bodenabtragung. Ist der Boden einmal verloren, verschwinden mit ihm auch wertvolle Mineralstoffe, die nicht ohne weiteres in kurzer Zeit ersetzt werden können. Als Folge davon können viele Pflanzen nicht mehr auf den betroffenen Böden wachsen. Nur sehr anspruchsloser Vegetation gelingt die Rückeroberung eines solchen Lebensraumes.
In Deutschland gehen jährlich etwa 8-10 Tonnen Boden pro Hektar verloren. Nur 2 Tonnen Boden aber werden neu gebildet. Bodenschutz ist offensichtlich nötig, will man nicht auf lange Sicht den für die Natur und Landwirtschaft gleichermaßen wichtigen Boden verlieren.