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Die Rhön unterm Hakenkreuz

Die Nationalsozialisten hatten ganz eigene Pläne mit der Rhön. Eine nationalsozialistische bäuerliche Mustergegend sollte die Rhön werden, und zwar mit Hilfe des "Rhönaufbauplans". Dieser Plan war eine gefährliche Mischung nationalsozialistischer Agrar- und Rassenpolitik. Die Rhönbewohner wurden als degeneriert bezeichnet. Die Fähigkeit, sinnvolle Landwirtschaft zu betreiben, wurde ihnen rundweg abgesprochen. Greife der Nationalsozialismus nicht ein, sei die Bevölkerung dem "wirtschaftlichen und seelischen Verkommen ausgesetzt" und es sei "damit zu rechnen, dass der kranke Teil der Bevölkerung den gesunden vernichte."


Reichsarbeitsdienst

Zehntausende Dienstleistende beim Reichsarbeitsdienst, später durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ersetzt, mussten Straßen bauen, Bäume pflanzen und Kartoffeln für die "Erzeugungsschlacht" anbauen.


Die von den Nazis als besonders extrem beschworene katastrophale soziale und wirtschaftliche Situation in der Rhön war eine aus propagandistischen Gründen verbreitete Falschmeldung. Angeblich sollten die massiven Eingriffe in die Rhöner Kulturlandschaft und Lebensgewohnheiten der Bewohner vor allem der Bevölkerung dienen.Tatsächlich war der "Rhönplan" eine reine Propagandamaßnahme, die die nationalsozialistische Politik glänzen lassen sollte.


In Wahrheit waren waren weder die Lebensbedingungen so schlecht wie behauptet wurde, noch war das nationalsozialistische Kultivierungsprogramm und Ideen wie Aufforstung und Straßenbau besonders neu. Bereits in der Kaiser- und Weimarer Zeit waren derartige Maßnahmen begonnen worden. Die Nazis konnten sich auf bereits existierende Pläne und Arbeiten stützen. Der "Fortschritt", den der Rhönaufbauplan der Region bringen sollte, hätte also auch ohne das "Dritte Reich" stattgefunden, zumindest was Aufforstung und Landerschließung betrifft.


Der Schaden, den das Rhöngebiet und seine Bewohner durch die Nazis erlitten, war allerdings enorm. Die Rhön wurde von Gauleiter Otto Hellmuth zum Notstandsgebiet erklärt und wurde damit zum nationalsozialistischen Experimentierfeld für "rassen- und erbbiologische Durchmusterung und Siebung der Rhönbewohner, Absiedlung, Sterilisation, Enteignung, Umlenkung von Arbeitsflächen, berufliche und soziale Lenkung und Ansiedlung von rassenbiologisch einwandfreien Familien" (s.Hohmann, Landvolk unterm Hakenkreuz, Bd. 1). Die Rhön wurde als nationalsozialistisches Versuchslabor mißbraucht. Wer Kritik äußerte, kam ins Gefängnis oder KZ. Das "Blut und Boden"-Experiment der Nazis konnte glücklicherweise nicht zu Ende geführt werden. Aber in der Rhön haben diese Jahre viel Leid verursacht und großen Zahl von Einwohnern und Zwangsarbeitern den Tod gebracht.


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