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Boccia und Tamburello in Italien

Methodisch-didaktische Überlegungen und Materialien für die Schule


Die Unterrichtseinheit, die im Italienischunterricht am Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee in einem Grundkurs in Klassenstufe 12 (spätbeginnende Tertiärsprache) von Dr. Helmuth Heinz, Studiendirektor, erprobt wurde, kann für den Arbeitsbereich 4 Landeskunde nachhaltig zur Durchführung empfohlen werden.


Im landeskundliche Teil des Italienischunterrichts, der sich als interkultureller Ansatz versteht, sollen die Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Kulturräumen und Denkweisen begegnen und verschiedene Lebensentwürfe kennenlernen. Diese Kenntnisse können durch die Beschäftigung mit geeigneten Texten, aber auch anderen Informationsquellen vermittelt werden. Dabei kommt dem Einsatz von Videofilmen besondere Bedeutung zu, ist doch die motivationsfördernde Wirkung visueller Medien gerade auf junge Lerner unbestritten.


Die Filme "Tamburello" und "Boccia" stehen in enger Beziehung zur Lebenswelt der Jugendlichen, für welche die Freizeitaktivität Sport einen hohen Stellenwert besitzt.


Beide oben erwähnten Videofilme besitzen hinsichtlich ihrer Quantität und Qualität einen hohen didaktischen Wert. Sie eignen sich vorzüglich, Kenntnisse über geographische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Verhältnisse einer der wichtigsten Regionen Italiens, das Piemont, zu vertiefen. Darüber hinaus leisten sie einen Beitrag zum Verständnis der Mentalität ihrer Bewohner.


Die Unterrichtseinheit fördert überdies die Bereitschaft durch die Begegnung mit anderen kulturellen Begebenheiten, die eigene Situation zu relativieren. Am Abschluss der Unterrichtseinheit könnte eine Studienfahrt nach Piemont stehen. Jedenfalls ist sie als Vorbereitung auf den direkten Kontakt mit Piemont vorzüglich geeignet.


Aufgrund seiner einzigartigen Landschaft, fast die Hälfte ist gebirgig (in 2000 m Höhe befinden sich viele kleine Alpenseen), ein Drittel ist Hügellandschaft, zieht Piemont jährlich zahlreiche Touristen an.


Der Einstieg in die Unterrichtseinheit könnte mittels Landkarte und geeigneter Texte erfolgen z.B.über das Kapitel Piemonte aus Maria C. Peccianti: Regione per Regione. Casale Monferrato, das 1990 im Verlag Marietti - Manzuoli erschienen ist.


Als Zielgruppe bei spätbeginnendem Italienischunterricht (ab Klasse 12) kommen Schüler und Schülerinnen des GK 12, Ende 2. Lernjahr, bei frühbeginnendem (ab Klasse 9) Lernende im 3. Lernjahr in Frage.


In einer Art brainstorming könnte eine Assoziationssammlung zum Piemont (Turin, Fiat, Juventus, Olivetti etc.) erstellt werden.


Einen Teil des Vokabulars sollte man vor der ersten Videopräsentation erarbeiten. Nach der ersten Filmvorführung sollten die Schüler zu spontanen Äußerungen motiviert werden, was im übrigen der kommunikativen Kompetenz förderlich ist.


Vor der zweiten Filmvorführung sollten einige Leitfragen schriftlich vorgegeben werden. Nach der zweiten Vorführung werden erst globale Verständnisfragen, dann Detailfragen gestellt. Anregungen hierzu bietet die beigegebene Übung vero/falso sowie der bereitgestellte Fragenkatalog.


Danach könnte man Vokabelnetze zu den semantischen Bereichen, Weinbau, il gioco a tamburello, bzw. il gioco a bocce erarbeiten.


Nun könnten die Schüler fiktive Interviews erarbeiten z.B.: Un giornalista della Stampa di Torino intervista Ricardo, oder zum Problem der Vereinbarkeit von Beruf und sportlichem Engagement: Il problema dei semi-professionalisti della squadra di Castelferro. Weiterführende Aufgaben könnten sein:


  1. Diskussionen zu den Themen:
    Come si potrebbe allargare l'interesse del pubblico per il gioco a tamburello? Come si potrebbe rendere più popolare il gioco a bocce?
  2. Una discussione fra un tifoso della Juve ed un tifoso della squadra di tamburello a Castelferro.
  3. Präsentation der Region Piemont unter verschiedenen Aspekten (agricoltura, industria, sport, turismo etc.) als Gruppenarbeit.
  4. Erstellen verschiedener Porträts, ritratti, einiger Spieler z.B. von Ricardo, Alessio, Agostino etc.

An dieser Stelle seien einige Gründe genannt, die für den Einsatz von Videos im Fremdsprachenunterricht sprechen: 1. Video holt mehr Authentizität ins Klassenzimmer, 2. Videoeinsatz fördert die Bereitschaft der Lernenden zur Kommunikation. 3. Der Einsatz von Filmmaterialien bietet die Möglichkeit, die Schüler zum aktiven und kritischen Sehen zu erziehen.


Übrigens liegt der Einsatz von Filmen im Literatur- und Landeskundeunterricht ganz im Trend der künftigen Aufgabenformen. Nach dem neuen Lehrplan, der im Schuljahr 2002/3 in Kraft tritt, ist ein Hörverstehenstest obligatorisch. Ebenso wird die Bewertung filmischer Umsetzung literarischer und landeskundlicher Themen gefordert. So ist das Thema für das Abitur in Französisch 2003 die Filmanalyse von Louis Malles Au revoir les enfants.


Materialien für die Schule


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