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Polo in Pakistan

Polo in Pakistan

Wer heute über Polo spricht oder berichtet, zeigt meist elegante, reiche Müßiggänger, die mehr oder weniger interessiert zwei Mannschaften zu 6 Spielern auf 12 Pferden bei dem Versuch zuschauen, einen kleinen weißen Ball in eines der beiden Tore zu befördern. Auch die Spieler sind zumeist gut betucht oder haben sich durch außergewöhnliche Leistungen und einen wohlhabenden Förderer in die Teams spielen können. Die besten Mannschaften kommen aus Argentinien, den USA oder England.


Aber Polo ist noch etwas ganz anderes: Nur wenige wissen, dass Polo der wohl älteste Mannschaftssport der Welt ist. Seine Ursprünge ca. 6 Jahrhunderte vor Christus (!) werden in Zentralasien vermutet. Anfangs war sein Zweck die militärische Ausbildung von Reiterkriegern. Bei diesen Übungen standen sich dann oft mehr als 100 Spieler pro Mannschaft gegenüber.


Aber schon bald war Polo viel mehr: In manchen Völkern konnte nur herrschen, wer seine Gegner beim Polo übertraf. So wurde dieses Spiel schon bald zum Spiel der Könige und auch Alexander der Große und Dschingis Khan sollen begeisterte Spieler gewesen sein. Die pferdeverrückten Briten machten in Indien Bekannschaft mit Polo und zähmten dieses einstmals "wilde Spiel".


Aber an manchen Orten wird Polo noch in seiner ursprünglichen Form gespielt: im Norden Pakistans, dort wo sich Hindukusch, Karakorum und Himalaya treffen. Dort ist Polo mehr als nur ein Sport - es ist Lebenseinstellung, Ritual und Unterhaltung. Viele Dörfer haben ein mit einer Mauer umgebenes Spielfeld. Die Pferde können sich heute nur noch wenige leisten: reiche Geschäftsleute oder das Militär. Dennoch ist Polo auch heute noch in den meist bäuerlichen Gegenden Nordpakistans sehr populär. Die (männlichen) Kinder träumen von klein auf davon, einmal berühmte Polospieler zu werden.


Für das Spiel benötigen Ross und Reiter viel Ausdauer, vor allem, wenn es auf 3800 Meter Höhe gespielt wird. Dort findet nämlich einmal im Jahr auf dem Shandur-Pass das wichtigste Polo-Ereignis Pakistans statt. Die beiden weit auseinander liegenden Dörfer Gilgit und Chitral treten gegeneinander an. Wer dieses Turnier gewinnt, genießt anschließend hohes Ansehen in der Region. Der Film zeigt die Einwohner Gilgits bei den Vorbereitungen zum "wichtigsten Ereignis des Jahres" und beobachtet den Star ihrer Polo-Mannschaft, Bulbulshan, der auch diesmal wieder entscheidend zum Sieg beim Spiel auf dem Shandur-Paß beigetragen hat.


Ein Film von Rolf Stephan


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