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Boccia in Italien

Boccia in Italien

"Ich besinge die Kugeln. Ich preise die Spieler,
die ihre Hand gut zu gebrauchen wissen.
Ich lobe die Werfer. Ich lobe die Leger.
Du edles Spiel unsres noblen Italien.
Mit deiner einzigartigen Kraft unterstützt du meinen Gesang."


Die Wiege des klassischen italienischen Boccia ist das Piemont mit Turin als Zentrum. Hier schreibt Angelo Rizzi 1893 "Il gioco delle bocce", eine Hymne auf das italienischste aller Spiele, hier wird 1873 der erste Verein "Cricca Bocciofila dei Martiri" gegründet. Und ebenfalls in Turin gibt die "Unione Bocciofila" 1904 verbindliche Regeln für das bis dahin freie Spiel "al libero" heraus (also nach freien Regeln und ohne Schiedsrichter). Natürlich wurde Boccia in ganz Italien gespielt, bis Ende des 19. Jahrhunderts hauptsächlich in ländlichem Umfeld. Dass die "Organisierung" dieses traditionellen Volksspiels im Piemont ihren Anfang nahm, kam nicht von ungefähr: Norditalien und vor allem Turin erfuhr durch die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts eine starke Bevölkerungszunahme. "Bocciaspiel und eine Ration Milch für die Kinder", dies war das heimliche Patentrezept der Industriellen, um ihre Arbeiterschaft "bei Laune" zu halten. Die ersten Betriebsbocciagruppen, die von den Unternehmen gefördert wurden, entstanden. Vereine wurden gegründet und das Spiel entwickelte sich zum Sport.


Der Film begibt sich in die Hochburg des Boccia, denn nicht nur im letzten Jahrhundert war das Piemont führend. Immer noch kommen die besten Spieler aus dem Piemont. Wir besuchen den Verein "Vita Nova" in Savigliano, einer Kleinstadt vor den Toren Turins. Die Seele des Vereins sind ältere Herren, die fast den ganzen Tag auf dem Clubgelände verbringen. Ihre Bocciabegeisterung wird jedoch durch eine Sache getrübt: es fehlt der Nachwuchs. Nur noch wenige Jugendliche können sich für diesen langsamen und viel Zeit in Anspruch nehmenden Sport begeistern. Dass jedoch immer noch junge Ausnahmespieler gibt beweist Laura: 24 Jahre jung und Weltmeisterin!


Ein Film von Reinhild Dettmer-Finke und Verena Knümann


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