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Vovinam - die Regeln

Der Sinn des modernen Vovinam besteht nicht darin, einen Gegner kampfunfähig zu machen, sondern darin, sich durch kampfsportliche Übungen mit und ohne Partner gesund und leistungsfähig zu erhalten. Die Kampfkunst, die auch den Geist schult, besteht nicht alleine aus Tritten und Schlägen, sondern aus einer Vielzahl von Übungen, die der Vervollkommnung der Reaktionsschnelligkeit, der Beweglichkeit und der Körperbeherrschung bis ins hohe Alter hinein dienen.


Vovinamkämpfer trainieren mit Holzlanzen

Trainiert wird nicht nur der Körper, sondern auch der Umgang mit verschiedenen Waffen wie Lanzen, Schwertern, Stöcken etc. Es gibt kontaktlose Übungen, ähnlich dem Schattenboxen, sowie Halb- und Vollkontakt. Beim Halbkontakt geht es darum, Tritte und Stöße kraftvoll und gezielt auszuführen, sie jedoch vor dem Treffen des Gegners kontrolliert abzufangen. Dies erfordert ein sehr hohes Maß an Übung und Disziplin.


Bei den sportlichen Wettkämpfen im Vovinam geht es stets nur um Halbkontakt, da das Verletzungsrisiko beim Vollkontakt, bei dem der Gegner möglichst wirkungsvoll getroffen werden soll, sehr hoch ist. Deswegen ist Vollkontakt nur zur Selbstverteidigung in Notwehr zulässig. Eine wichtige Rolle spielt beim Vovinam das Atemtraining. Es fördert die Konzentration und macht viele der schnellen und akrobatischen Übungen erst möglich. Vovinam ist jedoch nicht nur Sport, sondern setzt sich auch hohe Ziele bei der sozialen Ausbildung der Sportler. Diese zeigen sich deutlich in den zehn Prinzipien des Vovinam:


  1. Formung der ganzen Persönlichkeit;
    einer vorbildlichen und tugendhaften sowie einer guten humanitären Haltung,
    Erreichen der jeweils höchstmöglichen Stufe in der Technik
  2. Pflege und Weiterentwicklung des Vovinam-Viet Vo Dao,
    Formung einer neuen Generation gemäß der jahrtausendealten Kampfkunst von Vietnam
  3. Einigkeit in der Gemeinschaft,
    Respekt vor dem Vorgesetzten und echte Brüderschaft zwischen den Mitgliedern des Vovinam-Viet Vo Dao
  4. Strenges Einhalten der vermittelten inneren Regeln!
    Ein jeder ist verantwortlich für den guten Ruf des Vovinam-Viet Vo Dao
  5. Respekt vor den Stilen anderer Kampfkünste!
    Keine Anwendung der Kampfkünste außer im Falle der Selbstverteidigung
  6. Pünktlichkeit und Fleiß sind die Grundlagen für die Beherrschung der Kampfkunst. Dazu tritt vertieftes geistiges Studium der VVN-VVD Philosophie zur ständigen Weiterentwicklung des Charakters
  7. Rechtschaffenheit, Einfachheit und Redlichkeit des Gemüts anstreben!
  8. Schärfen und kultivieren des Geistes! Stark sein für ein sinnvolles und nützliches Leben!
  9. Probleme klug lösen, Überwindung von Hindernissen, kämpfen bis zum Ende! Mit Kraft die Lehre von VVN-VVD anwenden.
  10. Vervollkommnung der Persönlichkeit durch Selbstkritik! Ausbilden von Selbstvertrauen und Willen, aber auch von Bescheidenheit und Toleranz
Eine Wand mit dem Portrait des Meisters Nguyen Loc und den Vovinam Wappen

Das Wappen versinnbildlicht ebenfalls die traditionellen Grundsätze und Eigenschaften eines Vovinam-Kämpfers. Das Achteck, das das Wappen einrahmt, bezeichnet einerseits die Himmelsrichtungen und andererseits mögliche Richtungen für Gefahren und Angriffe, gegen die man immer gewappnet sein sollte. Das verschlungene schwarzweiße Zeichen (chinesisch: Ying und Yang) ist Ausdruck für die Einheit von Gegensätzen, etwa von "Schwarz und Weiß", "heiß und kalt", "sanft und gewaltsam". In Vietnam heißen die Zeichen Am und Duong.


Der Bambus symbolisiert den Lebensraum.Ein Kämpfer setzt sich mit einen gekonnten Sprung gleich gegen zwei Gegner zur Wehr Das Leben der Vietnamesen ist geprägt durch Bambus; Bambus wird verwendet als Werkzeug, Waffe und Baustoff, je nach Reifegrad und Bearbeitung ist er hart oder weich, fest oder biegsam. Bambus kann durch seinen hohlen Aufbau extrem belastet oder gebogen werden, ohne dabei zu zerbrechen. Dies ist auch ein Symbol für die Zähigkeit und Unbesiegbarkeit des Vovinam-Kämpfers.


Die vietnamesische Kampfkunst unterscheidet sich von anderen hauptsächlich durch den schnellen Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung, das Überwiegen der "tiefen" Stellungen bzw. den raschen Wechsel der Stellungen, sowie des Rhythmus und des Tempos. Diese Besonderheiten entstanden aufgrund der Tatsache, dass die Vietnamesen ihren Angreifern hinsichtlich Körperbau und Größe meist unterlegen, dafür aber schnell und sprungkräftig waren. So ist dieser Sport hervorragend an die Physis und die Mentalität der Vietnamesen angepasst.


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