1: Grundlagen der Infektabwehr

1.4 Aktive und passive Immunisierung

Foto von Prof. Reinhard Kurth (Ein Klick startet den Film)
Video: Prof. Reinhard Kurth,
Paul-Ehrlich-Institut:
Statement über Impfstoffe

Das Immunsystem ist zwar im Prinzip gegen Infektionen aller Art gerüstet, aber der Kampf gegen die Krankheitserreger verläuft keineswegs immer ohne Probleme. Sind die Abwehrkräfte eines Menschen geschwächt, kann eine Infektion schwere gesundheitlichen Beeinträchtigungen, ja sogar den Tod zur Folge haben.


Während die unspezifische Immunabwehr Krankheitserreger sofort bekämpft, vergehen 7-10 Tage, bis sich eine spezifische Immunabwehr aufbaut. Während dieser Zeitspanne können Bakterien, Viren oder Parasiten derart überhand nehmen, dass die spezifische Immunabwehr einfach zu spät kommt. Das lässt sich in vielen Fällen durch eine vorbeugende Impfung verhindern.


B-Gedächtniszelle ©eye of science
B-Zelle produziert Antikörper

Aktive Immunisierung

Die aktive Immunisierung gegen einen bestimmten Krankheitserreger beruht auf einem genialen Täuschungsmanöver: Statt des gefährlichen Erregers impft man eine abgeschwächte Variante, die das Immunsystem nicht vom Original unterscheiden kann. Der Vorteil: Die Gabe einer geringen Menge abgeschwächter Erreger ist für den Geimpften normalerweise harmlos, führt aber dennoch zur gewünschten Bildung von Gedächtniszellen. Diese stehen nun auf Abruf bereit und können den gefährlichen Originalerreger jederzeit ohne nennenswerte Verzögerung bekämpfen.



Vermehrung von Gelbfieber - Viren in Hühnereiern ©SWR
Vermehrung von Gelbfieber - Viren in Hühnereiern
Impfung ©SWR
Impfung

Impfstoffe

Moderne Impfstoffe sind außerordentlich sicher, unerwünschte Nebenwirkungen extrem selten. Dennoch sind Impfschäden nicht völlig auszuschließen. Und bei überempfindlichen Personen kann es zu allergischen Reaktionen kommen.


Für die Immunisierung verwenden Mediziner im Wesentlichen zwei Arten von Impfstoffen: Lebendimpfstoffe und inaktivierte Impfstoffe.


  • Lebendimpfstoffe enthalten lebende Bakterien oder Viren, die zwar noch vermehrt werden können, deren krankmachende Wirkung aber stark abgeschwächt ist. Lebendimpfstoffe gelten als besonders wirksam. Allerdings besteht ein äußerst geringes Risiko, dass die Impfung eine Erkrankung auslöst. Zum einen kann sich der abgeschwächte Erreger bei der Vermehrung wieder in die krankmachende Variante zurückverwandeln, zum anderen kann das Immunsystem des Geimpften schon vorgeschädigt sein.

  • Inaktivierte Impfstoffe enthalten abgetötete Bakterien, Viren oder Bestandteile davon. Im Körper findet also keine Vermehrung statt. Bei inaktivierten Impfstoffen besteht praktisch kein Erkrankungsrisiko.

Inaktivierte Impfstoffe bestehen lediglich aus Teilen der Hülle oder nur aus Antigenen des Krankheitserregers. Was sich auch immer hinter einem Steckbrief verbergen mag, die spezifische Immunabwehr hat ihr "Feindbild" und reagiert genauso, als hätte sie es mit der ursprünglichen, krankmachenden Variante des Erregers zu tun. Deshalb macht es grundsätzlich keinen Unterschied, ob ein Impfstoff abgeschwächte oder abgetötete Erreger enthält.


Impfreaktionen

Wenn das Immunsystem des Körpers auf einen Impfstoff reagiert, können kurzzeitig Beschwerden auftreten: z. B.


  • Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle
  • Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein, Übelkeit, Anschwellen der Lymphknoten

Solche Impfreaktionen sind völlig normal. Erst wenn die Symptome längere Zeit anhalten, sollte man einen Arzt aufsuchen.


Auffrischungsimpfungen

Eine Schutzimpfung wirkt nicht unbeschränkt. Normalerweise werden die Gedächtniszellen höchstens zehn Jahre vorgehalten. Rechtzeitige Auffrischungsimpfungen sorgen dafür, dass die Immunität gegen Krankheitserreger langfristig bestehen bleibt.


Antikörper ©SWR
Antikörper (Modell)

Passive Immunisierung

Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper injiziert, die auf die Antigene eines Krankheitserregers passen. Solche Antikörper bezeichnet man auch als Immunglobuline. Sie werden normalerweise aus dem Blut von Menschen oder Tieren gewonnen, die den Krankheitserreger schon erfolgreich bekämpft haben. Die fremden Antikörper halten Bakterien oder Viren in Schach, bis die spezifische Abwehr des Infizierten eigene Antikörper herstellt.



Eine passive Immunisierung kann den Krankheitsverlauf abmildern, oft sogar das Leben retten. Die Wirkung ist allerdings nicht von Dauer. Spätestens nach drei Monaten werden die injizierten Antikörper abgebaut. Im Gegensatz zur aktiven Immunisierung führt die passive Immunisierung nicht zur Bildung von Gedächtniszellen. Es entsteht also kein Langzeitschutz.