Gefahr durch Gletscher

Gletscher können für den Menschen eine große Gefahr darstellen. Gletscherseen, die plötzlich über ihre Ufer treten, haben schon großen Schaden angerichtet. In Gletscherspalten sind Menschen ums Leben gekommen, weil sie nicht rechtzeitig aus ihnen gerettet werden konnten.

Gefahr durch Gletscherspalten (Alpen)
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Gletscherspalten sind tiefe Risse im Eis. Sie entstehen, wenn der Gletscher über einen hügeligen Untergrund gleitet oder wenn das Gletschereis unterschiedlich schnell fließt. Solche Gletscherspalten sind vor allem für Bergsteiger und Skifahrer gefährlich, denn manchmal sind sie durch eine darüber liegende Schneedecke nicht zu erkennen.

Für Wanderer und Skifahrer gefährlich: Gletscherspalten
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Wenn das Schmelzwasser aus einem Gletscher abfließt, können sich an seinem Fuß große Mengen von Wasser sammeln: Ein Gletschersee entsteht. Läuft in kurzer Zeit zu viel Schmelz- und Regenwasser in den Gletschersee, tritt er über seine Ufer und das Wasser stürzt plötzlich ins Tal.

Grindelwald, Gletschersee mit kleiner Bergkulisse
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Besonders gefährlich sind Gletscherseen, wenn sie sich unter einem Eispanzer bilden. Solche Seen heißen Wassertaschen und sind von außen nicht zu erkennen. Daher können sie unbemerkt immer größer werden. Wenn der Druck des eingeschlossenen Wassers zu groß wird, sprengt es die umgebende Eisdecke weg, das Wasser bricht aus. Seine Flut reißt auf dem Weg ins Tal alles mit, was sich ihr in den Weg stellt.

Orte, die unterhalb von Gletscherseen liegen, sind von solchen Ausbrüchen bedroht. Deshalb kontrollieren dort Fachleute regelmäßig das Ausmaß der Gletscherseen, um das Wasser rechtzeitig abzupumpen und vor einem Ausbruch zu warnen.

Wasserblase am Mont Blanc geplatzt

Kurort von Schlammlawine mitgerissen

In der Nacht zum 12. Juli 1892 hat ein ausgebrochener Gletschersee fast 200 Menschenleben gefordert. Die Wassermassen verursachten eine Schlammlawine, die den kleinen Kurort Saint-Gervais im Schlaf überrollte.

Ein friedlicher Sommertag geht zu Ende. Nichts Böses ahnend gehen die Bewohner von Saint-Gervais am Abend des 11. Juli 1892 zu Bett. Während sie schlafen, bahnt sich im Inneren des Tête-Rousse-Gletschers am Fuß des Mont Blanc eine Katastrophe an. Zwischen den Eismassen hat sich im Lauf der Zeit ein gefährlich großer See aus Schmelzwasser gebildet, umhüllt von einem Panzer aus Eis. In der Nacht zum 12. Juli wird der Wasserdruck im Inneren des Gletschers zu groß: Die Wassermassen sprengen die Eisschicht weg. Eine gewaltige Flutwelle stürzt ins Tal und reißt alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. Die Schlammlawine überrollt auch den Kurort Saint-Gervais. In der Masse aus Wasser, Schlamm und Gestein, die in Richtung Genfer See strömt, sterben 175 Menschen. Viele der Toten werden erst Tage später geborgen, andere werden nie gefunden.

Eismeer am Mont Blanc
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Wasserfarbe für den Gletscher

Die Erderwärmung sorgt dafür, dass Gletscher immer gefährlicher werden: Je stärker sie abschmelzen, desto größer wird die Bedrohung durch ausbrechende Gletscherseen. Besonders gefährlich sind Seen im Inneren des Eispanzers, denn sie bilden sich oft unbemerkt.

Um solche verborgenen Seen dennoch aufzuspüren, verwenden Wissenschaftler einen einfachen Trick: Sie färben am Oberlauf eines Schmelzwasserflusses das Wasser ein. Fließt unterhalb des Gletschers das leuchtend bunt gefärbte Wasser wieder heraus, gibt es Entwarnung: Das Schmelzwasser fließt wieder ab. Bleibt die farbige Flüssigkeit jedoch verschwunden, sammelt sich irgendwo im Gletscherinneren Wasser. Dann heißt es herauszufinden, wo sich dieses Wasser befindet, um den gefährlichen See abzupumpen. Eine Flutkatastrophe wie 1892 soll damit verhindert werden.

Alarm in den Alpen

Droht unseren Gletschern der Hitzetod?

Er ist der gewaltigste aller Alpengletscher: Über 23 Kilometer Länge misst der Aletschgletscher in den Berner Alpen. Seine Eisdecke ist bis zu 900 Meter dick. Noch! Denn die weiße Pracht der Gletscher könnte schon bald Geschichte sein.

Seit Jahrzehnten beobachten Forscher, dass die Eismassen weniger werden. Durchschnittlich einen halben Meter Dicke verlieren sie pro Jahr. Schuld ist der Klimawandel, der die Temperaturen auf der Erde ansteigen lässt: In den immer wärmeren Sommern schmilzt mehr Eis als in der kalten Jahreszeit wieder hinzukommt. Besonders der heiße Sommer 2003 machte den Eisriesen zu schaffen: Damals waren große Teile der Gletscher weggeschmolzen. Inzwischen wird sogar befürchtet, die Alpengletscher könnten bereits in 30 Jahren verschwunden sein.

Für die Landschaft der Alpen wäre das ein großer Verlust – und eine Katastrophe für den Tourismus: Viele Wintersport-Orte leben von den Skigebieten auf Gletschern. Wenn Eis und Schnee schmelzen, bleiben auch die Touristen fern. Zusätzlich wird es Probleme mit der Wasserversorgung geben, wenn die Gletscher sterben. Denn in ihren Eismassen sind gewaltige Mengen Süßwasser gespeichert. Viele Orte müssten ihr Trinkwasser dann teuer und von weit her transportieren.

Der Klimawandel lässt die Gletscher schrumpfen.
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Großer Aletschgletscher
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Frischhaltefolie für Gletscher

Um ihre Gletscher vor steigenden Temperaturen zu schützen, haben sich die Österreicher etwas ausgedacht: Sie bedecken ihre Gletscher im Sommer mit einer Frischhaltefolie aus Kunststoff. Die knapp vier Millimeter dicke, weiße Folie soll die Sonnenstrahlen reflektieren und so verhindern, dass Eis und Schnee abschmelzen. Und tatsächlich: Gletscherforscher bestätigen, dass die Folie das Abschmelzen stark verringert.

Auch in der Schweiz und Deutschland werden mittlerweile Gletscherfolien eingesetzt. Auch die Zugspitze bekommt nun regelmäßig einen „Sonnenhut“. Klimaschützer kritisieren, dass damit zwar das Abschmelzen des Eises für einige Zeit gebremst werde, die Erderwärmung könne man auf diese Weise aber nicht stoppen.

Was ist ein Gletscher?

Wie weiße Zungen fließen Gletscher von den Bergen herab. Andere bedecken als mächtige Eisflächen riesige Landmassen. Gletscher bestehen vor allem aus Eis und können Hunderte von Metern dick und mehrere Kilometer lang sein. Der größte Teil des Süßwassers auf der Erde ist zu Eis gefroren! Doch wie kommen solche Eismassen überhaupt zustande?

Gletscherzungen in den Schweizer Alpen
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Gletscher-Eis bildet sich dort, wo es das ganze Jahr über sehr kalt ist. Solch niedrige Temperaturen herrschen weit oben in Gebirgen, zum Beispiel in den Alpen. Der Schnee, der dort fällt, taut nicht einmal im Sommer völlig ab. Die Schneedecke wird deshalb immer dicker und schwerer. Unter dieser Last werden die lockeren Schneeflocken mit der Zeit erst zu körnigem Firn und dann zu dichtem Eis gepresst.

Schmelzende Gletscher in den Schweizer Alpen
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Auch in den Gebieten rund um Nordpol oder Südpol fällt das ganze Jahr über mehr Schnee als wieder abtauen kann. Dann entstehen, selbst in flachen Landschaften, Gletscher. Die Gletscher der Polargebiete sind Tausende von Metern dick. Sie haben die Form von riesigen Schilden und heißen darum Eisschilde.

Gletscher in der Antarktis
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Gletscher fließen unter der Last des eigenen Gewichts sehr langsam hangabwärts. Schmelzwasser an ihrem Grund erleichtert ihnen das Gleiten über den Boden. Mit ihrer Eismasse schleppen sie auch Sand und Gesteinsbrocken mit sich, die durch Frost vom Untergrund abgesprengt wurden.

Gletscher in Norwegen
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Dringt ein Gletscher schließlich in wärmere Regionen vor, dann schmilzt sein Eis. Das Schmelzwasser fließt in einem Rinnsal ab; bei großen Wassermengen bildet sich ein Fluss. Sammelt sich das Schmelzwasser in einer Mulde, entsteht darin ein Gletschersee.

Schmelzwasserfluss in Lappland
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