Organisation

Organisations- und Planungskünstler

Produktionsleiter und Aufnahmeleiter* - sie sind im Hintergrund, aber für die Entstehung eines Films unerlässlich. Man kann sogar sagen: Ohne sie gibt es keinen Film. Sie planen, organisieren und koordinieren, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten und auf verschiedenen Ebenen. In der Regel ist der Produktionsleiter der Chef des Aufnahmeleiters, der aber dennoch weitgehend selbständig arbeitet. Ihre Arbeit beginnt lange vor dem Drehbeginn.

*) Im Folgenden werden der Einfachheit halber männliche oder weibliche Berufsbezeichnungen verwendet.

Was macht ein Produktionsleiter?
Wann beginnt die Arbeit des Aufnahmeleiters?

Vor dem Dreh

Der 1. Aufnahmeleiter beginnt circa 6 Wochen vor Drehbeginn mit seiner Arbeit. Wenn zu diesem Zeitpunkt das Drehbuch vorliegt, kann er mit den organisatorischen Vorbereitungen für die Dreharbeiten beginnen. Er arbeitet das Drehbuch durch und erstellt einen Drehplan.

Was macht der 1. Aufnahmeleiter?

Im Drehplan hält der erste Aufnahmeleiter fest, wann mit welchem Schauspieler an welchem Ort gedreht wird. Gleichzeitig erstellt er eine Liste mit allen Drehorten, um die nötigen Bedingungen für einen optimalen Drehtag zu schaffen. Zunächst geht es dabei um mögliche Drehgenehmigungen. Aber auch eine Vor-Ort-Besichtigung ist wichtig, denn nur so kann er in Erfahrung bringen, wo die nächsten Stromanschlüsse sind, wo Fahrzeuge (Maskenbus, Cateringbus) parken können und ob beispielsweise Straßenabsperrungen organisiert werden müssen.

Drehorte und Zeitplanung
Drehplan
Drehplan
Was sind die ersten Tätigkeiten des Produktionsleiters?

Der Produktionsleiter beginnt sich 6 - 8 Wochen vor Drehbeginn mit dem neuen Filmprojekt auseinanderzusetzen. Für ihn geht es in erster Linie um die Kostenkalkulation, die sich im Rahmen des Gesamtbudgets bewegen muss. Dazu braucht auch er das Drehbuch, zumindest eine Rohfassung oder ein Treatment. Gut ist auch, wenn er schon erfährt, welche Schauspieler eventuell eine Rolle spielen sollen, dann kann er Kontakt mit den Agenturen aufnehmen, bei denen die Schauspieler unter Vertrag stehen.

Ebenso muss frühzeitig das Team zusammengestellt werden. Wichtige Positionen wie Kameramann, Szenenbildner und Cutter werden in der Regel vom Produzenten, Regisseur und der Redaktion bestimmt. Der Produktionsleiter stellt dann den restlichen Stab von Mitarbeitern zusammen. Bei allen ist er dafür zuständig, sie zu engagieren und Verträge mit ihnen abzuschließen.

Zusammenstellen des Teams
Die Stabliste
Wie vermeidet man zu hohe Kosten?

Frühzeitig setzt sich der Produktionsleiter mit dem Produzenten und dem Regisseur zusammen, um den technischen Aufwand, die Notwendigkeit von Spezialeffekten und mögliche Probleme und Schwierigkeiten zu besprechen. Der Produktionsleiter muss auch in dieser Phase bereits an die Endfertigung denken und die erforderlichen Studios für Schnitt, Musik und Nachvertonung buchen.

Vorstopp

Die Kostenkalkulation ist auch deshalb schwierig, weil zunächst abgeschätzt werden muss, wie viel Drehzeit benötigt wird. Um hier schon recht früh Anhaltspunkte zu haben, lässt der Produktionsleiter das Drehbuch von einem Regieassistenten lesen und durchspielen. Dieser stoppt dann die Zeit für die einzelnen Szenen.

Der Vorstopp
Die technische Vorbesichtigung

Technische Vorbesichtigung

Eine wichtige Aufgabe für den 1. Aufnahmeleiter ist die technische Vorbesichtigung der Drehorte. Welche Lichtsituation herrscht an dem Drehort? Ist ein Tag- oder ein Nachtdreh vorgesehen? Soll eine Kamera- oder Kranfahrt gemacht werden? Will der Regisseur Regen für die Aufnahme haben? Fragen, die für das Bereithalten von technischem Equipment von großer Bedeutung sind. Denn oft müssen die technischen Geräte angemietet werden. Dann muss geklärt werden, wer das technische Equipment und notwendige Ausstattungsteile wann anliefert und wer sie wann aufbaut. Möglicherweise muss auch noch zusätzliches Personal organisiert werden.

Beim Dreh

Hier ist die Arbeit des 1. Aufnahmeleiters zwar nicht beendet, aber die Verantwortung für den Ablauf der Dreharbeiten wird vom 2. Aufnahmeleiter oder Set-Aufnahmeleiter. Im besten Falle übergibt der 1. Aufnahmeleiter einen perfekt vorbereiteten Drehtag, das heißt der Drehplan steht, das Motiv ist eingerichtet, alle notwendigen Gewerke sind am Drehort usw. Auch erhält der Set-Aufnahmeleiter alle schriftlichen Genehmigungen für Straßensperren, Autorennen, Dreherlaubnis usw. sowie eine Handkasse für dringende Einkäufe. Die Übergabe erfolgt in der Regel am Morgen des Drehtages mit einer kurzen Besprechung.

Vorbereitung eines Drehtags
Die Set-Aufnahmeleiterin beim Dreh

Aber oft klappt nicht alles so, wie es geplant war. Schauspieler stecken im Stau, die Maskenbildnerin ist krank oder eine Kamera ist defekt. Kleine und große Katastrophen, die den Drehplan durcheinanderbringen können. Jetzt ist das Organisations- und Improvisationstalent der Set-Aufnahmeleiterin gefragt. Ihre Hauptaufgabe ist es, für einen reibungslosen Ablauf des Drehtags zu sorgen.

Auch wenn einige Entscheidungen spontan getroffen werden müssen, sind die Set-Aufnahmeleiter nicht unvorbereitet, weil auch sie die Drehorte vorab besichtigt und sich über Besonderheiten informiert haben. Bei schwierigen Entscheidungen hält die Set-Aufnahmeleitung Rücksprache mit dem Produktionsleiter, die manchmal auch dazu führen kann, dass der Dreh von einzelnen Szenen verschoben wird.

Die Set-Aufnahmeleiterin hält Kontakt zum Team
Die Set-Aufnahmeleiterin hält Kontakt zum Team

Der Produktionsleiter selbst ist selten bei den Dreharbeiten anwesend, allenfalls zu Beginn oder am Ende von Drehtagen. Dann informiert er sich über die Einhaltung des Drehplans und überprüft, ob die Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten werden. Ansonsten wird er durch die Tages- und Arbeitsberichte der Aufnahmeleitung über den Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt und kann so immer wieder die Kosten überprüfen und gegebenenfalls neu kalkulieren.

 

Der 1. Aufnahmeleiter bei der Abwicklung
Der 1. Aufnahmeleiter bei der Abwicklung

Nach dem Dreh

Während der Set-Aufnahmeleiter in ein bis zwei Tagen nach Ende der Dreharbeiten seine Abrechnungen und andere abschließende organisatorische Arbeiten erledigt hat, muss der 1. Aufnahmeleiter noch einige Tage länger arbeiten. Er veranlasst die Rückgabe von Dekorationsteilen, Kostümen, Fahrzeugen oder gemieteter Technik, lässt abgedrehte Motive, die für einen Drehort verändert wurden, rückbauen, bezahlt und überprüft Rechnungen, erstellt Schadensberichte usw. Einige dieser Dinge kann er auch schon während des Drehs veranlassen, wenn klar ist, dass der Drehort nicht mehr benötigt wird. Hierbei arbeitet er eng mit dem Produktionsleiter zusammen, der letztlich alle Vorgänge abschließend kontrollieren muss.

Neben dieser Abwicklungsorganisation, die die Dreharbeiten betreffen, muss der Produktionsleiter den reibungslosen Ablauf der Postproduktion gewährleisten. Dazu hat er schon im Vorfeld einen Zeitplan aufgestellt, den er nun gegebenenfalls verändern muss. Das betrifft den Schnitt, die Aufnahme von Sprache, Geräuschen und Filmmusik sowie die Tonmischung. Besonders wichtig ist zudem die Erstellung von Vorspann-, Abspann- und Musiklisten, die er mit dem Produzenten abspricht. Und zu guter Letzt muss er dafür sorgen, dass alle Rechnungen bezahlt sind, damit er eine Endabrechnung erstellen kann.

 

Tonmischung
Tonmischung

Voraussetzung für die Tätigkeit eines Aufnahme- und Produktionsleiters

Ganz wesentlich für beide Tätigkeiten sind Interesse und Verständnis für technische und künstlerische Abläufe beim Film oder Fernsehen. Unabdingbar sind kaufmännische Kenntnisse, am besten ist sogar eine kaufmännische Ausbildung. Darüber hinaus sind persönliche Eigenschaften wie Flexibilität, Geduld, Empathie und Teamfähigkeit, kommunikative Kompetenz, Verhandlungsgeschick und Entscheidungsfreudigkeit von großem Nutzen. Wer beim Film in verantwortungsvoller Position arbeitet, muss auch mit Erwartungs- und Zeitdruck zurechtkommen und bereit sein, viel Engagement bei den Produktionen zu zeigen. Um Aufnahme- bzw. Produktionsleiter zu werden, sollte man auf jeden Fall viele Praktika oder ein Volontariat bei einer Produktionsfirma oder einem Fernsehsender machen. Zudem bieten die Filmhäuser in Köln, Babelsberg und München Weiterbildungskurse an, die von der IHK anerkannt sind.