Kamera

Kamerateam

Beim SpielfilmEin Spielfilm ist ein Film mit einer fiktionalen Handlung, die unter Umständen realen Ereignissen bzw. Personen nachempfunden sein kann. benötigt man mehrere Menschen, um die richtigen Bilder zu bekommen: Der Kameramann führt die Kamera, der 1. Kameraassistent ist für die Bildschärfe verantwortlich und der 2. Kameraassistent ist für das Kameraequipment und das Drehmaterial am Set zuständig. Und manchmal gibt es noch ein oder zwei Mitarbeiter, die den Kamerakran und den Kamerawagen (Dolly) bedienen. In großen Produktionen haben diese Leute noch einen Chef, der alles koordiniert und mit Regisseur und Beleuchtungsmeister zusammenarbeitet. Das ist dann der „Director of Photography“ oder kurz DoP. Oftmals übernimmt aber auch der Kameramann diese Funktion.

Welche Aufgaben hat ein Kameramann?
Wann beginnt die Arbeit des Kameramanns?

Drehbuchanalyse

Bevor der Kameramann allerdings seine Kamera in die Hand nimmt, muss auch er einen Blick ins Drehbuch werfen. Im besten Falle kommen ihm beim Lesen erste Ideen, wie man die eine oder andere Szene bildlich darstellen könnte. Solche ersten Ideen sind wichtig, um sie dann beim Gespräch mit dem Regisseur einbringen zu können. Das geschieht spätestens, wenn die Endfassung des Drehbuchs vorliegt, das die Grundlage für die Dreharbeiten bildet.

Kameramann und Regisseur überlegen dann gemeinsam, wie einzelne Szenen aufgelöst werden können, das heißt: wie man die Geschichte in Bildern erzählen möchte. Dazu macht sich der Kameramann oft Notizen ins Drehbuch:  welche und wie viele Einstellungen sollen gewählt werden, wo steht die Kamera, gibt es eine Kamerabewegung? Alles Überlegungen, die als Orientierung für den tatsächlichen Dreh dienen können.

Motive, Drehorte und Technik

Der Kameramann liest und analysiert das Drehbuch unter anderen Gesichtspunkten als der Regisseur. So ist die Frage des Motivs oder des Drehortes nicht nur für die Art und Weise der Auflösung von Bedeutung, sondern auch für die Auswahl der Technik, um die Vorstellungen des Regisseurs umsetzen zu können. Das betrifft sowohl die Kamera-  als auch die Beleuchtungstechnik. 

Um die Drehorte und Motive passend auf die Geschichte abstimmen zu können, ist der Kameramann bei der Motivbesichtigung dabei. Dabei macht er oft Fotos, weil er sich so bei der Auflösungsbesprechung besser erinnern kann, wie die räumlichen Gegebenheiten vor Ort sind und woher das Licht kommt. Das gilt vor allem bei Außenmotiven. Da ist es zum Beispiel entscheidend für den Kameramann zu wissen, wo wann die Sonne steht. Diese Informationen kann er auch über eine Sonnenstand-App, erhalten. So kann er auf den Drehplan Einfluss nehmen und die Zeit des Drehs mit dem Stand der Sonne abstimmen.

Wie wird die Technik zusammengestellt?
Orientiert man sich an anderen Filmen?

Farbe und Licht

Die Kameraarbeit ist untrennbar mit dem Thema Farbe und Licht verbunden. Im Vorfeld der Dreharbeiten wird gemeinsam mit dem Regisseur besprochen, welcher Look, welche Stimmung und welche Atmosphäre visuell vermittelt werden soll. Die Entscheidung über diese Frage wird durchaus auch anhand von Filmbeispielen diskutiert. Nicht um sie zu kopieren, sondern um sich klar zu machen, in welche Richtung man eigentlich gehen möchte. Oder auch um zu überlegen, was man Neues machen kann.

Und hier kommen auch wieder technische Überlegungen ins Spiel. Welches Objektiv soll man benutzen, wie das Licht setzen? Wie kann die Farbgestaltung die Dramaturgie des Films unterstützen? Auch wenn man die Bilder heute in der Postproduktion, beispielsweise in der Farbkorrektur, nachbearbeiten kann, versucht der Kameramann seine Vorstellungen bereits bei der Aufnahme zu berücksichtigen und umzusetzen.

Was für ein Farbkonzept wird bei HAL umgesetzt?
Storyboard oder Floorplan?

Floorplan und Storyboard

Eine weitere wichtige Vorarbeit des Kameramanns für den eigentlichen Dreh ist das Erstellen eines Storyboards oder eines Floorplans. Das Storyboard ist die Umsetzung des Drehbuchs in eine Art Comic. Für jede Einstellung werden ein oder mehrere Bilder gezeichnet. So haben Kameramann und Regisseur beim Dreh ein Bild vor Augen, mit welcher Einstellungsgröße, Kameraperspektive, von welchem Kamerastandort usw. die Einstellung gedreht werden könnte. Das ist aber oft nur eine Orientierung, die auch dabei helfen kann, eine ganz andere Entscheidung zu treffen.

Während der Kameramann das Storyboard in der Regel nach seinen Vorstellungen zeichnen lässt, erstellt er den Floorplan meistens selbst. Darunter ist eine Art Szenengrundriss zu verstehen, also eine Aufsicht auf den Raum. Dort kann man dann Gegenstände, aber auch Laufwege der Schauspieler und die jeweiligen Kamerapositionen einzeichnen. Auch das ist eine Hilfe, wenn es um die konkrete Umsetzung der jeweiligen Szene geht. Die Entscheidung, ob Floorpan oder Storyboard, trifft jeder Kameramann für sich selbst.

Floorplan
Floorplan
Szenische Auflösung: Wer entscheidet?

Szenische Auflösung

All die bisher geschilderten Vorbereitungen dienen der szenischen Auflösung der verschiedenen Szenen. Dabei wird die Szene in verschiedene Einstellungen bzw. Bilder aufgeteilt und entschieden, in welcher Einstellungsgröße, mit welcher Kameraperspektive, von welchem Standpunkt aus oder mit welchen Kamerabewegungen die Einstellungen gefilmt werden. Die Auflösungsentscheidungen werden im Gespräch zwischen dem Regisseur und Kameramann getroffen, wobei es stark von der Arbeitsweise eines Regisseurs abhängt, inwieweit der Kameramann seine eigenen gestalterischen Ideen mit einbringen kann.

Die Kamera am Set

Bei den Dreharbeiten werden alle Vorarbeiten und Vorüberlegungen vom Kameramann und seinem Team bildgestalterisch umgesetzt. Grundvoraussetzung ist, dass alle kamera- und lichttechnisch notwendigen Geräte funktionstüchtig vor Ort sind. Der Drehplan gibt die Reihenfolge der zu drehenden Szenen vor. Je nach Arbeitsweise werden die Szenen in mehreren Durchläufen gedreht. Dabei kommt es oft vor, dass die vorab getroffenen Überlegungen verändert oder gar verworfen werden. In dem Fall wird die Szenenauflösung vor Ort vom Kameramann und Regisseur neu  entwickelt: Die Kameraposition wird verändert, die Bildausschnitte werden neu festgelegt oder ein anderes Objektiv wird benutzt, um so die dramaturgische Wirkung zu verbessern.

Ist eigentlich alles exakt geplant?
Wann muss das Licht noch einmal angepasst werden?

Lichtgestaltung

Mit Hilfe der Lichtgestaltung können Personen und Handlungsorte charakterisiert werden. Die Verantwortung für die Lichtsetzung liegt ausschließlich beim Kameramann. Er macht die Vorgaben für die Ausleuchtung der Szene.

Oft wird die konkrete Lichtgestaltung im Vergleich zu den „theoretischen“ Vorüberlegungen geändert. Zum Beispiel, wenn man auf die realen Lichtbedingungen am Drehort stößt. Überlegungen, die sich auf das grundlegende Lichtkonzept beziehen, wie low-key oder high-key-Ausleuchtung, stehen in der Regel nicht mehr zur Diskussion. Allerdings kann die Ausleuchtung von Darstellern einen anderen als den geplanten Einsatz von Licht und Schatten erfordern, um den Charakter einer Figur besser zu unterstützen. Oder der Kameramann schlägt vor, statt einer punktuellen besser eine flächige Ausleuchtung des Raumes vorzunehmen, um damit eine für den Inhalt des Films passendere Atmosphäre zu schaffen.

Manchmal müssen auch Einrichtungsgegenstände entfernt, verändert oder umgestellt werden, weil sie eine bestimmte Lichtwirkung verhindern. Oft werden solche konkreten Umsetzungen auch gar nicht vorher festgelegt, sondern vor Ort dann mit dem Beleuchtungsmeister entschieden. Aber natürlich wird auch der Regisseur bei solchen Entscheidungen mit einbezogen.

Kamera und Schauspiel

Neben allen Auflösungsentscheidungen geht es beim Dreh auch immer darum, dem Schauspieler als Person und seiner Schauspielkunst gerecht zu werden. Das heißt, der Kameramann trägt die Verantwortung dafür, Bilder zu finden, die dramaturgisch und ästhetisch ineinandergreifen und sich ergänzen. Er muss seine Konzentration sowohl auf das Schauspiel, auf die Figur, als auch auf den bespielten Raum legen und im Zweifel den Take einer Einstellung eigenständig abbrechen und damit in die Entscheidungskompetenz des Regisseurs eingreifen. Auch, wenn es zunächst unbequem ist, erwarten die meisten Regisseure von ihren Kameraleuten, dass sie diese Verantwortung übernehmen und entsprechend handeln.

 

 

Wann muss eine Szene für die Kamera wiederholt werden?
Was sollte man für den Beruf mitbringen?

Was sollte man für den Beruf mitbringen?

Der Kameramann ist der Bildgestalter, der ganz wesentlich den Look eines Filmes mitbestimmt, die Schauspieler in Szene setzt, die Dramaturgie des Films unterstützt und mit seinen Bildern und Bilderfolgen schon Schnittentscheidungen und den Rhythmus des Films vorwegnehmen kann. Ohne seine Bilder gäbe es den Film nicht, und damit trägt er eine große Verantwortung vor allem am Set.

Ein Kameramann muss viele Eigenschaften in sich vereinen. Neben Geduld und Ausdauer muss er vor allem über Empathie und kommunikative Fähigkeiten verfügen, die es ihm ermöglichen, Beziehungen zu Menschen auch in kurzer Zeit aufzubauen. Natürlich muss er ein kreatives, künstlerisches Potential besitzen, aber auch technisches Verständnis haben und die Bereitschaft sich weiterzubilden.