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Die baskische Sprache

Auch wenn die Basken im Lauf ihrer Geschichte nie wirklich einen souveränen Staat hatten, so verstanden sie sich doch immer als eigenes Volk mit einer nationalen Eigenständigkeit, eigenen Gesetzen und eigener Kultur. Die Basken bezeichnen sich selbst als Euskaldunes was "Baskisch-Sprecher" bedeutet, und ihr Land als Euskal Herria, "Land der Baskisch-Sprecher". Die baskische Sprache, auf baskisch Euskera, ist vermutlich die älteste Sprache Westeuropas. Ihre genaue Herkunft ist bis heute nicht geklärt. Man nimmt an, dass das Baskische nicht durch den Einfluss fremder Völker und Invasionen entstanden ist, sondern dass sie der letzte Rest der Sprachen ist, die vor den indoeuropäischen Invasionen in Europa gesprochen wurden.


Die Basken lebten immer sehr isoliert und hatten über lange Perioden hinweg wenig bis gar keinen Kontakt zu anderen Völkern. So konnte ihre Sprache die Einflüsse und Entwicklungen der folgenden Jahrhunderte relativ unverändert überleben. Dazu kommt ein linguistischer Faktor, nämlich die große typologische Distanz zu anderen Sprachen, die eine allmähliche Assimilierung schlicht ausschloss. Das fremde und schwer zu erlernende Baskisch war für Fremde immer ein großes Problem. So war zum Beispiel die Arbeit der christlichen Missionare ein langwieriges und mühsames Unterfangen.


Es gab auch lange keine einheitliche baskische Sprache, sondern viele unterschiedliche Dialekte, die manchmal die Verständigung zwischen den Basken selbst sehr schwierig machten. Von Tal zu Tal, von Dorf zu Dorf hatte die Sprache eigenständige Entwicklungen genommen.


Als Wilhelm von Humboldt 1801 das Baskenland bereiste, um Sprachstudien anzustellen, beobachtete er, dass bei baskischen Ratsversammlungen oftmals Spanisch gesprochen wurde, weil man untereinander die verschiedenen Dialekte nicht verstand. Das Fehlen einer einheitlichen baskischen Schriftsprache erschwerte es zusätzlich, sich auf eine baskische Hochsprache zu einigen. Das gelang erst 1968, als die Akademie der Baskischen Sprache syntaktische und orthographische Normen erarbeitete. Damit wurde eine baskische Hochsprache festgelegt, die sich - wenn auch nicht ohne Kritik und Probleme - mittlerweile durchgesetzt hat. Sie wird nicht nur als verbindliche Schriftsprache benutzt, sondern ist auch Unterrichtssprache in den Schulen und die Sprache der baskischen Medien.


Da ab dem 18. und 19. Jahrhundert viele Basken zunehmend Französisch oder Spanisch benutzen, hörte man besonders in den Städten immer weniger Baskischsprecher. Die romanischen Sprachen verdrängten zunehmend das alte Euskera und die zahlreichen nichtbaskischen Einwanderer sprachen sowieso kein Baskisch. Die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts machten die Entwicklung und Pflege der baskischen Sprache und Kultur sehr schwierig.


Auf französischer Seite war man an der Förderung von Minderheitensprachen völlig desinteressiert und das spanische Baskenland litt Jahrzehnte unter der baskischfeindlichen Unterdrückung der Franco-Diktatur. Das Franco Regime wollte die kultuerelle eigenständigkeit der Basken zerstören und erließ verschiedene Gesetze, die den Gebrauch des Baskischen im öffentlichen Leben bestraften. Viele baskische Intellektuelle mußten aus dem Baskenland fliehen.


Erst seit der Demokratisierung Spaniens wird das Baskische wieder gefördert und in den letzten Jahren haben intensive Bemühungen dazu geführt, dass sich der Anteil der zweisprachigen Bevölkerung von 22 auf 27 Prozent erhöht hat, also ein Anstieg von fast 100.000 aktiven Baskischsprechern zu verzeichnen war.


Die baskische Kulturpolitik sieht heute ihre Hauptaufgabe in der Wiederbelebung von Traditionen und in der "Erholung" des Euskera, wobei es nicht um eine Verdrängung des Französischen und Spanischen geht, sondern um Zweisprachigkeit. In den Schulen gibt es verschiedene zweisprachige Schulmodelle, bei denen je nach Region das Spanische oder Baskische als Unterrichtssprache dominiert oder auch beides gleichberechtigt unterrichtet wird. Die meisten Eltern wollen, dass ihre Kinder Baskisch lernen und das Prestige der Sprache, die eine Zeitlang als Bauern- und Fischersprache galt, ist sehr gestiegen. Auch Erwachsene besuchen Baskischschulen, häufig um ihre beruflichen Chancen zu erhöhen, denn in vielen Betrieben und in der Verwaltung wird von den Mitarbeitern verlangt, dass sie Baskisch sprechen können.


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