Die Türkei und die Türken
Geografie
Die Türkei liegt auf zwei Kontinenten, Europa und Asien, und verbindet sie über Bosporus und Dardanellen. Der europäische Teil, Thrakien, grenzt an Griechenland und Bulgarien. Der asiatische Teil, auch als Anatolien bekannt, stößt im Süden und Südosten an Syrien und den Irak, im Osten an den Iran und an Armenien und im Nordosten an Georgien. Anatolien ist eine Halbinsel, deren Küsten am Schwarzen Meer, Ägäischen Meer und am Mittelmeer liegen.
Die Geografie der Türkei zeigt große Vielfalt. Der europäische Teil des Landes wird durch wellige, fruchtbare Ebenen, die von niedrigen Bergen umgeben werden, charakterisiert. Auf der asiatischen Seite durchziehen lange Bergrücken Westanatolien, getrennt durch tiefe Täler. Am südlichen Teil des mittel-anatolischen Hochlands ziehen sich die drei Hauptketten des Taurus am Mittelmeer entlang. Weiter im Osten befindet sich das Ararathochland, und dort liegt auch der größte See der Türkei, der Vansee.
Die klimatischen Bedingungen variieren in der Türkei stark, je nach Landesteil. So ist die Schwarzmeerküste sehr grün und fruchtbar, der Osten der Türkei dagegen karg, mit heißen Sommern und sehr kalten, schneereichen Wintern.
Wirtschaft
Die Türkei ist ein Land mit einer aufstrebenden jungen Population und einer boomenden Wirtschaft Mit 11,7 Prozent Wachstum im ersten Quartal 2010 hat die Türkei eine der weltweit höchsten Wachstumsraten. Textilindustrie und Tourismus gehören zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren der Türkei. Allerdings herrscht eine große Kluft zwischen Stadt und Land und zwischen dem industrialisierten Westen der Türkei und der agrarisch geprägten Osttürkei.
Religion in der Türkei
Die Türkei ist ein laizistischer Staat, dessen Bevölkerung sich überwiegend zum Islam bekennt. Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung sind 99,8 Prozent der türkischen Staatsbürger Muslime. Da in der Türkei Gläubige nicht formal in die muslimische Gemeinschaft aufgenommen werden und auch kein einführendes Ritual, vergleichbar der christlichen Taufe praktiziert wird, gibt es auch keinen formalen Austritt. Konfessionslose werden in der staatlichen türkischen Statistik offiziell als Muslime geführt. Daher gilt jeder Einwohner der Türkei automatisch als Muslim, sofern er nicht ausdrücklich einer anderen Religion zugeordnet wird.
Das Verhältnis des Staates zur islamischen Religion wurde vom ersten türkischen Präsidenten Mustafa Kemal Atatürk klar geregelt. Mit der Gründung der Republik, 1923, bekam jeder türkische Staatsbürger, unabhängig von seiner Religion, gleiche staatliche Rechte und Pflichten. Der türkische Laizismus trennt Religion und Staat nicht absolut, aber stellt die Ausübung der Religion unter staatliche Kontrolle. Diese staatliche Aufsicht betrifft alle Religionen in der Türkei, auch die Hauptreligion, den sunnitischen Islam.
Türkische Einwanderung nach Deutschland
Die türkische Abwanderung nach Westeuropa begann mit dem deutschen Wirtschaftsboom in den 1950er Jahren. Das erste gesetzliche Abkommen, welches der Türkei ermöglichte Arbeiter zu entsenden, wurde 1961 mit der BRD unterschrieben. Der Höhepunkt der türkischen Arbeitsmigration fand in den frühen 1970er Jahren statt. Spätere türkische Einwanderer kamen vor allem aufgrund von Familienzusammenführungen, Eheschließungen und später auch als Asylsuchende.
In den frühen 1980er Jahren verschärfte sich die politische, soziale und wirtschaftliche Situation in der Türkei. Am 12. September 1980 putschte das türkische Militär. Das löste eine Welle von politischen Flüchtlingen aus. Auch die Verschärfung des kurdischen Konfliktes führte dazu, dass eine zunehmende Anzahl türkischer Bürger in verschiedenen europäischen Ländern Asyl suchten. Laut der Bundeszentrale für Politische Bildung baten zwischen 1980 und 2005 über 664.000 türkische Bürger um Asyl in anderen europäischen Ländern. Die Türkei galt jahrzehntelang als Auswanderungsland. Mittlerweile aber hat sich die politische und soziale Situation gewandelt und Flüchtlinge aus anderen Ländern suchen Zuflucht in der Türkei. Die Türkei nimmt viele Menschen auf, die vor Bedrohungen aus ihren Heimatländern fliehen, insbesondere aus Syrien, dem Irak und Iran.
Seit 1980 brauchen türkische Staatsbürger ein Touristen-Visum, um nach Deutschland einzureisen. Deutschland-Reisen sind seitdem für Türken zu einem bürokratischen Hindernislauf geworden. Eine Einreiseerlaubnis kann nur in drei türkischen Großstädten, in Ankara, Istanbul oder Izmir, beantragt werden. Für die meisten Türken bedeutet das eine lange Anfahrt. Wer den Weg zu den Visumstellen geschafft hat, muss sich anstellen, oft bis zu sechs Stunden. Viele Papiere, wie Arbeitserlaubnis und Kontoauszüge, müssen vorgelegt werden. Eine Prozedur, die viele Türken davon abhält, nach Deutschland zu reisen.