Bewaffnete Beamten (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Tödliche Exporte | Unterricht

Stand
Autor/in
Lena Kubin


Themen
• Waffen
• Export
• Ermordung
• Meinungsfreiheit
• Mexiko

Fächer
• Geschichte
• Gemeinschaftskunde
• Ethik
• Politik

Klassenstufen
• ab Klasse 9, alle Schularten

Demonstration, auf  denPlakaten Porträtfotos von Studenten. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Mexiko: Freunde und Verwandte der in Iguala verschwundenen Studenten fordern Aufklärung Bild in Detailansicht öffnen
Zwei Sturmgewehre auf einem Tisch. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Mexikanische Studenten wurden mit dem deutschen Sturmgewehr G36 erschossen Bild in Detailansicht öffnen

Einleitung

Die Bunderepublik Deutschland gehört zu den wichtigsten Rüstungsexportländern der Welt. Die Ausfuhr von Waffen und Kriegsgerät ist ein umstrittenes, komplexes und hoch emotionales Thema. Nicht zuletzt, weil Waffenexporte auch in jene Länder erfolgen, in denen massive Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Die Bundesregierung betont immer wieder, nur nach sorgfältiger Prüfung und unter strengen Auflagen Waffenexporte zu genehmigen.

Wie kommen aber nun deutsche Gewehre in mexikanische Bundesstaaten, in denen seit Jahren Korruption und Verbrechen an der Tagesordnung sind? Vor allem seit den tragischen Ereignissen von Iguala im Jahr 2014, bei denen mehrere mexikanische Studenten verletzt, getötet und verschleppt wurden, müssen sich die Bundesrepublik Deutschland und der deutsche Waffenhersteller Heckler & Koch diesen Fragen stellen.

Die Dokumentation „Tödliche Exporte“ geht genau diesen Fragen auf den Grund. Sie besteht aus insgesamt zwei 30-minütigen Filmen. Beide Sendungen beschäftigen sich mit den Fragen, wer die Exporte genehmigt hat und welche Rolle die Bundesministerien und das Unternehmen Heckler & Koch bei Waffenexporten gespielt haben.

Um die Dokumentation im Unterricht einzusetzen, müssen nicht zwingend beide Filme angesehen werden. Man kann die Thematik auch gut anhand eines der beiden Filme behandeln.

Auszug aus Schreiben zur Exportgenehmigung. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Der Waffenexport wurde von der deutschen Regierung genehmigt Bild in Detailansicht öffnen
Mann links hat eine Waffe in der Hand, fünf Personen schauen ihm zu. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Verkaufsveranstaltung in Mexiko: Waffenvorführung von Heckler & Koch Bild in Detailansicht öffnen

Einsatz im Unterricht

Bezug zum Bildungsplan

Für die Fächer Gemeinschaftskunde, Politik und Gesellschaftswissenschaften sehen die Bildungspläne für die Schüler*innen vor, Kompetenzen in den Bereichen „Friedenssicherung als internationale Aufgabe“ beziehungsweise „Internationale Beziehungen – Frieden und Menschenrechte“ zu erlangen. Dabei sollen sie unter anderem „Bedrohungen für die internationale Sicherheit erläutern“ oder auch „das Konzept der Schutzverantwortung der Staaten im humanitären Völkerrecht beschreiben“ können. Die Dokumentation könnte ebenso im Fach Ethik behandelt werden. Ein Bezug wäre hierbei im Bereich „Ethisch-moralische Grundlagen des Handelns“ gut herzustellen. Aufgrund der Komplexität und der Thematik sollten die Filme erst ab Klasse 9/10 in der Realschule sowie in der Kursstufe der Sekundarstufe II eingesetzt werden.

Unterrichtsablauf

Der folgende Unterricht soll den Schüler*innen einen Einblick in das vielschichtige Thema Rüstungsexporte geben. Aufgrund der jeweiligen Filmlänge von 30 Minuten empfehlen sich entweder eine Doppelstunde oder zwei Einzelstunden. Darüber hinaus können weitere Stunden rund um die Thematik Menschenrechtsverletzungen, Friedenssicherung oder weltweite Krisenherde angeknüpft werden. Der hier vorgestellte Unterrichtsverlauf ist mit jeweils einem der beiden Filme geplant.

Der Unterricht beginnt mit einem Brainstorming zum Thema Waffen (Arbeitsblatt 1a). Die Schüler*innen machen sich Gedanken und Notizen zu verschiedenen Fragestellungen rund um Waffen und tauschen sich darüber aus. Ein kurzes Gespräch darüber findet anschließend im Plenum statt.

Alternativ kann diese Phase mithilfe einzelner Fragestellungen zum Thema Waffen anhand einer Placemat durchgeführt werden (Arbeitsblatt 1b). Die Schüler*innen finden sich in Vierergruppen zusammen. Jedes Mitglied erhält zunächst ein Feld zum Beschriften. Anschließend einigen sich die Schüler*innen in einer Diskussion auf die fünf wichtigsten Aussagen und schreiben diese in die Mitte.

In der ersten Erarbeitungsphase erhalten die Schüler*innen einen Text über die Ereignisse in Iguala. Sie bekommen durch das Bearbeiten von Arbeitsblatt 2 Hintergrundwissen zu den Vorfällen der 43 verschwundenen Student*innen und erhalten einen ersten Hinweis darauf, dass auch das deutsche Unternehmen Heckler & Koch mit den Ereignissen indirekt in Verbindung steht. Mithilfe von Materialblatt 1 bespricht die Lehrkraft nun wichtige Begriffe, die im Film vorkommen.

Männer in dunkler Kleidung und Warnwesten werden abgeführt. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Nach den Morden von Iguala werden einige Polizisten verhaftet

Beide Filme: Nun leitet die Lehrkraft zum Film über. Wird im Unterricht der erste Film „Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam“ angeschaut, so verwendet die Lehrkraft Arbeitsblatt 3a. Für leistungsstärkere Klassen kann für eine Differenzierung Arbeitsblatt 3b eingesetzt werden. Falls der Film „Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht“ angeschaut wird, teilt die Lehrkraft Arbeitsblatt 7a, oder für eine leistungsstärkere Lerngruppe Arbeitsblatt 7b, aus. Alle Arbeitsblätter (Arbeitsblatt3a/b, Arbeitsblatt 7a/b) sind so konzipiert, dass sie während des Betrachtens des Films bearbeitet werden können. Im Anschluss an den Film sollen die Ergebnisse besprochen beziehungsweise gesichert werden. Je nachdem, welcher der beiden Filme im Unterricht angeschaut wurde, beleuchtet man im weiteren Verlauf der Unterrichtsstunde nun unterschiedliche Schwerpunkte.

Gerichtssaal mit Zuschauern und Richterbank. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Das Stuttgarter Landgericht gibt der Geschäftsführung des Waffenherstellers keine Mitschuld

Wie das G36 nach Mexiko kam: Mit Arbeitsblatt 4 fokussiert man sich nach Betrachten des Films „Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam“ auf die Verantwortlichen des Verbrechens von Iguala. Hierbei sollen die Schüler*innen Überlegungen anstellen, wer in welchem Umfang eine Mitschuld an der schrecklichen Tat in Mexiko hatte. Die Lehrkraft hat hier nun die Möglichkeit zu differenzieren, indem sie die Informationen in der Tabelle den Schüler*innen wahlweise zur Verfügung stellt.

In einer weiteren Erarbeitungsphase soll nun mit dem Prioritätenspiel (Arbeitsblatt 5) der Fokus auf die Menschenrechte gelegt werden. Die Schüler*innen kreuzen zunächst in Einzelarbeit zehn Menschenrechte an, die ihnen am wichtigsten erscheinen. Anschließend müssen sie sich in der Gruppe auf fünf Menschenrechte einigen.

Als Hausaufgabe ist eine Internetrecherche zum Thema Menschenrechte beziehungsweise der Menschenrechtsorganisation Amnesty International angedacht, die sich weltweit für Menschenrechte einsetzt. Ein Fragenkatalog befindet sich dazu auf Arbeitsblatt 6.

Rüstungsmanager vor Gericht: Hat die Lehrkraft sich für den Film „Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht“ entschieden, so setzt man sich nach Betrachten des Filmes zunächst mit den unterschiedlichen Positionen der im Prozess direkt und indirekt Beteiligten auseinander. Mithilfe von Arbeitsblatt 8 sollen im Film getroffene Aussagen und eingenommene Positionen den entsprechenden Personen zugeordnet werden. Im Anschluss findet eine Bewertung der jeweiligen Positionen statt.

In der nun folgenden Erarbeitungsphase sollen die Schüler*innen zwei unterschiedliche Standpunkte in Form von Leserbriefen lesen (Arbeitsblatt 9a). Die Schüler*innen sollen die in den beiden Texten dargelegten Argumente zum Thema Rüstungsexport in eine Pro- und Kontra-Tabelle (Arbeitsblatt 9b) eintragen. Alternativ zur dieser Form der Erarbeitung kann hier auch mit Arbeitsblatt 9c gearbeitet werden. Hier soll eine Debatte vorbereitet und durchgeführt werden.
Als Hausaufgabe (Aufgabe 2 auf Arbeitsblatt 9b) ist nun vorgesehen, dass die Schüler*innen einen eigenen Leserbrief zu diesem Thema zu verfassen, der ihre Meinung wiedergibt.

Jürgen Grässlin umringt von Reportern. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Rüstungskritiker Jürgen Grässlin erstattete Anzeige gegen Heckler & Koch Bild in Detailansicht öffnen
Menschen steigen in einen Bus. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Die letzten Bilder der verschwundenen Studenten, Iguala am 26.09.2014 Bild in Detailansicht öffnen

Methodische Überlegungen

Mit einem Brainstorming zum Thema Waffen sollen die Schüler*innen zunächst an das Thema herangeführt werden beziehungsweise es sollen Überlegungen zu verschiedenen Fragestellungen angestellt werden (Arbeitsblatt 1a). Um einen Austausch zu ermöglichen, sollte diese Phase mit der Think-Pair-Share-Methode erfolgen.
Eine Differenzierung ermöglicht das Arbeitsblatt 1b, bei dem jeweils vier Schüler an einer Placemat arbeiten. Die Schüler*innen notieren zunächst simultan und ohne zu reden ihre Meinungen, Ideen oder Antworten. Danach einigen sie sich in einer Diskussion auf die fünf wichtigsten Aussagen und notieren diese in der Mitte. Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum vorgestellt. Da vier Schüler*innen gleichzeitig an diesem Arbeitsblatt arbeiten, wäre es sinnvoll, dieses Blatt auf DIN A3 zu vergrößern.

Die Filme enthalten eine hohe Dichte an Fachbegriffen und den Schüler*innen womöglich nicht bekannte Institutionen beziehungsweise Unternehmen. Daher ist es wichtig, diese im Vorfeld zu besprechen. Hierbei dient zur Orientierung das Materialblatt 1.
Zu einer weiteren Vorentlastung im Hinblick auf die Filme dient Arbeitsblatt 2. Damit sich die Schüler*innen bereits vor dem Film Vorwissen aneignen und einen weiteren Zugang zu dem Thema erhalten, sollen sie sich mit den Ereignissen von Iguala mithilfe eines Textes beschäftigen.

Die Arbeitsblätter 3a/3b sowie 7a/b dienen der inhaltlichen Erarbeitung der Filme. Arbeitsblatt 3a ist durch Ankreuzen von Multiple-Choice-Aufgaben so konzipiert, dass es während des Filmes bearbeitet werden kann. Vor dem Betrachten des Films sollte allerdings ausreichend Zeit zum Durchlesen der Aufgaben gegeben werden. Bei einer leistungsstärkeren Klasse sollte man Arbeitsblatt 3b verwenden, da hier durch Eintragen von Begriffen im Gegensatz zu der Multiple-Choice-Aufgabe auf Arbeitsblatt 3a eine Differenzierung stattfindet. Ähnlich verhält es sich bei den Arbeitsblättern 7 a/ b.

Das Prioritätenspiel (Arbeitsblatt 5) ist ein Entscheidungsspiel, das einen wichtigen Beitrag zur Systematisierung der Urteilfähigkeit der Schüler*innen leistet. Weiterhin stärkt diese Methode die Konflikt- und Kompromissfähigkeit der Schüler*innen.

Die Arbeitsblätter 9a/b fördern die Kompetenzen der Schüler*innen im Bereich Meinungs- und Urteilsbildung. Durch das Verfassen eines Leserbriefes (Hausaufgabe Arbeitsblatt 9b) werden die Schüler*innen dazu angeregt, sich über ihre eigene Sichtweise der Thematik klarzuwerden. Auch die Methode der Debatte (Arbeitsblatt 9c) dient zur kritischen Auseinandersetzung der Thematik. Wichtig bei der Verwendung dieser Methode ist das Einhalten von bestimmten Spielregeln: Gruppen werden durch das Zufallsprinzip gebildet, da es nicht um die eigene Meinung zu dem Problem geht, sondern darum, Begründungen für einen Standpunkt vorzutragen, in den man sich hineinversetzt.

Tabellarischer Unterrichtsverlauf

Film „Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam“ (Zeitbedarf: eine Doppelstunde oder zwei Einzelstunden)
PhaseLehrer-Schüler-AktivitätSozialformMedien
EinstiegBrainstorming zum Thema Waffen
Alternative: Placemat zum Thema Waffen
Partnerarbeit

Gruppenarbeit
Arbeitsblatt 1a

Arbeitsblatt 1b
Erarbeitung
Hinführung zum Thema
Schüler*innen lesen Artikel über die Ereignisse von Iguala und beantworten Fragen dazuEinzelarbeitArbeitsblatt 2
VorentlastungVorentlastung wichtiger fachlicher Begriffe durch die LehrkraftPlenumMaterialblatt 1
Begriffsdefinitionen
ErarbeitungÜberleitung zum Film, Austeilen des Arbeitsblatts 3, kurzes Einlesen, Ansehen des Films, Bearbeitung der FragenPlenum, EinzelarbeitArbeitsblatt 3a oder 3b
Fragen zum Film
SicherungBesprechungs- beziehungsweise Korrekturphase, gegebenenfalls Klärung der FragenPlenum
ErarbeitungPrioritätenspiel zu Menschenrechten mit anschließender Sicherung im PlenumEinzel/ GruppenarbeitArbeitsblatt 5
SicherungVorstellen und Austausch der ErgebnissePlenum
HausaufgabeInternetrechercheArbeitsblatt 6
Film „Tödliche Exporte – Rüstungsmanager vor Gericht“ (Zeitbedarf: eine Doppelstunde oder zwei Einzelstunden)
PhaseLehrer-Schüler-AktivitätSozialformMedien
EinstiegBrainstorming zum Thema Waffen
Alternative: Placemat zum Thema Waffen
Partnerarbeit

Gruppenarbeit
Arbeitsblatt 1a

Arbeitsblatt 1b
ErarbeitungSchüler*innen lesen Artikel über die Ereignisse von Iguala und beantworten Fragen dazuEinzelarbeitArbeitsblatt 2
VorentlastungVorentlastung wichtiger fachlicher Begriffe durch die LehrkraftPlenumMaterialblatt 1 Begriffsdefinitionen
ErarbeitungÜberleitung zum Film, Austeilen des Arbeitsblatts 3, kurzes Einlesen, Ansehen des Films, Bearbeitung der FragenPlenum, EinzelarbeitArbeitsblatt 7a oder 7b Fragen zum Film
SicherungBesprechungs- beziehungsweise Korrekturphase, gegebenenfalls Klärung der FragenPlenumArbeitsblatt 7a oder 7b
ErarbeitungPositionen den Beteiligten zuordnen und bewertenEinzel-oder PartnerarbeitArbeitsblatt 8
SicherungVorstellen und Austausch der ErgebnissePlenum
ErarbeitungPro- und Kontra-Argumente erkennen und in Tabelle notieren Alternative: Vorbereitung einer DebattePartnerarbeit

Gruppenarbeit
Arbeitsblatt 9 a/b

Arbeitsblatt 9c
HausaufgabeEinen Leserbrief verfassenArbeitsblatt 9b
Stand
Autor/in
Lena Kubin