Ein uniformierter Soldat auf einem schwarz-weiß Bild. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Spuren der NS-Zeit

Stauffenberg | Hintergrund

Stand
Autor/in
Monika Buscher

Claus Schenk Graf von Stauffenberg - Lebensdaten

Collage Familienfotos (Foto: GDW, Archiv Melle)
Collage Bannerbild aus Familienfotos

● 15.11.1907 wurde Stauffenberg im bayerischen Jettingen geboren, er hat zwei ältere Brüder und wächst zunächst am württembergischen Hof in Stuttgart auf, an dem sein Vater Oberhofmarschall ist
● 1918 – nach der Abdankung des württembergischen Königs, Umzug der Familie auf Schloß Lautlingen, dem Familiensitz
● Militärische Laufbahn
1926–38: Bamberger Reiterregiment, Infanterieschule Dresden, Kavallerieschule Hannover, Kriegsakademie Berlin-Moabit, Generalstabsausbildung in Berlin
● 1932 Stauffenberg spricht sich bei der Reichspräsidentenwahl für Hitler aus
● 1933 heiratet er Nina Freiin von Lerchenfeld, mit der er zwei Töchter und drei Söhne hat.
● ab 1938 Teilnahme an der Besetzung des Sudetenlands, Polenfeldzug (1939), Westoffensive gegen Frankreich (1940)
● 1940 Stauffenberg wird in die Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeresberufen
● 1942 Stauffenberg schließt sich dem militärischen Widerstand an und stellt Kontaktzu anderen, zivilen Widerstandsgruppen her.
● 1943 beim Afrikafeldzug wird Stauffenberg schwer verletzt; während seiner Genesung reift sein Entschluß, aktiv gegen Hitler vorzugehen. Nach seiner Genesung arbeitet er maßgeblich am Umsturzplan „Operation Walküre“ mit.
● September 1943 wird Stauffenberg zum Stabschef im Allgemeinen Heeresamt in Berlin ernannt, dort ab Juni 1944 als Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich Fromm, eingesetzt
● Juli 1944 Stauffenberg beschließt, das geplante Attentat allein auszuführen.
● 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler missglückt, die Verschwörer werden festgenommen
● 20./21. Juli: Claus Graf Schenck von Stauffenberg wird in Berlin im Hof des Bendlerblocks erschossen.

Collage Familienfotos (Foto: GDW, Archiv Melle)
Collage Familienfotos

Stauffenberg und der Widerstand

Stauffenberg beim Treffen mit Hitler (Foto: Ullstein)
1944 hatten nur noch wenige Zugang zu Hitler. Stauffenberg bekommt überraschend die Gelegenheit Bild in Detailansicht öffnen
Angeklagter stehend (Foto: Bundesarchiv)
Den Widerständlern des 20. Julis wird vor dem Volksgerichtshof der Prozess gemacht Bild in Detailansicht öffnen

Stauffenberg kam erst sehr spät zum Widerstand. Zunächst begrüßt er Hitlers Politik der Wiederaufrüstung und die Vergrößerung der Wehrmacht. Nicht nur, weil es für Stauffenberg Signale sind, dass damit der „Schmachfriede von Versailles“ überwunden werden und Deutschland wieder Bedeutung als Großmacht erringen kann. Diese Politik eröffnet auch beste Karriereaussichten im Militär und ab 1936 bereitet sich Stauffenberg an der Kriegsakademie in Berlin auf den Dienst im Generalstab vor. Zu dieser Zeit waren bereits viele Widerstandsgruppen aktiv, die aus dem Untergrund versuchten politische Informationen zu verbreiten, Sabotage zu betreiben, Verfolgten zu helfen, oder die an Umsturzplänen arbeiteten. Getragen wurde der Widerstand von Männern und Frauen aus allen sozialen Schichten und unterschiedlichen politischen Lagern. Unzählige bezahlten ihren Mut zum Widerstand mit dem Leben.

Operation Walküre

Als Stauffenberg 1943 zum nationalkonservativen Widerstand um Carl Friedrich Goerdeler, Ludwig Beck und der militärischen Opposition um Henning von Tresckow und Friedrich Olbricht stieß, arbeiten diese bereits an Umsturzplänen: die „Walküre-Pläne“.Hitller sollte ermordet, zentrale Schaltstellen besetzt und der Krieg beendet werden.„Operation Walküre“ war ursprünglich ein geheimer Einsatzplan der Wehrmacht, der zur Niederschlagung von möglichen Aufständen in der Bevölkerung zum Einsatz kommen sollte. Dieser Plan wurde dann durch Stauffenberg und Treskow so umfunktioniert, dass nach dem Attentat auf Hitler die zentralen Institutionen der NS-Diktatur innerhalb von 36 Stunden ausgeschaltet und eine politische Neuordnung in Deutschland eingeleitet werden konnte. Nachdem das Attentat auf Hitler am 20.Juli in der Wolfschanze fehlschlug, wurde von den Verschwörern „Operation Walküre“ zwar dennoch in Gang gesetzt, jedoch zu spät, um erfolgreich zu sein ... . Zu „Operation Walküre“ und das Attentat am 20. Juli 1944 siehe auch: Planet Wissen: 20. Juli 1944 – Das Attentat (Suchbegriff: Attentat auf Hitler)

Hitler-Attentäter: Stauffenberg und Elser

Stauffenberg war nicht der erste Hitler-Attentäter. Bereits im November 1939 verübte der Tischler Georg Elser ein Attentat auf Hitler. Der Überfall Polens und die erkennbare Absicht des NS-Regimes, Europa in einen neuen Krieg zu führen, brachten ihn zu dem Entschluß, dass „die Verhältnisse in Deutschland nur durch die Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden können.“ Doch auch schon hier kommt Hitler durch eine Verkettung unvorhersehbarer Umstände mit dem Leben davon. Georg Elser wurde in den letzten Kriegstagen im KZ Dachaus erschossen. Anders als Stauffenberg stand Elser im Gedenken an den Widerstand in Deutschland immer am Rande, wurde eigentlich erst Ende der 1980er Jahren in Erinnerungsstätten und Ausstellungen gewürdigt. In dem Film „Georg Elser – Einer aus Deutschland“ (Regie u. Hauptrolle: Karl-Maria Brandauer 1989) wurde ihm eines der wenigen filmischen Denkmäler gesetzt.


„Aber warum Stauffenberg und nicht Elser?“ Diese Frage beantwortet der Historiker Michael Wildt, in einem Artikel für die taz so: „Im gegenwärtigen Diskurs um Eliten und ihre Ethik eignet sich der gebildete Generalstabsoffizier Stauffenberg, der zunächst den Verheißungen des Regimes vertraut, engagiert mitgemacht hat und erst spät umgekehrt ist, dann aber desto entschiedener zur Tat schritt, offenbar weit besser zum öffentlichen Helden als der spröde, eigensinnige Elser, der unter Beweis stellt, dass man auch in Zeiten, in denen die Stauffenbergs wie Millionen andere Deutsche noch den "Führer" unterstützten, als Tischler mit Volksschulabschluss den destruktiven Charakter des NS-Regimes erkennen und den Entschluss zum Widerstand fassen konnte.“

http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/graf-stauffenberg-und-georg-elser/

Spielfilme über Stauffenberg – Eine Auswahl

Portrait von Sebastian Koch als Stauffenberg (Foto: SWR)
Sebastian Koch als Stauffenberg in dem Film von Jo Baier

Die Konzentrierung auf Stauffenberg als „den Attentäter Hitlers“ und als den Repräsentanten des deutschen Widerstands schlechthin begann in den 1950er Jahren. Die Stilisierung zum „Helden“ nahm im Kino ihren Anfang. 1955 kommen unmittelbar hintereinander zwei Spielfilme über das Hitler-Attentat am 20. Juli ins Kino und in beiden Filmen wird Stauffenberg als Held, als Kämpfer für ein besseres Deutschland dargestellt.Diese Filme konnten sicherlich dazu dienen, einen Mann zu rehabilitieren, der für die Mehrheit der Deutschen 1944 als Verräter galt und auch noch in 1950er Jahren von vielen so angesehen wurde. Vielleicht waren die Filme für viele auch Vehikel, das eigene Mitläufertum zu verdrängen und sich am Beispiel Stauffenbergs, des „guten Deutschen“, wieder etwas aufzurichten.

Was sind jedoch die Motive der späteren Filme? Denn wie auch das letzte Prominente Beispiel aus Hollywood zeigt, scheint der 20. Juli als Filmstoff und Stauffenberg als Held, immer noch große Attraktivität zu besitzen. Warum aber wird die Geschichte, deren historischen Fakten bekannt sind, seit Jahrzehnten immer wieder in Szene gesetzt? Ist die Dramatik der Ereignisse von damals, die „Verschwörung“ und das Attentat, selbst einfach nur guter Filmstoff, immer wieder gut für einen Thriller? Oder bedient man sich der Geschichte eines Mannes, um darüber hinaus Botschaften zu senden und wenn ja, welche? Beim Betrachten von Stauffenberg-Filmen sollte man diese Fragen nicht außer Acht lassen ...

Stauffenberg-Filme:

Es geschah am 20. Juli (1955), Regie: G.W. Pabst, Bernhard Wicki als Stauffenberg
Der 20. Juli (1955), Regie: Falk Harnack, Wolfgang Preiss als Stauffenberg
Claus Graf Stauffenberg (1970), Regie: Rudolf Nussgruber, Horst Naumann als Stauffenberg
Operation Walküre (1971), ZDF Zweiteiler, Regie: Franz Peter Wirth, Joachim Hansen als Stauffenberg
Stauffenberg – Verschwörung gegen Hitler (USA 1990, „The Plot to Kill Hitler“) Regie: Lawrence Schiller, Brad Davis als Stauffenberg
Die Stunde der Offiziere (2004), ZDF-Doku-Drama, Regie: Hans-Erich Viet, Harald Schrott als Stauffenberg
Stauffenberg (2004), ARD, Regie: Jo Baier, Sebastian Koch als Stauffenberg
Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat (USA 2009), Regie: Bryan Singer, Tom Cruise als Stauffenberg
Stauffenberg – Die wahre Geschichte (2009), ZDF-Doku-Drama, Regie: Oliver Halmburger und Christian Frey, Peter Becker als Stauffenberg

Link-Tipp

Alle Themen zum Schwerpunkt Spuren der NS-Zeit

Vater, Mutter, Hitler · Begeisterung und Zweifel

Anfang der 1930er Jahre geht es Deutschland schlecht, die politische Lage ist instabil. Als Adolf Hitler 1933 die Macht ergreift, setzen viele Menschen große Hoffnung in ihn.

Vater, Mutter, Hitler SWR Fernsehen

Vater, Mutter, Hitler · Krieg und Verderben

Der Film zeigt am Beispiel von einer Frau, eines SS-Mannes, eines Lehrers im Widerstand und einer jüdischen Mutter die unterschiedlichen Schicksale während des Zweiten Weltkriegs.

Vater, Mutter, Hitler SWR Fernsehen

Zwangsarbeit in den Steinbrüchen der Schwäbischen Alb

SWR-Autor Valentin Thurn befragte Augenzeugen: Ehemalige KZ-Häftlinge, Bewohner der umliegenden Dörfer - aber auch einen SS-Wachmann, der 54 Jahre nach dem Krieg zum ersten Mal an den Ort zurückkehrte, an dem er einen flüchtenden Häftling erschoss. Der Film erzählt von dieser traurigen Episode regionaler Geschichte - aber auch von der Geschichte des Erinnerns. Ein Erinnern, das erst seit wenigen Jahren möglich ist - in wiederkehrenden Begegnungen von Dorfbewohnern mit ehemaligen KZ-Opfern.

Die Idee zu diesem Film entstand im Zusammenhang mit einer Produktion des Schulfernsehens: "Jurassic Alb – Der schwäbische Ölschiefer" in der Reihe Geomorphologie. Dort war in einem kurzen historischen Rückblick bereits auf die „NS-Vergangenheit“ des Ölschieferabbaus eingegangen worden, die ganze geschichtliche und politische Tragweite konnte dort verständlicherweise nicht beleuchtet werden. Darum hat sich die Redaktion entschlossen, aus diesem „Kapitel“ einen eigenen Film zu produzieren und ist auf die Suche nach weiteren Zeitzeugen und historischem Material gegangen.

Mit beiden Filmen "Das Unternehmen Wüste“ und "Jurassic Alb“ liegen nun zwei aufeinander bezogene Medien vor, die sich hervorragend für einen fächerverbindenden Unterricht in Geschichte/Gemeinschaftskunde - Geographie - Religion/Ethik eignen.

Die Mordfabrik Grafeneck auf der Schwäbischen Alb

Schloss Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Hier starben zwischen Januar und Dezember 1940 etwa 11 000 Menschen durch Kohlenmonoxidgas. Grafeneck war damit der erste Ort im nationalsozialistischen Deutschland, an dem Menschen systematisch und „industriell" ermordet wurden.
Die Morde von Grafeneck gehören zu den schrecklichsten Verbrechen der Nationalsozialisten. Die Opfer, meist körperlich oder psychisch beeinträchtigt, stammten aus Krankenanstalten und Heimen im heutigen Baden-Württemberg, in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die Morde waren Teil der von den Nationalsozialisten sogenannten „Aktion T4" oder „Euthanasie-Aktion". Sie verdeutlichen die menschenverachtende Politik und Ideologie des NS-Regimes und seiner Verantwortlichen. Diese mordeten, weil sie Nahrungsmittel sparen wollten, Platz für Militärlazarette benötigten und weil sie sich von der Ermordung der Schwachen und Kranken eine Gesundung des „Volkskörpers" versprachen. Die Opfer bezeichneten sie als „lebensunwerte Ballastexistenzen" und „seelenlose Menschenhülsen".
Im Zentrum dieser Dokumentation stehen drei Opfer und deren Hinterbliebene: Emma Dapp, deren Enkel Hans-Ulrich eine Biografie seiner Großmutter geschrieben hat; Martin Bader, dessen Sohn Helmut das Leben des Vaters recherchiert hat; und Dieter Neumaier, der als Kind ermordet wurde und dessen älterer Bruder ihn nie vergessen hat.

Spuren der NS-Zeit SWR

Auf Wiedersehen im Himmel · Die Sinti-Kinder von der St. Josefspflege

Am 9. Mai 1944 werden 35 Waisenkinder, Sinti und Roma, aus dem Kinderheim der St. Josefspflege in Mulfingen bei Schwäbisch Hall nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Leitung des kirchlich geführten Kinderheims leistet bei der Deportation keinen Widerstand. Stattdessen fordert sie wegen der entstehenden Unterbelegung neue Kinder beim bischöflichen Ordinariat in Rottenburg an.

Der Völkermord an den Sinti und Roma

Jedes Jahr, am 2. August gedenken Sinti und Roma in Auschwitz ihrer ermordeten Angehörigen. Der Film zeichnet die wichtigsten Stationen einiger Leidenswege nach, fünf Überlebende berichten über ihr Schicksal: Hildegard Franz, deren Mann und drei Kinder in Auschwitz ermordet wurden; Mano und Hugo Höllenreiner, die gerade mal zehn Jahre alt waren, als sie deportiert wurden und die in Auschwitz erfahren mussten, welche Folgen die Experimente des Lagerarztes Josef Mengele hatten; Lily van Angeren, die als Lagerschreiberin die Namen aller Toten registrieren musste. Und Josef „Muscha“ Müller, der in einer Pflegefamilie aufwuchs und nicht ahnte, dass seine leiblichen Eltern Sinti waren. Er hat überlebt, weil seine Pflegeeltern ihn monatelang in einer Gartenlaube versteckt hielten und so dem Zugriff der Behörden entzogen.
Heute gedenken Sinti und Roma aus ganz Europa am 2. August aller ihrer ermordeten Angehörigen. Jedes Jahr kommen sie nach Auschwitz-Birkenau zu einer Totenfeier, und für viele der Überlebenden ist es bis heute schwer, an den Ort ihres Leidens zurückzukehren. Im Sommer 1944 wurde das „Zigeunerlager“ aufgelöst, die noch arbeitsfähigen Sinti und Roma in andere Lager weiterverschleppt. Alle verbliebenen Sinti und Roma wurden danach, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944, ermordet. Es waren 2897 Männer, Frauen und Kinder.

Spuren der NS-Zeit SWR

Die Erinnerung bleibt · Kinder im Zweiten Weltkrieg

Kriegskinder des Zweiten Weltkriegs – auch nach 70 Jahren prägen die Erinnerungen an die Erlebnisse von damals ihr Leben und ihre Gefühle. Manches lässt sie nicht los, hat sich förmlich in ihre Seelen eingebrannt.

Die Propaganda-Maschine · Über die Mobilmachung von Gefühl und Verstand

Der Film stellt die Mittel, Techniken und Geschichte der Propaganda vor. Umfangreiches Archivmaterial zeigt, wie sehr sich über nationale, zeitliche oder auch politische Grenzen hinweg Propagandaziele und -techniken ähneln.

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Monika Buscher