Eine Maus auf einem mit Blättern bedeckten Boden in Nahaufnahme. (Foto: Imago/Lars Reimann)

Lebensräume · In Haus und Garten

Im Reich der Mäuse | Hintergrund

Stand
Autor/in
Annette Faiss

Mäuse

Mäuse

Mäuse gibt es überall. Von den Tropen bis in die Polargebiete, in den entlegensten Winkeln genauso wie mitten in der Stadt. Aber so manches kleine Felltier, dem wir den Namen "Maus" geben, gehört in Wirklichkeit gar nicht zur Gruppe der kleinen Nager - so zum Beispiel die Insektenfresser Fledermaus und Spitzmaus.

Mäusearten

Die Mäuse (Mus) sind eine Gattung der Echten Mäuse, deren bekannteste Art die Hausmaus ist. Daneben gibt es 37 weitere Arten, die teilweise in Menschennähe, teilweise aber auch zurückgezogen im Wald leben.

Merkmale

Mäuse sind zwischen 4,5 und 12,5 Zentimetern lang. Der Schwanz ist bei vielen Mäusearten genauso lang wie der Körper. Bei den Wühlmäusen, die den Hausmäusen sehr ähnlich sehen, ist der Schwanz allerdings deutlich kürzer als die Hälfte ihres Rumpfes. Das Normalgewicht einer Maus beträgt zirka 30 Gramm. Im Labor gehaltene Mäuse oder die sogenannten Farbmäuse können viel schwerer werden. Es wurden hier schon Mäuse mit einem Gewicht von 60 Gramm gefunden! Mäuse, die in der freien Natur leben, sind an der Oberseite des Körpers grau oder braun, die Unterseite ist in einem hellen Grau oder Braun gefärbt oder komplett weiß. Durch Züchtungen gibt es allerdings heute viele Farbvarianten. Der Schwanz der Maus ist mit sichtbaren Schuppenringen versehen und mit feinen Härchen bedeckt. Mäuse haben scharfkantige Nagezähne, mit denen sie sich selbst durch starke Türen nach und nach durchnagen können.

Lebensraum

Eine Rötelmaus sitzt auf einem Stein in einem Bach. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Kleiner Tausendsassa: Mäuse können schnell rennen, klettern und schwimmen Bild in Detailansicht öffnen
Eine Maus klettert auf Schilfrohrhalmen. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Klettern auf wackeligen Halmen - kein Problem Bild in Detailansicht öffnen

Ursprünglich lebten Mäuse in Afrika, Südeuropa sowie in Asien. Schon in der Jungsteinzeit waren Hausmäuse Mitbewohner in menschlichen Behausungen, wie Ausgrabungen in Anatolien belegen. Die uns bekannte Hausmaus stammt aus Indien und war in Mitteleuropa nicht verbreitet. Vor über 3000 Jahren folgte sie dem Menschen aber als „Kulturfolger“ und breitete sich weltweit aus. Auf Schiffen gelangte sie bis nach Amerika und Australien. Man kann sogar auf Alpengipfeln von 2000 Metern Höhe Mäuse finden. Die natürlichen Lebensräume der Mäuse sind Wälder oder Savannen. Deshalb vertragen Mäuse nasse Stellen oder feuchte Luft nur schlecht. Die Hausmaus, die Afrikanische Zwergmaus, sowie in eingeschränktem Maße auch die Reisfeld- und die Farbmaus, findet man meist in der Nähe von menschlichen Wohnsiedlungen. Gern siedeln sie sich auch direkt in Teilen der menschlichen Wohnung an. Dort richten sie sich in versteckten Ritzen oder Winkeln ein.
Mäuse bevorzugen das Leben auf dem Festland, können aber auch schwimmen. Seit dem Jahr 1664 werden Mäuse schon als Versuchstiere in Laboren gehalten und in der Krebs-oder Verhaltensforschung eingesetzt.

Verhalten

Mäuse halten keinen Winterschlaf, können aber bei starker Kälte und Nahrungsknappheit in einen Erstarrungszustand verfallen. Sie legen sich einen Lebensmittelvorrat für den Winter an, von dem sie aber nur an besonders unwirtlichen Tagen leben. Ansonsten gehen sie in menschliche Keller, Speisekammern oder Scheunen, um sich ihr Wintermahl zusammenzusuchen.
Mäuse verständigen sich durch geruchliche Botschaften, die durch Körpergeruch oder Urin übermittelt werden. Außerdem verständigen sich Mäuse durch Ultraschalltöne, die durch das Knacken der Stimmlippen entstehen. Der Mensch kann diese Töne aber nicht hören. Frei lebende Mäuse bewegen sich auf festgelegten Bahnen, die sie mit ihrem Geruch kennzeichnen. Man kann sie als „Trampelpfade“ recht gut erkennen.
Mäuse sind vor allem in den Morgen- und Abendstunden aktiv. Die Zwergmäuse sind die beweglichsten Vertreter, sie können hervorragend auf Bäume klettern, wobei der Schwanz beim Festhalten hilft.

Ernährung

Maus in ihrem unterirdischen Bau mit Überresten von Nüssen und Körnern. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Körner, Nüsse, Früchte – gefuttert wird, was der Wald hergibt Bild in Detailansicht öffnen
Eine Maus sitzt inmitten von schemenhaft erkennbarem Müll und knabbert an einem Stück Brot. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Es darf auch gerne mal ein Stück Brot sein … Bild in Detailansicht öffnen

Mäuse sind Allesfresser. Hausmäuse bevorzugen zwar pflanzliche Nahrung wie Samen oder Nüsse, fressen aber auch lebend gefangene Insekten. Waldmäuse ernähren sich von Kerbtieren, Würmern und sogar kleinen Vögeln; in der Not fressen sie auch die Rinde junger Bäume.
Finden Mäuse besonders viel Nahrung, so transportieren sie Teile davon in ihre Behausung und legen sich dort einen Vorrat für nahrungsarme Zeiten oder die Wintermonate an. Anders als es in vielen Erzählungen oder Filmen dargestellt wird, lassen sich Mäuse nur schwer durch Käse anlocken. Sie bevorzugen stattdessen stark aromatisierte Süßigkeiten. Mäuse, die als Haustiere gehalten werden, ernähren sich überwiegend von Trockenfutter.

Nachwuchs

Zwei junge Mäuse mit grau-braunem Fell sitzen auf dunkler Erde. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Nachwuchs bei den Wühlmäusen

Ist genügend Nahrung vorhanden, so kann eine Maus sechs bis acht Mal im Jahr Nachwuchs bekommen. Dabei ist bemerkenswert, dass Mäuse bereits mit zehn bis zwölf Wochen geschlechtsreif sind. Sie bringen nach etwa drei Wochen Tragzeit drei bis acht Junge zur Welt. Vorausgesetzt, dass es selbst überlebt, seine Nachkommen überleben und diese selbst Junge bekommen, kann ein einziges Mäusepaar in zwei Jahren bis zu einer Million Nachkommen haben!
Die Jungtiere werden nackt, blind, taub und ohne Pigmente geboren. Sie wiegen weniger als ein Gramm. Bei Wildmäusen sind die Augen schon bei der Geburt dunkel, bei weißen Mäusen sind sie allerdings völlig farblos. Nach zehn Tagen haben die jungen Mäuse einen gleichmäßigen Flaum aus kurzen Härchen auf ihrem Körper. Am 15. oder 16. Lebenstag öffnen sie ihre Augen.
Nach drei Wochen brauchen die Tiere die Mutterbrust nicht mehr und haben ein Gewicht von zirka sechs Gramm erreicht. Mäuse haben eine Lebenserwartung von zwei Jahren.

Feinde

Aus einem Fenster, vor dem bunte Blumen blühen, schaut eine grau getigerte Hauskatze. (Foto: SWR)
Aufmerksamer Feind der Maus: die Katze Bild in Detailansicht öffnen
In einem Baum ist bei Dunkelheit der Kopf eines Waldkautzes zu erkennen. Er hat eine Maus im Schnabel. (Quelle: SWR) (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Hat Mäuse zum Fressen gern: der Waldkauz Bild in Detailansicht öffnen

Zu den natürlichen Feinden der Mäuse zählen in menschlichen Wohnsiedlungen Hauskatzen, Wanderraten und Steinmarder. In Scheunen können ihnen Schleiereulen gefährlich werden, da diese auch in Gebäuden jagen. In der freien Wildbahn fressen andere Eulenarten, Bussarde und viele andere Greifvögel Mäuse. Auch Wiesel, Marder, Iltis, Igel und der Rotfuchs stellen Mäusen nach.

Bekämpfung der Mäuse

Frei lebende Mäuse gelten als Nahrungsmittelschädlinge, die auf Bauernhöfen, in Großküchen oder Vorratskammern großen Schaden für den Menschen anrichten können. Deshalb werden Mäuse mit unterschiedlichen Mitteln bekämpft. So werden sie mit gebeiztem Getreide qualvoll vergiftet oder mit Mäusefallen getötet.

Mäuse als Haustiere:

Die gezähmte Form der Hausmäuse, die Farbmäuse oder weißen Mäuse, gelten als Haustiere. Mäuse sollten nicht alleine gehalten werden, weil dies ihrer natürlichen Lebensform widerspricht. Es sollte auf eine ausreichend große Behausung geachtet werden.

Von Mäusen und Menschen

Eine Hausmaus lugt unter einem Tischfuß hervor (Foto: SWR)
Hausmäuse sind zwar niedlich...

Denkt man an Mäuse, die in unmittelbarer Nähe des Menschen leben, fällt einem sicher zuerst die Hausmaus (Mus musculus) ein. Sie kommt in mehreren Unterarten in Europa vor. Ursprünglich war sie auf diesem Kontinent nicht heimisch, ihre Herkunft liegt in Asien, aber mit dem Menschen hat sie sich inzwischen weltweit verbreitet. Ihre Abhängigkeit von ihm ist so groß, dass zumindest die Westliche Hausmaus, die häufigste Unterart in Mitteleuropa, kaum noch im Freien existieren kann. Vor allem im Winter lebt sie in den Häusern der Menschen, wo sie allerlei Unheil anrichten kann. Unsere Vorratskammern sind wie ein Schlaraffenland für die Hausmäuse, und oft machen sie sich über unser Mehl, Gebäck, den Käse und sonstigen Vorräte her.

Dabei verderben sie die Nahrungsmittel mit ihrem Kot und Urin. Auch Krankheitserreger werden von ihnen übertragen, so dass sie bei den meisten Zeitgenossen nicht besonders beliebt sind. Ihre Eigenart, Möbel anzunagen, verbessert ihren Ruf nicht, dabei gehen sie nur ihrem Instinkt nach, denn wie alle Nagetiere müssen die Hausmäuse ständig ihre Nagezähne abnutzen, die zeitlebens nachwachsen. Besonders gefährlich ist diese Eigenschaft in Verbindung mit Elektrokabeln. Angenagte Kabel können Kurzschlüsse oder sogar Wohnungsbrände auslösen.

Eine Hausmaus sitzt auf einer Salami (Foto: SWR)
...machen sich aber über unsere Vorräte her

Oft verrät die Hausmaus ihre Anwesenheit bereits durch ihren muffigen Geruch, der von ihrem leicht fettigen Pelz ausgeht. Doch allzu leicht wird man den ungeliebten Untermieter nicht los. Auch in Zukunft wird es keiner Hauskatze gelingen, der Mäuseplage ganz Herr zu werden, denn mit 5-10 Würfen im Jahr und 3-12 Jungen pro Wurf verfügt die Hausmaus über ein enormes Fortpflanzungsvermögen.

Obwohl man sie selten zu Gesicht bekommt, gehören auch Ratten zu unseren engsten Begleitern. Von den weltweit über 50 Arten der Ratten, die systematisch gesehen zu den Mäusen gehören, haben zwei den Sprung nach Mitteleuropa geschafft, die Hausratte und die größere und wesentlich häufigere Wanderratte. Ursprünglich wie die Hausmaus in Asien beheimatet, kamen sie im Mittelalter (Hausratte) bzw. erst im 18. Jahrhundert (Wanderratte) durch den zunehmenden Schiffsverkehr nach Europa. Beide Arten treten als Vorratsschädling in Erscheinung. Während sich die Hausratte eher in unseren Wohnungen, auf dem Dachboden oder in Vorratskammern aufhält, lebt die Wanderratte in Kellern und vor allem in der Kanalisation und auf Müllhalden. Sie ist viel häufiger als die Hausratte und pflanzt sich in atemberaubender Geschwindigkeit fort. Mehr als 50 Nachkommen hat ein einziges Weibchen im Jahr. Die Geschlechtsreife setzt schon noch wenigen Wochen ein. Damit wird die hohe Sterblichkeitsrate mehr als ausgeglichen, denn nur wenige Prozent der Jungen überleben das erste Jahr.

Eine Wanderratte sitzt auf Maiskolben (Foto: Tom Brakefield/Thinkstock)
Ratten gehören ungewollt zu unseren engsten Begleitern

Nicht nur durch das Verderben unserer Vorräte schädigen uns die Ratten, wesentlich schlimmer ist ihre Rolle als Überträger von Krankheiten. So hat die Hausratte wahrscheinlich eine entscheidenden Anteil an den Pestepidemien des Mittelalters gehabt. Sie selbst diente als Reservoir für das die Pest auslösende Bakterium Yersinia pestis, das von Rattenflöhen auf den Menschen übertragen wurde.

Bis heute sind alle Versuche, der Rattenplage Herr zu werden, erfolglos geblieben. Zumindest die Wanderratte wird unsere Zivilisation wohl auch weiterhin begleiten und uns ab und zu das Leben schwer machen. Sie allerdings ist es auch, die als weiße Zuchtform in den Forschungsinstituten der Welt für Tierversuche aller Art den Kopf hinhalten muss. Und so manche Wanderratte hat es sogar als Haustier direkt in das gemütliche Zentrum unserer Behausungen geschafft und führt ein Luxusleben, das im Mittelalter für eine Ratte unvorstellbar gewesen wäre. Ihre Verwandte allerdings, die Hausratte, steht seit den siebziger Jahren in Mitteleuropa auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten.

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Annette Faiss