Zwei Nasen unter Wasser in Nahaufnahme. (Foto: Imago/blickwinkel)

Lebensräume · Im Bach

Der Bach der Nasen | Hintergrund

Stand
Autor/in
Silke Harrer

Die Nasen – Bau, Lebenszyklus, Ansprüche an den Lebensraum

Die Nase (Chondrostoma nasus) ist eine in Mitteleuropa verbreitete Fischart, die als stark gefährdet gilt. Sie gehört zur Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Ihren Namen verdankt sie der charakteristischen, nasenartigen Verlängerung der Kopfspitze. Der lang gestreckte, spindelförmige Körper weist eine graublaue bis graugrüne Oberseite, silberne Seiten und einen weißen bis gelblichen Bauch auf. Auffallend ist die rötliche Färbung der Flossen. Die Nase kann über 50 Zentimeter lang und über zwei Kilogramm schwer werden.

Wie und wo leben die Nasen?

Nasen sind strömungsliebende Fische und bewohnen vorwiegend schnell fließende Abschnitte von Flussmittelläufen. Sie bilden große, mehrere Hundert Tiere zählende Schwärme. Die Nahrung der Nasen besteht hauptsächlich aus Algen, die sie von Steinen abweiden und aus den Kleintieren, die in diesem Algenbewuchs leben und mit aufgenommen werden.

Die Geschlechtsreife erlangen die Tiere im dritten oder vierten Lebensjahr. Sie unternehmen dann große Laichwanderungen zu den Oberläufen von Flüssen und Bächen und laichen dort zwischen März und Mai. Dann werden an kiesigen, flachen Stellen mit starker Strömung klebrige Eier abgelegt. Die Larven und Jungfische brauchen Bereiche mit ruhiger Strömung oder Stillwasserzonen sowie feineres Substrat. Erwachsene Nasen benötigen aber gröberes Substrat zum Abweiden der Algen. Der Wechsel vom Lebensraum der Jungfische zu dem der erwachsenen Nasen ist nur dann erfolgreich, wenn die geeigneten Bereiche nicht zu weit voneinander entfernt sind. Ein gutes „Nasengewässer“ muss daher sehr vielfältig sein und darf keine Wanderhindernisse enthalten.

Die Nasen - Gefährdung

Aus den genannten Ansprüchen an den Lebensraum ergeben sich die Gefährdungsursachen. Das Fehlen strömungsberuhigter, ufernaher Laichplätze ist als eine Ursache zu nennen. Besonders problematisch ist auch die Verbauung der Fließgewässer durch Wanderhindernisse, beispielsweise Kraftwerke. Diese Veränderungen des Lebensraumes haben Konsequenzen für das Laichverhalten der Fische. Es kann beobachtet werden, dass die Wanderungen nun über kürzere Distanzen führen und dass die Zahl der Fische an den Laichplätzen zurückgegangen ist. Durch den geringeren genetischen Austausch zwischen den Populationen kann es zu einer Gefährdung des Genpools kommen. Als problematisch erweist sich darüber hinaus die Verschlechterung der Wasserqualität vielerorts.

Genannte Gefährdungsursachen führten zum Beispiel in der Salzach, einem Nebenfluss des Inn, zum Rückgang der Nasen. Durch die Errichtung der Innkraftwerke wurde der Wanderweg der 150.000 Nasen, die jährlich in die Salzach und ihre Nebenflüsse zogen, unterbrochen. Die Nasen starben also in den oberen Flussabschnitten aus. Auch flussabwärts verschwanden sie weitgehend, denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Industrieabwässer, u.a. aus einer Papierfabrik, eingeleitet.

Die Nasen - Wiedereinbürgerung

Nasen (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Nasen brauchen sauberes Wasser und den richtigen Boden, um Abzulaichen

Sollen Nasen wieder eingebürgert werden, dann muss die Wasserqualität verbessert werden. Darüber hinaus müssen Wanderhindernisse beseitigt, beziehungsweise diese mit Fischpässen versehen werden. Derartige Anstrengungen werden mit ersten Erfolgen im Bereich der Inn-Nebenflüsse unternommen. Die Wiedereinbürgerung der Fischart hat auch Einfluss auf die übrige Fischfauna, denn die Nase ist der wichtigste Futterfisch des Huchen. Junghuchen sind in ihrer Entwicklung auf Nasenbrut angewiesen, sonst ist auch ihre Bestandsentwicklung gefährdet. Den Schutz der Nasen hat man sich in Österreich zum Ziel gemacht, wo diese Fischart 2003 zum Fisch des Jahres ernannt wurde. Laut Fischereiverordnung stehen die Nasen dort ganzjährig unter Schonung. Wiedereinbürgerungsmaßnahmen in den Nebenflüssen des Inn (zum Beispiel Salzach) werden wissenschaftlich von einer biologischen Arbeitsgruppe der Universität Salzburg begleitet.

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