Die Kinder der Villa Emma: Eine wunderbare Rettung im Krieg (Foto: WDR)

Judenverfolgung im Nationalsozialismus

Villa Emma | Unterricht

Stand
Autor/in
Helene Pawlitzki
Fachberatung
Dr. Benedikt Faber

Beim Film "Villa Emma" des Planet Schule-Schwerpunkts zum Thema Judenverfolgung liegt der Fokus auf dem Widerstand gegen NS-Verbrechen an den europäischen Juden.

Das methodisch-didaktische Begleitmaterial befasst sich mit drei Themenkomplexen:

  • Ziviler Widerstand
  • Kirche und Nationalsozialismus
  • Europäische Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg

Das Arbeitsmaterial zu den drei Themenkomplexen ist unabhängig voneinander einsetzbar. Je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht, können also alle drei oder nur einer der Themenkomplexe behandelt werden. Der Komplex "Kirche und Nationalsozialismus" eignet sich auch für den Einsatz im Religionsunterricht oder für fächerübergreifenden Unterricht. Die Arbeitsblätter sind ebenfalls weitgehend voneinander unabhängig einsetzbar.

Ziviler Widerstand – Stille Helden

Geschichten, die von den persönlichen Entscheidungen im Angesicht der NS-Verbrechen berichten, bewegen uns. Dahinter steht stets die Frage, was wir in dieser schwierigen Zeit getan hätten – uns anpassen oder Widerstand leisten? Auch Schüler fasziniert das Thema ziviler Widerstand. Es bietet die Möglichkeit, sich mit spannenden, teils sehr persönlichen Geschichten zu befassen.

Im Mittelpunkt des Films stehen die Menschen, die heute oft als "Stille Helden" bezeichnet werden: Die, die ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit Juden die Flucht oder ein Überleben im Versteck ermöglicht haben. Die Arbeitsblätter sollen nach einer Vertiefung des Filminhalts zur Recherche von deutschen Fällen "Stillen Heldentums" anleiten. Im Mittelpunkt stehen dabei die selbstständige Beschäftigung mit den Schicksalen und die Entwicklung einer eigenen Haltung.

Im Film wird deutlich: Ohne die Hilfe der italienischen Landbevölkerung hätten die Kinder der Villa Emma keine Chance gehabt. Die Schüler notieren beim Schauen des Films oder mit Hilfe des bereitgestellten Filmskripts (Arbeitsblatt 8 "Skript"), wie die Bewohner von Nonantola geholfen haben. Eine passende Tabelle ist auf Arbeitsblatt 1 "Stille Helden-Award" bereitgestellt.

Anschließend diskutieren sie über die Verleihung des Awards – wessen Tat bewundern sie am meisten? Auch wenn eine fiktive Preisverleihung zunächst frivol erscheinen mag – sie motiviert die Schüler zu einer angeregten Beteiligung an der Diskussion. Lernziel ist hier neben der genauen Analyse der Geschehnisse weniger die letztendliche Benennung des "mutigsten" Kandidaten; es geht viel mehr darum, dass die Schüler in der Diskussion eine eigene Haltung zu den Geschehnissen entwickeln. Dazu gehört, dass die Schüler sich in die Lage der Helfer hineinversetzen und begründen, was sie in der jeweiligen Situation für besonders mutig halten.

Auch in Deutschland gab es "Stille Helden", die jüdischen Mitbürgern bei der Flucht beziehungsweise beim Überleben geholfen haben. Die Schüler recherchieren mit Hilfe des Arbeitsblatts 2 "Recherche" eigenständig in Gruppen bekannte Fälle. Bei der Auswahl der Fälle wurde bewusst darauf geachtet, dass sie aus verschiedenen Gesellschaftsschichten stammen, um zu zeigen, dass Widerstand auf jeder Ebene möglich war.

Optional kann auch in Heimatmuseen oder lokalen Archiven ein Fall aus der eigenen Region recherchiert werden. Das kostet zwar mehr Zeit, erhöht aber die Anteilnahme und Motivation der Schüler. Auf dem Arbeitsblatt werden neben Quellen auch Leitfragen für die Recherche angegeben. Anschließend stellen die Gruppen ihre Fälle kurz vor und/oder gestalten ein Plakat, das im Klassenraum ausgehängt werden kann.

Das Thema lässt sich vertiefen, indem die Schüler sich in die Perspektive der Helfer versetzen: Was hieß es konkret, einen jüdischen Bekannten zu verstecken? Ein besonderes Problem der "Stillen Helden" (vor allem in Deutschland) war die Verpflegung der Verfolgten: In der Kriegswirtschaft waren zusätzliche Lebensmittel wegen der Rationierung nur schwer zu bekommen.

Mit Hilfe von Arbeitsblatt 3 "Verpflegung" sollen die Schüler überlegen, wie man dieses Problem lösen konnte. Auf dem Arbeitsblatt werden Informationen über die Versorgung mit Lebensmitteln im Deutschland der 1930er und 1940er Jahre gegeben. Die Schüler sollen dann diskutieren, wie gravierend die Differenz ist und wie die "Stillen Helden" mit diesem Problem umgegangen sein könnten. Dabei können sie auch Bezug auf die bereits recherchierten Fälle nehmen. Arbeitsblatt 3 "Verpflegung" ist eine gute Vorbereitung auf das folgende Arbeitsblatt, kann jedoch bei Zeitmangel auch zugunsten von Arbeitsblatt 4 "Szenario" weggelassen werden.

Ihr erworbenes Wissen können die Schüler auf Arbeitsblatt 4 "Szenario" anwenden. Mit viel Fantasie überlegen sie: Wie rettet man einen Juden? Mit Hilfe der angegebenen Leitfragen und Quellen sollen die Schüler einen genauen Plan erstellen. Das Szenario: In der Zeit der beginnenden Judenverfolgung kommt ein Bekannter/eine Bekannte zu ihnen, der/die um Hilfe für sich, seine Ehefrau/ihren Ehemann und sein/ihr Kind bittet, weil er/sie Deportation fürchtet. Wie würden die Schüler vorgehen?

Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Die Schüler können entweder die realen Zustände in ihrem eigenen Zuhause (gesellschaftliche Stellung, Wohnverhältnisse, finanzielle Möglichkeiten) auf die damalige Zeit (Technologie, Gesellschaft, Kriegswirtschaft) übertragen. Sie können aber auch eine fiktive Person entwerfen, in deren Rolle sie schlüpfen. Bei dieser letzten Variante wird besonders deutlich, dass die gesellschaftliche Stellung eine wichtige Rolle spielt. Ein Bauer auf dem Land hatte andere Möglichkeiten des Widerstands als ein Arbeiter in einer Mietskaserne.

Kirche in der NS-Zeit – Kollaboration und Widerstand

Faszinierend, weil vielschichtig, ist auch die Beschäftigung mit der Rolle der Kirche im Dritten Reich. Eine Kooperation mit dem Fachbereich Religion wird dabei empfohlen. Die Beziehung der katholischen Kirche zu dem NS-Regime in Deutschland wird im Film nur kurz angerissen, dort heißt es: "Papst Pius XII. verurteilte nie öffentlich den Holocaust. Aber er überließ es den Priestern, Kloster-Äbten und den Gläubigen, den bedrängten Juden Italiens zu helfen – falls sie helfen wollten." Tatsächlich war das Verhältnis des Heiligen Stuhls zur NS-Diktatur ambivalent.

Auf Arbeitsblatt 5 "Katholische Kirche" sollen die Schüler die Stadien dieser Beziehung nachvollziehen. Informationstexte berichten in der Art eines kurzen Lexikoneintrags über wichtige Stationen: über die Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, das Reichskonkordat von 1933, die Enzyklika "Mit brennender Sorge" von 1937, das Verhältnis von Kirche und Diktatur während des Zweiten Weltkriegs und den Hirtenbrief vom 23. August 1945.

Die Schülerinnen und Schüler unterstreichen die Ereignisse, die auf eine eher positive Beziehung zwischen der Kirche und dem Dritten Reich hindeuten, in Blau. In Rot markieren sie, was auf eine Verschlechterung des Verhältnisses hinweist. So werden die starken Schwankungen zwischen 1930 und 1945 deutlich. Die Texte sollen dann jeweils einer Zeitleiste zugeordnet werden, um die chronologische Abfolge zu visualisieren. Tipps für die Recherche im Internet werden bereitgestellt.

Dieses Arbeitsblatt kann auch der Ausgangspunkt eines Klassengesprächs beziehungsweise einer Diskussion sein. Die Schüler sollen begründen, warum sie bestimmte Sätze oder Wörter in Rot oder Blau unterstrichen haben. Sie sollen ihren Gesamteindruck schildern: Was fällt ihnen auf, wenn sie das Arbeitsblatt mit den farbigen Markierungen betrachten? Können sie die offizielle Haltung der Kirche in allen Punkten nachvollziehen? Was sagt das Verhalten des Vatikan und der Geistlichen über die Kirche als moralische Instanz aus? Oder sollte die Kirche sich in jedem Fall aus der Politik heraushalten? Mit etwas Unterstützung durch den Lehrer/die Lehrerin kann eine solche Diskussion den Schülern helfen, eine eigene Position zu den Ereignissen zu entwickeln.

Wie überall, gab es auch in der Kirche offenen Widerstand gegen den Nationalsozialismus – allerdings nur als Einzelerscheinung. Um so wichtiger ist es, dass die Schüler diese vorbildhaften Beispiele kennen lernen. Auf Arbeitsblatt 6 "Kirchlicher Widerstand" sollen sich die Schüler anhand der Biografien von vier Geistlichen, die gegen das NS-Regime eintraten, diesem Kapitel der Kirchengeschichte nähern: Martin Niemöller, Dietrich Bonhoeffer, Clemens August Graf von Galen und Bernhard Lichtenberg. Das kann auch in Gruppenarbeit geschehen. Die Schüler recherchieren die wichtigsten Lebensdaten der Geistlichen und welche Art von Widerstand sie geleistet haben.

Europäische Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg

Als die Kinder die Villa Emma Nonantola erreichten, hatten sie bereits eine Odyssee durch Europa hinter sich: aus Deutschland über Österreich, Jugoslawien nach Italien. Später ging es weiter in die Schweiz. Keines dieser Länder gewährte ihnen vorbehaltlos Asyl. Auch ihr ursprüngliches Endziel Palästina war vorerst unerreichbar geworden.

Auf Arbeitsblatt 7 "Fluchtroute Europa" tragen die Schüler die ungefähre Route der Kinder, wie sie im Film (ab 01:55 Min.) oder im Skript (Arbeitsblatt 8 "Skript") beschrieben wird, in eine Karte ein. Textkästen informieren, warum die jeweiligen Länder kein längerfristiger Aufenthaltsort sein konnten. Im zweiten Arbeitsschritt ordnen die Schüler die Kästen dem richtigen Land zu.

Arbeitsblatt 8 "Filmskript" hilft den Schülern, sich den Filminhalt zu vergegenwärtigen und einige Aufgaben zu bearbeiten, ohne den Film mehrmals anzuschauen.

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Helene Pawlitzki
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Dr. Benedikt Faber