Kinder sitzen im Kreis und essen Brot - Der Alltag der Menschen im Irak ist geprägt von Leid und Krieg.  (Foto: IMAGO, IMAGO / UPI Photo)

Internationale Krisen

Irak | Unterricht

Stand
Autor/in
Christina Lüdeke
Markus Streb

Allgemeine Unterrichtshinweise:

Der Film über den Irak-Konflikt bietet Anknüpfungspunkte für den Unterricht in gesellschafts- und gemeinschaftskundlichen Fächern, wie auch für den Geschichtsunterricht. Die Analyse von Konflikten und die Rolle der internationalen Gemeinschaft ist Bestandteil der meisten Bildungspläne in den Klassenstufen 9 und 10. Durch die Fortdauer des Konflikts und dessen gesellschaftliche sowie mediale Präsenz bringen die Schülerinnen und Schüler umfangreiches Halbwissen mit, das oft mit starken Emotionen verbunden ist. Der Film bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte an aktuelle Medienberichterstattung über die Situation im Irak. Zudem lassen sich Bezüge zu Debatten um Flucht und Migration herstellen.

Das Material besteht aus fünf Arbeitsblättern. Die komplexen Zusammenhänge werden im Film sehr komprimiert dargeboten. Für die Erarbeitung kann es hilfreich sein, wenn die Schüler den Film nicht nur einmal gemeinsam anschauen. Wenn sie darüber hinaus die Möglichkeit haben, den Film am PC, auf Tablets oder auf eigenen Smartphones im individuellen Tempo noch einmal sehen zu können, erleichtert das gerade schwächeren Schülern die Bearbeitung der Aufgaben.

Verwüstung nach Terroranschlag (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Bagdad Sommer 2015: Terroranschläge des IS, des sogenannten Islamischen Staates Bild in Detailansicht öffnen
Geflüchtete Frauen und Kinder liegen und sitzen in einer Unterkunft auf dem Boden. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Immer mehr Menschen im Irak sind auf der Flucht vor dem IS, dem sogenannten Islamischen Staat Bild in Detailansicht öffnen
Mehrere Männer stehen neben einem Militär Jet. Zwei Piloten winken aus dem Jet. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Offensive der irakischen Armee gegen den IS, den sogenannten Islamischen Staat Bild in Detailansicht öffnen

Lernziele:

Die Schülerinnen und Schüler können Ursachen für den Konflikt exemplarisch aufzeigen. Sie erwerben historisches Faktenwissen und grundlegendes politisches Vokabular. Sie lernen die aktuelle Relevanz und die andauernden Streitpunkte des Konflikts im Irak kennen. Dabei erweitern sie ihre Urteilskompetenz, indem sie das Verhalten der Internationalen Gemeinschaft und besonders der USA und Großbritanniens bewerten. Sie erweitern ihre Handlungskompetenz, indem sie eigene Nachrichtenbeiträge erstellen. Ihre Medienkompetenz wird durch die Analyse der eingesetzten filmischen Mittel und deren Wirkung gesteigert.

Unterrichtsablauf:

Die Schülerinnen und Schüler aktivieren ihr Vorwissen durch den Lehrerimpuls: „Was fällt euch spontan zu „Irak“ ein. Danach schauen sie gemeinsam den Film. Im nächsten Schritt erstellen sie Nachrichtenmeldungen zu den drei Irakkriegen. Um die aktuelle Situation verstehen zu können, untersuchen sie das Machtvakuum, das nach dem Ende des letzten Irakkriegs entstanden ist. Sie vertiefen danach die Medienarbeit, in dem sie die eingesetzten filmischen Mittel analysieren. Dabei achten sie besonders auf den Einsatz von Bildmaterial der Terrormiliz Islamischer Staat. Zur Sicherung der Inhalte erstellen sie einen Krisensteckbrief.

PhaseInhaltSozialformMedien/Methode
EinstiegAktivierung von VorwissenPlenumBrainstorming
ErarbeitungBegriffsklärungGruppenarbeitArbeitsblatt 1 / Lexika / Internet / PC
FilmbeobachtungPlenumPC / Beamer
Spontane RückmeldungenPlenumUnkommentiert vom Lehrer, bei Bedarf Anmerkungen zum Gesagten von SuS
Auswertung der Informationen zu den wichtigsten ProtagonistenPlenumL-S-G
NachrichtensendungArbeitsblatt 2 / Internet / PC / Beamer/ Videokamera/Tonaufnahmegerät (iPhone/iPad/…)
Analyse des MachtvakuumsEinzel- oder PartnerarbeitArbeitsblatt 3
Aktuelle SituationEinzel- oder PartnerarbeitArbeitsblatt 4 / PC / Beamer
AbschlussErstellen des KrisensteckbriefesEinzel- oder PartnerarbeitArbeitsblatt 5

Einsatz der Arbeitsblätter:

Vor dem Einsatz der Arbeitsblätter stellt die Lehrkraft aktuelle Zahlen geflüchteter Menschen aus dem Irak vor, oder die Schülerinnen und Schüler erhalten die Aufgabe diese Zahlen selbst zu recherchieren. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge legt regelmäßig aktuelle Zahlen vor, die online einsehbar sind. Aber warum fliehen die Menschen aus dem Irak? Wer flüchtet hier eigentlich vor wem? Die Klasse sammelt die Informationen über den Konflikt und zu unterschiedlichen Akteuren im Klassengespräch. Danach schaut die Klasse gemeinsam den Film. Zunächst sollen die Schüler die Vorgeschichte verstehen und verschiedene relevante Gruppen von Akteuren kennenlernen. Dafür werden die Schüler vorab in vier Gruppen aufgeteilt und bekommen Beobachtungsaufträge. Sie sollen auf die Aktivitäten und Ziele jeweils einer Gruppe von Akteuren achten: Sunniten, Schiiten, Kurden und Baath-Partei. Die Schülerinnen und Schüler machen sich zunächst während des Films Notizen. Anschließend recherchieren sie in Lexika oder dem Internet Informationen zu ihrer Gruppierung, so dass sie eine Kurzbeschreibung verfassen können. Während des Gruppenpuzzles machen sich alle Notizen zu den Beschreibungen der anderen Gruppen.

Darauf folgt die Analyse der drei Golfkriege, die eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Irak-Krise spielen. Die Schülerinnen und Schüler werden in sechs Gruppen aufgeteilt, um eigene kurze Meldungen vorzubereiten, die in einer Nachrichtensendung gezeigt werden könnten. Jeweils zwei Gruppen widmen sich einem Ereignis der Irak-Krise (Erster, Zweiter und Dritter Golfkrieg). In den Gruppen wird eine kurze Präsentation mit Screenshots erstellt. Sie verfassen einen Text, der 30 – 60 Sekunden lang ist. Sie schildern die Hintergründe des Ereignisses. Eine Person stellt den jeweiligen Beitrag vor. Idealerweise werden diese Beiträge aufgezeichnet.

Die Schülerinnen und Schüler analysieren im nächsten Arbeitsschritt das Machtvakuum, das der letzte Golfkrieg hinterlassen hat (ab Timecode 10:55). Sie halten in einer Mindmap fest, wie Sunniten, Schiiten, Kurden, die internationale Gemeinschaft oder der IS mit dem Machtvakuum umgehen. Die Mindmap lässt sich noch erweitern und sollte als Ideengeber verstanden werden. Zu manchen Akteuren liefert der Film mehr Informationen als zu anderen. Wichtig ist es hier hervorzuheben, dass das Verhalten der internationalen Gemeinschaft im Konflikt nicht einheitlich ist. Die Invasion des Irak wurde unternommen, ohne dass die internationale Gemeinschaft einen Plan für die Zeit danach hatte. Die Schülerinnen und Schüler überlegen alternative Handlungsoptionen, die zu einer stabileren Situation im Irak hätten führen können. Sie sollen beurteilen, wie es zu dem Machtvakuum kommen konnte und wie es sich aktuell auswirkt. Fragen für ein Unterrichtsgespräch können sein: „Was sagt der Film über die aktuelle politische Struktur des Irak?“, „Finden dort Wahlen statt?“, „Gibt es dort derzeit einen funktionierenden Staatsapparat?“.

Anschließend betrachten die Schülerinnen und Schüler die Anfangs- und Schlusssequenz des Films noch einmal (Timecodes 00:23-01:18 und 13:20-15:02). Sie untersuchen die Darstellung des Lebensgefühls und des Alltags der Menschen im Irak. An dieser Stelle wird Bezug zum Einstieg in die Einheit genommen, indem nach den Fluchtgründen gefragt wird.

Zur Sicherung der erarbeiteten Inhalte füllen die Schülerinnen und Schüler abschließend einen Krisensteckbrief aus. Ihre Aufgabe ist es, die zentralen Akteure, ihre Ziele sowie die Ursachen und den bisherigen Verlauf des Konflikts überblicksartig darzustellen. Sie greifen dabei auf die Ergebnisse der Arbeitsblätter zurück. Neben einer stichwortartigen Liste beantworten sie auch offene Fragen zur Krise, mit denen das Gesamtverständnis und eine eigene Einschätzung eingefordert werden. Gerade diese offenen Fragen sollten anschließend im Plenum aufgegriffen werden. Unterschiedliche Antwortmöglichkeiten bieten hier Anlass zu kontroversen Diskussionen.
Ein ähnlich aufgebautes Arbeitsblatt findet sich bei allen Filmen der Reihe. Wenn mehrere Konflikte im Unterricht besprochen werden, lassen sich hierüber strukturierte Vergleiche anstellen.


Materialien: PC, Beamer, Lautsprecher, Videokamera.

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Markus Streb