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An zwei Realschulen, in Linkenheim und in Gaggenau, setzten die beiden Musiklehrer Andreas Haller und Frank Herm die ersten drei Folgen der Reihe "Geschichte des Rock" im Unterricht ein. Im Praxisbericht haben sie ihre Erfahrungen und ihr erprobtes Unterrichtskonzept festgehalten.
Rockmusik, bei Schülerinnen und Schülern das wahrscheinlich beliebteste Thema im Musikunterricht! Obwohl die drei Sendungen der Reihe „Die Geschichte des Rock“ stilitisch nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand sind, haben wir uns doch für einen Einsatz im Unterricht entschieden. Zum einen wird die zeitliche Abfolge der einzelnen Stile und Vertreter informativ dargestellt, zum anderen werden nach jeder Sequenz wichtige musikalische (Weiter-) Entwicklungen der Stilarten durch die Studio-Band "Sioux" hervorragend und vor allem schülergerecht und sehr anschaulich aufgearbeitet.
Der nachfolgende Navigator gibt einen kurzen Überblick über die Themenfelder, die bei einem Einsatz im Unterricht angesprochen werden: In der Planung der Unterrichtssequenz haben wir uns am Bildungsplan 2004 für Baden-Württemberg (Bildungsplan für die Realschule Baden Württemberg, S. 128ff.) für das Fach Musik orientiert. In den nachfolgenden Bereichen sind folgende Vorgaben zum möglichen Kompetenzerwerb aufgeführt:
Der Navigator gibt einen kurzen Überblick über die Arbeitsbereiche, die beim Einsatz der Filme und der angebotenen Materialien im Unterricht behandelt werden können
Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen Überblick über die Geschichte der Rockmusik und vollziehen die Entwicklung der einzelnen Stile nach. Ausgehend von den drei Sendungen haben wir eine Unterrichtseinheit für Klasse 9 der Realschule entwickelt und in drei darauf folgenden Doppelstunden durchgeführt. Je nach Bildungsplan, Thema oder Kompetenzerwerb können die Filme oder Ausschnitte daraus in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 eingesetzt werden.
Unterrichtsphase | Interaktion | Bemerkungen |
Einstieg | Feature: audiovisuelle Motivation und Zugang zum Thema | Hörbeispiele, Folienbilder, Textelemente |
Hinführung | Brainstorming: Aktivierung von Vorwissen | Tafel |
Erarbeitung | Einsatz der Sendung: „Roll over…“: Sehen, hören, notieren | Arbeitsblatt 1, 2 |
Sicherung | Überprüfung der Ergebnisse | Overhead-Projektor, Folie |
Vertiefung | Musizieren: Percussion-Mitspielsatz zu „Jingo“ von Santana | Arrangement |
Für den Einstieg haben wir als Methode ein Feature gewählt, bei dem am Overheadprojektor verschiedene Bilder und Textelemente (als Folienschnipsel) nacheinander gezeigt wurden, untermalt von mehreren kurzen Hörbeispielen aus der Rockmusik (z.B. Rock Around the Clock, Let It Be, Satisfaction, We Will Rock You, Smoke On the Water, Purple Rain, Billy Jean).
Anschließend regten wir ein Brainstorming (an der Tafel) an, um das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zu aktivieren beziehungsweise ihre Gedanken zum Thema einzubringen. Hierbei haben die Schülerinnen und Schüler um den Ankerbegriff "Rockmusik" herum kreuz und quer an der Tafel ihre Assoziationen zum Thema angeschrieben (z.B. Beatles, Queen, U2, Deutsch-Rock, Heavy Metal, Oasis, Nirvana, Drogen, Bravo, The Dome, NDW, E-Gitarre, Schlagzeug). Zwar konnten viele freie Assoziationen genannt werden, die musikalischen Kennzeichen der Rockmusik blieben dabei jedoch weitestgehend unberücksichtigt. Auch die Frage nach ihren Wurzeln konnte in diesem Stadium der Unterrichtseinheit nur unzureichend von den Schülern beantwortet werden.
An dieser Stelle zeigten wir die erste Folge ("Roll over..."). Wir teilten zuvor die Klasse in zwei Gruppen ein. Die erste Gruppe sollte mit Hilfe des Films die musikalischen Elemente der Rockmusik mit Bleistift herausschreiben (Arbeitsblatt 1 "Elemente der Rockmusik"), die zweite Gruppe beschäftigte sich mit deren Anfängen (Arbeitsblatt 2 "Stammbaum"). Nach der Filmvorführung verglichen die Schüler zunächst innerhalb ihrer Gruppe die Ergebnisse, bevor dann je ein Vertreter der Gruppen im Plenum die Ergebnisse vortrug und dabei eine OHP-Folie ausfüllte. Der Lehrer korrigierte und ergänzte, so dass von allen Schülern eine einheitliche Lösung abgeschrieben werden konnte.
Zur vertiefenden, musikpraktischen Weiterarbeit erstellten wir einen Mitspiel-Satz zum Santana-Song "Jingo" für schulübliche Percussion-Instrumente. Das im nachfolgenden Material befindliche Arrangement lässt sich mit der gesamten Klasse gut musizieren. Ein sukzessiver Einsatz der Instrumente ist in der Übphase hilfreich. Die Cowbell und die Drums geben hier die rhythmische Orientierung und sollten deshalb von Schülern gespielt werden, die das Tempo sicher halten können.
Unterrichtsphase | Interaktion | Bemerkungen |
Einstieg | Buchstaben-Rätsel: Begriffe suchen & markieren | Arbeitsblatt 3 |
Hinführung | Zuordnung mit vorläufigem Ergebnis | Tafel oder Folie |
Erarbeitung | Einsatz der Sendung, „Roll it …“: Sehen, hören, notieren | Arbeitsblatt 3 |
Sicherung | Zusammenschau der Ergebnisse & Rückblick auf die Vermutung (Verifikation, Falsifikation) | Overhead-Projektor, Folie, Tafel |
Vertiefung | Musizieren eines Riffs | Schulinstrumentarium und schülereigene Instrumente |
Als Einstieg in die zweite Doppelstunde haben wir ein Rätsel ausgewählt, das exemplarisch Begriffe aus den ersten beiden Sendungen enthält. So wird gleichzeitig eine inhaltliche Anknüpfung zur vorangegangenen Stunde und eine Hinführung zur nächsten Sendung hergestellt. In dieser wurden dann die neuen Begriffe gesammelt (z.B. Tafel) und von den Schülerinnen und Schülern zugeordnet (im Sinne einer Vermutung mit späterer Überprüfungsmöglichkeit). Wir haben bewusst schwierige Begriffe ausgewählt, die in der Regel nicht sofort von den Schülern in Zusammenhang gebracht werden konnten (z.B. Latin Rock – Santana).
Nach diesem Schritt wurde die Tafel zugeklappt und das Arbeitsblatt ausgeteilt. Danach wurde die Folge "Roll it..." gezeigt. Während der Sendung beschrifteten die Schüler das Arbeitsblatt 3 (hier: Schema ergänzen). Zur Sicherung wurde das Lösungsblatt auf Folie kopiert und von der Lehrkraft in Einzelteile zerschnitten. Diese Folienschnipsel sollten dann von den Schülerinnen und Schülern am Overhead-Projektor geordnet werden. Danach wurde die Tafel mit den am Stundenbeginn notierten Vermutungen aufgeklappt und im Unterrichtsgespräch ausgewertet.
Als Vertiefung und zur musikpraktischen Weiterarbeit haben wir das im Film von der Studioband "Sioux" gespielte Riff ausgewählt. Dieses wurde im Klassenverband (mit dem Schulinstrumentarium oder mit schülereigenen Instrumenten wie zum Beispiel E-Bass, Gitarre) geübt und gemeinsam musiziert. Beim Einüben ist es sinnvoll (wie in der Sendung) auf einen sukzessiven Aufbau der Instrumente zu achten. Dazu Arbeitsblatt 4: „Riff“
Unterrichtsphase | Interaktion | Bemerkungen |
Einstieg | Der Lehrer zeigt Rockmusik-CD und einen Weichspüler - Die Schüler raten die Verbindung der Gegenstände | Humor |
Hinführung | Auflösung und Stundenthema | Tafelanschrieb |
Erarbeitung | Einsatz der Sendung „Roll on … in die 90er“ (Teil 1, TC 00.00 - Bee Gees), danach Ausfüllen des Arbeitsblattes | Arbeitsblatt 5 „Spaltung von Rock und Pop“ |
Sicherung | Vergleich der Ergebnisse und Aussprache | (Podiums-)Diskussion |
Vertiefung | Einsatz der Sendung (Teil 2, ab „Entwicklungshilfe für die Rockmusik“: Steckbrief zu „Reggae“ und „Punk“ anlegen | Steckbrief-Vorlagen |
Vertiefung | ggf. Hausaufgabe: Steckbrief des Lieblingsstils anlegen und im Klassenraum ausstellen | Galerie-Methode |
Für den Anfang der dritten Doppelstunde haben wir einen humoristischen Einstieg gewählt: Die Lehrkraft zeigt (zum Beispiel als stummen Impuls) eine typische Rockmusik-CD (Bruce Springsteen, Joe Cocker, Queen oder andere) und eine Flasche Weichspüler. Die Schülerinnen und Schüler sollten dabei ihre Gedanken zu diesen beiden Gegenständen äußern und eine Verbindung herstellen. Nach unserer Erfahrung werden die Schüler keine Verbindung herstellen können, so dass die Lehrkraft die Lösung gibt: "Wird Weichspüler über Rockmusik gekippt, entsteht Popmusik!"
Als Überschrift und damit Thema der Stunde wird nun ergänzend notiert: Die Spaltung von Rock- & Popmusik. Das im Anschluss ausgegebene Arbeitsblatt 5 "Spaltung der Rockmusik" führt direkt zur Sendung, die an dieser Stelle zum Einsatz kam. Vorab wurde der Arbeitsauftrag im Plenum besprochen. Danach wurde der erste Teil der Sendung angeschaut. Die Ergebniskontrolle erfolgte in einem Unterrichtsgespräch, wobei die Lösungen an der Tafel oder auf Folie schriftlich festgehalten wurden. Danach regte der Lehrer eine (Podiums-)Diskussion über die Abgrenzung der beiden Begriffe an.
Als weitere Vertiefung sollten dann die Merkmale der Stile "Reggae" und "Punk" mit Hilfe der Sendung (2. Teil) erarbeitet werden (Arbeitsblatt 6) . Die Sicherung der Ergebnisse erfolgte wiederum über eine Folie (Lösungsblatt auf Folie).
Zum Abschluss der Stunde hatten wir uns für eine individuelle Hausaufgabe entschieden: Jedes Klassenmitglied fertigte einen Steckbrief mit seinem Lieblings-Musikstil an. Die Steckbriefe wurden dann zu Beginn der Folgestunde ausgehängt und in einem Rundgang angesehen (Galerie-Methode).
Zur musikpraktischen Weiterarbeit und als aktuelle Verbindung zur Musik der Jugendlichen haben wir das Stück "MfG" der Stuttgarter Band "Die Fantastischen Vier" gewählt. Durch den Bekanntheitsgrad und durch die einfachen Textbausteine kann in relativ kurzer Zeit ein ordentliches Ergebnis erzielt werden. Die Erarbeitung kann mit Hilfe des Hörbeispiels frontal durch die Lehrkraft gesteuert werden oder auch in Gruppenarbeit, zum Beispiel durch Einteilung der drei Teile Strophe 1, Strophe 2 und Refrain, geschehen. Der Text kann aus dem Internet geholt werden, das Leadsheet gibt es beispielsweise im Buch "Your Song 2" (Diesterweg Verlag). Die Akkordfolge ist in der Strophe | g | f g | , im Refrain | g b | f g |. Die Reproduktion kann mit Hilfe des Schulinstrumentariums (Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, Keyboard/ Klavier) sowie verschiedener Rap-Gruppen erfolgen: Einteilung nach Strophen (2 Gruppen) oder durch Halbierung der Strophen (4 Gruppen). Außerdem können das Original oder ein Playback als Stütze beim Üben und Präsentieren eingesetzt werden.
Zur Weiterarbeit oder als variabel einsetzbare Ergänzungsmöglichkeiten im Unterrichtsprozess könnten folgende Ideen dienen:
• Eigenständige Erarbeitung und Gestaltung einer Power-Point-Präsentation oder Erstellung eines Plakates (mit anschließendem Kurzvortrag) zu den in den Filmen vorkommenden Themen. Mögliche Themen: Singer-Song-Writer, Woodstock-Festival, Musik und Drogen, ....
• Internet-Recherche (Beispielaufgabe: Steckbrief anlegen) zu im Film nicht genannten Musikstilen wie Grunge oder Psychedelic
• Erweiterung der Rock- und Popmusik von 1992 (Ende des Films) bis heute! (zum Beispiel Zeitstrahl anlegen)
• Umsetzung eines Rock’n Roll-Tanzes (Grundschritt, einfache Elemente wie Drehung,...)
© Text: Andreas Haller, Fachleiter Musik, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (RS) Karlsruhe; Musiklehrer an der Realschule Linienheim, Stand 2007
© Text: Frank Herm (M.A.), Lehrbeauftragter Musik, Pädagogisches Fachseminar Karlsruhe; Musiklehrer an der Realschule Gasgenau, Stand 2007