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Garcin, Inès und Estelle sind in einem Raum eingeschlossen und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle. In die Hölle sind sie gekommen, weil alle drei am Tod eines geliebten Menschen schuld sind. Die Henker in der Sartre’schen Hölle sind die "Anderen". An die Ausschnitte aus dem Theaterstück „Huis Clos“ schließt sich eine Dokumentation über Jean-Paul Sartre an, die das Leben des wohl berühmtesten Vertreters des französischen Existentialismus nachzeichnet.
Drei Personen kommen in einen Raum, in dem das Licht nie ausgeht: Garçin war Journalist und wurde erschossen. Inès war Postangestellte und lesbisch und starb an einer Gasvergiftung. Estelle war eine mondäne Dame und starb an einer Lungenentzündung.
Die falschen Geständnisse: Estelle war eine arme Waise und hat einen reichen alten Mann geheiratet. Vor zwei Jahren verliebte sie sich in einen anderen. Dann habe sie Lungenentzündung bekommen. Garçin war Herausgeber einer pazifistischen Zeitung. Als der Krieg ausbrach, habe man ihn erschossen. Inès weist die beiden anderen darauf hin, dass sie nicht umsonst in der Hölle sind.
Die echten Geständnisse: Garçin ist desertiert, aber vor allem hat er jahrelang seine Frau gequält. Inès hat ihrem Cousin seine Frau Florence entfremdet. Als ihr Cousin unter die Straßenbahn kam, sagte sie Florence, sie sei an seinem Tod schuld. Inès braucht das Leiden der andern zum Leben. Eines Nachts öffnete Florence den Gashahn. Estelle bekam zur Freude ihres Liebhabers ein Kind und ertränkte es vor seinen Augen. Daraufhin erschoss er sich.
Die Beziehung der Personen untereinander: Inès macht sich an Estelle heran. Estelle wendet sich hilfesuchend an Garçin und versucht ihn zu verführen. Das wiederum passt Inès nicht. Jedenfalls können die beiden anderen nichts tun, ohne dass sie es sieht.
Die Unmöglichkeit zu entkommen: Garçin will gehen. Er kann die Frauen nicht mehr ertragen. Er will lieber in die richtige Hölle. Doch die Tür ist abgeschlossen. Estelle erträgt es nicht mit Inès allein zu sein. Plötzlich öffnet sich die Tür, aber Garçin bleibt. Er kann Inès nicht mit all ihren Gedanken über ihn zurücklassen. Er wollte eigentlich ein Held sein, doch Inès sagt: nur die Taten zählen.
Jean-Paul Sartre wuchs ohne Vater auf und genoß dadurch eine gewisse Freiheit. Er musste seine Mutter mit niemandem teilen. Sein Großvater verwöhnte ihn und machte ihn mit Theater und Literatur vertraut. Sartre war ein Einzelgänger, der das Leben aus Büchern kennenlernte.
Sartre studierte Philosophie und lernte Simone de Beauvoir kennen, die seine Lebensgefährtin wurde. Die Beziehung war sehr frei. Sie lebten praktisch in den „existentialistischen“ Cafés von Saint-Germain-des-Prés – zusammen mit Freunden aus Literatur, Theater und Kunst. Für Sartre war es wichtig, sich in Literatur und Politik zu engagieren.
Im zweiten Weltkrieg war Sartre neun Monate in Kriegsgefangenschaft in Trier. Dort entdeckt er die Bedeutung von Solidarität und Verantwortung. Nach seiner Rückkehr ins immer noch deutsch besetzte Paris engagierte er sich in einer Widerstandsgruppe. Während des Algerienkriegs stand er auf der Seite der Algerier und rief die Jugend auf, den Wehrdienst zu verweigern.
Im Mai 68 erklärte Sartre sich mit der Studentenbewegung solidarisch. Er stand den Marxisten und Maoisten nahe, war aber nie Parteimitglied. 1974 besucht er den deutschen Terroristen Baader in der Haftanstalt Stammheim um zu sehen, wie der Staat mit seinen Feinden umgeht. Sartre wollte seine bürgerlichen Wurzeln hinter sich lassen und sich mit seinen Schriften und Theaterstücken engagieren.
„Huis Clos“
Inszenierung: Frédéric Ortiz, Théâtre Off, Marseille
Fernsehregie: Jean-Marie Perrochat