verschiedene Besen (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Die Pfalz

Von Bürsten und Besen | Unterricht

Stand
Autor/in
Ursula Becky


Themen:
• Bürstenmacher
• Bürstenfabrik
• Besen
• Pfalz
• Pfälzer Wald
• Ramberg
• Berufe

Fächer:
• MeNuK
• Sachunterricht
• Erdkunde
• EWG (Erdkunde – Wirtschaft – Gemeinschaftskunde)
• WZG (Welt – Zeit – Gesellschaft)

Klassenstufen:
• Klasse 2-4
• ab Klasse 5, alle Schularten

Besen aus verschiedenen Materialien. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Besen ist nicht gleich Besen – es herrscht eine wunderbare Vielfalt

Angesprochene Themen

Der Film zeigt pfälzische Heimat und Heimatgeschichte „wie aus dem Museum“. Dem Zuschauer wird – teilweise in Pfälzer Mundart – das kaum noch bekannte Berufsbild des Bürstenmachers im beschaulichen pfälzischen Ramberg vorgeführt. Mit landschaftlich reizvollen Bildern des Naturparks Pfälzerwald, der jedoch, wie später erzählt wird, in der „guten alten Zeit“ – um 1800 – lediglich Mittel zum Zweck des Bürstenhandwerks war, wird die Geschichte dieser Region erzählt. Aus den Rohstoffen Holz und Vieh schafften es die Bewohner dieser armen Region, einen Wirtschaftszweig zu entwickeln, der die Bevölkerung über 100 Jahre ernährte, und sogar überregional wirtschaftliche Bedeutung erlangte.

Der einzige heute noch bestehende Bürstenbetrieb in Ramberg öffnet seine Türen für die Kamera: Hier werden mit Liebe zum Detail und mit hohem qualitativem Anspruch Bürsten und Besen produziert, bis sie so aussehen, wie wir sie aus der häuslichen Besenkammer kennen. Der traditionsbewusste Inhaber weiß viel zu erzählen über die Geschichte seines Handwerks, die unterschiedlichen Eigenschaften und Eignungen seiner Produkte und er zeigt Maschinen im Einsatz, die aus Holz und Rosshaar bis zu 50 dieser Bürsten pro Stunde bohren und knüpfen.

Zuschauer begreifen, dass sie hier in einem traditionellen Handwerksbetrieb mit sehr heimatverbundenen Zügen gelandet sind. Der Film schafft es auf diese Weise, unbeirrt von modernen Trends, für „Althergebrachtes“ zu sensibilisieren und einen anerkennenden Blick auf unsere erfinderischen Vorfahren in der Not zu werfen. Er beleuchtet eindringlich, wie Menschen seit jeher Naturräume und Landschaften gestalteten, nutzten und veränderten, um zu überleben. Der Kamerablick richtet sich auf Spuren der Heimatgeschichte vor der Haustür und macht auf wichtige Zusammenhänge von Natur, Arbeit und Lebenswirklichkeit aufmerksam. Die Schlüssellochperspektive in die Werkstatträume will neugierig machen für fast vergessene Arbeitsprozesse und sonst eher wenig beachtete, aber selbstverständlich gewordene Gegenstände unseres heutigen Alltags.

Harald Klein mit Sortiment von Bürsten und Besen. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Harald Klein ist Bürsten- und Besenmacher aus Leidenschaft Bild in Detailansicht öffnen
Spielszene: Bürstenhändler mit Pferdewagen. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Historische Szene: Besenhändler in der Pfalz Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zum Bildungsplan

Die Bildungspläne der Länder Rheinland-Pfalz und Baden Württemberg formulieren in ihren Leitgedanken als übergeordnetes Lernziel im Fächerverbund Sachunterricht / MeNuK „die Wahrnehmung und Erschließung des natürlichen und kulturellen Umfelds sowie das Entdecken heimatlicher Spuren“ (Stand 2016). Eine Heimatverbundenheit der Schüler soll dahingehend angelegt werden, dass „Besonderheiten von Kulturtechniken des Heimatraums in der Vergangenheit erfasst und in den geschichtlichen Zusammenhang eingeordnet werden können“. Die Bildungsstandards fordern bereits ab Klasse 2, Schüler mit Beispielen der Handwerks- und Kulturgeschichte des Heimatraums vertraut zu machen. In allen Klassenstufen wird auf das Erkennen des Wertes der Natur und den damit verbundenen Nutzungsmöglichkeiten der Materialien aus Pflanzen- und Tierwelt als Lernziel verwiesen. Um dies erfahrbarer zu machen, sehen die Bildungsstandards – ebenfalls ab Klasse 2 – die eigene Herstellung von einfachen Alltagsgegenständen unter Verwendung von geeigneten Werkzeugen vor. Die Bildungspläne verweisen eindeutig auf die integrative Ausrichtung des Fächerverbunds Sachunterricht / MeNuK: Das Fach soll demnach „alle Grundschullernbereiche miteinander vernetzen, insbesondere auch die Förderung von Sprach- und Lesekompetenz an möglichst viele Lerngelegenheiten anbinden“. Wo es möglich erscheint, soll das Philosophieren, Staunen sowie das Suchen und Finden von Antworten auf Sinnfragen in Themenbereichen des Fächerverbundes vorangetrieben werden.

Nahaufnahme: Besenherstellung von Hand. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Nur wenige beherrschen noch das alte Handwerk

Allgemeine Unterrichtshinweise

Der Film unternimmt die Zeitreise in Lebens- und Arbeitswelt der Pfälzerwald-Bewohner vor 200 Jahren. Um an die vielleicht etwas verstaubt anmutende Produktwelt von Besen und Bürsten heranzuführen, kann mit verschiedenen – Interesse schaffenden – Vorentlastungsübungen vor dem Film begonnen werden (siehe Arbeitsblätter 1 und 2) Der Film, der geschichtliche Sequenzen und Produktionsverfahren der Jetztzeit ineinander verschränkt und damit wichtige Bezüge herstellt, wird sinnvollerweise als Gesamtwerk vorgeführt. In Klassen oder Gruppen, wo wenig geschichtliches Vorwissen vermutet wird, lohnt es sich vielleicht, dieses mit wenigen Zahlen und Fakten auf ein vergleichbares Niveau zu bringen.

Die Arbeitsblätter sind für unterschiedliche Klassenstufen geeignet und lassen sich sowohl zur Vorentlastung, zur Wissenssicherung von Filminhalten als auch zur Vertiefung von handwerklichem Wissen einsetzen. Auch Übungen aus dem literarischen Bereich sowie eine technische Bauanleitung, die – je nach freier Auslegung von integrativer Ausrichtung des Sachunterrichts – mit dem Thema „Besen und Bürsten“ in Zusammenhang gebracht werden können, sind in diesen Unterrichtsvorschlag mit eingebunden.

Lernziele

Sowohl Film als auch Arbeitsblätter steuern kein exaktes Fachwissen zu dem „entlegenen“ Berufsbild des Bürstenmachers an, sondern zielen vielmehr auf die Neugier für diesen Nischenberuf, auf das Bewusstmachen von früheren Lebenswirklichkeiten, das Zunutzemachen von Naturmaterialien und auf spielerische, sprachliche Impulse in diesem Themenfeld.

Einsatz der Arbeitsblätter

Arbeitsblatt 1: Von Besen und Bürsten – Spielerei mit Wörtern: Das Arbeitsblatt kann als spielerischer Eisbrecher für das Thema Besen, Bürsten, kehren, bürsten… verwendet werden und somit den Filmgegenstand in den Fokus der Wahrnehmung rücken. Idiomatische Redewendungen rund um den Besen sollen von den Schülern in ihrer Bedeutung erkannt und umschrieben werden. Sinnvoll erscheint an dieser Stelle vielleicht auch der Hinweis, dass sämtliche abgefragten Ausdrücke eine lange Sprachgeschichte und offenbar im deutschen Kulturraum eine wichtige und vor allem beständige Rolle spielen (putzen, kehren, Sauberkeit…). Es bietet sich an, diese Übung im Plenum zu veranstalten, um hier auch möglichst viele Redeimpulse zum Thema aufzugreifen.

Alte Hausfassade einer Bürstenfabrik. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Von der großen Bürstenmacher-Tradition ist nicht viel übrig geblieben

Arbeitsblatt 2: Aberglauben rund um den Besen:- Alternativ als Vorentlastung kann diese Übung im Quizformat angeboten werden. Auf zwei Seiten werden unglaubliche Geschichten rund um den Besen erzählt. Die Schüler sollen ankreuzen, welcher Aberglaube – ihrer Vermutung nach – damals wirklich üblich war. Dies ist auch eine gute Möglichkeit, den Zeitsprung des Films anzukündigen und darauf hinzuweisen, dass unsere Vorfahren nicht nur anders gearbeitet und gelebt haben, sondern auch an ganz andere Dinge geglaubt haben und wie lange es gedauert hat, bis ein Aberglaube komplett aus der Welt war. Auch bei diesem Arbeitsblatt geht es primär darum, über Umwege „Interesse fürs Produkt“ und damit das Filmgeschehen zu schaffen. Auch hier bietet sich eine Bearbeitung der Aufgabe im Plenum an.

Im Anschluss an die – eher spielerische oder erzählerische – Vorentlastungs- oder Anlockphase erscheint es sinnvoll, den Film in voller Länge zu zeigen. Um sich möglichst durchgängige Aufmerksamkeit und Konzentration der Schüler für die Gesamtdauer des Films zu sichern, ist es ratsam, auf einen Quiz-Fragebogen (Arbeitsblatt 3) im Anschluss des Films zu verweisen.

Arbeitsblatt 3: Ramberger Bürsten – 16 Fragen zum Film: Der Fragebogen lässt sich gut als Gruppenwettkampf einsetzen. Während der Besprechung und vor Bekanntgabe der richtigen Lösung sollte demnach der jeweilige Punktestand der Gruppen an der Tafel notiert werden. Die 16 Fragen beziehen sich auf – nicht ganz in der Reihenfolge wie im Film gesehen – die Abläufe und Zusammenhänge aus der Bürstenproduktion im pfälzischen Ramberg. Durch die jeweils drei Antwortalternativen wird der vielleicht als schwer zu merkende Filminhalt etwas leichter erinnert. Die Fragen helfen vor allem auch dabei, die verschiedenen Zeitebenen, die der Film beschreibt, auseinanderzuhalten. Die Besprechung der Lösungen im Plenum sollte Diskussionsgrundlage für alle Aspekte des Films zu Geschichte, Lebens- und Arbeitsbedingungen und heutigen Produktionsverfahren sein.

Arbeitsblatt 4: Ein Blick in die Besenkammer: Das Arbeitsblatt stellt einen Vertiefungsauftrag für einen im Film genannten Aspekt dar. Unterschiedliche Materialien zur Bürstenherstellung sollen auf ihre Brauchbarkeit im Putz- und Kehralltag hin überprüft werden. Das Arbeitsblatt macht Schülern bewusst, wie überlegt und sinnvoll die Auswahl und Nutzung ganz bestimmter tierischer und pflanzlicher Materialien erfolgt, um unseren Alltag mit selbstverständlichen Gegenständen zu erleichtern. Das Arbeitsblatt eignet sich als Einzelarbeitsauftrag oder als Hausaufgabe.

Bürstenproduktion mit Maschine. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Bürsten werden in Ramberg heute in einer kleinen Fabrik hergestellt.

Arbeitsblatt 5: „Und nun komm, du alter Besen…“ (ab Klasse 4): Das Arbeitsblatt kann – alternativ zu Arbeitsblatt 6 (Bastelanleitung) als Themenabschluss verwendet werden. Das stark gekürzte Originalgedicht „der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe soll – im Sinne einer angewandten Lernbereichsvernetzung – als Übung zur Förderung von Sprach- und Lesekompetenz eingestreut werden. Der direkte Filmbezug ist daher nicht gesucht, vielmehr ein Anknüpfen „magischer Art“ an den Filmgegenstand (Besen). Die Aufgabe besteht aus einem rein sprachlichen Auftrag, ein Originalgedicht aus dem 18. Jahrhundert in seiner andersartigen und aus Schülersicht sicherlich befremdlichen Sprache in groben Zügen zu verstehen und in eigenen Worten wiederzugeben.

Als binnendifferenzierte Handreichung sind für Schüler mit schwächerem Sprachverständnis im Kasten unter dem Gedicht Leitüberschriften zum „Entlanghangeln“ aufgeführt. Wo Zeit und Schülerinteresse es erlauben, kann der Kerngedanke der Ballade auf kindgerechte Weisheit heruntergebrochen und auf heutige Aktualität hin überprüft werden. Der Arbeitsauftrag kann schriftlich, als Einzelarbeit oder als Hausaufgabe oder mündlich in Kleingruppen oder im Plenum durchgeführt werden.

Arbeitsblatt 6: Besen binden wie vor 100 Jahren: Das Arbeitsblatt bietet – abhängig von Jahreszeit und Umgebung – eine Möglichkeit, Alltagsgegenstände aus Naturmaterialien und mit einfachem Werkzeug herzustellen. Die bildgestützte Anleitung zeigt und beschreibt, wie Grundschüler einen Reisigbesen herstellen können. Diese im Grunde einfache Aufgabe wird dennoch aufzeigen, dass handwerkliches Arbeiten teilweise sehr diffizil sein kann und ein hohes Maß an Geduld, Ausdauer und stetigem „Verbesserungs-Management“ bedarf.

Unterrichtsablauf

Bereits Kinder der 2. Klasse lassen sich für Herstellungsverfahren von Alltagsgegenständen interessieren und begeistern. Der Film deckt den Anspruch der Bildungspläne ab, Handwerksgeschichte aus dem heimatlichen Raum an Hand eines Beispiels zu beleuchten. Der Film lässt sich demnach im Fächerverbund Sachunterricht / MeNuK einbetten. Sowohl Film als auch Arbeitsmaterial schaffen Einsichten in puncto Arbeitsbedingungen früher und heute, geben einen ersten Einblick in Materialkunde und regen an zu technischem Werken.

PhaseInhaltSozialformMedien
EinstiegVorentlastung zum Thema zum Thema: Wortarbeit Besen+ BürstenPlenumArbeitsblatt 1
alternativ:
Vorentlastung zum Thema: Geschichten und Aberglauben mit BesenPlenumArbeitsblatt 2
Erarbeitunggemeinsames Anschauen des FilmsPlenumPC/Beamer
Film
Wissenssicherung durch QuizfragebogenGruppenarbeitArbeitsblatt 3
Besprechung und Ermittlung der SiegergruppePlenumArbeitsblatt 3
Vertiefung des Themenbereichs: Materialien bei der BürstenherstellungEinzelarbeit oder HausaufgabeArbeitsblatt 4
Besprechung der ErgebnissePlenumArbeitsblatt 4
AbschlussSchreibaufgabe: Umtexten eines Gedichts von altem in modernes Deutsch
Vorträge der Schreibleistungen
Einzelarbeit oder Gruppenarbeit
Plenum
Arbeitsblatt 5
alternativ:
Bastelanleitung zur Herstellung eines ReisigbesensGruppenarbeitArbeitsblatt 6
Naturmaterialien
Werkzeug
(siehe Arbeitsblatt)

Materialien

Filmvorführung: PC, Beamer, Lautsprecher
Für Bastelanleitung: Naturmaterialien (Reisig, Äste), Werkzeug (Messer, Hammer)

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Ursula Becky