Frisch gedruckte fünfzig Euro Scheine. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Wie unser Finanzsystem funktioniert | Unterricht

Stand
Autor/in
Lena Kubin


Themen
• Geld
• Vollgeld-Initiative
• Giralgeld
• Zinsen
• Europäische Zentralbank
• Immobilienmarkt
• Wirtschaftspolitik
• Banken
• Finanzmarkt
• Notenbanken

Fächer
• Gemeinschaftskunde, Politik
• Wirtschaft
• EWG

Klassenstufen
• ab Klasse 10e

Vier Geldbündel mit großen Euro-Scheinen. (Foto: Colourbox.com: iCreative3D)
Woher kommt eigentlich unser Geld? Der Film erklärt es Bild in Detailansicht öffnen
Sechs junge Leute sitzen in studentischem Ambiente. (Foto: HR/SWR/Hanspeter Michel)
Startup-Gründer haben kaum Chancen auf Kredite Bild in Detailansicht öffnen

Der Film in der Schule

„Geld regiert die Welt“ ist nur eine von vielen Redewendungen, die sich um das wichtige Thema Geld drehen. Dass Geld einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft und im Leben vieler Menschen einnimmt, steht außer Frage. Aber woher kommt das Geld? Und wer profitiert von dem vielen Geld, das in der Finanzwelt im Umlauf ist? Mit diesen und vielen weiteren Fragen wird das Finanzsystem im Film „Die große Geldflut“ unter die Lupe genommen.

Auch unsere Schüler werden mit zunehmendem Alter immer mehr zu aktiven Teilnehmern in unserem Wirtschafts- und Finanzsystem und müssen daher lernen, sich darin zurechtzufinden. Sie werden sich damit auseinandersetzen müssen, wie sie mit dem erworbenen/verdienten Geld umgehen und für welche Zwecke sie es wieder ausgeben und damit dem Geldkreislauf wieder zuführen wollen.

So ist es zum Beispiel für Schüler von essentieller Bedeutung zu wissen, welche Folgen ein geringer Zinssatz für das Anlegen ihres ersparten Geldes haben kann. Ebenso sollten Schüler wissen, was hinter Begriffen wie Kredit, Zinsverfall oder Giralgeld steckt, um das Finanzsystem, in dem wir leben, besser verstehen zu können. Zudem sollen die Gefahren aufgezeigt werden, die die derzeitige Entwicklung des Finanzsystems mit sich bringt, wie beispielsweise Käufe und Weiterveräußerungen von Firmen mit ihren Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Weiterhin gilt es auch die Abkopplung der realen Wirtschaft von der Finanzwirtschaft kritisch zu hinterfragen.

Bezug zum Bildungsplan

Für die Fächer Gemeinschaftskunde, Politik, Wirtschaft und EWG sehen die Bildungspläne für die Schüler vor, Kompetenzen im Bereich „Grundlagen der Wirtschaftpolitik“ zu erlangen. Ferner sollen die Schüler erkennen, welche Ziele staatliche Wirtschaftspolitik Deutschland, aber auch die EU verfolgt und inwiefern der Staat in das wirtschaftliche Geschehen eingreifen soll, kann oder muss.

Der Bildungsplan der Sekundarstufe II sieht in Baden-Württemberg weiterhin die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich der Formen des Marktversagens vor sowie die Forderung nach wirtschaftspolitischem Handlungsbedarf. Zusammenhänge zwischen Weltwirtschaft und Globalisierung, unter anderem im Hinblick auf internationale Finanzströme, sollen hierbei beleuchtet werden. Aufgrund der Komplexität und der Thematik eignet sich der Einsatz des Films ab Klasse 10 in der Realschule sowie in der Kursstufe der Sekundarstufe II. (Dies gilt für andere Bundesländer entsprechend.)

Tabellarischer Unterrichtsverlauf - Zeitbedarf: eine Doppelstunde oder zwei Einzelstunden
PhaseAktionenSozialformMedien
EinstiegBetrachtung/Lesen der Redewendungen zum Thema GeldPlenumMaterialblatt 1: Folie
HinführungPartnerinterview: Die Schüler interviewen sich gegenseitig zum Thema GeldPartnerarbeitArbeitsblatt 1:
Partnerinterview
Alternative (zu Einstieg und Hinführung)Klassenaktivität „Finde jemanden, der…“PlenumArbeitsblatt 2
Sicherung / VorwissenDie Fragen des Interviews werden kurz besprochen und dabei wird vor allem auf das Vorwissen der Schüler eingegangenPlenum
VorentlastungMögliche Vorentlastung einiger wichtiger Begriffe aus der Finanzwelt durch die LehrkraftPlenumMaterialblatt 2: Begriffsdefinitionen und Hintergrund im Wissenspool zur Sendung auf planet-schule.de
ErarbeitungÜberleitung zum Film, Austeilen des Arbeitsblatts 3, kurzes Einlesen, Ansehen des Films, Bearbeitung der FragenPlenum, EinzelarbeitArbeitsblatt 3
Fragen zum Film
SicherungBesprechungs- beziehungsweise Korrekturphase, gegebenenfalls Klärung der FragenPlenum
ErarbeitungAnschauen der Filmszene (07:59–11:20) Vertiefung des GeldschöpfungsprozessesEinzel- oder PartnerarbeitArbeitsblatt 4 (schweres Niveau)
Arbeitsblatt 5 (leichtes Niveau)
SicherungVorstellen und Austausch der ErgebnissePlenum
ErarbeitungÜberleitung zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik, Schüler bereiten eine Debatte vorGruppenarbeitArbeitsblatt 6
Eventuell zusätzlich Arbeitsblatt 7 (Hilfe)
SicherungDebatte wird vorgetragen Kurze Reflexion / UrteilsphasePlenum
AlternativeInternetrecherche „Vollgeld Initiative“Einzel- oder PartnerarbeitArbeitsblatt 8
SicherungDebatte wird vorgetragen Kurze Reflexion / UrteilsphasePlenum
HausaufgabeVorstellen der Hausaufgabe unter dem Thema Folgen/Auswirkungen der Finanzpolitik auf die ArbeitnehmerschaftArbeitsblatt 9
Arbeitsblatt 10
Infostand der Vollgeld-Initiative. (Foto: HR/SWR/Hanspeter Michel)
Vollgeld-Initiativen wollen, dass nur mit real vorhandenem Geld gearbeitet werden darf Bild in Detailansicht öffnen
Prof. Max Otte im Interview. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Prof. Max Otte bezeichnet die Geldvermehrung als „tickende Zeitbombe“ Bild in Detailansicht öffnen

Unterrichtsablauf

Der folgende Unterricht soll Schülern einen Einblick in das komplexe Thema des Finanzsystems geben. Unterstützt durch Aussagen verschiedener Experten aus dem Finanzsektor und anschauliche Erklärungen im Film „Die große Geldflut“, sollen den Schülern wichtige Informationen zur gegenwärtigen Finanzlage und der komplexen Materie Geld beziehungsweise Finanzen gegeben werden.

Aufgrund der Filmlänge von circa 30 Minuten empfehlen sich entweder eine Doppelstunde oder wahlweise auch zwei Einzelstunden. Darüber hinaus können auch weitere Stunden rund um die Thematik Finanz- oder Wirtschaftssystem angeknüpft werden.

Die Lehrkraft beginnt die Stunde mit einer Folie (Materialblatt 1), auf der mehrere Redewendungen auf den Begriff „Geld“ anspielen. Die Schüler lesen sich diese in Ruhe durch und überlegen, welchen sie zustimmen und welchen sie eher nicht zustimmen würden. Danach entscheiden sie sich für diejenige, die sie am zutreffendsten finden und belegen diese mit einem Beispiel. Der Austausch darüber soll im Plenum stattfinden.

Anschließend sollen die Schüler in einem Partnerinterview (Arbeitsblatt 1) sich gegenseitig Fragen zum Thema Geld stellen. Die Fragen handeln zum einem von der persönlichen Einstellung zum Geld und zum anderen beziehen sie sich auch auf eventuelles Vorwissen zur Thematik Geld und Finanzwesen. Vor allem das Vorwissen soll in einem kurzen Unterrichtsgespräch thematisiert werden.

Alternativ zu dem vorgeschlagenen Einstieg und der Hinführung kann eine Klassenaktivität zur Thematik Geld durchgeführt werden. Die Schüler bewegen sich im Raum und befragen ihre Mitschüler zu Aussagen rund ums Geld. Hierbei sollen sie gemäß dem Titel des Arbeitsblattes 2 ‚jemanden finden‘, der die jeweilige Situation bereits erlebt hat.

Nachdem das Vorwissen der Klasse abgefragt wurde, kann nun zum Film übergeleitet werden. Je nachdem, wie viel die Schüler bereits über die Thematik wissen, sollte die Lehrkraft einige Begriffe aus dem Finanzsektor mit der Klasse vor dem Betrachten des Films besprechen (Materialblatt 2). Weitergehende und ausführliche Erklärungen von Begriffen, die im Film verwendet werden, finden sich im Hintergrund zur Sendung „Die große Geldflut“.

Die Schüler erhalten, bevor der Film gestartet wird, ein Aufgabenblatt mit Fragen (Arbeitsblatt 3), das während des Films bearbeitet werden soll. Die Fragen nehmen direkten Bezug auf den Film und sollen durch Ankreuzen der richtigen Antwort bearbeitet werden. Nachdem der Film gezeigt wurde, können die Schüler in einer kurzen Murmelphase mit ihrem Partner die Antworten besprechen, bevor diese im Plenum gesichert werden.

Grafik zu Spekulationsgewinn. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Durch Firmenverkäufe und Spekulationen werden Milliarden verdient

Eine genauere Beleuchtung des Geldschöpfungsprozesses kann nun in einer weiteren Unterrichtsphase stattfinden. Dazu wäre es hilfreich, einen Teilausschnitt des Films noch einmal anzuschauen (Geldschöpfungsprozess Min. 07:59–11:20). Dieser Prozess der Geldschöpfung soll nun von den Schülern erklärt werden. Dies ist auf zwei Niveaustufen möglich. In Einzel-, aber auch in Partnerarbeit, soll nun mithilfe von einzelnen Begriffen der Geldschöpfungsprozess aufgezeigt werden (Arbeitsblatt 4). Eine leichtere Variante bietet ein Lückentext, in den die wichtigsten Begriffe eingetragen werden müssen (Arbeitsblatt 5).

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik kann nun mithilfe einer Pro- und Kontra-Debatte (Arbeitsblatt 6) durchgeführt werden. Je nach Leistungsstand der Klasse kann hierbei ohne oder mit Hilfen (Arbeitsblatt 7) gearbeitet werden. Am Ende der Debatte sollen die Schüler in der Lage sein, sich ein Urteil zu bilden und eine abschließende Entscheidung zu treffen.

Eine weitere Möglichkeit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, wäre eine Internetrecherche über die „Vollgeld-Initiative“ (Alternative). Die Schüler sollen auf deren Homepage Informationen über die Initiative sammeln und deren Argumentation beleuchten. Anhand eines Fragebogens (Arbeitsblatt 8) notieren sie die wichtigsten Standpunkte. Abschließend sollen die Schüler die Initiative bewerten beziehungsweise darüber urteilen, ob sie ähnliche Initiativen unterstützen würden.

Die Hausaufgabe bietet nun die Möglichkeit, sich mit den Folgen und Auswirkungen der gegenwärtigen Finanzpolitik für Arbeitnehmer auseinanderzusetzen. Ein Teil der Schüler kann sich hierbei überlegen, welche Forderungen Arbeitnehmer an ihr gegenwärtiges Unternehmen stellen können (Arbeitsblatt 9). Der andere Teil kann sich mit den Ängsten und Sorgen von Beschäftigten auseinandersetzen, deren Arbeitgeber von einem Großunternehmen aufgekauft wurde (Arbeitsblatt 10).

Methodische Überlegungen

Der Einstieg mit den unterschiedlichen Redewendungen über das Thema Geld versucht einen Zugang zur Lebenswelt der Schüler zu schaffen. Da alle Jugendlichen zwangsläufig einen Bezug zum Geld haben, dieses regelmäßig ausgeben und eventuell einen Teil davon sparen, wird es für die Schüler möglich sein, Gedanken und Meinungen zu den unterschiedlichen Formulierungen zu äußern. Durch das darauffolgende Partnerinterview sollen der eigene Umgang mit Geld und das Wissen über Geld reflektiert werden.
Das Materialblatt 2 bietet eine Übersicht über die im Film verwendeten Begriffe. Beim Abfragen des Vorwissens der Schüler über die Thematik im Anschluss an das Partnerinterview kann geklärt werden, welche Begriffe bereits bekannt sind und welche eventuell noch geklärt werden sollten.

Das Arbeitsblatt 2 dient der inhaltlichen Erarbeitung des Filmes. Es ist durch Ankreuzen von Multiple-Choice Aufgaben so konzipiert, dass es während des Filmes bearbeitet werden kann. Die Schüler sollten daher in der Lage sein, dem filmischen Geschehen zu folgen. Vor dem Betrachten des Films sollte allerdings Zeit zum Durchlesen der Aufgabe gegeben werden, damit im Vorfeld klar wird, worauf während des Betrachtens zu achten ist.

Die Arbeitsblätter 6 und 7 dienen der kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik. Mit der Methode der Debatte soll eine Diskussion über Vor-und Nachteile eines niedrigen Leitzinses stattfinden. Das Einhalten bestimmter Spielregeln ist bei der Debatte besonders wichtig.

Gruppen werden durch das Zufallsprinzip gebildet, da es nicht um die eigene Meinung geht, sondern darum, Begründungen für einen Standpunkt vorzutragen. Die Gruppen arbeiten ihre Standpunkte aus und begründen diese. Weiterhin sollen sich die Gruppen Strategien überlegen, wie sie Gegenargumente widerlegen können. Eine Gesprächsleitung muss für die Debatte bestimmt werden. Ihre Aufgabe umfasst das Eröffnen und Schließen der Debatte und das Einhalten der Gesprächsregeln.
Die Hausaufgabe (Arbeitsblätter 9 und 10) gibt die Möglichkeit, sich in die Lage der von der gegenwärtigen Finanzpolitik Betroffenen hineinzuversetzen, um die Empathiefähigkeit der Schüler zu schulen.

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Lena Kubin