Screenshot aus der Sendereihe "Dichter dran" (Foto: WDR)

Dichter dran: Schriftsteller der deutschen Literatur | Unterricht

Stand
Künstler/in
Heidi Kull

Hinweise für den Unterricht

Ein Interview mit Goethe oder Schiller, eine Analyse von Thomas Manns Verhältnis zur Politik oder ein Rollenspiel zu Kafkas zerbrechender Verbindung mit Felice Bauer – die Unterrichtsmaterialien zur Reihe "Dichter dran!" bieten ganz unterschiedliche Vorschläge, wie die Filme im Unterricht genutzt werden können. Da die Filme ähnlich aufgebaut sind, lässt sich ein Großteil der Vorschläge für alle Dichter umsetzen. Dies ermöglicht auch den Vergleich zwischen Autoren.

Interview mit einem Dichter

Die Schülerinnen und Schüler bereiten auf Basis des Films und ergänzender Recherchen ein fiktives Interview mit einem der Autoren für eine heute erscheinende Zeitschrift, ein Zeitungsmagazin oder eine TV-Talkshow vor. Diese Aufgabe kann entweder für einen der Dichter bearbeitet werden oder für mehrere im Vergleich.

Der Kurs wird in Gruppen aufgeteilt. Die Schüler einer Gruppe entscheiden sich, ob sie das Verhältnis des Dichters zu Autoritäten oder zur Gesellschaft im Interview thematisieren wollen oder seine Einstellung zu Liebe und Geschlechterrollen. Anschließend sehen sie den Film. Der Themenkomplex "Verhältnis zu Autoritäten und Gesellschaft" wird in allen Filmen und für jeden Dichter ausführlicher angesprochen. Für das Thema "Einstellung zu Liebe, Frauen und Geschlechterrollen" sollten die Schülerinnen und Schüler je nach Autor noch eigene Recherchen ergänzend heranziehen.

Aus den Informationen entwerfen sie zunächst eine Rollenkarte für den Dichter oder die Dichterin: Was denkt er oder sie zu dem ausgewählten Thema? Was hat ihn oder sie in der Hinsicht beeinflusst? Die Schülerinnen und Schüler können das Interview als Magazin-Text inklusive Foto und passendem Layout gestalten oder als kurzen Film (maximal vier Minuten) aufzeichnen.

Die Arbeitsmaterialien bieten die Aufgabenstellung sowie eine Rollenkarte ausformuliert für jeden der Dichter. Zusätzlich erhalten die Schülerinnen und Schüler Tipps zur Interviewführung im Infoblatt "Interview".

Dichter(n) auf der Spur

Anhand von Textbeispielen vertiefen die Schülerinnen und Schüler verschiedene thematische Schwerpunkte. Dabei liegen für alle Dichterinnen und Dichter Textauszüge zum Themenkomplex „Verhältnis zu Obrigkeiten und Autoritäten – Haltung zu gesellschaftlichen und politischen Themen“ vor. Damit lassen sich alle Autorinnen und Autoren bei Bedarf in ihrer Haltung zu dieser Frage auch vergleichend betrachten.

Zu Fontane, Goethe, Heine, Kafka, Keun, Mann und Schiller liegen außerdem Texte zum Thema „Liebe und Geschlechterrollen“ vor.

In den Filmen über Büchner, Fontane, Hesse, E.T.A. Hoffmann, Kleist und Lessing kommt die poetologische Fragestellung stärker zum Tragen. Daher werden zu diesen Autoren auch jeweils passende Texte angeboten, in denen sie auf ihre Haltung zum Schreiben oder ihre Rolle als Dichter eingehen. Auch hier lassen sich jeweils Vergleiche zwischen den Dichtern ziehen.

Dichter reloaded: Abiturvorbereitung

Die Filme lassen sich gut auch zur thematischen Revision kurz vor dem Abitur einsetzen. Dafür eignet sich die Think-Pair-Share-Methode: Die Schülerinnen und Schüler teilen sich möglichst gleichmäßig in sechs Gruppen auf und achten beim Ansehen eines Films auf unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Ihre Notizen zum Film ergänzen sie durch Vorwissen aus dem Unterricht oder eigene Recherche. Anschließend tauschen sie sich mit Mitschülern, die das gleiche Thema bearbeitet haben, über die Inhalte aus. Danach bilden sie Gruppen, in denen alle sechs Schwerpunkte vertreten sind, und erstellen eine gemeinsame Mindmap. Auch diese Aufgabe kann für jeden der Dichter angewandt werden.

Dichter im Visier: Einzelaufgaben zu den Autoren

Büchner

Die Film zeigt, in welcher Deutlichkeit sich Büchner im Flugblatt „Der Hessische Landbote“ zu den gesellschaftlichen Verhältnissen im 19. Jahrhundert äußert. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit den Gedanken der Literaturepoche des Vormärz und analysieren Büchners „Der Hessische Landbote“. Sie gestalten selbst ein aktuelles Flugblatt und diskutieren, wie weit Gesellschaftskritik gehen sollte.

Fontane

Schreiben war eine Leidenschaft für Fontane, das wird im Film deutlich. Eine Leidenschaft, die sich nicht nur in literarischen, sondern auch journalistischen Texten äußerte. Die Schülerinnen und Schüler verfassen selbst Texte aus Fontanes Tätigkeitsgebieten. Sie beschäftigen sich dabei mit realistischer Literatur und gleichen ihre eigene Vorstellung von realistischem Erzählen mit der Vorstellung Fontanes ab.

Goethe

In dem Film wird der Fall einer Kindsmörderin thematisiert, über deren Leben Goethe entscheiden muss. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln in Partnerarbeit einen fiktiven Dialog zwischen Goethe und seiner Figur Iphigenie über den betreffenden Fall und stellen diesen Dialog als szenisches Gespräch vor.

Heine

Der Film zeigt, wie sehr sich Heinrich Heines Verhältnis zum Thema Liebe im Laufe der Jahre verändert hat. Die Schülerinnen und Schüler teilen sich in Gruppen auf und schauen sich den Film unter der Fragestellung an, was Liebe für den jungen Heine bedeutete – und was für den alten. Ihre Erkenntnisse aus dem Film können die Schüler durch eigene Recherchen ergänzen und zum Beispiel nachsehen, ob Sie aufschlussreiche Gedichte oder Briefe zu dem Thema finden. Dafür können sie online beim Heinrich-Heine Portal recherchieren. Die Ergebnisse werden im Plenum vorgestellt. Daran kann sich optional noch eine Diskussion anschließen, wie die Schüler selbst Liebe definieren – und welche Vorstellung sie davon haben, wie sich die Sicht auf die Liebe im Alter ändert.

Hesse

Im Film wird hervorgehoben, dass Hesse sich selbst als unangepassten Außenseiter wahrnahm und sich sein ganzes Leben lang im Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Anpassung bewegte. Das bereitete ihm immer wieder Probleme und führte sogar in die Depression. Die Schülerinnen und Schüler schlüpfen in die Rolle Hesses oder seines Psychotherapeuten, schreiben ein Gespräch auf und präsentieren es in einem Rollenspiel. Sie diskutieren über Vor- und Nachteile von Alleinsein und Gemeinschaft sowie die Grenze zur Krankheit.

Hoffmann

Wie der Film zeigt, prägten neben der Literatur auch andere Künste das Leben von E.T.A. Hoffmann. Ein Leben, das von vielen Veränderungen und Brüchen geprägt war. Die Schülerinnen und Schüler analysieren die Auswirkungen von Hoffmanns Kunstvielfalt und Lebensveränderungen auf seine Literatur und setzen sich mit der „Progressiven Universalpoesie“ auseinander. Sie überlegen, was ein Universalkünstler heute machen würde und entwickeln einen YouTube-Film über diesen Künstler.

Eine Grafik zeigt den Oberkopf eines Mannes, darauf drei Phantasiefiguren (Foto: WDR/Heidi Kull)
Kafkaeske Gedankenwelten werden sichtbar

Kafka

Der Film zeigt deutlich, welche Bedeutung das Zusammentreffen von Kafka und Felice Bauer im Askanischen Hof für den Autoren hatte. Die Schüler schauen den Film an, notieren alles, was sie dort zu diesem Thema erfahren oder selbst noch recherchieren, um ein Rollenspiel vorzubereiten. Vier Schüler übernehmen die Rollen von Kafka, Felice Bauer, ihrer Schwester Erna und Grete Bloch, ein/e weitere/r führt Regie. Die einstudierte Szene spielen sie den Mitschülerinnen und Mitschülern vor. Alle diskutieren: Was mag Kafka gefühlt haben? Was Felice? Was finden Sie eventuell in dem Text "Der Prozess" wieder?

In dem Film wird hervorgehoben, wie sehr Kafka begeistert war von der neuen Technik seiner Zeit. Die Schüler sehen den Film und schreiben auf, für welche Errungenschaften Kafka sich interessierte und was sie über seine Weltsicht erfahren. Anschließend überlegen sie sich, wie es wäre, wenn wir unsere Welt heute mit Kafkas Augen sehen würden. Sie schreiben einen Text darüber, welche technischen Errungenschaften Kafka interessieren könnten – und wie sich diese "kafkaesk" entwickeln.

Irmgard Keun

Was ist eine moderne Frau? Im Werk der Autorin Irmgard Keun war das ein zentrales Thema. Der Kurs achtet beim Anschauen des Films besonders auf diese Fragestellung. In Partnerarbeit stellen die Schüler das Frauenbild damals und ihr eigenes Frauenbild heute in zwei Mindmaps gegenüber. Zusätzlich können Collagen mit Fotos von Frauen entstehen, die aus Sicht der Lernenden einen modernen Lebensstil symbolisieren.

Kleist

Im Film wird beschrieben, dass das Scheitern und die ständige Suche nach dem Sinn das Leben Heinrich von Kleists prägten. Die Schülerinnen und Schüler überlegen zum Einstieg, was Scheitern für Jugendliche heute bedeutet. Dafür nutzen sie die Methode des stummen Schreibgesprächs. Je nach Situation im Kurs kann das Schreibgespräch in Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden. Anschließend sehen sie den Film und erfahren mehr über das Scheitern in Kleists Biografie. Sie begründen, welche Projekte sie selbst an der Stelle des Dichters weiterverfolgt hätten. Anschließend analysieren sie, warum Kleist in keine literarische Epoche passt. Danach erarbeiten sie die szenische Lesung einer passenden literarischen Textstelle aus Kleists Werk und stellen diese im Plenum vor.

Lessing

Im Film wird beschrieben, wie sich die aufklärerischen Prinzipien „Vernunft“ und „Toleranz“ durch Lessings Werke ziehen. Die Schülerinnen und Schüler analysieren einen literarischen Text Lessings aus dem aktuellen Unterrichtskontext in dieser Hinsicht. Sie recherchieren einen frei wählbaren aktuellen politischen Konflikt, in dem gegen Vernunft und Toleranz im Sinne Lessings verstoßen wird und formulieren einen YouTube-Kommentar oder Zeitungskommentar. Abschließend werden Lösungsvorschläge diskutiert.

Thomas Mann

Im Film wird Hanno Buddenbrook als verzerrtes Spiegelbild von Thomas Mann präsentiert. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich in Partnerarbeit damit auseinander, wie Hanno im Roman "Buddenbrooks" charakterisiert wird, und suchen nach Parallelen und Unterschieden zu Thomas Manns eigener Biografie.

Schiller

In dem Film wird Schiller nicht nur als Dichter, sondern auch als Rebell porträtiert. Die Schülerinnen und Schüler definieren zunächst, was aus ihrer Sicht ein Rebell ist. Anschließend schauen sie den Film an und notieren, was Schiller zum Rebellen gemacht hat – und was zu seiner Zeit überhaupt ein Rebell war. Im Plenum diskutieren sie die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten. Optional kann die Lehrkraft die Aufgabe noch vertiefen, und lässt die Schüler analysieren, inwiefern "Kabale & Liebe" als rebellischer Text gesehen werden kann. Anschließend werden Kleingruppen gebildet: Darin überlegen die Schüler, was für eine Art von Rebell Schiller heute sein könnte und wie er seine Rebellion ausdrücken würde: Mit welchen Themen aus Politik, Gesellschaft und Kultur würde er sich auseinandersetzen und welche Position würde er einnehmen?

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