Karte des Römischen Reiches (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Das Römer-Experiment

Wie erobern die Römer die Welt? | Hintergrund

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Kann man in Sandalen ein Weltreich erobern? Eine eigentlich plausible Frage, wenn man sich die leichten Riemchenschuhe der römischen Legionäre ansieht. Damit sollen sie über die Alpen gezogen sein, durch Wüsten, Wälder und Sümpfe, über hunderte, ja tausende Kilometer? Grund genug für ein ausführliches Experiment: Eine Truppe „Hobby-Römer“ testet unter wissenschaftlicher Aufsicht die Ausrüstung der Legionäre – und nicht nur das Schuhwerk. Auch die Waffen – von Pilum und Schild bis zum Katapult – werden unter die Lupe genommen. Der Film geht der Frage nach, was die Römer so überlegen machte, dass sie über Jahrhunderte ein Weltreich beherrschen konnten. Und dabei spielte nicht nur die Waffen- und Kampftechnik eine Rolle: Organisation und Disziplin innerhalb der Legionen waren ebenso bedeutsam wie das Alltagsleben der Soldaten. Unterwegs waren sie Selbstversorger - das belegen die mitgeführten Handmühlen, mit denen sie sich selbst das Mehl für ihr tägliches Brot mahlen mussten.

Platz vor der Principa (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Platz vor der Principa in einem römischen Kastell

Naturwissenschaftler des Fraunhofer-Instituts in Kandern begleiten die wissenschaftlichen Waffen-Experimente. Sie messen mit modernsten Methoden die Durchschlagskräfte, Geschwindigkeiten und Reichweiten der antiken Waffen. Mit erstaunlichen Ergebnissen: Der Pfeil eines römischen Scorpio-Geschützes durchschlägt einen aufwändigen, mehrschichtigen Schild römischer Bauart beinahe ungebremst. Der Träger hatte bei einem Treffer keine Überlebenschance. Auch das Pilum, der standardisierte Wurfspeer der Römer, war eine extrem effektive Waffe. Aus einer Entfernung von ca. 20 Meter geworfen durchschlug auch er den Schild des Gegners, blieb aber darin stecken und machte den Schild schwer und unhandlich.

Mann wirft Pilum auf römischen Schild (Foto: Peter Prestel)
Die Durchschlagskraft des Pilum wird getestet

Die Sandalen schnitten im Test ebenfalls gut ab. Durch die genagelte Sohle waren die Schuhe im Gelände sehr griffig und durch die Schnürung ließen sie sich gut an den Fuß des Trägers anpassen. Im Winter konnte man dicke Socken oder Fußlappen anlegen, man weitete einfach die Schnürung. Die Testläufer im Film waren nach einer kurzen Eintragezeit sehr zufrieden mit dem Schuhwerk, das man heute als „Multifunktionsstiefel“ verkaufen würde. Die Römer waren schon sehr praktisch veranlagt…

Die römische Sandale, die Caliga wird von einem Schuster geschustert (Foto: Peter Prestel)
Die römische Sandale, die Caliga Bild in Detailansicht öffnen
Beine von Läufern mit Caliga auf dem Fußballplatz (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Die römische Caliga muss sich in unterschiedlichsten Laufsituationen bewähren Bild in Detailansicht öffnen

Die waffentechnische Überlegenheit war aber nur ein Erfolgsrezept der Eroberer. Sie konnten auf eine klare Organisationsstruktur bauen. Befehl und Gehorsam und absolute Disziplin machte die Berufsarmee zu einer leicht zu dirigierenden Einheit. Die bestand in der Zeit der germanischen Eroberung aus Profis, die sich für 25 Jahre verdingt hatten. Der Aufbau der römischen Legionen ist heute noch Vorbild für die Befehlsstrukturen einer modernen Streitmacht. Hatte ein Legionär ausgedient, bekam er Geld und ein Stück Land zugewiesen, oft in Grenzregionen. So wurde das eroberte Gebiet römisch konsolidiert und mit kampferprobten Veteranen durchsetzt, die die römische Lebensart auszubreiten und zu verteidigen wussten, natürlich in den bewährten Sandalen.

Katapulte bei Nacht mit brennender Munition (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Am meisten gefürchtet: das Katapult

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planet schule