Spielszene mit mehreren Kelten. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Das Kelten-Experiment

Wie kämpften die Kelten? | Hintergrund

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Wie kämpften die Kelten?

Der keltische Krieger ist ein Individualist, in seiner Kampfkleidung wie in seiner Kampfweise. Stehende Heere wie bei den Römern kennen die Kelten nicht. Anführer scharen ihren Clan um sich, bei größeren Kriegszügen organisieren sich mehrere Clans zu einer Streitmacht. Durch ihre Kühnheit beeindrucken sie die Großmächte der damaligen Zeit.
Aber nicht nur dadurch: Gleichermaßen geschätzt wie gefürchtet waren ihre Schwerter. Eisen war das Hightech-Material der keltische Epoche, die von Wissenschaftlern deshalb auch als „Eisenzeit“ bezeichnet wird. Die Kelten beherrschten die ganze Produktionskette vom Erzabbau bis hin zum kunstvoll verzierten Schwert oder dem damals sehr begehrten Kettenhemd, übrigens eine keltische Erfindung. Die Kelten waren Meister der Eisenbearbeitung. Wie gut sie waren, versuchen Archeotechniker in einem Schmiedeexperiment herauszufinden: Sie wollen wissen, warum die keltischen Schwerter denen ihrer Feinde überlegen waren, auch denen der Römer.

zwei Krieger der Kelten-Truppe (Foto: SWR)
Die "Individualisten" unter den Kriegern der Antike - die Kelten

Um sich in kriegerischen Zeiten vor Angriffen zu schützen, sind keltische Siedlungen sehr oft befestigt. Dabei nutzten die Kelten günstige geographische Bedingungen, wie gut zu verteidigende Berglagen. So aufwändig die Befestigungsanlagen, so einfach waren dagegen ihre Häuser. Komfort oder Luxus sind den allermeisten Kelten fremd. Die Grabungsbefunde der keltischen Höhenfestung in Bundenbach (Hunsrück) versucht ein Computerspezialist möglichst realitätsnah in eine 3D Animation umzusetzen. Der Film verfolgt seine Arbeitsschritte von der Recherche bis zur fertigen 3D Rekonstruktion, die aus geografischen und archäologischen Daten eine Keltensiedlung wiederauferstehen lässt – zumindest virtuell...

Animierter Blick auf ein keltisches Dorf. (Foto: SWR / Faber Courtial)
Spektakulär gelegen und gut gesichert: die Höhensiedlung bei Bundenbach (Hunsrück) Bild in Detailansicht öffnen
Animation eines keltischen Dorfes aus der Luft. (Foto: SWR / Faber Courtial)
Bild in Detailansicht öffnen

Steckbrief „Höhensiedlung Bundenbach“

Bei Bundenbach im Hunsrück liegt auf einer spektakulären Anhöhe eine keltische Höhenburg. Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Trier in den Jahren 1971 bis 1974 belegen eine Besiedlung durch die keltischen Treverer vom 3. bis zum 1. Jahrhundert vor Christus. Diese Keltenburg wurde zunächst als leicht befestigte Höhensiedlung begründet; von ca. 170 v. Chr. an entstand dort was die Forscher eine Höhenburg nennen.

Pfostenschlitzmauer (Foto: SWR - Screenshot aus 3DBundenbach)
Detail aus 3D-Animation: Eine typisch keltische Pfostenschlitzmauer sichert die Höhenburg bei Bundenbach.

Anfangs nur leicht befestigt wurde die Siedlung später zu den Steilhängen hin mit einer einfachen, typisch keltischen Pallisadenmauer versehen. Zur leicht einnehmbaren Bergseite hin sicherten starke Mauern und ein vorgelagerter Graben die Siedlung.

Bei den Ausgrabungen in den 1970er Jahren wurden auf dem Bundenbacher Höhenzug 3600 Pfostengruben und ein Felsenkeller freigelegt. Anhand der Pfostengruben wurde die Lage und Anzahl der Gebäude innerhalb der Mauern bestimmt. Und in den 1980er Jahren wurde nach diesen Befunden unter der Leitung von Dr. Hans Nortmann vom Rheinischen Landesmuseum Trier ein Teil der Keltensiedlung nachgebaut.
Aus unzähligen Pfostenlöchern rekonstruierte man die Gebäude der Kelten. „Eingetiefte Pfosten trugen die Dächer der Häuser“, erklärt Hans Nortmann im Film, „dazwischen waren Wände aus Flechtwerk und Lehm“.

Neben den Wohnhäusern gab es auch Speicher zum Einlagern von Getreide. Zum Schutz vor Bodenfeuchtigkeit und Mäusen standen keltische Speicher auf Stelzen.

Die Grabungsergebnisse zeigen, dass die Höhenburg währende ihrer Besiedlung von Bränden heimgesucht und wieder aufgebaut wurde. Die letzte Bautätigkeit wurde für das Jahr 78 v. Chr. nachgewiesen. Danach wurde die Höhenburg aufgegeben – 20 Jahre bevor Caesar das Gebiet der keltischen Treverer dem Imperium Romanum einverleibte. Warum, ob durch Einfälle germanischer Stämme oder durch Machtkämpfte zwischen verschiedenen keltischen Clans kann bislang nur vermutet werden.

Links zur Höhenburg Bundenbach

1988 wurde das Freilichtmuseum Altburg eingeweiht und die Keltensiedlung kann besichtig werden.

Jährlich findet auf der Höhenburg ein keltisches Festival statt.

Hintergrundmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Das Kelten-Experiment | Hintergrund

Die Kelten waren kein homogenes Volk, sie waren – z.B. anders als die Römer – nie zentral organisiert, hatten keinen von allen akzeptieren „Führer“ oder gar einen Staat. Vielmehr lebten sie in verschiedenen Stämmen und Stammesverbänden, die sich oft auch untereinander bekriegten. Da sie keine Schriftkultur besaßen und uns bis auf wenige Inschriften keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen, ist die Wissenschaft auf die Funde und Rekonstruktionen der Archäologen angewiesen – oder auf die Schilderungen, die z.B. die Griechen und Römer uns hinterlassen haben. Die Bezeichnung Kelten kommt vom griechischen "keltoi", es heißt so viel wie "die Tapferen", "die Kühnen". Hekataois von Milet erwähnt gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr., dass nördlich der griechischen Kolonie Massalia (heute Marseille) „keltoi“ lebten. Caesar berichtet über die Bewohner Galliens, dass sie sich in ihrer Sprache „Celtae“ nennen. Viele griechische und römische Berichte reduzierten die keltischen Völker jedoch auf blutrünstige Barbaren, die grausame Opferriten pflegten. Was kein Wunder ist, denn spätestens seit den keltischen Überfällen auf Rom und Delphi waren die europäischen Nachbarn nicht besonders gut auf die Kelten zu sprechen.

Wie die Kelten sich selbst wahrnahmen, darüber gibt es keine Überlieferungen.

Alle Themen zum Schwerpunkt Das Kelten-Experiment

Wie kämpften die Kelten?

Der keltische Krieger ist ein Individualist, in seiner Kampfkleidung wie in seiner Kampfweise. Stehende Heere wie bei den Römern kennen die Kelten nicht. Anführer scharen ihren Clan um sich, bei größeren Kriegszügen organisieren sich mehrere Clans zu einer Streitmacht. Durch ihre Kühnheit beeindrucken sie die Großmächte der damaligen Zeit.
Aber nicht nur dadurch: Gleichermaßen geschätzt wie gefürchtet waren ihre Schwerter. Eisen war das Hightech-Material der keltische Epoche, die von Wissenschaftlern deshalb auch als „Eisenzeit“ bezeichnet wird. Die Kelten beherrschten die ganze Produktionskette vom Erzabbau bis hin zum kunstvoll verzierten Schwert oder dem damals sehr begehrten Kettenhemd, übrigens eine keltische Erfindung. Die Kelten waren Meister der Eisenbearbeitung. Wie gut sie waren, versuchen Archäotechniker in einem Schmiedeexperiment herauszufinden: Sie wollen wissen, warum die keltischen Schwerter denen ihrer Feinde überlegen waren, auch denen der Römer.

Um sich in kriegerischen Zeiten vor Angriffen zu schützen, befestigten die Kelten ihre Siedlungen häufig. Dabei nutzten die Kelten günstige geographische Bedingungen, wie gut zu verteidigende Berglagen. So aufwändig die Befestigungsanlagen der Kelten, so einfach waren dagegen ihre Häuser. Komfort oder Luxus sind den allermeisten Kelten fremd. Die Grabungsbefunde der keltischen Höhenfestung in Bundenbach (Hunsrück) versucht ein Computerspezialist möglichst realitätsnah in eine 3D-Animation umzusetzen. Der Film verfolgt seine Arbeitsschritte von der Recherche bis zur fertigen 3D-Rekonstruktion, die aus geografischen und archäologischen Daten eine Keltensiedlung wiederauferstehen lässt – zumindest virtuell...

Das Kelten-Experiment SWR Fernsehen

Wie lebten die Kelten?

In der Spätzeit der Kelten entstanden die ersten „Großstädte“ nördlich der Alpen, die sogenannten „oppida“. Das waren wie – zum Beispiel bei Manching oder Heidengraben – gewaltige Siedlungen mit kilometerlangen Wallanlagen für mehrere Tausend Menschen. In diese späte Zeit der Kelten fällt ein weiteres neues Phänomen: die sogenannte. „Viereckschanze“. Wurde sie früher als Kultstätte interpretiert, so ergaben neueste Forschungen, dass es sich um den Mittelpunkt einer kleineren Siedlungsgemeinschaft handelte. Neben den großen oppida gab es also weiterhin die normalen Dorfgemeinschaften.
Die archäologischen Befunde einer Viereckschanze am Ipf bei Bopfingen liefern die Pläne, nach denen eine solche Keltenschanze wieder aufgebaut wird – von einer Kelten-Truppe unter wissenschaftlicher Anleitung. Dabei erfährt man im Film einiges über die Bauweise und das Leben dort: So wurden zum Beispiel angekohlte Stämme verbaut, damit das Holz im feuchten Boden nicht faulte. Die Dächer wurden mit Holzschindeln gedeckt, da diese viel widerstandsfähiger waren, als die bisher vermutete Reetdeckung. Die Frauen bauten innerhalb des vier Meter hohen Walls, der die kleine Siedlung umgab, Kräuter und Getreide zur Selbstversorgung an. Und es gab einen „Kultbaum“ – ist der süddeutsche Maibaum also eine keltische Erfindung? Eine besondere Stellung in der keltischen Gesellschaft kam den Druiden zu: Sie hatten kultische Aufgaben und verfügten auch über medizinisches Wissen. Bis heute ranken sich viele Mythen um die Druiden. Der Film beleuchtet, was man eigentlich über sie weiß und welche Rolle sie im Sozialgefüge der Clans spielten.

Das Kelten-Experiment SWR Fernsehen

Das Kelten-Experiment | Hintergrund

Die Kelten waren kein homogenes Volk, sie waren – z.B. anders als die Römer – nie zentral organisiert, hatten keinen von allen akzeptieren „Führer“ oder gar einen Staat. Vielmehr lebten sie in verschiedenen Stämmen und Stammesverbänden, die sich oft auch untereinander bekriegten. Da sie keine Schriftkultur besaßen und uns bis auf wenige Inschriften keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen, ist die Wissenschaft auf die Funde und Rekonstruktionen der Archäologen angewiesen – oder auf die Schilderungen, die z.B. die Griechen und Römer uns hinterlassen haben. Die Bezeichnung Kelten kommt vom griechischen "keltoi", es heißt so viel wie "die Tapferen", "die Kühnen". Hekataois von Milet erwähnt gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr., dass nördlich der griechischen Kolonie Massalia (heute Marseille) „keltoi“ lebten. Caesar berichtet über die Bewohner Galliens, dass sie sich in ihrer Sprache „Celtae“ nennen. Viele griechische und römische Berichte reduzierten die keltischen Völker jedoch auf blutrünstige Barbaren, die grausame Opferriten pflegten. Was kein Wunder ist, denn spätestens seit den keltischen Überfällen auf Rom und Delphi waren die europäischen Nachbarn nicht besonders gut auf die Kelten zu sprechen.

Wie die Kelten sich selbst wahrnahmen, darüber gibt es keine Überlieferungen.

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planet schule