Collage Bannerbild (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Das Barock-Experiment

Fürstenherrlichkeit | Unterricht

Stand
Autor/in
Thomas Schmid

Methodisch-didaktische Hinweise

Bezug zu den Bildungsplänen

Zu den explizit erwähnten Themenbereichen der Bildungspläne des Faches Geschichte zählen der „Aufbau von Staaten und ihrer Herrschaftsstrukturen“ sowie die „Lebens- und Wirtschaftsformen in der Vergangenheit“. Für die Klassenstufen 7/8 bildet das Themenfeld „Absolutismus“ einen besonderen inhaltlichen Schwerpunkt. Die Schülerinnen und Schüler sollen zum Beispiel - bezogen auf dieses Zeitalter des Barock - den Aufbau absolutistischer Staaten erläutern können. Sie sollen sich dabei mit den Arbeitsbegriffen „Absolutismus in Süddeutschland‘ und ‚Aufklärung“ vertraut machen.

Der Film „Fürstenherrlichkeit“ wird diesen curricularen Anforderungen in besonders anschaulicher Weise gerecht. Die gewählten Beispiele Karlsruhe (Stadtgründung) und Schwetzingen (Gartengestaltung) stellen die Merkmale barocker Herrschaftsformen mehr als deutlich dar. Anhand der Herstellung des stilprägenden Stuckmarmors erhalten die Jugendlichen zudem Einblick in eine der bedeutendsten Handwerkskünste jener Zeit.

Unterrichtsablauf

Am Beginn der Stunde werden die beiden Luftaufnahmen von Karlsruhe und Schwetzingen nacheinander gezeigt (Info-Blatt). Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst nur beschreiben, was sie sehen. Im weiteren Verlauf des Klassengesprächs werden vor allem die Gemeinsamkeiten der beiden Anlagen betont: die geometrischen Grundformen, die Präzision der Elemente, deren symmetrische Ausrichtung. Man kann die Schülerinnen und Schüler raten lassen wo die Fotos gemacht wurden und aus welcher Zeit die Stadt, die Schlösser und Gärten wohl stammen. Danach sollte ein kurzer informierender Lehrervortrag mit der Einführung des Begriffs „Barock“ und die Überleitung zum Film folgen.

Saal im Karlsruher Schloss (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Es ist nicht alles Marmor, was glänzt...

Anschließend verteilt die Lehrkraft Arbeitsblatt 1 zu den wesentlichen Merkmalen des barocken Zeitalters, welches die Schülerinnen und Schüler während des Betrachtens des Films ausfüllen. Danach folgt eine Kontrolle im Klassenplenum.

Herstellung von Stuckmarmor. (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Stuckmarmor wirkt wie echter Marmor

Daraufhin werden die beiden vertiefenden Lückentexte zur Stadtgründung Karlsruhe (Arbeitsblatt 2) und zur Schlossgartengestaltung Schwetzingen (Arbeitsblatt 3) vor- und zur Wahl gestellt. Die Schülerinnen und Schüler sollen entscheiden können, mit welcher Thematik sie sich tiefer gehend beschäftigen wollen. Im Anschluss daran, wäre eine Austauschphase in Teams denkbar. Je nach fortgeschrittener Zeit kann nun Arbeitsblatt 4 (Herstellung von Stuckmarmor) als wiederholende Vertiefung bearbeitet werden. Die Aufgabe zum Barock-Begriff erweitert außerdem das historische Verständnis der Klasse.

Schwetzinger Schlossgarten mit Schloss. (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Barockes Kleinod: der Schwetzinger Schlossgarten

Die beiden Kreativ-Aufgaben (Arbeitsblätter 5 und 6) bieten sich als Hausaufgabe an. Die Schülerinnen und Schüler können auf Grundlage der neu gewonnen Erkenntnisse eine eigene Barock-Stadt beziehungsweise einen barocken Garten entwerfen, um ihre „Werke“ in der Folgestunde zu präsentieren.

Methodische Erläuterungen

Die Eingangssituation bietet einen hohen optischen und somit motivationalen Reiz. Die Luftaufnahmen von Karlsruhe und Schwetzingen wirken überraschend und originell und ermöglichen eine klare Überleitung zum Thema der Stunde. Zunächst sollten sich die Schülerinnen und Schüler frei äußern können, bevor durch geschicktes Fragen auf die stilprägende Phänomene aufmerksam gemacht wird.

Arbeitsblatt 1 dient dann dem Erwerb grundsätzlichen Fachwissens. Es wird als inhaltliche Basis für die weiterführenden Aufgaben genutzt. Im weiteren Verlauf des Unterrichts werden den Schülerinnen und Schülern Wahlmöglichkeiten zur Festigung (Arbeitsblätter 2 und 3 – Lückentexte) und zur Anwendung erworbenen Wissens (Arbeitsblätter 5 und 6 – Gestaltungsaufgaben) geboten. Dies dient einerseits der Individualisierung und Differenzierung des Lernens, hat aber auch stets eine motivierende Komponente.

Aufgrund des für die Epoche stilprägenden Charakters des Stuckmarmors wird ausdrücklich auf Arbeitsblatt 4 verwiesen, mit dessen Hilfe sich die Schülerinnen und Schüler nochmals eingehend mit dieser Handwerkskunst beschäftigen. Zudem wird der Begriff „Barock“ etymologisch geklärt.

Alle Themen zum Schwerpunkt Das Barock-Experiment

Fürstenherrlichkeit

Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. war mit eindrucksvollem Beispiel vorangegangen und hatte sich in Versailles ein prachtvolles Schloss bauen lassen. Es sollte seinen absoluten Herrschaftsanspruch weithin sichtbar manifestieren. Die barocken Herrscher östlich des Rheins wollten ihm da nicht nachstehen und so bauten auch sie neue Residenzen im neuen Stil. Und das nicht zu knapp: So gab es zum Beispiel allein im Südwesten Deutschlands 250 selbstständige Territorien – Fürsten-, Herzogtümer und Grafschaften –, in denen das Barock seine Spuren hinterließ. Das Barock war auch eine Zeit des Aufbruchs nach den langen dunklen Jahren des verheerenden Dreißigjährigen Krieges. 1715 ließ der Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach den Grundstein für seine neue Residenz legen: Karlsruhe – ein prächtiges Schloss und eine neue Stadt, deren Straßen sich wie ein Fächer vom Schloss aus entspannten. Der Film gibt Einblicke in die barocke Stadtplanung, Architektur und Ingenieurskunst und geht dem barocken Ideal der „dressierten“ Natur nach. In Rekonstruktionen und Spielszenen vermittelt er auch das besondere Lebensgefühl an den absolutistischen Höfen.
Bei einem Experiment kommen wir dem Geheimnis des Stuckmarmors auf die Spur: Mit diesem „Scheinmarmor“ wollten Barockbaumeister die Natur nachempfinden, aber auch nach ihrem Geschmack „gestalten“.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

Himmelsbühnen für die Kirchen

„Den Himmel in die Kirche holen“ – so die Aufgabe, der sich Baumeister, Handwerker und Maler im Barock mit Ideenreichtum und großer Kunstfertigkeit hingaben. Aber wie gelangt das Licht des Himmels in die Kirche? Oder zumindest die Illusion davon? Diese Frage beantwortet der Film unter anderem in einem Experiment: Die Straßenmalerinnen Vanessa und Lydia Hitzfeld nutzen die im Barock so beliebte optische Täuschung („trompe l’œil“) für ihre Street-Art und zeigen, nach welchen Prinzipien sie funktioniert. Auf dem Vorplatz des barocken Klosters Bad Schussenried stellen sie sich ihrer Aufgabe: Sie sollen die fiktive Unterwelt des Klosters auf das Pflaster malen.
Die Kirchen und Klöster an der Oberschwäbischen Barockstraße – wie das Kloster Bad Schussenried – sind Inbegriff der Gegenreformation. Ganz bewusst setzten die Baumeister und ihre katholischen Auftraggeber auf Prunk und Reichtum im Kirchenraum – als Antithese zum Puritanismus der Reformatoren. Die prächtige Architektur mit ihren vielfältigen optischen Tricks sollte auch dazu beitragen, die Gläubigen in der katholischen Kirche zu halten oder Skeptiker zurückzugewinnen. Auch deshalb zeigten sich Bischöfe und kirchliche Würdenträger als spendable Mäzene der barocken Baukunst.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

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Thomas Schmid