Collage Bannerbild (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Das Barock-Experiment

Staatsdiener | Unterricht

Stand
Autor/in
Thomas Schmid


Themen
• Barock
• Militär
• Soldaten
• Schanzanlage
• Schanze
• Gersbach
• Beamtentum
• Festungsstadt
• Neuf Brisach

Fächer
• Geschichte
• WZG (Welt – Zeit – Gesellschaft)

Klassenstufen
• ab Klasse 7

Fächeranbindung und Kompetenzen

Die Leitgedanken der Bildungspläne des Faches Geschichte nennen übergeordnete Ziele historischen Lernens: „Der Geschichtsunterricht ermöglicht Schülerinnen und Schülern, sich mit den politischen, wirtschaftlichen, …gesellschaftlichen … Bedingungen zu beschäftigen, in deren Rahmen die Menschen in der Vergangenheit ihr Leben gestalteten. In ihm eröffnet sich die Chance für Heranwachsende, sich darüber klar zu werden, dass der Mensch und die ihn umgebende Welt nur aus der Geschichte heraus zu erklären und zu begreifen sind. … Der Geschichtsunterricht im Sine historischer Bildung schafft die Voraussetzung für historisches Fachwissen. Dies benötigen junge Menschen, um als mitdenkende und aktiv handelnde Staatsbürgerinnen und Staatsbürger unserer komplexe Welt verstehen, beurteilen, kritisch betrachten … zu können.“ (Bildungsplan 2004 - Baden-Württemberg)

Genau hier setzt der hier beschriebene Unterricht für Klasse 7 oder 8 an. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Möglichkeit erhalten, das aus dem Film gewonnene Wissen zum Soldatenleben im Barockzeitalter zu nutzen, um daraus ein persönliches Werturteil in Form einer Entscheidungsempfehlung zu generieren.

Unterrichtsablauf

Am Anfang dieses Geschichtsunterrichts liest die Lehrkraft den Dialog zwischen den Freunden Friedrich und Karl (Infoblatt) vor und wartet auf Reaktionen aus der Klasse. Erfahrungsgemäß äußern sich Schülerinnen und Schüler spontan, wenn ein Impuls offen endet, in diesem Fall mit einer Frage („Was soll ich tun?“). Das sich daraufhin entwickelnde Klassengespräch stößt bald inhaltlich an seine Grenzen, da aufgrund mangelnder Informationen nicht zu beurteilen ist, welches die vermeintlich richtige Entscheidung sein könnte.

Dies wird genutzt, um zum Film überzuleiten, denn Vor- und Nachteile des Soldatenlebens werden dort anschaulich dargestellt. Zunächst wird jedoch Arbeitsblatt 1 ausgegeben, mit dessen Hilfe die gewonnenen Erkenntnisse fixiert werden.
Die Klasse erfüllt also während des Schauens des Films – und noch wenige Minuten danach – die Aufgabe (Arbeitsblatt 1), die dann kurz im Plenum kontrolliert und korrigiert wird. Danach tauschen sich die Schülerinnen und Schüler paarweise aus (gegebenenfalls in Dreiergruppen), um Karl einen Rat zu geben. Die Ergebnisse stellen sie in Form einer Dialog-Fortsetzung dar (Arbeitsblatt 2). Anschließend kann die Gelegenheit gegeben werden, einige Gespräche vorzulesen.

Männer in historischen Uniformen. (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Viele junge Männer gingen zum Militär

Am Schluss der Stunde stellt die Lehrkraft die vertiefenden Arbeitsblätter 3 bis 5 vor. Alle inhaltlichen Aspekte dieser Aufgaben werden im Film angerissen. Die Schülerinnen und Schüler können nun auswählen, ob sie sich mit den aus dem Französischen stammenden militärischen Begriffen (Arbeitsblatt 3), mit der idealen Festungsstadt (Arbeitsblatt 4) oder mit dem Schicksal des nach Amerika entsandten Soldaten Georg Flohr (Arbeitsblatt 5) befassen möchten. Oder mit zweien davon? Oder mit allen? ;- )

Mann mit Perücke schreibt in ein Buch. (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Bürgerliche machten als Beamte Karriere

Methodische Erläuterungen

Der anfangs gelesene Dialog hat hohen Aufforderungscharakter, da er mit einer offenen Frage endet. Gleichzeitig führt er zur zentralen Problemstellung dieser Geschichtsstunde: Wie sah das Soldatenleben in der Barockzeit aus? Das Gespräch sollte unbedingt von der Lehrkraft gelesen werden, damit gewährleistet ist, dass dies zügig und deutlich betont geschieht, um die Spannung in dieser Einstiegsphase klar aufzubauen. Jugendliche dieser Altersstufe tun sich gerade mit dem Vorlesen auch einfacher Sätze oft schwer.

Das Arbeitsblatt 1 ist so konzipiert, dass es rasch während des Films bearbeitet werden kann (Lückenwörter – Falschwörter). In der anschließenden Phase erhält die Klasse die Chance, erstmals eigene Empfehlungen auszusprechen. Da dies wegen fehlenden Wissens eher gefühlsmäßig geschieht, kann der Film als Informationsquelle legitimiert werden. Erst mit dem Gewinn neuer Kenntnisse kann die Urteilsbildung wirklich gefördert werden. Dies geschieht mithilfe der Dialogfortsetzung. Nachdem sich in Partnerarbeit (oder Kleingruppenarbeit) ausgetauscht wurde, werden die neuen Ratschläge der Klasse nun schriftlich festgehalten und möglicherweise vorgelesen. Die vertiefende Weiterarbeit am Thema findet dann individualisiert statt. Die Schülerinnen und Schüler können ihren eigenen Interessen nachgehen, indem sie aus den vorgestellten Themen und Aufgaben auswählen. Immer ein schülerorientierter Aspekt, um die Motivation aufrecht zu erhalten.

Alle Themen zum Schwerpunkt Das Barock-Experiment

Fürstenherrlichkeit

Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. war mit eindrucksvollem Beispiel vorangegangen und hatte sich in Versailles ein prachtvolles Schloss bauen lassen. Es sollte seinen absoluten Herrschaftsanspruch weithin sichtbar manifestieren. Die barocken Herrscher östlich des Rheins wollten ihm da nicht nachstehen und so bauten auch sie neue Residenzen im neuen Stil. Und das nicht zu knapp: So gab es zum Beispiel allein im Südwesten Deutschlands 250 selbstständige Territorien – Fürsten-, Herzogtümer und Grafschaften –, in denen das Barock seine Spuren hinterließ. Das Barock war auch eine Zeit des Aufbruchs nach den langen dunklen Jahren des verheerenden Dreißigjährigen Krieges. 1715 ließ der Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach den Grundstein für seine neue Residenz legen: Karlsruhe – ein prächtiges Schloss und eine neue Stadt, deren Straßen sich wie ein Fächer vom Schloss aus entspannten. Der Film gibt Einblicke in die barocke Stadtplanung, Architektur und Ingenieurskunst und geht dem barocken Ideal der „dressierten“ Natur nach. In Rekonstruktionen und Spielszenen vermittelt er auch das besondere Lebensgefühl an den absolutistischen Höfen.
Bei einem Experiment kommen wir dem Geheimnis des Stuckmarmors auf die Spur: Mit diesem „Scheinmarmor“ wollten Barockbaumeister die Natur nachempfinden, aber auch nach ihrem Geschmack „gestalten“.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

Himmelsbühnen für die Kirchen

„Den Himmel in die Kirche holen“ – so die Aufgabe, der sich Baumeister, Handwerker und Maler im Barock mit Ideenreichtum und großer Kunstfertigkeit hingaben. Aber wie gelangt das Licht des Himmels in die Kirche? Oder zumindest die Illusion davon? Diese Frage beantwortet der Film unter anderem in einem Experiment: Die Straßenmalerinnen Vanessa und Lydia Hitzfeld nutzen die im Barock so beliebte optische Täuschung („trompe l’œil“) für ihre Street-Art und zeigen, nach welchen Prinzipien sie funktioniert. Auf dem Vorplatz des barocken Klosters Bad Schussenried stellen sie sich ihrer Aufgabe: Sie sollen die fiktive Unterwelt des Klosters auf das Pflaster malen.
Die Kirchen und Klöster an der Oberschwäbischen Barockstraße – wie das Kloster Bad Schussenried – sind Inbegriff der Gegenreformation. Ganz bewusst setzten die Baumeister und ihre katholischen Auftraggeber auf Prunk und Reichtum im Kirchenraum – als Antithese zum Puritanismus der Reformatoren. Die prächtige Architektur mit ihren vielfältigen optischen Tricks sollte auch dazu beitragen, die Gläubigen in der katholischen Kirche zu halten oder Skeptiker zurückzugewinnen. Auch deshalb zeigten sich Bischöfe und kirchliche Würdenträger als spendable Mäzene der barocken Baukunst.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

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Thomas Schmid