Auge mit einer Kameralinse im Auge (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Auf dem Weg zum Cyborg? | Unterricht

Stand
Autor/in
Lucia Hefti


Themen
• Implantat
• Chip
• Körper

Fächer
• Technik
• Deutsch
• Religion/Ethik
• Naturwissenschaften
• Gemeinschaftskunde/Politik

Klassenstufen
• ab Klasse 8, alle Schularten

Porträt Neil Harbisson. (Foto: SWR/MDR – Screenshot aus der Sendung)
Der Komponist Neil Harbisson hört Farben mittels einer eingebauten Antenne Bild in Detailansicht öffnen
Bertold Meyer zeigt seine Hände. (Foto: SWR/MDR – Screenshot aus der Sendung)
Bertolt Meyer sieht sich nicht als Cyborg. Seine Handprothese ist medizinisch notwendig Bild in Detailansicht öffnen
Patrick Paumen auf einer Liege. (Foto: Luisa Wawrzinek)
Statussymbol: Patrick Paumen bekommt seinen zwölften Chip implantiert Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zu den Bildungsplänen

Der technische Fortschritt ermöglicht es Menschen, sich körperlich aufzurüsten. Neben den landläufig bekannten Prothesen und Implantaten, die aus medizinischer Sicht notwendig sind oder Beeinträchtigungen ausgleichen, entwickelte sich in den letzten Jahren eine neue Art technischer Aufrüstung. Diese Menschen nennen sich selbst Cyborgs und lassen sich Implantate einpflanzen, die ihr Leben erleichtern sollen, ohne dass diese eine medizinische Notwendigkeit darstellen. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Chips unter der Haut, die es dem Träger ermöglichen Türen zu öffnen, Passwörter zu speichern oder den Puls zu messen. Diese Art der Technologie ist sehr umstritten, weil sie neben zahlreichen lebenserleichternden Maßnahmen auch ungeahnte Risiken birgt.

Bildungspläne fordern explizit, Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass sie den Herausforderungen und Anforderungen einer technisch entwickelten Welt selbstbewusst begegnen können. Dazu gehört auch die kritische Betrachtung technischer Produkte in Hinblick auf Herstellung, Verwendung und Risiken. Hierdurch entstehen wesentliche Voraussetzungen für die persönliche Lebensgestaltung in technisch geprägten Lebenssituationen, die zwangsläufig in einen gesellschaftlichen Kontext eingebettet sind. Ziel soll es sein, technische Innovationen kritisch zu beleuchten und bestehende Meinungen zu reflektieren, um auf zukünftige Problemlagen souverän reagieren zu können. Vielerorts wird in Bildungsplänen die Forderung nach einem differenzierten Unterricht laut, wozu folgender Unterricht einen Beitrag leistet, in dem verschiedene Unterrichtsphasen Wahlmöglichkeiten der Aufgabenstellung bereithalten.

Die Sendung „Auf dem Weg zum Cyborg“ kann im Einsatz ab Klasse 8 Schülern Einblicke in aktuelle Möglichkeiten technischer Aufrüstung des menschlichen Körpers bieten. Anhand von Interviews mit Menschen, die diesen technischen Fortschritt aus unterschiedlichen Beweggründen bereits nutzen, wird das Thema lebensnah aufbereitet und bietet Raum zum Weiterdenken. Gleichwohl blickt der Film auch hinter die Kulissen des technischen Fortschrittes, indem kritische Meinungen aufgezeigt werden, die das weite Feld möglicher Risiken beleuchten.

Fächerbezogen lässt sich der Film vielerorts und übergreifend einsetzen.

Im Fach Technik beispielsweise unter dem Aspekt der Erkenntnisgewinnung technischer Möglichkeiten sowie dem persönlichen Umgang mit innovativen Technologien, die das tägliche Leben beeinflussen können.

Auch das Fach Deutsch bietet Möglichkeiten des Einsatzes im Bereich der dialektischen Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen, die in vielen Schreibprozessen wie Erörterung und Kompendium gefordert werden.

In den Fächern Religion und Ethik kann ein Einsatz unter den Aspekten des Humanitätsgedankens, moralischen Fortschritts und der Toleranz stattfinden.

In Politik, Gesellschafts- und Gemeinschaftskunde wiederum beleuchtet der Film die Bereiche „Leben in demokratischen Gemeinschaften mit Schutz der eigenen Person“ und „gesellschaftliche Einflüsse auf das Leben Einzelner“. Letztlich ist auch ein Einsatz in naturwissenschaftlichen Fächern unter den Aspekten „Robotik“, „Prothetik“ und „Bionik“ möglich.

Porträt Lucia. (Foto: SWR/MDR – Screenshot aus der Sendung)
Schneiderin Lucia lässt sich einen Magneten einpflanzen – als eine Art Nadelkissen

Methodisch-didaktische Hinweise

Ziel des folgenden Unterrichts ist es, Schülern Ausschnitte technologischen Fortschritts in Bezug auf die Aufrüstung des menschlichen Körpers aufzuzeigen. Des Weiteren sollen verschiedene Profile von Akteuren im Film analysiert werden, um Unterschiede in Notwendigkeit, Nutzung und Handhabung technischer Aufrüstung zu erkennen. Dadurch entsteht eine kritische Distanz zu technischen Innovationen, die in einem weiteren Schritt durch Pro- und Contra-Argumente gestärkt wird. Hierbei sollen die Schüler eine dialektische Haltung aufbauen, die Chancen und Risiken gleichermaßen betrachtet, um diese kritisch abzuwägen. Wichtig erscheint in der darauffolgenden Phase, die nun erworbene Haltung zu erproben, indem eine kritische Auseinandersetzung folgt. Daraus ergibt sich eine Bandbreite möglichen Kompetenzerwerbs in den Bereichen sozialer, personaler, methodischer und fachlicher Kompetenzen.

Unterrichtsverlauf

Aufgrund der Filmlänge (30 Minuten) empfiehlt sich der Einsatz in einer Doppelstunde. Gleichwohl kann der folgende Unterrichtsverlauf auch auf zwei einzelne Stunden verteilt werden.

Der Einstieg erfolgt über einen visuellen Impuls, indem Bilder vom „Terminator“ und von „Ironman“ gezeigt werden. Die Lehrperson stellt daraufhin die Frage, was diese beiden Figuren gemeinsam haben. Da die Figuren den meisten Schülern bekannt sind, darf davon ausgegangen werden, dass zügig die Antwort „halb Mensch/halb Maschine“ genannt wird. Wichtig ist, dass die Lehrperson in diesem Zusammenhang den Begriff „Cyborg“ nennt, da dies die aktuelle Bezeichnung jener Personen ist und auch der folgende Film diesen Begriff häufig nutzt.

Um eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema anzubahnen, dürfen die Schüler in Partnerarbeit ihren eigenen Cyborg konstruieren (Arbeitsblatt 1). Dadurch soll Motivation und ein unvoreingenommenes Gefühl für Möglichkeiten des technischen Fortschritts am Menschen entstehen. Zur Sicherung können die einzelnen Werke im Klassenzimmer ausgestellt und in einem „Gallery Walk“ betrachtet werden.

Zur Wissens- und Erkenntniserweiterung wird die Sendung gezeigt. Parallel zum Film arbeiten die Schüler die Profile der Hauptakteure heraus (Arbeitsblatt 2) und notieren die im Film genannten Vor- und Nachteile technischer Aufrüstung (Arbeitsblatt 3).

Es ist ein Auge zu sehen, bei dem die Pupille durch eine Kameralinse ersetzt ist. (Foto: SWR/MDR – Screenshot aus der Sendung)
Ideen für die Erweiterung der eigenen Fähigkeiten gibt es zahllose

Nach Beenden der Filmsichtung empfiehlt es sich, die Profile der Hauptakteure kurz zu vergleichen, damit deutlich wird, inwiefern die Personen die technische Aufrüstung nutzen. Hierbei soll der Unterschied zwischen einer medizinischen Notwendigkeit und dem privaten und ästhetischen Gebrauch klar werden.

Um eine Vertiefung des Themas anzubahnen, folgt eine kritische Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken technischer Aufrüstung. Dazu kann entweder eine Pro-Contra-Diskussion zwischen den Schülern entstehen (Arbeitsblatt 4 – Wahlaufgabe 1) oder aber eine Stellungnahme zu verschiedenen Aussagen stattfinden (Arbeitsblatt 5 – Wahlaufgabe 2). Die Schüler lernen dadurch eine Vielzahl an Meinungen kennen, zu denen sie kritisch Stellung nehmen müssen, was die persönliche Meinungsbildung bestärkt.

Zum Abschluss des Unterrichts und zur vertiefenden Auseinandersetzung wird den Schülern eine Hausaufgabe gegeben. Hier können sie entweder zwei Menschen zum Stundenthema befragen, wobei ein Interview-Dialog entstehen soll, der die Meinungen anderer aufnimmt. (Arbeitsblatt 6 – Hausaufgabe – Wahlaufgabe 1). Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer Umfrage, die zehn Menschen aus dem Umfeld der Schüler abstimmen lässt, was man von technischer Aufrüstung des menschlichen Körpers halte (Arbeitsblatt 7 - Hausaufgabe – Wahlaufgabe 2). Die dritte Wahlaufgabe lädt zur Recherche eines berühmten Physikers ein, der die technische Aufrüstung des menschlichen Körpers auf besondere Weise nutzt. Die Schüler sollen sich bei dieser Aufgabe informieren und eine weitere Form des Nutzens technischer Aufrüstung kennenlernen. (Arbeitsblatt 8 – Hausaufgabe – Wahlaufgabe 3). Alle drei Aufgaben dienen der Akzeptanzbildung anderer Meinungen, bieten den Schülern ein breites Spektrum an weiteren Sichtweisen und fördern somit die Demokratisierungsfähigkeit.

Tabellarischer Unterrichtsverlauf
PhaseInhaltSozialformMedien
EinstiegBildimpuls: Was haben diese Figuren gemeinsam?
Antwort: Halb Mensch/ halb Maschine → Cyborgs
PlenumBilder: Terminator, Ironman
HinführungSchüler konstruieren einen eigenen CyborgPartnerarbeitArbeitsblatt 1
Erarbeitung- Ankündigung Film
- Austeilen der Arbeitsblätter 2 und 3
- Film: Cyborgs
EinzelarbeitArbeitsblatt 2 Arbeitsblatt 3
Sicherung I- Besprechung des Arbeitsblattes 2
- Herausarbeitung der unterschiedlichen Nutzungsformen von technischer Aufrüstung am menschlichen Körper.
Plenum
Sicherung II- Pro-Contra- Diskussion zum Thema „technische Aufrüstung“ (Wahlaufgabe 1)
- Stellungnahme zu Pro-Contra-Aussagen (Wahlaufgabe 2)
Gruppenaufgabe


Einzelaufgabe
Arbeitsblatt 4


Arbeitsblatt 5
Transfer (Hausaufgabe)- Interview - Umfrage - Recherche Stephen HawkingEinzelarbeitArbeitsblatt 6 Arbeitsblatt 7 Arbeitsblatt 8
Stand
Autor/in
Lucia Hefti