Die meisten Völker haben bestimmte Riten und Angewohnheiten
des Waschens entwickelt. Oft ging es darum, "rein"
in einem spirituellen Sinn zu sein, was man auch äußerlich
mit Waschritualen deutlich machen wollte.
Seife spielte dabei zunächst keine Rolle. Gallier
und Germanen stellten Seife her, verwendeten sie aber
nur als Haargel und - versetzt mit Farbstoff - als Färbemittel.
Die Römer setzten Seife als Medikament und Kosmetikum
ein, und erst im zweiten Jahrhundert nach Christus erkannten
sie deren Waschwirkung. Seife war so teuer, dass sie ausschließlich
für die Körperpflege verwendet wurde, nicht
jedoch zum Reinigen von Kleidung oder Gegenständen.
Nach dem Untergang des römischen Reiches verschwanden
neben der römischen Badekultur alle Mittel zur Körperpflege
aus Europa. Erst nachdem die Kreuzfahrer Kosmetika und
Parfüm von ihren Feldzügen im Orient mitbrachten,
fand auch die Seife wieder Freunde in Europa.
Im Mittelalter war die Seifenherstellung ein Geschäft,
an dem sich immer mehr Händler beteiligten, da dieses
Luxusprodukt stark begehrt war und sich viel Geld damit
verdienen ließ. Doch es war nur wenigen Reichen
vorbehalten. 1549 löste eine Schachtel mit Seife,
die der Prinzessin von Jülich überreicht wurde,
eine Sensation aus. Überliefert ist auch das Begleitschreiben
zu einem Stück Seife aus Italien, das 1672 der Gräfin
von Schleinitz geschickt wurde - es war eine Gebrauchsanleitung.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts konnte Seife in größeren
Mengen und kostengünstig hergestellt werden, da es
nun möglich war, den Grundstoff Soda einfach zu produzieren.
Zu dieser Zeit setzte sie sich in der breiten Bevölkerung
durch. Viele Menschen konnten sich aber immer noch keine
Seife leisten, weder für die Körperpflege noch
zum Kleiderwaschen.
Im 19. Jahrhundert schrieb der Chemiker Justus Liebig,
der Wohlstand eines Landes lasse sich an seinem Seifenverbrauch
ablesen. In dieser Zeit entstanden öffentliche Brausebäder
für die unteren Bevölkerungsschichten. Das Motto
war "Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad!"
Die persönliche Hygiene wurde nun als gesundheitsfördernd
offiziell unterstützt.
Heute werden weltweit knapp 9 Millionen Tonnen Seife produziert.
Deutschland verbraucht davon über 120.000 Tonnen,
bei konstantem Verbrauch. Andere Tenside dagegen werden
immer häufiger eingesetzt.