Das
Kleben ist wohl eine der ältesten Kulturtechniken
der Menschheit. Bereits in der jüngeren Steinzeit
(ca. 8000 v.Chr.) bedienten sich die Menschen der
natürlichen Klebstoffe. Speerspitzen und Beilschneiden
etwa wurden mit Birkenharz verklebt. Dieses musste
dazu mit einer heißen Klinge verstrichen werden,
war also der erste Schmelz-Klebstoff. So fand man
auch beim berühmten "Ötzi" ein
Beil, dessen Klinge mit Birkenpech und Lederstreifen
befestigt war.
Die Sumerer werden als die ältesten bewussten
Klebstoffhersteller und -anwender gesehen. Sie kochten
bereits 4000 Jahre v. Chr. aus Tierhäuten eine
Art Leim aus, den sie beim Bau ihrer Häuser und
Tempel und sogar zur Herstellung von festem Straßenbelag
nutzten. Auch Tierblut, Eiweiße, verschiedene
Pflanzenharze oder Naturasphalt wurden in der Bauwirtschaft
als Klebstoffe verwendet.
 
Baumharze
und Eiweiße gehörten zu den früh entdeckten
Klebern.
Auch heute noch rühren Künstler ihre Temperafarben
mit Eiern als Bindemittel an. © dpa
Ein
Zeugnis der frühgeschichtlichen Leimherstellung
findet man in Ägypten. Eine Wandmalerei, die
auf 1500 v.Chr. datiert wird, zeigt eindeutig Männer
bei der Leimverarbeitung und auch eine Skulptur, die
in einem Grab gefunden wurde, zeigt einen Mann mit
Leimtiegel, Leim und Pinsel.
Aus verschiedenen Literaturquellen geht hervor, dass
die Ägypter verschiedene Leimsorten für
unterschiedliche Anwendungsbereiche kannten. Caseinleim
etwa fand Verwendung in der Holzverarbeitung und auch
Glutin, Blutalbumin, Zucker und Stärke wurden
aufgrund ihrer Klebewirkung verwendet.
Die in Ägypten entwickelte Kunst des Leimsiedens
wurde später von den Römern und Griechen
übernommen. Der Leimsieder war in Griechenland
ein eigenständiger Beruf. Der "Kellopsos"
war der erste Profi in Sachen Klebstoffe.
Ein um 1886 in Breslau gefundenes Eichenholzkästchen
aus der Römerzeit zeigt eindrucksvoll, dass die
Menschen schon damals "Superkleber" hatten.
Auf seinen Deckel waren fünf Münzen aufgeklebt,
von denen nach zwei Jahrtausenden immer noch vier
Stück unverrückbar haften. Vermutlich bestand
der Kleber aus einer Mischung von Eiweiß und
Kalk.
Die Römer erweiterten das Sortiment der Leime
noch um den Fischleim, der durch das Auskochen von
Fischresten gewonnen wurde. Ein ganz spezieller Fischleim
diente seit dieser Zeit bis in die jüngste Vergangenheit
den Goldschmieden zum Aufbringen von Edelsteinen auf
Schmuckstücke. Der sogenannte Hausenblasenleim
wurde aus den Schwimmblasen einer besonderen Fischart
gewonnen, einer Störart, die nur im Kaspischen
und Schwarzen Meer zu finden ist.
Im Mittelalter stagniert die Entwicklung der Klebstoffe
erst einmal nahezu auf dem Stand des 1. Jahrhunderts
n. Chr.. Aus diesem Zeitraum sind keine Zeugnisse
neuer Verleimtechniken bekannt. Nur vom damals schon
hochentwickelten Volk der Azteken weiß man,
dass sie Mitte des 14. Jahrhunderts Tierblut in ihren
Zement mischten, um so die heute noch eindruckvollen
flachen oder elliptischen Bogenkonstruktionen ihrer
Tempel realisieren zu können. Diese sind auch
heute noch erhalten und legen Zeugnis von der Qualität
des Bindemittels ab.
Erst im Spätmittelalter kam wieder Schwung in
die Klebstoffentwicklung. Johannes Gutenberg trug
dazu wesentlich mit der Erfindung der beweglichen
Lettern im Buchdruckergewerbe bei, denn durch die
Möglichkeit der "Massenfertigung" von
Literatur benötigte das Buchbindergewerbe gezwungenermaßen
neue und spezielle Leime.
Auch durch das Wiederaufleben der Furniertechnik in
der Holzverarbeitung, das heißt dem Aufbringen
von dünnen Edelholzschichten auf gewöhnliches
billiges Holz, entstand ein Bedarf an geeigneten Leimen.
So wurde im Jahre 1690 in Holland die erste handwerkliche
Leimfabrik gegründet. Das erste Patent auf einen
speziellen Tischlerleim wurde 1754 in England ausgestellt.
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